Philosophie des Glaubens

Philosophisches zum Nachdenken
barbara
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#31 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von barbara » Sa 15. Jun 2013, 12:18

sven23 hat geschrieben: Aber wo ist beim Glauben das risk?

Kommt schon immer wieder mal vor.

Wenn zB ein Buchhalter aufgefordert wird, illegale "Verschönerungen" der Buchhaltung anzubringen, und sich weigert, weil das gegen seine Prinzipien geht; da steht ein Mensch schnell mal vor dem beruflichen und finanziellen Nichts.

- oder grundsätzlich immer dann, wenn ein Mensch fühlt, was das Richtige ist - und dieses Richtige eine ganze Menge an Nachteilen mit sich bringen wird. Und man es trotzdem tut, weil es das Richtige ist.

grüsse, barbara

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sven23
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#32 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von sven23 » Sa 15. Jun 2013, 12:33

barbara hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Aber wo ist beim Glauben das risk?

Kommt schon immer wieder mal vor.

Wenn zB ein Buchhalter aufgefordert wird, illegale "Verschönerungen" der Buchhaltung anzubringen, und sich weigert, weil das gegen seine Prinzipien geht; da steht ein Mensch schnell mal vor dem beruflichen und finanziellen Nichts.

- oder grundsätzlich immer dann, wenn ein Mensch fühlt, was das Richtige ist - und dieses Richtige eine ganze Menge an Nachteilen mit sich bringen wird. Und man es trotzdem tut, weil es das Richtige ist.

grüsse, barbara

Die von dir gebrachten Beispiele gelten nicht ausschließlich für Gläubige, auch nicht Gläubige können in solche Gewissenskonflikte kommen.
Welches Risiko geht ein Gläubiger ein, wenn er nicht gerade zur Zeit Neros lebt?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

barbara
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#33 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von barbara » Sa 15. Jun 2013, 13:23

sven23 hat geschrieben: Die von dir gebrachten Beispiele gelten nicht ausschließlich für Gläubige, auch nicht Gläubige können in solche Gewissenskonflikte kommen.
Welches Risiko geht ein Gläubiger ein, wenn er nicht gerade zur Zeit Neros lebt?

Das Gewissen ist die Stimme Gottes in einem Menschen, und ein Mensch, der dieser Stimme folgt, unterwirft sich dem Willen Gottes - ganz egal, wie dieser Mensch selbst dieses Verhalten bezeichnet. Und er folgt eher der Stimme Gottes als menschlichen Erwägungen. Genau das ist Spiritualität

Zugehörigkeiten zu Institutionen interessieren mich hingegen herzlich wenig.

grüsse, barbara

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sven23
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#34 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von sven23 » Sa 15. Jun 2013, 13:32

barbara hat geschrieben:
Das Gewissen ist die Stimme Gottes in einem Menschen, und ein Mensch, der dieser Stimme folgt, unterwirft sich dem Willen Gottes - ganz egal, wie dieser Mensch selbst dieses Verhalten bezeichnet. Und er folgt eher der Stimme Gottes als menschlichen Erwägungen. Genau das ist Spiritualität


Das kann man glauben oder auch nicht. Ein Atheist wird sich dagegen verwehren.
Trotzdem ist die Risikofrage immer noch nicht geklärt. Wo soll das Risiko für einen Gläubigen liegen?
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closs
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#35 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von closs » Sa 15. Jun 2013, 13:36

sven23 hat geschrieben:Welches Risiko geht ein Gläubiger ein, wenn er nicht gerade zur Zeit Neros lebt?
Wenn er seinen Glauben konsequent lebt, kann das schon beruflich, also materiell, schädlich sein. - Stell Dir einfach mal den Fall vor, dass einer in einem Kugellagerwerk nicht bereit ist, für seinen Chef eine Kalkulation für eine Kundenanfrage über Panzer zu machen. - Wie gesagt: Wenn man seinen Glauben konsequent lebt.

Allerdings tut das kaum einer - ich auch nicht. - Dazu kommt (und dann wird's wirklich gefährlich), dass viele Christenrichtungen es gar nicht als unchristlich ansehen würden, Rüstungsexporte zu unterstützen. :lol: - Insofern schließt sich der Kreis, dass Christen in aller Regel in der westlichen Welt tatsächlich keine Risiken eingehen.

barbara
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#36 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von barbara » Sa 15. Jun 2013, 13:37

sven23 hat geschrieben: Das kann man glauben oder auch nicht. Ein Atheist wird sich dagegen verwehren.
Trotzdem ist die Risikofrage immer noch nicht geklärt. Wo soll das Risiko für einen Gläubigen liegen?

Was genau ist dir am Buchhaltungsbeispiel unklar?

grüsse, barbara

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Demian
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#37 Re: Religionskritik

Beitrag von Demian » Sa 15. Jun 2013, 23:28

Umgekehrt: die alten Schriften wurzeln in uralten Erfahrungen, die noch viel älter sind. Das christliche Credo ist eine mögliche Art und Weise diese Erfahrungen zu artikulieren, also eine mehr oder weniger hilfreiche Struktur für ihren Ausdruck zu finden.

Magdalena61 hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Glauben heißt im übertragenen Sinne, dass ich mein Herz an etwas schenke/auf etwas setze. Aber nicht aufgrund eines bloßen für-wahr-haltens, sondern aufgrund einer realen Erfahrung, die dann auf verschiedene Weise gedeutet werden kann.
Der christliche Glaube wurzelt nicht in irgendwelchen Phantastereien, sondern in den alten Schriften

Tut mir leid, aber mir ist das zu viel müssen und sollen. Glaube hat für mich nichts mit müssen und sollen zu tun, sondern ist ein Akt der individuellen Freiheit. Es ist in meinen Augen überhaupt kein "rechtliches" Verhältnis notwendig, sondern ERKENNTNIS und ERFAHRUNG. Ohne die gäbe es keinen Grund irgendetwas zu glauben.

Das Vokabular der Bibel ist recht klar: Wer Glauben (Gott) erfahren will, der muß von neuem geboren werden; der braucht eine "geistliche Geburt", durch die sozusagen die rechtlichen Verhältnisse geklärt und die Gläubigen zu Kindern Gottes werden
Joh. 1,12-- und so etwas wie einen Mitgliedsausweis erhalten, welcher sie dazu berechtigt, besondere Leistungen/ Privilegien in Anspruch zu nehmen/ zu genießen.

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sven23
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#38 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von sven23 » So 16. Jun 2013, 07:56

barbara hat geschrieben:
Was genau ist dir am Buchhaltungsbeispiel unklar?

grüsse, barbara

Man sollte nicht so tun, als wenn nur Gläubige in Gewissenskonflikte kommen könnten. Im Gegenteil ist es doch oft so, daß Gläubige eher dem konservativen Lager zugerechnet werden können und schon von Natur aus angepaßter und systemkonformer funktionieren, siehe Naziherrschaft. (Ausnahmen bestätigen die Regel)
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#39 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von closs » So 16. Jun 2013, 08:24

sven23 hat geschrieben: Im Gegenteil ist es doch oft so, daß Gläubige eher dem konservativen Lager zugerechnet werden können und schon von Natur aus angepaßter und systemkonformer funktionieren, siehe Naziherrschaft.
Leider nicht ganz wahr. - Es gab ab Ende des 19.Jh. den sogenannten "Positivismusstreit", in dem sich Geisteswissenschaft und Naturalismus gegenüberstanden - also vergröbert gesagt: "Jenseitler" gegen "Diesseitler".

Ich kann mich an ein Uni-Seminar Anfang der 80er Jahre erinnert, in dem recherchiert wurde, dass die Positivisten (also Nicht-Gläubige) im Nationalsozialismus eine auffällig aktivere Rolle spielten als die Geisteswissenschaftler (was damals noch in etwa kongruent war mit "Gläubige"). - Das hat mich damals sehr überrascht. - Begründet wurde dieser Umstand damit, dass Nicht-Gläubige eher anfällig für Ersatz-Religionen sind.

Wäre auch mal ein Thema - allerdings nicht jetzt: Fahre in einer Stunde für 10 Tage weg.

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sven23
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#40 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von sven23 » So 16. Jun 2013, 09:02

closs hat geschrieben: - Das hat mich damals sehr überrascht. - Begründet wurde dieser Umstand damit, dass Nicht-Gläubige eher anfällig für Ersatz-Religionen sind.


Mich nicht. Geisteswissenschaftler sind auch eine kleine, nicht repräsentative Gruppe. Ich denke da eher an der Millionenheer an der Basis.
Ohne den Konformismus an der Basis hätte das System nicht so "erfolgreich" sein können.
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