Heidegger und kein Ende?

Philosophisches zum Nachdenken
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sven23
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#1 Heidegger und kein Ende?

Beitrag von sven23 » Fr 1. Mai 2015, 08:49

Unumstritten war er wohl nie, der "Pumphosen tragende Voralpenphilosph" Heidegger, auch wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus und seinem Antisemitismus.
Ist das gerechtferigt oder kann man Leben/Persönlichkeit und Werk völlig strikt voneinander trennen? Bei einem Mathematiker ist das sicher einfacher, weil sich beide Bereiche kaum ins Gehege kommen können.
Bei einer Philosophie, die ein "Sein" postuliert und ein Menschenbild entwirft, sieht das schon etwas anders aus. Da ergibt sich fast zwangsläufig die Frage, zu welchen Ergebnissen führt diese Philosophie auch im Leben des Philosophen selbst.
Manche fordern sogar vor dem Hintergrund der "Schwarzen Hefte" eine Neubewertung der Werke von Heidegger.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... 59541.html

"Heidegger bescheinigte dem Nationalsozialismus eine "innere Wahrheit und Größe", er feierte Hitler als charismatischen Retter und Überwinder der "Seinsvergessenheit".
Quelle: zeitonline
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closs
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#2 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Fr 1. Mai 2015, 10:14

sven23 hat geschrieben:Ist das gerechtferigt oder kann man Leben/Persönlichkeit und Werk völlig strikt voneinander trennen?
Man sollte beides kennen - wie bei Luther und Wagner auch. - Trotzdem bleibt das Werk autonom.

sven23 hat geschrieben:Manche fordern sogar vor dem Hintergrund der "Schwarzen Hefte" eine Neubewertung der Werke von Heidegger.
Dann macht man es halt. - Für mich persönlich ist der Maßstab, ob etwas in 500 Jahren noch gelesen und erkannt wird - und dazu hat Heidegger das Zeug dazu. - Heidegger wird im Jargon der heute vorwiegenden Philosophie nicht erkannt - seine Trennung zwischen "Sein" und "Seiendem" (= Dasein) ist zur Zeit nicht en vogue.

Pluto
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#3 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Fr 1. Mai 2015, 10:41

closs hat geschrieben:Trotzdem bleibt das Werk autonom.
Ich denke schon, dass ist Weltanschauung von Werk trennen kann.
Darwin hat, wie es eben im 19. Jh. Gang und Gebe war, genauso rassistische Äußerungen von sich gegeben; er war ein Kind seiner Zeit, genauso wie Hedegger. Was aber Darwin von Heidegger unterschiedet, ist der Wert ihres Werks.

Darwin steht für mich ganz oben auf der "wissenschaftlichen Leiter" zusammen mit Aristoteles, Newton, Kant, Hume, Maxwell, Einstein oder Freud, während Heideggers Werk bei mir nicht in diesem erlauchten Kreis Einzug findet, weil ich nicht erkennen kann was er an verwertbarer Erkenntnis hervorgebracht hat.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#4 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von sven23 » Fr 1. Mai 2015, 11:02

closs hat geschrieben: Heidegger wird im Jargon der heute vorwiegenden Philosophie nicht erkannt - seine Trennung zwischen "Sein" und "Seiendem" (= Dasein) ist zur Zeit nicht en vogue.

Vielleicht hat das ja auch berechtigte Gründe.
Wenn diese Philosophie dazu führt, in Hitler den "charismatischen Retter und Überwinder der Seinsvergessenheit" zu erkennen, dann kann etwas mit dieser Seins-Philsophie nicht stimmen.
Denn wie heißt es so schön in der Bibel: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Zuletzt geändert von sven23 am Fr 1. Mai 2015, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.
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2Lena
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#5 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von 2Lena » Fr 1. Mai 2015, 12:35

Thomas hat geschrieben:Diese Sache mit der Tiefenstruktur ist angelegt als geisteswissenschaftliches Projekt. Welche methodischen Elemente werden verwendet, um zu einem Ergebnis zu kommen? Gibt es Analogien zu den Themen "Theoriebildung", "Vorhersagen" "Experiment" usw. oder sind das ganz eigene Elemente, die da verwendet werden? Und: Wie allgemeingültig ist diese Beispiel für die Literaturwissenschaft oder gar die Geisteswissenschaft?
Hallo Thomas,

was du hier definierst, ist ganz
heiß

Die einzige Verbindung zwischen Naturwissenschaft, Historik, Theorie und Vorhersagen bringt die Bibel mit zu lösenden "Hausaufgaben". Besonders zeigt sich das bei den Propheten, aber vom System her in allen Kapiteln.

Anders als in der Naturwissenschaft, oder andere Fachgebiete, die allein IHREN Bereich abdeckten, verknüpft sich ...
Ideal, Aufglärung, Gesetz, Methodik.
Erfahrung also mit Entwicklung, Realität mit Ideen, *Himmel mit Erde*
Manchmal wird die Hölle draus, wenn keiner aufpasst, die Dulder oder Vordränger etwas zu weit gehen!

(Hilfe, Hilfe... helft mir mit das zu entdecken, wie es zu formulieren geht ...)

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#6 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von sven23 » Fr 1. Mai 2015, 12:43

2Lena hat geschrieben: (Hilfe, Hilfe... helft mir mit das zu entdecken, wie es zu formulieren geht ...)
Häh, hast du dich in den falschen Thread verirrt? :lol:
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#7 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von 2Lena » Fr 1. Mai 2015, 13:17

Ne Svenilein ...
Die früheren Philosophen hatten eine bestimmte Ausbildung ... bei der sie es allmählich schafften, bei fehlender Allgemeinbildung der Bibel - das Fach an den Uni's uninteressant werden zu lassen.

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#8 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Fr 1. Mai 2015, 15:19

2Lena hat geschrieben:Die früheren Philosophen hatten eine bestimmte Ausbildung ... bei der sie es allmählich schafften, bei fehlender Allgemeinbildung der Bibel - das Fach an den Uni's uninteressant werden zu lassen.
Heidegger war aber nicht ungebildet.
Er ist das beste Beispiel dafür, wie man trotz Bildung Senf erzählen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Fr 1. Mai 2015, 17:12

sven23 hat geschrieben:Wenn diese Philosophie dazu führt, in Hitler den "charismatischen Retter und Überwinder der Seinsvergessenheit" zu erkennen, dann kann etwas mit dieser Seins-Philsophie nicht stimmen.
Das ist eben Dein Irrtum. - Denn entweder seine Philosophie ist schlüssig oder nicht - in beiden Fällen ist sie es unabhängig von Biografismen.

Pluto hat geschrieben:Er ist das beste Beispiel dafür, wie man trotz Bildung Senf erzählen kann.
Er wird in der heutigen philosophischen Ausrichtung nicht gebraucht - man hat sich anders eingerichtet. - Das kann in 100 Jahren ganz anders sein. - Denk an J.S.Bach: Er war rezeptions-mäßig vollkommen vergessen, bis ihn die Romantik (bspw. durch Mendelssohn) wieder-entdeckt wurde.

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#10 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von sven23 » Fr 1. Mai 2015, 18:27

closs hat geschrieben:Das ist eben Dein Irrtum. - Denn entweder seine Philosophie ist schlüssig oder nicht - in beiden Fällen ist sie es unabhängig von Biografismen..
Und du hälst eine Philosophie, die Hitler als charismatischen Retter und Überwinder der Seinsvergessenheit sieht, für schlüssig? :?:
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