Ist Thologie Wissenschaft?

Philosophisches zum Nachdenken
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Zeus
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#21 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von Zeus » So 7. Jul 2013, 07:38

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Der Theologie wird ja oft den Status der Wissenschaft abgesprochen, weil ihr der Forschungsgegenstand fehle. Dasselbe gilt allerdings auch für die Philosophie.
Ich meine zwar auch, dass Theologie keine Wissenschaft ist, aber aus einem anderen Grund: Theologie darf nicht völlig ergebnisoffen erforscht werden. Das bezieht sich nicht nur auf die Frage nach der Exisenz Gotte, sondern auch auf viele der vermeintlich historischen Ereignisse in der Bibel; A&E, Noah, Abraham, der Grund für den Fall Jerichos oder der zentralen Geschichte des Pentateuch, der Exodus. Es fhlen die archäologischen Grundlagen die diese Ereignisse stützen.

Im Fall der Philosophie fehlt allerdings der Gegenstand der Forschung, denn es geht letztlich um Gedanken und Begriffe die sich der wissenschaftlichen Modellierung entziehen.
Zur weiteren Erläuterung des Unterschieds zwischen Philosophie und Theologie:
Philosophie ist, wenn jemand in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist.
Theologie ist, wenn jemand in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist und ruft: "Hurra, ich hab sie !" :lol:

Gruß
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closs
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#22 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von closs » So 7. Jul 2013, 08:54

Pluto hat geschrieben:Ich meine zwar auch, dass Theologie keine Wissenschaft ist
Theologie ist keine Naturwissenschaft. Im Sinne ihrer eigenen Methodik ist Theologie sehr wohl eine Wissenschaft - siehe Wissenschaftsstreit Dilthey & Co Ende des 19. Jh.

Pluto hat geschrieben:Theologie darf nicht völlig ergebnisoffen erforscht werden.
Da muss man unterscheiden. - Wenn das Thema lautet: "Einfluss von Luther auf den Moralismus des 20.Jh", ist das völlig Ergebnis offen. - Wenn das Thema lautet: "Gibt es Gott" (was ein hirnrissiges Thema für einen Theologen wäre), ist es nicht ergebnisoffen. Übrigens genauso wenig, als würde der Naturwissenschaftler fragen: "Sind Beobachtungen der Naturwissenschaft objektiv?" - auch dann wäre es nicht ergebnisoffen, weil man mit der eigenen gesetzten Methodik eben diese Methodik überprüfen würde.

Es gibt nun wirklich erhebliche Unterschiede zwischen science und arts. - Gemeinsam haben jedoch beide, dass sie in Bezug auf ihre eigenen Setzungen nicht egebnis offen sind.

Pluto hat geschrieben:Es fhlen die archäologischen Grundlagen die diese Ereignisse stützen.
Da stimme ich zu - und ärgere mich über die eigene Fraktion, die meint, spirituelle Wahrheit als naturwissenschaftlich nachweisbar postulieren zu müssen. Vollkommen unnötig und zudem kontraproduktiv.

Theologie ist, wenn jemand in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist und ruft: "Hurra, ich hab sie !" :lol:
Theologie ist, wenn man erst gar nicht eine Katze im dunklen Raum sucht, sondern dort nach Hinweisen sucht, wo sie sein könnte.

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sven23
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#23 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von sven23 » So 7. Jul 2013, 09:06

closs hat geschrieben:
Theologie ist, wenn jemand in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist und ruft: "Hurra, ich hab sie !" :lol:
Theologie ist, wenn man erst gar nicht eine Katze im dunklen Raum sucht, sondern dort nach Hinweisen sucht, wo sie sein könnte.

Zeus hat den Unterschied zwischen Philosophie und Theologie richtig beschrieben.

Im Unterschied zu den obigen Disziplinen geht die Wissenschaft anders vor. Sie knipst das Licht an und sucht nach den Fakten. Fischen im trüben ist nicht ihre Sache. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Lamarck
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#24 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von Lamarck » So 7. Jul 2013, 09:33

Hi ThomasM!

ThomasM hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: Hier der Physiker und Kabarettist Vince Ebert, den Unterschied zwischen Wissenschaft, Theologie und Esoterik erklärend - viel Spaß: :lol:
Schon lustig, aber schon ziemlich alt - und nicht korrekt.

Ebert ist hier ziemlich korrekt. Aber es gefällt Dir wohl nicht, dass Du nach Eberts 'Def.' Teilzeit-Esoteriker bist ... .




ThomasM hat geschrieben: Wissenschaft definiert sich u.a. durch methodisches Forschen siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft. Das von Ebert so hervorgehobene "Nachschauen" hat in den Geisteswissenschaften oder den Rechtswissenschaften oder oder eine vollkommen andere Form und Bedeutung. In der Philosophie übrigens auch.

Aus irgendwelchen Gründen drängt sich hier das Bild in mir auf, wie ein schmales Handtuch versucht, unter das unterste Seil kriechend und über die eigenen Füße stolpernd, zu Muhammad Ali in den Ring zu steigen ... .




ThomasM hat geschrieben: Für dich sollte es ein Schlag ins Gesicht sein, dass Philosophie und Theologie auf einer Stufe genannt werden.

Genau: Wenn ThomasM sein idiosynkratisches Wattebäuschen wirft, hält er dieses dann gleich für einen allgemeingültigen Fels ... .




ThomasM hat geschrieben: Der Theologie wird ja oft den Status der Wissenschaft abgesprochen, weil ihr der Forschungsgegenstand fehle. Dasselbe gilt allerdings auch für die Philosophie.

Theologie ist ein Teil der Philosophie - analog, wie Alchemie oder Astrologie einst Gegenstand von Naturwissenschaft war. Theologie ist heute ebenso obsolet; ihre thematischen Nebenschauplätze - etwa 'Vergleichende Religionsgeschichte' sind in anderen Disziplinen besser untergebracht (zumal die konfessionelle Betrachtung eine Karikatur von Wissenschaft darstellt).

Du darfst auch mal nachschauen, wie Newton Gravitation in Bezug zu Gott setzte. Oder Dir was zu der Matrix überlegen, die sich aus den historischen Aufteilungen wie Religionsgeschichte & Religionsphilosophie zu Naturgeschichte & Naturphilosophie ergibt. Und es gibt eine Uni in Deutschland, bei der als Doktor der Naturwissenschaften nicht der Dr. rer. nat., sondern der Dr. phil. nat. (philosophiae naturalis [sic!]) verliehen wird ... . ;)




Cheers,

Lamarck
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#25 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von Pluto » So 7. Jul 2013, 09:33

seeadler hat geschrieben:Nicht alles, was ein anderer für tot erklärt, ist auch tatsächlich tot. Es ist alles eine Frage der Geduld und der Betrachtungsweise. Wir wir ja schon festgestellt haben, gehen wir ja auch in Glaubensdingen nicht konform. Und hier sehe ich wesentlich mehr Leben, als du!
Wir diskutieren nicht über Glaubensfragen, sondern über physikalische Grundsätze, und Möglichkeiten. Wenn ein Modell des Universums die Beobachtungen nicht bestätigt (Schwarzes Loch Postulat) sollte man es fallen lassen.

Allerdings werde ich hier nichts mehr etwas investieren an Erklärunsgversuchen, da hast du wohl recht, denn wir soll ich jemanden Leben zeigen, der nur den Tod sieht.
Oh da fallen mir einige Dinge dazu ein. Wenn ein Wesen Stoffwechsel aufweist, dann lebt es. Wenn kein Stoffwechsel feststellbar ist, dann ist es tot. In der Physik ist ein Modell so lange Lebensfähig, wie es nachweislich die Natur modellieren kann. Wenn es aber durch Beobachtung widerlegt wurde, ist das Modell tot -- und zwar endgültig.

Es war ein Versuch, mehr nicht.
Ist doch Ok. Aber es liegt an dir, deine Ideen zu begründen: du müsstest zeigen können, dass deine Modelle Vorhersagekraft haben...

Worauf man hier in diesem Forum wert legt, habe ich in den letzten Tagen sehr deutlich gelesen.
Statt mit s pauschaler Polemik zu kommen, wäre ich dir dankbar, wenn du deine Vorwürfe konkretisieren würdest, so dass man dir auch darauf antworten kann. Alles andere ist üble Nachreden und Obskurantismus.

wenn andere unseren Glauben regelrecht durch den Dreck ziehen, Gott und uns Gläubigen verhöhnen
Den Glauben durch den Dreck ziehen...??
Wo genau ist das geschehen? (Bitte mit Link und Quellenangabe)

ihnen dafür auch teilweise mehr Respekt zollst, als deinem Glaubensbruder....
Wo es in der Wissenschaft um die Wahrheitsfindung geht, ist kein Platz für Respekt und Loyalität. Ich hoffe doch sehr, dass dies in der Theologie ebenfalls zutrifft.

das, was hier andere von dir, von uns Gläubigen hier verlangen, ist weit mehr, als das, was ich hier anspreche.
Du irrst, seeadler.
Es wird von dir nichts weiter verlangt, als die Glaubwürdigkeit deiner Behauptungen unter Beweis zu stellen und sie zu begründen.

Kannst du zeigen, ass deine Modelle mit der Wirklichkeit übereinstimmen? -- Wenn nicht, dann sind sie diese tot.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von Pluto » So 7. Jul 2013, 09:55

closs hat geschrieben:Theologie ist keine Naturwissenschaft. Im Sinne ihrer eigenen Methodik ist Theologie sehr wohl eine Wissenschaft -
Ich kann das nicht nachvollziehen. Die Theologie ist keine Wissenschaft, weil sie...
(a) Dogmen besitzt die nicht in Frage gestellt werden dürfen.
(b) Nicht Ergebnisoffen forscht.
(c) Nicht in der Lage ist Vorhersagen auf Grund ihrer Modelle (Vorstellungen) zu machen.

Übrigens genauso wenig, als würde der Naturwissenschaftler fragen: "Sind Beobachtungen der Naturwissenschaft objektiv?" - auch dann wäre es nicht ergebnisoffen, weil man mit der eigenen gesetzten Methodik eben diese Methodik überprüfen würde.
Falsch.
Die Methodik steht nicht im luftleeren Raum, sondern stützt sich auf dem Grundsätzen der Intersubjektivität und Reproduzierbarkeit.
Es steht dir jederzeit frei, die Ergebnisse mit einer neuen Methodik zu prüfen, sofern sie diese auf diesen beiden Grundsätze aufbaut und sie respektiert.


Es gibt nun wirklich erhebliche Unterschiede zwischen science und arts.
Das ist richtig.
Allerdings ist es in gravierender Fehler, Art als "Geistige Wissenschaft" zu übersetzen, denn "Art" := Kunst und nicht Wissenschaft.

Theologie ist, wenn man erst gar nicht eine Katze im dunklen Raum sucht, sondern dort nach Hinweisen sucht, wo sie sein könnte.
Meinst du nicht, es wäre an die Zeit, nach 2000 Jahren, die Suche einzustellen, und den Fehler einzugestehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von Anton B. » So 7. Jul 2013, 13:36

Pluto hat geschrieben:(a) Dogmen besitzt die nicht in Frage gestellt werden dürfen.
(b) Nicht Ergebnisoffen forscht.
(c) Nicht in der Lage ist Vorhersagen auf Grund ihrer Modelle (Vorstellungen) zu machen.
Es gibt aber abgegrenzte Teilbereiche innerhalb auch unserer heimischen, konfessionell gestützten Theologie, wo diese Kriterien doch erfüllt sind. Diese Teilbereiche, die zumindest in der katholischen und evangelischen Hochschultheologie realisiert sind, sind "wissenschaftlich". Für andere Teilbereiche gilt dies wohl weniger. Aber das ist in den Disziplinen Medizin und Betriebswirtschaft wohl nicht anders. Wobei der dogmatische Aspekt dort weniger ausgeprägt ist.

Ein großes Pauschalurteil zu fällen, macht aber erkenntnis- wie diskussionsmäßig m.E. wenig Sinn. Man müsste differenzieren und aus der spezifischen Betrachtung heraus die Diskussion weiter führen.

Im übrigen sind es ja auch gerade die wissenschaftlich betriebenen Teilbereiche, die den Hobbytheologen jeder Coleur so gar nicht schmecken. Ganz abgesehen davon, dass dem Hobbytheologen eigentlich gar nichts schmeckt, was gerade seiner persönlichen Auffasung widerspricht.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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Lamarck
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#28 Re: Die Expansion des Universums

Beitrag von Lamarck » So 7. Jul 2013, 14:13

Hi Anton B.!

Anton B. hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: (a) Dogmen besitzt die nicht in Frage gestellt werden dürfen.
(b) Nicht Ergebnisoffen forscht.
(c) Nicht in der Lage ist Vorhersagen auf Grund ihrer Modelle (Vorstellungen) zu machen.
Es gibt aber abgegrenzte Teilbereiche innerhalb auch unserer heimischen, konfessionell gestützten Theologie, wo diese Kriterien doch erfüllt sind.

Der Ausdruck "konfessionell gestützte Theologie" gefällt mir außerordentlich. Ohne diese dogmatische Krücke zeigt sich Theologie nur wenig standfest ... .




Anton B. hat geschrieben: Diese Teilbereiche, die zumindest in der katholischen und evangelischen Hochschultheologie realisiert sind, sind "wissenschaftlich". Für andere Teilbereiche gilt dies wohl weniger.

Lass hören! Mit Vergnügen erinnere ich mich an einer meiner Diskussionen mit einem Vertreter der Analytischen Philosophie über Objektive Hermeneutik - 12 h Nonstop. Hat mir gefallen.




Anton B. hat geschrieben: Aber das ist in den Disziplinen Medizin und Betriebswirtschaft wohl nicht anders. Wobei der dogmatische Aspekt dort weniger ausgeprägt ist.

Wissenschaft ist axiomatisch - anderes, was sich als Wissenschaft ausgibt, es aber nicht ist, ist dogmatisch. Dabei ist es für die Einschätzung gleich, ob es sich hierbei um
normative oder deskriptive 'Wissenschaften' handelt.




Anton B. hat geschrieben: Ein großes Pauschalurteil zu fällen, macht aber erkenntnis- wie diskussionsmäßig m.E. wenig Sinn. Man müsste differenzieren und aus der spezifischen Betrachtung heraus die Diskussion weiter führen.

Im übrigen sind es ja auch gerade die wissenschaftlich betriebenen Teilbereiche, die den Hobbytheologen jeder Coleur so gar nicht schmecken. Ganz abgesehen davon, dass dem Hobbytheologen eigentlich gar nichts schmeckt, was gerade seiner persönlichen Auffasung widerspricht.

Hic Rhodus, hic salta! Du hast doch eine Tastatur, oder?




Cheers,

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