Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Philosophisches zum Nachdenken
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Scrypton
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#191 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Scrypton » Di 12. Nov 2019, 16:10

closs hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 15:54
Andreas hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 15:00
Weil du den Wirklichkeitscheck um das festzustellen halt nicht machen kannst, ist "authentisch" ein leerer, sinnloser Begriff.
Nein
Doch.

closs hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 15:54
wenn unsere Vorannahme richtig ist, dass es Jesus gibt, ist es entscheidend, ob das, was wir über ihn sagen, authentisch ist oder nicht.
Diese Aussage ist auch dann noch zutreffend, wenn du den Namen "Jesus" durch "Pumuckl" tauscht.
Merkste was?

closs hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 15:54
Die Aussagen "Jesus ist Gott" und "Andreas ist Gott" sind da schon unterscheidbar.
Ja; und zwar inhaltlich dass da unterschiedliche Namen/Bezeichnungen eingesetzt werden.
Substanziell aber nicht. Selbst in einer fiktiven Kopfkino-Welt, in der wir weiterhin nichts von der Existenz eines Gottes wissen... ist beides gleich wahrscheinlich. Der eine Quark kann nicht besser oder schlechter "begründet" werden als der andere.

Anton B.
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#192 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Anton B. » Di 12. Nov 2019, 16:31

lovetrail hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 12:29
Kann mir mal jemand von den Closs-Gegnern erklären inwiefern die Diskussion hier nichts weiter ist also eine komplizierte Auflage von: Gibt es mehr zwischen Himmel und Erde als die Wissenschaft abhandelt?

Sicher ist das eine wichtige Frage, vermutlich die Kernfrage, die dieses Forum am Laufen hält. Noch einfacher:
Gibt es eine Welt jenseits der sichtbaren/messbaren, oder nicht? Gibt es Gott?
Es ist eine "komplizierte Auflage", wenn sich diese Frage an "Positions-Naturalisten" im engen Sinne richtet.

An Wissenschaft adressiert, ist die Frage sinnlos. Denn selbst, wenn die Wissenschaft an Phänomenen "alles abhandeln" würde, beansprucht sie kein Wissen, was wirklich, mit oder ohne Wildschweine, der Fall im closs'schen Sinne ist.

Er stülpt sein "was wirklich der Fall sensu closs ist", als Maß über alles. Ein allerdings insofern zweifelhaftes Maß, weil es vorgaukelt, was es nicht halten kann. closs selber kann den Vorgang des Messens nicht darstellen. Im Gegensatz zur vorsichtigen Wissenschaft, die die Identität unserer Beobachtungswelt mit einem "was wirklich hinter den Beobachtungen der Fall ist" (= closs'sches was-der-Fall-ist-Konzept) nicht vernünftig begründen kann, also dieses Vermögen deshalb für sich gar nicht proklamiert.

Wenn der closs aber wenigstens zugeben würde, sein Konstrukt wäre seine Meinung eine Position, dann wäre alles aufgelöst. Das kann er aber nicht. Stattdessen sucht er immer neue Begründungen, wie sein Reich der Wildschweine, mit oder ohne denselben, in Relation mit Wissen gebracht werden kann.

So kann neuerdings die Existenz im Sinne des Wildschweinsatzes, also mit oder ohne Wildschweine, doch vernünftig begründet werden: Weil nämlich ein Teil der Vernunft eben die nicht-anthropogene Vernunft wäre. Und weil die "anthropozentrisch" nicht verfügbar ist, sie aber doch Teil der Vernunft im Wissensbegriff sei, könne man nicht wirklich wissen und das, was wir Wissen nennen, basiere daher auf Glaube.

clossens Argumentation beruht darauf, schon Definitionen, die ja nichts beweisen oder nichts "nicht"-beweisen sollen, sondern für Zwecke der Kommunikation inhaltlich stabile Worthülsen bereitstellen sollen, umzudefinieren. Das ist methodisch völlig vermurkst und richtet in Diskussionen nur ein heilloses Durcheinander an.

Also das muss man wirklich nicht gutheißen. Und steht auch in Konflikt mit dem vertretenen philosophischen Anspruch. Und das wird hier thematisiert.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#193 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von lovetrail » Di 12. Nov 2019, 16:37

Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31


An Wissenschaft adressiert, ist die Frage sinnlos. Denn selbst, wenn die Wissenschaft an Phänomenen "alles abhandeln" würde, beansprucht sie kein Wissen, was wirklich, mit oder ohne Wildschweine, der Fall im closs'schen Sinne ist.

Wenn ich da gleich einhaken darf: Ist denn die Frage überhaupt an die Wissenschaft adressiert? Ich denke closs und auch andere Christen adressieren einfach an Menschen bzw an deren Wahrnehmung.

LG
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#194 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Anton B. » Di 12. Nov 2019, 19:09

lovetrail hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:37
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31
An Wissenschaft adressiert, ist die Frage sinnlos. Denn selbst, wenn die Wissenschaft an Phänomenen "alles abhandeln" würde, beansprucht sie kein Wissen, was wirklich, mit oder ohne Wildschweine, der Fall im closs'schen Sinne ist.

Wenn ich da gleich einhaken darf: Ist denn die Frage überhaupt an die Wissenschaft adressiert? Ich denke closs und auch andere Christen adressieren einfach an Menschen bzw an deren Wahrnehmung.
clossens ontologische Konstruktionen, seine Theorie- und Begriffsbildungen, seine Essays zu "Was kann der Mensch wissen" und seine Positionsbestimmung von Wissen zu Glauben, die Verweise auf Heidegger und Co., der bewusst gesuchte Kontext zur Philosophie, adressieren sich an den "gemeinen" Menschen und Christen?
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#195 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von closs » Di 12. Nov 2019, 19:55

Scrypton hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:10
Diese Aussage ist auch dann noch zutreffend, wenn du den Namen "Jesus" durch "Pumuckl" tauscht.
Merkste was?
Richtig. - Und wenn es pumuckl nicht gibt, kann keine Aussage zutreffend sein - merkste was?
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31
closs selber kann den Vorgang des Messens nicht darstellen.
Dann ist "Maßstab" das falsche Wort. - "Das, was ist" ist entscheidend, ob ein Ergebnis über es richtig oder falsch ist - besser? - Wenn alle zuständigen Wissenschaften zum ERgebnis kämen, dass Jesus sich im Fall x irrte, UND dies würde Jesus vorgelegt werden (Voraussetzung: Es gibt ihn), würde ER entscheiden, ob dieses Ergebnis richtig ist. - Es wäre dann NICHT so, dass sich Jesus rückwirkend irren würde, obwohl er sich nicht geirrt hätte, nur weil die Wissenschaft sagt, dass er sich irrte.
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31
Im Gegensatz zur vorsichtigen Wissenschaft, die die Identität unserer Beobachtungswelt mit einem "was wirklich hinter den Beobachtungen der Fall ist" (= closs'sches was-der-Fall-ist-Konzept) nicht vernünftig begründen kann, also dieses Vermögen deshalb für sich gar nicht proklamiert.
Ist die Aussage "Wenn alle zuständigen Wissenschaften zum ERgebnis kämen, dass Jesus sich im Fall x irrte, UND dies würde Jesus vorgelegt werden (Voraussetzung: Es gibt ihn), würde ER entscheiden, ob dieses Ergebnis richtig ist. - Es wäre dann NICHT so, dass sich Jesus rückwirkend irren würde, obwohl er sich nicht geirrt hätte, nur weil die Wissenschaft sagt, dass er sich irrte" etwa NICHT vernünftig?
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31
Wenn der closs aber wenigstens zugeben würde, sein Konstrukt wäre seine Meinung eine Position, dann wäre alles aufgelöst.
Wenn es eine Meinung ist, dann die, dass sich Jesus rückwirkend irren würde, obwohl er sich nicht geirrt hätte, nur weil die Wissenschaft sagt, dass er sich irrte" etwa NICHT vernünftig. - Eine andere Meinung könnte sein, dass die Wissenschaft erwirken kann, dass sich ein Geschehenes rückwirkend ändert - dies halte ich für ausgeschlossen.
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31
So kann neuerdings die Existenz im Sinne des Wildschweinsatzes, also mit oder ohne Wildschweine, doch vernünftig begründet werden: Weil nämlich ein Teil der Vernunft eben die nicht-anthropogene Vernunft wäre. Und weil die "anthropozentrisch" nicht verfügbar ist, sie aber doch Teil der Vernunft im Wissensbegriff sei, könne man nicht wirklich wissen und das, was wir Wissen nennen, basiere daher auf Glaube.
Bis auf "sie aber doch Teil der Vernunft im Wissensbegriff sei" würde ich zustimmen. - Die Einschränkung deshalb, weil dies NICHT richtig ist, wenn man "Wissen" im Sinne der Wissenschaft definiert, in der ja "Wissen" nur anthropogen-vernünftig sein kann.
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 16:31
clossens Argumentation beruht darauf, schon Definitionen, die ja nichts beweisen oder nichts "nicht"-beweisen sollen, sondern für Zwecke der Kommunikation inhaltlich stabile Worthülsen bereitstellen sollen, umzudefinieren. Das ist methodisch völlig vermurkst
Welche Definitionen wären das? --- Wie auch immer: "Methodisch" im Sinne der Wissenschaft wäre das natürlich "vermurkst", weil es ja ontisch und nicht wissenschaftlich gemeint ist.
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 19:09
adressieren sich an den "gemeinen" Menschen und Christen
Schon auch an Wissenschaftler. - Denn es soll doch gerade bei den Wissenschaftlern rüberkommen, dass wissenschaftliche Ergebnisse nicht automatisch ontische ERgebnisse ("Wie es wirklich war") sind. --- Dieser Hinweis scheint deshalb angebracht zu sein, weil es Wissenschafts-Vertreter gibt, die Aussagen wie "Jesus irrte" als Faktum bezeichnen, also einen Transfer von methodischem Wissen in gewesene Realität im Verhältnis 1 : 1 machen.






 

Claymore
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#196 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Claymore » Di 12. Nov 2019, 22:06

lovetrail hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 12:29
Kann mir mal jemand von den Closs-Gegnern erklären inwiefern die Diskussion hier nichts weiter ist also eine komplizierte Auflage von: Gibt es mehr zwischen Himmel und Erde als die Wissenschaft abhandelt?

Sicher ist das eine wichtige Frage, vermutlich die Kernfrage, die dieses Forum am Laufen hält. Noch einfacher:
Gibt es eine Welt jenseits der sichtbaren/messbaren, oder nicht? Gibt es Gott?

Aber warum diese unglaubliche Verkomplizierung dieser Frage? Und warum diese Raserei? Kann man sich das nicht nüchtern und klar ansehen?
Die Details machen allerdings den Unterschied aus. Erstmal die Taktiken. Wie z. B. anstatt ehrlich seinen Standpunkt zu vertreten und die Aufklärung abzulehnen oder zu kritisieren (vom Temple de la Raison bis zum Revolutionskalender bietet sie schon amüsante Angriffsflächen), sie stattdessen (sowohl das Wort “Aufklärung” als auch die geistige Reformbewegung dahinter) umzuinterpretieren und vereinnahmen zu wollen.

Es ist einfach schon unter dem Aspekt der Geistesgeschichte eine Katastrophe, die katholische Fundamental-Theologie als aufgeklärt hinstellen zu wollen. Wenn Worte noch irgendetwas bedeuten sollen, dann ist die Aufklärung doch mit einer Kritik an Autoritäten, Gewohnheiten und Traditionen assoziiert – bei gleichzeitigem Optimismus, dass die menschliche Vernunft an deren Stelle den Platz als universelle Urteilsinstanz einnehmen kann.

Es ist nicht verwunderlich, dass daher Descartes’s Schriften auf dem Index Librorum Prohibitorum landeten und umgekehrt im 18. Jh. die katholische Kirche unerbittlichem Spott und Attacken der Aufklärer ausgesetzt war.

Es ist zwar völlig richtig, dass die Aufklärung nicht atheistisch oder auch nur anti-christlich war. Descartes, Leibniz und Kant (auch auf dem Index) waren alle Theisten. Aber anti-katholisch war sie es nun mal, allein schon durch die eindeutige, kompromisslose Ablehnung der Scholastik, von Descartes an – was fast den Übergang der Renaissance-Philosophie (die ein komplexes Verhältnis zur Scholastik hatte) zur Aufklärung definiert.

Wenn der Papst von der Kathedra in der Lateranbasilika formal eine Glaubensüberzeugung zum Dogma erklärt, dann muss der fromme Katholik ihn hier als unfehlbare Autorität akzeptieren. Das kann man so gut und richtig finden, und dann können wir darüber diskutieren, ob das so gut und richtig ist. Aber wenn man das ganze als “aufgeklärt” bezeichnet, dann ist bereits unwiderruflich der “polemische Wurm” in der Diskussion.

Dazu kommt die grob verzerrende Wiedergabe und haarsträubende Uminterpretation von großen Denkern und das Falschverstehen grundlegendster geisteswissenschaftlicher Verfahren und Begriffe.

Für mich als Geisteswissenschaftler, d. h. als Kulturwissenschaftler, ist das geisteswissenschaftliche Niveau mit dem closs hier diese Diskussion betreibt – was (zumindest für mich) viel einfacher festzustellen ist als das rein philosophische Niveau – so extrem niedrig, dass, kombiniert mit seiner totalen Uneinsichtigkeit, eine nüchterne Behandlung der Frage nur mit übermenschlicher Selbstdisziplin möglich wäre.

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#197 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von lovetrail » Di 12. Nov 2019, 22:20

Also closs redet die meiste Zeit gar nicht als Katholik, finde ich. Und dass er manche Begriffe anders versteht oder gar für seine Sichtweise entwendet, kann man ihm - im Sinne eines guten diskursiven Miteinander - schon gestatten, finde ich.

Wir sind ja hier nicht auf einem Uni-Seminar. Es geht primär darum, Standpunkte halbwegs verständlich mitzuteilen.

Ich hab eher den Eindruck, dass die "Berufswissenschaftler" hier zu ungeschmeidig sind.

Schließlich lesen hier auch viele Laien mit. Der christliche Glaube ist ja für alle Menschen gedacht, nicht nur für die Gebildeten.

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#198 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Anton B. » Di 12. Nov 2019, 22:34

lovetrail hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 22:20
Also closs redet die meiste Zeit gar nicht als Katholik, finde ich. Und dass er manche Begriffe anders versteht oder gar für seine Sichtweise entwendet, kann man ihm - im Sinne eines guten diskursiven Miteinander - schon gestatten, finde ich.
Nö, kann man ihm nicht nur im Sinne eines guten Diskurses, sondern um des Diskurses an sich nicht gestatten.

Meine Meinung ist so ganz nebenbei auch: Hätte der closs Termini nicht sogar in der Diskussion dynamisch umdefiniert, oder auf einmal Bedeutungen aus ganz anderen Kontexten gezogen oder Nebelkerzen in Form immer neuer Benennungen für Ausdrücke, die als unfruchtbar erkannt wurden, eingeführt, wäre der Diskurs in diesem Volumen erst gar nicht entstanden.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#199 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Claymore » Di 12. Nov 2019, 22:51

lovetrail hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 22:20
Wir sind ja hier nicht auf einem Uni-Seminar. Es geht primär darum, Standpunkte halbwegs verständlich mitzuteilen.
Dann zieh dir die Kurzfassung meiner letzten Diskussion mit ihm rein:
  1. Claymore: Das Ontische wie definiert (“unfassbar und unbegreifbar”) ist für uns bedeutungslos es kann selbst bei den intelligentesten und wahrheitsliebendsten Menschen nicht erwirken, falsche Überzeugungen fallen zu lassen. Es ist ein chaotisches Nicht-Konzept, nur mehr eine dunkle Ahnung aller erdenklichen und un-erdenklichen Möglichkeiten.
  2. closs: Falsch, “natürlich dürfen wir davon ausgehen, dass unsere Wahrnehmungs-Mittel wirksam sind, uns an Wahrheit anzunähern”.
  3. Claymore: Warum?
  4. closs:
    1. Glaubensentscheid [früher immer: Gott ist kein Betrüger]
    2. Naturwissenschaft kann experimentell überprüfen.
  5. Claymore:
    1. Wenn man den Glaubensentscheid darauf beschränkt, dass nur Überzeugungen, die direkt durch konkrete Sinnes-Wahrnehmungen gerechtfertigt sind, als unbezweifelbar gelten dürfen, folgt daraus ein sehr, sehr tiefgreifender Skeptizismus. Denn jede Form der Verallgemeinerung (Induktion), Anwendung elementarster Logik oder Feststellen von Kausalverbindungen ist damit in Frage gestellt.
    2. Nicht jede Naturwissenschaft verwendet Experimente.
  6. Closs:
    1. closs hat inzwischen endlich den Fragenkatalog beantwortet. Hier geht der Glaubensentscheid auf einmal teilweise über “wir dürfen unseren Sinnes-Wahrnehmungen vertrauen” hinaus (Skeptizismus gegenüber “Morgen geht die Sonne im Osten aus” soll den Glaubensentscheid nicht überleben).
    2. Vorwurf ich wollte vom Verständnis-Kern wegführen.
  7. Claymore:
      1. Da lässt sich kein roter Faden erkennen.
      2. Bei der Sonne ist Induktion okay, bei den weißen Schwänen nicht?
      3. Jetzt widerspricht die Lösung sogar den Lehren der abrahamitischen Religionen (Wunder durch Gott).
      4. Es gibt keinen Grund nicht auch die Existenz Gottes anzuzweifeln.
      5. Eine Lösung des Dilemmas, die für weite Teile der Weltbevölkerung, also Nicht-Monotheisten (oder wollen wir die als abnorm abstempeln?), keine Lösung ist, ist mehr als unbefriedigend.
    1. Beispiele für Naturwissenschaften ohne Experimente.
  8. Closs:
      1. Verweis auf den Anfang des Posts. Da steht: man vereinbart (!) es einfach.
      2. Das ist ein Grenzfall. Müsste man genau definieren.
      3. Müsste man genau definieren. Haar-in-der-Suppe-Vorwurf.
      4. Glaubensentscheid muss nicht religiös sein. In dem Fall muss man sich andere Vorannahmen (?!) suchen wie: “nur das, was wissenschaftlich nachweisbar ist, ist Kriterium für das, was wirklich der Fall ist/war.”
      5. Der Nicht-Monotheist als Abnormalität ist “eine gut begründbare, aber - wie üblich - nicht falsifizierbare/s Vorannahme/Vorverständnis.”
    1. Dann treten an die Stelle von Experimenten Vereinbarungen (!).

    Nun gilt auf einmal “Glaubensentscheid” = “Vorannahmen” / “Vereinbarungen”. Damit wir nicht in der “Wissens-Anarchie” landen muss aber gelten: es gibt Kriterien um vernünftige Vorannahmen von den Murx-Vorannahmen zu unterscheiden. Closs gab mal als Kriterium: bei längerer Verwendung erkennt man keine Inkohärenz (oder eher “Inkonsistenz”).

    Es soll aber doch gerade nichts inkonsistent/inkohärent am cartesischen Szenario mit dem genius malignus sein!

    Wir sind wieder ganz am Anfang. :thumbdown:

    Derartiges Herumeiern und Ausweichen ist alles andere als schön. Die tendenziöse Umdefinition von Begriffen ist dann aber das, was wohl das Gefühl des Manipuliert-werdens erzeugt.

    • Ist es nur Herumeiern und Ausweichen kann man einen verwirrten, aber ehrlichen Sucher annehmen.
    • Ist es nur das Begriffe tendenziös umdefinieren, kann man jemanden annehmen, der in groben Zügen konsistent und interessant argumentiert aber den Extra-Schuss Rhetorik nicht lassen kann.

    Einzeln akzeptabel, in Kombination (für mich) nicht mehr. Und dazu kommt noch, dass closs on-the-fly die Begriffe umdefiniert.

    Frag dich auch mal, was obige Diskussion mit “Gibt es mehr zwischen Himmel und Erde als die Wissenschaft abhandelt?” zu tun hat. Ich würde sagen: nicht viel. Es geht um das viel radikalere “Kann ich mir eine Erkenntnistheorie zusammenbasteln, die mich gegen alle Einwände immun macht?”

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#200 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von closs » Di 12. Nov 2019, 23:15

Claymore hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 22:06

Es ist einfach schon unter dem Aspekt der Geistesgeschichte eine Katastrophe, die katholische Fundamental-Theologie als aufgeklärt hinstellen zu wollen.
Oje - geistesgeschichtlich wäre das wirklich falsch. ---- Aber Dein ganzer Post sagt mir, dass wir auf komplett unterschiedlichen Wegen unterwegs sind. --- Da ist so gut wie nichts, was ich in dem, was ich sage und meine, wiedererkennen würde.
Anton B. hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 22:34
Hätte der closs Termini nicht sogar in der Diskussion dynamisch umdefiniert, oder auf einmal Bedeutungen aus ganz anderen Kontexten gezogen oder Nebelkerzen in Form immer neuer Benennungen für Ausdrücke, die als unfruchtbar erkannt wurden, eingeführt
Es gibt Inhalte, zu denen man Worte braucht, die zur Zeit nicht vorhanden oder anders besetzt sind. - Mit den heutigen Definitionen vieler Worte können viele Inhalte nicht abgedeckt werden - man muss dann improvisieren. ----- "Aufklärung" war vor 300 Jahren etwas ganz anderes, als was man heute damit benennt. ---- "Belege" sind in der Allgemeinsprache etwas anderes als in der Wissenschaft. --- etc.

Mir scheint unter dem Strich, dass es heute nicht mehr möglich ist, "Wirklichkeit" NICHT anthropozentrisch zu verstehen. ---- Anscheinend verstehen wir unter Wirklichkeit Unterschiedliches.
Claymore hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 22:51
Derartiges Herumeiern und Ausweichen ist alles andere als schön. Die tendenziöse Umdefinition von Begriffen ist dann aber das, was wohl das Gefühl des Manipuliert-werdens erzeugt.
Kann es sein, dass die Komplexität dieses Themas überfordernd ist? :angel:
Claymore hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 22:51
Es geht um das viel radikalere “Kann ich mir eine Erkenntnistheorie zusammenbasteln, die mich gegen alle Einwände immun macht?”
Das klingt nach: "Wenn ich mich schon rückziehe, will ich wenigstens recht haben". --- Nein es geht NICHT um eine neue Erkenntnistheorie, sondern um den Rahmen, in dem gängige Erkenntnistheorien stattfinden. - Hinter diesem Rahmen ist noch was.

Was ich lerne, ist, dass es Themen gibt, die keine Chancen haben, wenn man sich nicht verstehen will bzw. auf eigene System-Worte und -Attitüden bestehen muss. --- "Mein" Thema ist nach wie vor relevant, aber möglicherweise nicht vermittelbar. --- Zum Trost: Für den Alltagsgebrauch reicht es auch so - bei geistig-spirituellen Fragen reicht es nicht.



 

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