Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#51 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von closs » Mi 7. Aug 2013, 20:09

Magdalena61 hat geschrieben:"Die Wahrnehmung (k)ein Synonym für Realität".... das ist doch klar... das weiß doch jeder....
Das habe ich auch mal geglaubt, dass das klar ist.

Magdalena61 hat geschrieben:Was er damit wohl wieder meint?)
Autonomie von Botschaft und Bote ist am prägnantesten im NT (irgendwo :oops: ) ausgedrückt, wo es sinngemäß heißt: "Tut, was die Priester Euch sagen - tut aber nicht, was sie tun". - Mit anderen Worten: Der Aussagewert einer Botschaft ist NICHT abhängig von der diesbezüglichen Glaubwürdigkeit dessen, der diese Botschaft zum Ausdruck bringt.

Hartes Beispiel: Wenn Stalin gesagt hätte "Gott ist die Liebe" , wäre dieser Satz trotzdem richtig - und nicht deshalb falsch, weil Stalin eine ziemlich ungeeignete Person wäre, diesen Satz zu sagen. - Insofern: Autonomie von Inhalt einer Botschaft und "Charakter" dessen, der sie überbringt.

Das ist ein ziemlich aktuelles Thema insofern, dass man in unserer Meinungsgesellschaft großen Wert auf die "Glaubwürdigkeit" des Gegenübers legt, weil man daraus ableitet, seine Meinung gegebenenfalls übernehmen zu können - denn WISSEN ist NICHT das Thema in einer Meinungsgesellschaft, sondern die Corporate Identity der eigenen Meinung.

Pluto
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#52 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Pluto » Mi 7. Aug 2013, 22:31

Magdalena61 hat geschrieben:"Die Wahrnehmung (k)ein Synonym für Realität".... das ist doch klar... das weiß doch jeder.... :idea:
Na also, es geht doch! Warum nicht gleich? :D
Der ehemalige Direktor des Max Planck Intituts für Hirnforschung, Wolf Singer beschrieb Wahrnehmung einmal so...
Wahrnehmen ist das Verifizieren von vorausgeträumten Hypothesen.
[Quelle: Ein neues Menschenbild - S. 70 - Wolf Singer (2003)]
Sehr prägnant definiert, wie ich meine.
Will heißen, mit der Wahrnehmung lässt sich unsere Vorstellung der Realität verifizieren, also bestätigen!
Da die ontologische Differenz in keinster Weise verifzierbar ist, kann sie auch nicht ein Teil unserer Realität sein, sondern sie endpuppt sich letztlich als nichts weiter als die unbestätigte Träumerei des Martin Heidegger.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#53 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von closs » Mi 7. Aug 2013, 23:33

Pluto hat geschrieben:Will heißen, mit der Wahrnehmung lässt sich unsere Vorstellung der Realität verifizieren
Altes Thema: Ein TEIL der Realität lässt sich damit verfizieren - ein anderer eben nicht.

Wolf Singer ist vermutlich ein Naturwissenschaftler - kein Wunder, dass er Wahrnehmung auf sein methodisches Universum bezieht.

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Magdalena61
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#54 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Magdalena61 » Do 8. Aug 2013, 00:25

Pluto hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben: :lol:
Ja, wenn du schon an der ersten Frage scheiterst...
Macht nix. :P Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Was ist die zweite Frage?
Die zweite Frage lautet: Wann, bitte, meinst du, hast du Zeit und Lust, meine erste Frage zu beantworten? :P
LG
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#55 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Pluto » Do 8. Aug 2013, 00:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Will heißen, mit der Wahrnehmung lässt sich unsere Vorstellung der Realität verifizieren
Altes Thema: Ein TEIL der Realität lässt sich damit verfizieren - ein anderer eben nicht.
Nein. Was Wolf Singer da scrheibt, ist eben kein altes Thema, sondern es ist etwas grundlegend anderes!

Er geht es davon aus, dass Menschen gewisse Vorstellungen (Hypothesen) von der Wirlichkeit haben. Mit der Warhnehmung versuchen sie dann diese Vorstellungen die sie von der Welt haben, zu bestätigen.
Gelingt das, sind ihre Vorstellungen richtig, ansonst sind sie falsch.

Das was du als den "anderen Teil der Realität" bezeichnest, ist aber weder wahrnehmbar, noch lässt es sich in irgendeiner Weise bestätigen.
Das ist ein Problem, um das du dich (imo) schleunigst kümmern müsstest.

Wolf Singer ist vermutlich ein Naturwissenschaftler
Wolf Singer is Arzt und kein Naturwissenschaftler. Dass er lange Jahre dem MPI für Hirnforschung vorstand, hat mit seiner Tätigkeit in der Neurophysiologie zu tun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#56 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Pluto » Do 8. Aug 2013, 00:38

Magdalena61 hat geschrieben:Die zweite Frage lautet: Wann, bitte, meinst du, hast du Zeit und Lust, meine erste Frage zu beantworten? :P
:lol:
Na gut, weil dus bist... natürlich sofort!

So viel ich weiß, ist der Text: Die Herrlichkeit des HERRN erscheint im Tempel und verlässt das Heiligtum , die Überschrift über das Kapitel Hezekiel 10, aus der Elberfelder Übersetung, und ist somit nicht wirklich Teil der Bibel, sondern wurde später durch die Übersetzer hinzugefügt.
Aber nehmen wir's mal Schritt für Schritt....

Die Herrlichkeit des HERRN bedeutet für mich den Heiligen Geist.
Dieser erscheint im Tempel, und verlässt ebendiesen heiligen Ort (das Heiligtum), vermutlich kurze Zeit danach wieder (warum wissen wir nicht).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#57 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von closs » Do 8. Aug 2013, 00:57

Pluto hat geschrieben:Gelingt das, sind ihre Vorstellungen richtig, ansonst sind sie falsch.
Das ist der falsche Kernsatz Deiner und seiner Hypothese. - Man kann zwar das Gelingen (in Deinem Sinne: das Verifizieren) einer Wahrnehmung als Bestätigung von Realität verstehen, aber man kann nicht das Nicht-Gelingen (in Deinem Sinne: das Nicht-Verifizieren) einer Wahrnehmung nicht als Falsifizierung von Realität verstehen. - Jeder Dackel ist ein Hund, aber nicht jeder Hund ist ein Dackel.

Das ist ein so einfacher Fehlschluss, das ich einigermaßen entsetzt bin. Denn überleg' Dir mal, was das heißt: Es heißt, dass Realität nur stattfindet, wenn sie als solche per Wahrnehmung verifiziert ist. Das ist Egozentrik pur.

Pluto hat geschrieben:Das was du als den "anderen Teil der Realität" bezeichnest, ist aber weder wahrnehmbar, noch lässt es sich in irgendeiner Weise bestätigen.
Auch das hatten wir schon gefühlte 30.000 Mal.

"Wahrnehmbar" sind geistige Dinge selbstverständlich (hier als Beispiel: Wahrnehmung von Gott). - "Bestätigen" (in Deinem Sinne von: objektiv nachweisen) lassen sie sich SELBSTVERSTÄNDLICH nicht im Dasein - und jetzt wäre wir wieder bei der "ontologischen Differenz", die es zwischen göttlichem Sein und menschlichem Dasein gibt.

Richtig ist, dass damit aus naturwissenschaftlicher Warte Gott auf gleicher Ebene steht wie ein Krümelmonster - aber die naturwissenschaftliche Warte der Realitäts-Definition ist halt nicht die einzige, erweckt aber gelegentlich diesen Eindruck und wird damit zur Ideologie. - Warum kann ein Naturwissenschaftler nicht zumindest zugestehen, dass nicht Wahrnehmung, sondern die Realität das letzte Wort hat? - Dann wird sich nämlich herausstellen, was naturalistisch nachweisbare Realität ist, was geistige Realität ist und was Krümelmonster sind (und davon wird es sicherlich auch einige geben).

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#58 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Pluto » Do 8. Aug 2013, 01:31

closs hat geschrieben:Das ist ein so einfacher Fehlschluss, das ich einigermaßen entsetzt bin. Denn überleg' Dir mal, was das heißt: Es heißt, dass Realität nur stattfindet, wenn sie als solche per Wahrnehmung verifiziert ist.
Das Problem liegt ganz woanders, lieber closs.
Es liegt in der Beliebigkeit der Behauptung, dass es einen "anderen Teil" der Realität überhaupt gibt. Das eigentliche Problem ist, dass dieser "andere Teil" gar nicht falsifizierbar ist. Kleines Besipiel:
In der Hitze des Gefechts, bist du gar nicht dazu gekommen zu fragen, ob ich mein rosarotes Einhorn wieder gefunden habe. Aber zu deiner Beruhigung, er ist wohlauf.
Daran siehst du, wie beliebig unsere Welt wird, wenn wir völlig grundlos gewisse Phantasien einfach hinzuaddieren.

Pluto hat geschrieben:Das was du als den "anderen Teil der Realität" bezeichnest, ist aber weder wahrnehmbar, noch lässt es sich in irgendeiner Weise bestätigen.
Auch das hatten wir schon gefühlte 30.000 Mal.
Und zum 30'000'ten Mal, es besteht keine Möglichkeit der Falsifizierung. Daher ist es stets ds gute Recht eines Skeptikers, für in den Raum gestellte Beahptungen eine Bestätigung in Form von zu fordern, ansonst wir in die Beliebigkeitfall des rosaroten Einhorns tappen.

Richtig ist, dass damit aus naturwissenschaftlicher Warte Gott auf gleicher Ebene steht wie ein Krümelmonster - aber die naturwissenschaftliche Warte der Realitäts-Definition ist halt nicht die einzige, erweckt aber gelegentlich diesen Eindruck und wird damit zur Ideologie.
"Vorsicht Falle!", kann ich da nur sagen, weil der Vorwurf der Ideologisierung in beide Richtungen wirksam ist; vergiss das nicht.

Warum kann ein Naturwissenschaftler nicht zumindest zugestehen, dass nicht Wahrnehmung, sondern die Realität das letzte Wort hat? -
Gerne mache ich dieses Zugenständnis, aber kannst du mir dann zeigen woraus diese Realität besteht?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#59 Re: Hes. 10

Beitrag von Magdalena61 » Do 8. Aug 2013, 01:47

Pluto hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Die zweite Frage lautet: Wann, bitte, meinst du, hast du Zeit und Lust, meine erste Frage zu beantworten? :P
:lol:
Na gut, weil dus bist... natürlich sofort!

So viel ich weiß, ist der Text: Die Herrlichkeit des HERRN erscheint im Tempel und verlässt das Heiligtum , die Überschrift über das Kapitel Hezekiel 10, aus der Elberfelder Übersetung, und ist somit nicht wirklich Teil der Bibel, sondern wurde später durch die Übersetzer hinzugefügt.
Aber nehmen wir's mal Schritt für Schritt....

Die Herrlichkeit des HERRN bedeutet für mich den Heiligen Geist.
Dieser erscheint im Tempel, und verlässt ebendiesen heiligen Ort (das Heiligtum), vermutlich kurze Zeit danach wieder (warum wissen wir nicht).
:) Du Armer. Jetzt hast du das echt gelesen?
Science Fiction auf biblisch.
LG
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#60 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Magdalena61 » Do 8. Aug 2013, 01:54

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