Savonlinna hat geschrieben:
Der Thread ist in das Unterforum "Philosophie" eingeordnet worden, das gefällt mir, weil man da versuchen kann, dem Phänomen ein wenig auf den Grund zu kommen.
Mein Verständnis von Philosophie ist, dass sie sich auch und gerade auf die Fahnen geschrieben hat, die Begriffe, mit denen man umgeht, zu klären, zu definieren.
Und genau diese Definition von Kapitalismus fehlt noch.
So hatten wir irgendwo eine Diskussion darüber, wo closs zum Ausdruck brachte, dass der "böse" Kapitalismus für ihn nur dann gegeben ist, wenn ein Super-Reicher arme Arbeitnehmer ausbeutet und ohne viel Leistung Milliarden kassiert, z.B. durch windige Kapitalgeschäfte.
Ich hatte dagegen gesetzt, dass Kapitalismus bereits wirkt, wenn ich etwas möglichst billig erwerben möchte oder wenn ich bei einem Handel möglichst viele Vorteile für mein Angebot bekommen will. Kapitalismus durchzieht also unser Leben wie ein roter Faden und ist ein Ausdruck des Eigennutz haben wollens.
In meiner Position gibt es den Kapitalismus bereits so lange, wie es Menschen gibt und er ist eine sehr starke Triebfeder, das Leben weiterzuentwickeln und zu verbessern. Ohne Kapitalismus hätte Marco Polo oder Kolumbus keine Reise unternommen, wären die meisten technischen erfndungen ausgefallen und wir würden noch in Höhlen sitzen und frieren. Dann kann er auch einen Amerikaner dazu treiben, möglichst schnell das Landesinnere zu erforschen, weil er sich eben erhofft, als erster an die dann sehr lukarativen Geschäfte heranzukommen.
Unter entsprechenden Voraussetzungen hat der Kapitalismus dann globale Auswirkungen und kann auch zu Phänomenen wie die Kapitalkrise oder die überschäumenden Boni führen. Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage.
Savonlinna hat geschrieben:
Also muss man versuchen - und versuchte es auch -, die negativen Auswirkungen des Kapitalismus zu beseitigen.
Einverstanden. Es geht nicht darum, den Kapitalismus zu verteufeln oder abzuschaffen, sondern die rahmenbedingungen so zu gestalten, dass er positiv wirkt. Was keinesfalls einfach ist. Denn leider sind die Marktmechanismen so kompliziert, dass sie keiner wirklich versteht - was man schon an den Diskussionen rund um die Griechenland Krise sieht.
Savonlinna hat geschrieben:
Dass der Kapitalismus bis heute immer wieder neue Schäden produziert, steht für mich außer Frage.
Aber jedem einzelnen Schaden kann man begegnen und ihn auszuräumen suchen.
Es ist nicht der Kapitalismus, der die Schäden produziert.
Der Kapitalismus sorgt dafür, dass die Menschen nicht stehenbleiben, nicht erstarren, sondern nach neuen Wegen, neuen Möglichkeiten suchen.
Werden welche gefunden, kann man die Auswirkungen meist nicht übersehen.
Meist sieht man die Vorteile zuerst, die Nachteile aber erst später. Wenn die dann anfangen zu schmerzen, dann wird erst dagegen etwas getan.
Grund sind also die neuen Wege.
Gruß
Thomas