Die Illusion der Matrix

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#41 Re: Matrix

Beitrag von Pluto » Mi 25. Sep 2013, 20:50

Thaddäus hat geschrieben:Der Witz von Putnams Gedankenexperiment besteht nun darin, dass Putnam nachzuweisen versucht, dass dieses Gehirn im Tank nicht widerspruchsfrei denken kann, dass es ein Gehirn im Tank ist.
Sein Beweis führt zu der Konsequenz, dass ein Gehirn, welches denken kann, es könne möglicherweise ein Gehirn im Tank sein, ganz sicher kein Gehirn in einem Tank sein kann, dem die Wirklichkeit nur simuliert wird.

Dieser Beweis Putnams ist ziemlich kompliziert.
Ein Problem scheint mir bei Putnams Gedankenkonstrukt ungelöst, bzw. zu wenig berücksichtigt:
Was dem abgetennten Gehirn im Tank u.U. fehlt, sind die gefühlsverstärkenden Signale von Hormonauschütungen.
Wie der Neurobiologe Antonio Damasio in seinem Buch Descartes Irrtum - (1996) schreibt, der Mensch denkt nicht nur mit dem Gehirn, sondern mit dem ganzen Körper.
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Thaddäus
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#42 Re: Matrix

Beitrag von Thaddäus » Mi 25. Sep 2013, 21:52

Pluto hat geschrieben:
Ein Problem scheint mir bei Putnams Gedankenkonstrukt ungelöst, bzw. zu wenig berücksichtigt:
Was dem abgetennten Gehirn im Tank u.U. fehlt, sind die gefühlsverstärkenden Signale von Hormonauschütungen.
Wie der Neurobiologe Antonio Damasio in seinem Buch Descartes Irrtum - (1996) schreibt, der Mensch denkt nicht nur mit dem Gehirn, sondern mit dem ganzen Körper.
Nun, insofern diese Hormone vom Gehirn ausgeschüttet werden ist es denkbar, dass ein Super-Computer auf diese Hormonausschüttung reagieren kann, weil er sie registriert und als Reaktion entsprechende Simulationen hervorbringen kann, die wiederum das Gehirn zu einer natürlichen Reaktion veranlassen, auf die der Computer wiederum eine passende Simulation produziert.

Es wird also auch das komplette Körpergefühl durch passende Reaktionen simuliert.

Natürlich ist das mit den heutigen technischen Möglichkeiten nicht zu leisten, aber deshalb ist es ja auch ein Science-Fiction-Gedankenexperiment mit einem leistungsstarken Supercomputer, den es noch nicht gibt. Es geht nur darum, dass es denkbar ist.

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#43 Re: Matrix

Beitrag von Pluto » Mi 25. Sep 2013, 23:38

Thaddäus hat geschrieben:Es wird also auch das komplette Körpergefühl durch passende Reaktionen simuliert.
Etwas weit hergeholt, meinst du nicht auch?

Natürlich ist das mit den heutigen technischen Möglichkeiten nicht zu leisten, aber deshalb ist es ja auch ein Science-Fiction-Gedankenexperiment mit einem leistungsstarken Supercomputer, den es noch nicht gibt. Es geht nur darum, dass es denkbar ist.
Es ist so weit hergeholt, dass ich das echt bezweifle. Die Ratio zu simulieren wäre schon eine Leistung aber auch noch die vom Körper gesteuerten Emotionen...
also ich weiss nicht. :?
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#44 Re: Matrix

Beitrag von Lamarck » Do 26. Sep 2013, 01:05

Hi Thaddäus!

Thaddäus hat geschrieben: Die philosophische Grundidee des Films Matrix ist ein philosophisches Gedankenexperiment.
Es basiert (ob es den Wachowski-Brüdern bewusst war oder nicht) auf einem Gedankenexperiment des analytischen Philosophen und Logikers Hilary Putnam.

Da waren andere schon etwas früher dran: http://4religion.de/viewtopic.php?f=34& ... ron#p22887




Thaddäus hat geschrieben: Putnam stellt nun die Frage, ob es einem solchen Gehirn im Tank möglich ist zu erkennen, DASS es nur ein Gehirn im Tank ist und gar nicht mehr in der realen Welt als körperliche Person lebt?


Der Witz von Putnams Gedankenexperiment besteht nun darin, dass Putnam nachzuweisen versucht, dass dieses Gehirn im Tank nicht widerspruchsfrei denken kann, dass es ein Gehirn im Tank ist.
Sein Beweis führt zu der Konsequenz, dass ein Gehirn, welches denken kann, es könne möglicherweise ein Gehirn im Tank sein, ganz sicher kein Gehirn in einem Tank sein kann, dem die Wirklichkeit nur simuliert wird.

Dieser Beweis Putnams ist ziemlich kompliziert.

Das Gehirn befindet sich allerdings per se in einem Tank. Der Tank des Körpers ist sozusagen seine natürliche Umgebung. Erinnert Dich denn der 'Beweis' Putnams nicht irgendwie an etwas? ;)


http://www.cavehill.uwi.edu/bnccde/ph29a/putnam.html




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#45 Re: Matrix

Beitrag von Lamarck » Do 26. Sep 2013, 01:08

Hi Pluto!

Pluto hat geschrieben: Wie der Neurobiologe Antonio Damasio in seinem Buch Descartes Irrtum - (1996) schreibt, der Mensch denkt nicht nur mit dem Gehirn, sondern mit dem ganzen Körper.

Eigentlich denkt der Mensch nicht nur mit dem Gehirn, auch nicht nur mit dem ganzen Körper, sondern mit dem ganzen Universum - aber das Gehirn ist da das wesentliche Aggregat ... . ;)




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#46 Re: Matrix

Beitrag von barbara » Do 26. Sep 2013, 06:41

Lamarck hat geschrieben: Eigentlich denkt der Mensch nicht nur mit dem Gehirn, auch nicht nur mit dem ganzen Körper, sondern mit dem ganzen Universum - aber das Gehirn ist da das wesentliche Aggregat ... . ;)

nein, es ist eine conditio sine qua non unter vielen.

Nimm einem Menschen seine Nieren weg oder seine Lungen und guck dann, wie viel Denken, Fühlen oder Handeln dann noch statt findet... genau: gar keins. Oder: verbiete einem Menschen, sich zu bewegen: das Denken wird dadurch bei vielen blockiert (ein Experiment, das ich hin und wieder mit meinen Schülern zu Demonstrationszwecken veranstalte)

Die Tendenz, einzelne Organe so isoliert zu betrachten, als schwämmen sie in einem Tank mit Nährlösung, ist bei näherer Betrachtung reichlich problembeladen bis sinnlos.

grüsse, barbara

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#47 Re: Matrix

Beitrag von Pluto » Do 26. Sep 2013, 12:55

barbara hat geschrieben:Die Tendenz, einzelne Organe so isoliert zu betrachten, als schwämmen sie in einem Tank mit Nährlösung, ist bei näherer Betrachtung reichlich problembeladen bis sinnlos.
Es ist ein auch ein Gedankenexperiment, liebe Barbara.
Vorstellbar... Ja. Machbar... Nein.
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Thaddäus
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#48 Re: Matrix

Beitrag von Thaddäus » Do 26. Sep 2013, 19:43

Pluto hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Es wird also auch das komplette Körpergefühl durch passende Reaktionen simuliert.
Etwas weit hergeholt, meinst du nicht auch?

(...) Die Ratio zu simulieren wäre schon eine Leistung aber auch noch die vom Körper gesteuerten Emotionen...
also ich weiss nicht. :?

barbara hat geschrieben:
Nimm einem Menschen seine Nieren weg oder seine Lungen und guck dann, wie viel Denken, Fühlen oder Handeln dann noch statt findet... genau: gar keins. [...]
Eure Kommentare zeigen mir, dass euch der technische Versuchsaufbau dieses "brain in a vat"-Gedankenexperimentes noch nicht ganz klar ist.

Der an die Nervenbahnen des Gehirns angeschlossene Computer simuliert weder die Ratio, noch steuert er unmittelbar Emotionen. Der Computer greift überhaupt nicht direkt in das Gehirn ein. Das Szenario ist auch nicht einfach mit einer Organentnahme zu vergleichen.
Zum Verständnis dieses Gedankenexperimentes ist es sehr wichtig, sich wirklich ganz genau zu veranschaulichen, wozu der Computer eigentlich dient.

Ich habe einmal mit Philosophie- und Film-Studenten Putnams Experiment im Rahmen einer Interpretation des ersten Teils von Matrix durchgesprochen. Daher weiß ich, welche Probleme es bereiten kann, den Versuchsaufbau genau zu verstehen, insbesondere, was der Computer genau tut. Deshalb hatte ich mir Testfragen überlegt, mit denen man kontrollieren kann, ob der Versuchsaufbau (in Matrix und bei Putnam) tatsächlich verstanden wurde.
Eine dieser Testfragen lautete: "Wissen Smith und die anderen Agenten in Matrix, was die in ihren Boxen an den Computer angeschlossenen Menschen denken?" Können die Agenten in Matrix also Gedanken lesen?

Versteht man den Versuchsaufbau nicht korrekt, wird diese Frage in der Regel falsch beantwortet.


Also:
Jede Wahrnehmung, seien es Wahrnehmungen der Außenwelt oder seien es Wahrnehmungen der eigenen Körperfunktionen, werden über Nervenbahnen als elektro-chemische Impulse zum Gehirn weitergeleitet.

Sehe ich z.B. etwas, wird die Wahrnehmung erst von der Retina (Stäbchen und Zäpfchen) des Auges analysiert, in elektro-chemische Impulse umgewandelt und dann werden diese Impulse über den Sehnerv zum Sehzentrum des Gehirns weiter geleitet, wo diese elektro-chemischen Impulse interpretiert werden als: z.B.: ein roter Ball, der mir gerade zugeworfen wird und auf mich zufliegt.
Fange ich den Ball, wandeln die haptischen Sensoren in meinen Händen die aufgenommen Sinnesreize ebenfalls in elektrochemsiche Impulse um, die über die efferenten Nerven zum Gehirn weitergeleitet werden, wo sie vom Gehirn wiederum interpretiert werden, z.B. als: "Fühlt sich wie Gummi an".
Fliegt der Ball sehr schnell, werden möglicherweise auch die Schmerzsensoren in den Händen aktiviert, die wiederum ihre Signale über die Nervenbahnen zum Gehirn weiterleiten, wo sie als Schmerz in den Fingern und den Händen interpretiert werden. Usw.

Habe ich Magen- oder Nierenschmerzen, dann ebenfalls nur deshalb, weil die mit dem Magen und den Nieren verbundenen Nerven, Reize als elektrochemischen Impuls über das Rückenmark weiterleiten zum Gehirn, wo sie als Schmerzen im Magen oder den Nieren oder allgemein im Bauchraum interpretiert werden.
Habe ich zuviel vom sehr schmackhaften argentinischen Rindfleisch-Bohnen-Eintopf gegessen, dann können ganz erhebliche Blähungen entstehen. Das empfinde ich dann als unangenehm, weil die Nerven, die mit Magen und Darm verbunden sind, elektrochemische Impulse zum Gehirn weiterleiten, wo sie interpretiert werden als das unangenehme Gefühl eines aufgeblähten Darms und akut bevorstehender Flatulenzen. :lol:

Alles, was wir wahrnehmen oder als unmittelbares Körpergefühl empfinden, entsteht durch Impulse, die zu unserem Gehirn geleitet werden, wo diese Impulse interpretiert werden: als roter Ball, als Schmerz, als Völlegefühl oder Magenschmerz, als Melodie in meinem Ohr usw.

Aber es gelangen nicht nur elektro-chemische Impulse in unser Gehirn über die Nervenbahnen im Sehnerv, über das Rückenmark usw.
Das Gehirn sendet natürlich auch Impulse zurück, und zwar über die afferenten Nervenbahnen. Vor allem zu den Muskeln, so dass ich mich bei heftigen Magenschmerzen vor Schmerz zusammenkrümme und mir den Bauch halte. Oder das Gehirn sendet Impulse zu den Muskeln in meinen Armen und Händen, so dass ich versuche einen Ball zu fangen, von dem mir Augen, Sehnerv und Sehzentrum vermitteln, dass er auf mich zufliegt. Usw.

-----------------------

Der Super-Computer im Gedankenexperiment greift nun nicht etwa direkt in das Gehirn ein. Vielmehr sind sämtliche efferenten und afferenten Nerven, des Sehnervs, des Hörnervs und der Nerven im Rückenmark, mit dem Computer verbunden.
Und der simuliert nur die elektrochemischen Impulse, die in den Nervenbahnen weitergeleitet werden zum Gehirn.

Wenn ich einen roten Gummiball auf mich zufliegen sehe, dann entspricht dies einem ganz bestimmten Muster elektro-chemischer Impulse in den Nerven. Und genau dieses Muster von Impulsen speist der Computer im brain in a vat-Experiment in die Nervenbahnen ein.
Als Gehirn im Tank habe ich keine Augen mehr. Aber der Computer speist in den Sehnerv z.B. das Impulsmuster eines roten Balles ein, der auf mich zugeflogen kommt.
Das heißt: obwohl ich gar keine Augen mehr habe als Tankgehirn, sehe ich einen roten Ball auf mich zufliegen. Obwohl ich gar keinen Magen mehr habe, speist der Computer das Muster von Magenschmerzen in die entsprechenden Nervenbahnen ein, so dass ich Magenschmerzen empfinde. Usw.

Der Computer übernimmt also nur die Rolle aller Sinnesreize, die ich haben kann.
Der Computer reagiert auch auf die Impulse, die mein Hirn zu den Muskeln sendet, z.B., um einen Ball zu fangen.

In meinen afferenten Nervenbahnen entspricht ein ganz bestimmtes Musster dem Befehl des Gehirns an die Muskeln in meinen Armen und Händen: "Arme heben, Finger spreizen und Ball fangen, indem die Finger um den Ball geschlossen werden".

Dieses Muster erkennt dieser Science-Fiction-Supercomputer, weshalb er weiß, was er mir wiederum über die efferenten Nervenbahnen simulieren muss, damit ich das Gefühl habe, ich hätte den Ball gefangen und hielte ihn jetzt in den Händen und er ist rot und fühlt sich nach einem Ball aus Gummi an.


Die richtige Antwort auf meine Frage oben, ob die Agenten in Matrix wissen, was die an den Computer angeschlossenen Menschen denken ist also: "Nein, das wissen sie nicht!" Sie können keine Gedanken lesen! Sie wissen aber genau, was wir als Hirne im Tank tun, weil unser Hirn entsprechende Signale an unsere Muskeln in den Extremitäten schickt, und die kann der Supercomputer interpretieren (und die Agenten in der Matrix sind nur verbildlichte Programme des Zentralcomputers der simulierten Matrix, die alles wissen, was der Matrix-Supercomputer weiß).


Sorry, kürzer ging es leider nicht.
Zuletzt geändert von Thaddäus am Do 26. Sep 2013, 21:29, insgesamt 2-mal geändert.

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#49 Re: Die Illusion der Matrix

Beitrag von Pluto » Do 26. Sep 2013, 20:12

Thaddäus hat geschrieben:Sorry, kürzer ging es leider nicht.
Manchmal ist so eine Beschreibung notwendig. Danke! :)

Es wird behauptet, dass man nicht unterscheiden kann, ob die Menschheit und ihre Umwelt das Proukt einer Matrix ist, oder nicht.
Was mich an ener Matrix-Smulation zweifeln lässt, ist, dass es jeweils einen Computer pro Mensch bräuchte, der dazu noch mit allen anderen Computer verbunden ist. Um die Sinne und Bewegungen aller7 Milliarden Menschen auf der Erde in Echtzeit zu simulieren, würden aber solche Computer mehr als das gesamte Universum füllen. -- Von der Begrenzung der Datenübertragung durch die Lichtgeschwindigkeit ganz zu schweigen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#50 Re: Die Illusion der Matrix

Beitrag von Thaddäus » Do 26. Sep 2013, 20:58

Pluto hat geschrieben:
Es wird behauptet, dass man nicht unterscheiden kann, ob die Menschheit und ihre Umwelt das Proukt einer Matrix ist, oder nicht.
Was mich an einer Matrix-Smulation zweifeln lässt, ist, dass es jeweils einen Computer pro Mensch bräuchte, der dazu noch mit allen anderen Computer verbunden ist. Um die Sinne und Bewegungen aller7 Milliarden Menschen auf der Erde in Echtzeit zu simulieren, würden aber solche Computer mehr als das gesamte Universum füllen. -- Von der Begrenzung der Datenübertragung durch die Lichtgeschwindigkeit ganz zu schweigen.
Ja, natürlich. Nimmt man dieses Gedankenexperiment als ein mögliches reales Szenario ernst, dann überstrapaziert man es schon, weil es nicht wikrlich praktikabel ist.

Aber so ernst will das Gedankenexperiment gar nicht genommen werden.

Putnam will mit Hilfe dieses Gedankenexperimentes ja nur die philosophisch interessante Frage klären, ob so ein Gehirn im Tank in einer Nährlösung schwimmend, dessen Nervenbahnen an einen Super-Computer angeschlossen sind, der ihm die Wirklichkeit vollständig simuliert: kann so ein armes Gehirn jemals herausfinden, ob es nur ein Gehirn im Tank ist?

Das ist ja in moderner Aufmachung die uralte erkenntnistheoretische Frage, ob wir in einer Illsuion leben oder ob unsere Welt mehr ist, als unsere eine Einbildung?


Und Putnams Antwort ist: ein Gehirn, dass widerspruchsfrei vermuten kann, es könne ein Gehirn im Tank sein, KANN kein wirkliches Gehirn im Tank sein.
Lamarck hat dankenswerterweise den Text Putnams aus dessen Buch Reason, Truth, and History verlinkt.


Der deutsche Philosoph Olaf Müller hatte in Münster vor vielen Jahren eine kleine philosophische Gesprächsrunde ins Leben gerufen, die sich 2 Jahre lang (glaube ich) nur mit diesem Gedankenexperiment Putnams beschäftigte und seinen Beweis diskutierte.
Daraus entstanden zwei dicke Bände: Wirklichkeit und Illusion: Teil 1: "Warum die Welt keine Computersimulation sein kann" und Teil 2: "Was es heißt, nach höheren Wirklichkeiten zu fragen" .

Ich kann dir sagen, diese beiden Bände sind keine geeignete Gute-Nacht-Lektüre.
Das Endergebnis dieser beiden dicken Bände ist aber, dass Putnam mit seinem Beweis, dass ein tatsächliches Gehirn im Tank nicht widerspruchsfrei denken kann, dass es ein Gehirn im Tank ist; und nur ein Gehirn, das kein Gehirn im Tank ist kann denken, dass es möglicherweise ein Gehirn im Tank ist, - recht hat.
Ist ein bisschen so wie der Gödelsche Gottesbeweis. :clap:



Im Film Matrix, fragt die Figur Mouse übrigens an einer Stelle, woher die Matrix eigentlich weiß, wie Hühnchen schmeckt?
Das ist eine sehr gute und kluge Frage!
Sie verweist auf das Qualia-Problem, dass hier in diesem Forum an anderer Stelle diskutiert wird ...

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