Das Unendliche und die Zeit.

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#1 Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Pluto » Fr 13. Jan 2017, 13:24

Jeder gute Christ glaubt, wenn er sich entsprechend verhält, wird er ewig leben.
Doch Ewigkeit hat sehr Vieles mit Unendlichkeit gemeinsam. Wenn wir ewig sagen, so meinen wir, dass das Leben unendlich weitergeht.

Diese Frage hat schon die alten Griechen fasziniert. Der Philosoph Zeno (ca. 500 v.Chr.) hat auf Grunde seiner Gedankenexperimente Unendlichkeit zu etwas unantastbarem erklärt weil es immer zu Paradoxa führt.
Z.B. hat Zeno das Überqueren eines Raums so beschrieben: "Zuerst geht man die halbe Strecke; dann geht man wieder die halbe verbleibende Strecke, usw..." bis in alle Ewigkeit, erreicht aber die Tür am anderen Ende des Raumes niemals.

Hier will ich deshalb die Unendlichkeit und die Ewigkeit mit ihren Folgen thematisieren.

Kann man Unendlichkeit definieren? Ist es eine mathematische Größe, die man bestimmen kann? Oder müssen wir vor dem Begriff der Unendlichkeit kapitulieren?
Gibt es vielleicht die Ewigkeit (die die Christen anstreben) ebenfalls nicht?
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Janina
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#2 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Janina » Fr 13. Jan 2017, 13:45

Pluto hat geschrieben:Der Philosoph Zeno (ca. 500 v.Chr.) hat auf Grunde seiner Gedankenexperimente Unendlichkeit zu etwas unantastbarem erklärt weil es immer zu Paradoxa führt.
Zeno ist aber seit Leibnitz und Newton widerlegt. Sie haben mit der Infinitesimalrechnung gezeigt, dass die Summe von unendlich vielen Zahlen durchaus endlich sein kann.

Pluto hat geschrieben:Kann man Unendlichkeit definieren?
Ja.
- Unendlich wird definiert als die Mächtigkeit einer Menge, die auf eine echte Teilmenge ihrer selbst eineindeutig abbildbar ist.
Beispiel: Bilde jede natürliche Zahl n € N ab: n -> n+1
N = {1, 2, 3, 4, ...}
Zielbereich der Abbildung ist die Menge {2, 3, 4, ...} = N \ 1, welches eine echte Teilmenge von N ist. Also hat N die Mächtigkeit unendlich.

- Abzählbar unendlich wird definiert als die Mächtigkeit einer Menge, die auf die Menge der natürlichen Zahlen eineindeutig abbildbar ist.

Beispiel: Die Menge Q der rationalen Zahlen ist eineindeutig abbildbar auf N. Also ist Q abzählbar unendlich. Das Finden einer solchen Abbildung ist trivial und wird dem Leser überlassen.

- Überabzählbar unendlich wird definiert als die Mächtigkeit einer unendlichen Menge, die auf die Menge der natürlichen Zahlen NICHT eineindeutig abbildbar ist.

Beispiel: Die Menge R der reellen Zahlen ist nicht eineindeutig abbildbar auf N. Zür jede Zuordnung von N auf R kann man Elemente aus R finden, die in der Zuordnung nicht enthalten sind.

Pluto
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#3 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Pluto » Fr 13. Jan 2017, 16:30

Janina hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Philosoph Zeno (ca. 500 v.Chr.) hat auf Grunde seiner Gedankenexperimente Unendlichkeit zu etwas unantastbarem erklärt weil es immer zu Paradoxa führt.
Zeno ist aber seit Leibnitz und Newton widerlegt. Sie haben mit der Infinitesimalrechnung gezeigt, dass die Summe von unendlich vielen Zahlen durchaus endlich sein kann.
Spaß vVrderber.
Sieh es doch positiv... Zenos Paradoxien führten zur Entdeckung der Infinitessimalrechnung durch Newton und Leibniz.

Janina hat geschrieben: - Unendlich wird definiert als die Mächtigkeit einer Menge, die auf eine echte Teilmenge ihrer selbst eineindeutig abbildbar ist.
Beispiel: Bilde jede natürliche Zahl n € N ab: n -> n+1
N = {1, 2, 3, 4, ...}
Zielbereich der Abbildung ist die Menge {2, 3, 4, ...} = N \ 1, welches eine echte Teilmenge von N ist. Also hat N die Mächtigkeit unendlich.
Und wie würdest du die Ewigkeit definieren?

Janina hat geschrieben:Beispiel: Die Menge Q der rationalen Zahlen ist eineindeutig abbildbar auf N. Also ist Q abzählbar unendlich. Das Finden einer solchen Abbildung ist trivial und wird dem Leser überlassen.
Und nun nehmen wir eine andere Reihe, z,B, alle Quadrate, also 1,4,9,16,25...
Diese beiden Reihen haben aber per Definition gleich viele Elemente (Beides abzählbar).
Oder nehmen wir zwei Geraden unterschiedlicher Länge. Beide Geraden bestehen aus unendllich vielen Punkten — ein Paradoxon?
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#4 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Christian41285 » Fr 13. Jan 2017, 17:15

Stell dich mal mit einem Spiegel in der Hand vor einen anderen Spiegel..da kannst du die

Unendlichkeit sehen!

LG Christian

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#5 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Pluto » Fr 13. Jan 2017, 18:03

Christian41285 hat geschrieben:Stell dich mal mit einem Spiegel in der Hand vor einen anderen Spiegel..da kannst du die

Unendlichkeit sehen!
Nein.
Unendlichkeit ist sehr viel größer als die paar wenigen Bildchen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Christian41285 » Fr 13. Jan 2017, 18:07

Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Stell dich mal mit einem Spiegel in der Hand vor einen anderen Spiegel..da kannst du die

Unendlichkeit sehen!
Nein.
Unendlichkeit ist sehr viel größer als die paar wenigen Bildchen.


War ja klar!Ich glaube wir werden nie einer Meinung sein :lol:

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#7 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Leopold » Fr 13. Jan 2017, 19:54

Mehrere Unendlichkeitsmathematiker sind bereits in psychiatrischer Behandlung gelandet. Man sollte also nicht zu viel darüber nachdenken.

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#8 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Christian41285 » Fr 13. Jan 2017, 19:56

Leopold hat geschrieben:Mehrere Unendlichkeitsmathematiker sind bereits in psychiatrischer Behandlung gelandet. Man sollte also nicht zu viel darüber nachdenken.


Echt? Haha..

Pluto
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#9 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Pluto » Fr 13. Jan 2017, 19:59

Leopold hat geschrieben:Mehrere Unendlichkeitsmathematiker sind bereits in psychiatrischer Behandlung gelandet. Man sollte also nicht zu viel darüber nachdenken.
Mich wundert das gar nicht.
Jeder Versuch Unendlichkeit zu definieren ist letztlich eine Abstraktion.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#10 Re: Das Unendliche und die Zeit.

Beitrag von Janina » Fr 13. Jan 2017, 23:56

Pluto hat geschrieben:Und wie würdest du die Ewigkeit definieren?
Da war immer irgendwas mit lim f(t) / t -> ∞ ...

Pluto hat geschrieben:Und nun nehmen wir eine andere Reihe, z,B, alle Quadrate, also 1,4,9,16,25...
Diese beiden Reihen haben aber per Definition gleich viele Elemente (Beides abzählbar).
Exakt. Die Menge der Quadratzahlen ist eine echte Teilmenge von N, und das Quadrieren ist eine eineindeutige Zuordnung.

Pluto hat geschrieben:Oder nehmen wir zwei Geraden unterschiedlicher Länge. Beide Geraden bestehen aus unendllich vielen Punkten — ein Paradoxon?
Du meintest sicher Strecken. Intervalle von reellen Zahlen, überabzählbar unendlich, aber gleichmächtig. Wieso paradox? Das Ergebnis ist nur, dass zweimal unendlich dieselbe Unendlichkeit ergibt. Völlig normal.

Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Stell dich mal mit einem Spiegel in der Hand vor einen anderen Spiegel..da kannst du die Unendlichkeit sehen!
Nein.
Unendlichkeit ist sehr viel größer als die paar wenigen Bildchen.
Die Symbolik ist die gleiche, wie wenn wir schreiben {1, 2, 3, ...}
Wir sehen 3 kleiner werdende Bildchen, aber auch den Hinweis in die Unendlichkeit.

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