Novalis hat geschrieben:Über Märchen
Gerade in der Frage der Moral zeigt sich der märchenhafte Glauben bei Atheisten.
Stelle einem Atheisten folgende Frage:
"Ist ohne Gott die Moral eine Illusion?“ Und man erhält zwei gegensätzliche Antworten. Die einen brüsten sich damit, moralische Werte, die uns wirklich binden, als Illusion zu entlarven. Sie sind beispielsweise ein Produkt der Evolution. Wieder andere halten sie für eine Erfindung der Menschen und man nennt dies dann atheistische „Aufklärung“. Seit Nietzsche ist es zudem eine beliebte Methode, die Moral nebulös auszuhebeln durch die Aufdeckung ihrer Genealogie, also ihrer geschichtlichen Entwicklung und Bedingtheit. Die moralischen Normen werden dadurch ihres Rückhalts einer uns tatsächlich im Gewissen bindenden Geltung beraubt. Sigmund Freud tat es auf seine Weise: In tiefenpsychologischer Sicht ist das Gewissen mit seinen Geboten und Verboten als Über-Ich ein Produkt der Erziehung. All dies sind Versuche einer Moraldestruktion der "atheistischen Aufklärung".
Aber dem nicht genug: Dann gibt es auch jene Atheisten, die den Vorwurf, der Atheismus untergrabe die Moral, entrüstet zurückweisen. Der Gestus der "atheistischen Aufklärung" wird zurückgenommen. Sie haben Angst vor der eigenen Courage, weil man es dann mit der Destruktion der Moral doch nicht so gemeint hat. Niemand will schließlich als unmoralisch gelten. Für die Folgen der Moralzerstörung wollen sie nicht einstehen und haben Angst vor dem sogenannten moralischen Gottesbeweis. Das ist jener Gedankengang, der aus der Existenz objektiver Normen und Werte auf die Existenz Gottes schließt. Denn im Umkehrschluss bedeutet das: „Ohne Gott ist alles erlaubt.“ Es ist jene berühmte Aussage aus den Romanen Dostojewskis und sie wird seitens der Atheisten besonders gehasst. Sage sie einem Atheisten, und du machst aus ihm einen entschiedenen Verteidiger der Moral!
Diese atheistische Inkonsequenz und fehlende Logik ihres Glaubens sind Kennzeichen von Märchen. Doch selbst diese transportieren andere, tiefere Wahrheiten, die jedoch ebenfalls dem Atheismus verborgen bleiben müssen.
So bleibt ein sich selbst widersprechendes Welt-und Menschenbild der atheistischen Postmoderne übrig, das Wahrheit deshalb zwangsläufig relativieren muss. Noch fataler wird dieser Fehlschluss, wenn er auf selbstverliebte Arroganz, Ignoranz und Respektlosigkeit trifft. In dieser Haltung ist es dem Menschen kaum mehr möglich Korrektur und Fortschreiten anzunehmen, mag er nun Christ oder Atheist sein.
Gerade diese zeitgenössische metaethische Diskussion zeigt dem Kenner der Materie mit klarer Deutlichkeit, dass ohne Gott die Moral zu einem Rätsel wird, das die scharfsinnigsten Denker nicht lösen können, ohne es zu zerstören.
Servus
