Wie gesagt: die Naturwissenschaft betrachtet den Menschen als bloßes Naturwesen, als hoch entwickeltes Tier. Damit bin ich vollkommen einverstanden. Das religiöse Menschenbild geht jedoch weit darüber hinaus, denn der Mensch steht in der Schöpfungshierarchie bewusstseinsmäßig auf einer höheren Stufe, das ist deutlich erkennbar. Davon abgesehen ist jedes Lebewesen – egal ob Wüstenrennmaus, Regenwurm oder Pluto

- ein Kind Gottes, welches unsre Achtung verdient hat, weil Gott der Ursprung (und somit „Vater“) allen Lebens ist.
Pluto hat geschrieben:Und welche Hinweise hast du, dass das mehr als bloßes anthropozentrisches Wunschdenken ist, dass sich der Mensch selbst als Herrscher über die Erde sieht?
Das ist nicht nur bloßes Wunschdenken, denn der Mensch übt schon Herrschaft aus, was auch mit einer besonderen Verantwortung und Pflicht einher geht, mit der Schöpfung fürsorglich umzugehen. Die Bibel formuliert das in der Art eines Herrschaftsauftrages, den Gott an den Menschen richtet, aber sie meint damit nicht Unterdrückung und Ausbeutung, was an der Bildsprache erkennbar wird: verglichen wird diese Verantwortung des Menschen für die Schöpfung mit dem Walten eines Hirten gegenüber seiner Herde (Ezechiel 34,4; Psalm 49,15). Unsre Aufgabe ist es also die Welt zu gestalten, zu nutzen und ihrer Erhaltung zu dienen.
Pluto hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Tatsächlich ist es doch eher so, dass der Mensch über die Kräfte der Natur gebietet. Der Mensch ist gewissermaßen die ontologische Spitze der Schöpfung. Im Qur’an wird er deshalb als „Stellvertreter (chalifa) Gottes auf Erden“ bezeichnet, weil er zumindest potentiell das edelste und vollkommenste Geschöpf sein kann. Als Beispiel wird dafür unteranderem David angeführt: „Oh David, siehe, wir machten dich zu einem Stellvertreter (chalifa) auf Erden; So richte zwischen den Menschen in Wahrheit.“ (Sure 38:26)
Mir scheint du bist hier zu leichtgläubig.
Woher willst du wissen, dass in diesen alten Legenden die Wahrheit steckt?
Das ist eben ein religiöse Menschenbild. Der Mensch ist Stellvertreter (chalifa) Gottes auf Erden, weil er nach seinem Bild geschaffen wurde. Das ist eine Aussage über sein geistiges Wesen, seine Befähigung und Bestimmung in der Schöpfungsordnung, der er leider nicht immer gerecht wird.
In Psalm 8,7 heißt es: „Du hast ihn [den Menschen] als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt.“ - doch das soll mit Verantwortung und Achtung geschehen, denn alle Lebewesen sind Teile Gottes, selbst das kleinste und scheinbar geringste. Selbst die scheinbar nutzlose Spinne an der Wand.