Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#1 Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Demian » Mo 13. Mai 2013, 06:16



„Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann. […] Was ich oben (Punkt 1) die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen. Das Kochrezept ist: Tautologien und Trivialitäten gewürzt mit paradoxem Unsinn. Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.“ - K.Popper

Pluto
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#2 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Pluto » Mo 13. Mai 2013, 06:42

die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten… Was ich oben die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen.
Herrlich Demian!
Danke dir.
Seit ewig (und drei Tagen) wettere ich gegen die Anmaßung von Leuten welche behaupten im Besitz der einzigen und absoluten Wahrheit zu sein. Diese Aussage von Popper scheint mir die ideale Gelegenheitzu sein um das hier mal auszudiskutieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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kamille
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#3 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von kamille » Mo 13. Mai 2013, 07:49

Ich sage mal ganz einfach und klar, es gibt einen Gott, er ist Liebe und von jedem Menschen erfahrbar, der wahrhaft guten Willens ist, ihn zu suchen und zu finden.
Das dabei zuvor und oftmals viele Hürden, die in ungeistigen Gedankenmustern zu suchen sind, überwunden werden müssen ist dabei ein Umstand, der vielen nicht behagt und sie keine Geduld haben und aufgeben.

Einfache Worte aus der Selbsterfahrung gelten aber Naturalisten und Agnostikern nichts, und trotzdem paßt die Meßlatte Popper. Also, was wollt ihr denn noch und eigentlich ?? :angel:

Wendet doch mal die Worte eures Meisters an.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Tara
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#4 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Tara » Mo 13. Mai 2013, 09:17

ich schliesse mich Pluto's Worte an Danke Demian Bild
Der 8te Himmel gehört den Atheisten die der Überzeugung sind, dass die Realität zwar hart sein kann, aber umso wertvoller ist als alle schöne und sanfte Märchen zusammen.

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Magdalena61
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#5 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Magdalena61 » Mo 13. Mai 2013, 09:55

Pluto hat geschrieben:Herrlich Demian!
Danke dir.
Seit ewig (und drei Tagen) wettere ich gegen die Anmaßung von Leuten welche behaupten im Besitz der einzigen und absoluten Wahrheit zu sein. Diese Aussage von Popper scheint mir die ideale Gelegenheitzu sein um das hier mal auszudiskutieren.
:) Was Popper "enteckt" hat:
Karl Popper hat geschrieben:Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken.
...
Was ich oben (Punkt 1) die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen.
-- ist zwar nicht DIE Sünde gegen den Heiligen Geist, aber die Bibel sagt (schon lange) das Gleiche:
Spr. 26, 12 (Luther 1984): Wenn du einen siehst, der sich weise dünkt, da ist für einen Toren mehr Hoffnung als für ihn.
In der GNB klingt der Vers noch etwas drastischer:
Spr. 26,12 ( GNB): Kennst du einen, der sich selbst für weise hält? Für einen Schwachsinnigen ist mehr Hoffnung als für ihn!
Wer nicht wahrhaben will, dass wir uns der (ganzen) Wahrheit bestenfalls annähern können, dem fehlt es irgendwo an Demut. Oder an der notwendigen Bibelkenntnis.
Hiob 37, 23+24 (Schlachter 2000): Den Allmächtigen finden wir nicht; er ist von unbegreiflicher Kraft, voll Recht und Gerechtigkeit; er beugt sie nicht. Darum fürchten ihn die Menschen; er aber sieht keinen an, der sich selbst für weise hält!
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#6 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von closs » Mo 13. Mai 2013, 11:03

Pluto hat geschrieben:Seit ewig (und drei Tagen) wettere ich gegen die Anmaßung von Leuten welche behaupten im Besitz der einzigen und absoluten Wahrheit zu sein. Diese Aussage von Popper scheint mir die ideale Gelegenheit zu sein um das hier mal auszudiskutieren.
Ich denke, dass Popper das (mindestens auch) gegen den eigenen Wissenschaftsbetrieb gesagt hat. - Don't forget: Das Glaubens-Monopol liegt seit dem 20. Jh. auf säkularer Seite. - Da könnte es ein Missverständnis geben.

Magdalena61 hat geschrieben:Wer nicht wahrhaben will, dass wir uns der (ganzen) Wahrheit bestenfalls annähern können, dem fehlt es irgendwo an Demut. Oder an der notwendigen Bibelkenntnis.
Und genau das, was Popper oben (wie ich meine, dem Wissenschaftsbetrieb entgegenwirft), wurde vor einigen Tagen auf einer anderen Plattform thematisiert: - Betonierte Glaubensgewissheit zu Lasten anderer.

Magdalena61 hat geschrieben:Spr. 26, 12 (Luther 1984): Wenn du einen siehst, der sich weise dünkt, da ist für einen Toren mehr Hoffnung als für ihn.
Gefährlicher Satz - denn: Dieser und ähnliche Sätze werden gerne benutzt, einfach etwas saudoof in den Raum zu stellen und sich dafür als Glaubensgewissheit zu "entscheiden". - Wenn man dann höflich den anderen fragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hat, erhält man die triumphierende Antwort, dass das die "Torheit des Christen" sei. - Soooooooooooooooooo ist das aber nicht gemeint.

Egal, wo man hinguckt. - Irgendjemand schafft es immer, einen an sich guten Satz geistig zu zerstören.

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Josi
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#7 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Josi » Mo 13. Mai 2013, 11:27

Hallo zusammen, :chapeau:

was Popper im Video erklärte bzw. kritisierte, war bereits Platon - siehe Höhlengleich - ein Dorn im Auge.
Worum es geht ist recht einfach, nämlich um Induktionen bzw. induktive Skandale.
Nicht weniger erwähnenswert sind im selben Zusammenhang Francis Bacon und Rene Descartes, die darauf hinwiesen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse niemals auf "gegebene Wahrheiten" basieren können, seien sie nun von mathematischer, oder schlimmer noch, von metaphysischer Natur, sondern sich auf bloße Beobachtungen und nachahmende Experimente stützen kann.

Aber nicht nur die genannten Leute störten sich an induktive Aussagen, denn kaum einem anderen Denker als F. Nietzsche waren derlei Skandale so abscheulich, wie die von religiöser Natur.
Der religiöse Mensch tut sich leicht damit, der Wissenschaft jegliche klare Erkenntnis abzusprechen und beruft sich dabei auf das Fantasieprodukt "Gott", das unter allen induktiven Skandalen das Größte überhaupt darstellt.

"Nichts ist absolut, außer Gott!" behaupten Gottgläubige und leugnen vor sich selbst diese bloß nur dahergebrabbelte Fiktion.
Wer möchte da nicht gerne wissen wollen, ob dieser induktive Skandal noch getoppt werden kann.
Mir jedenfalls fällt nichts dazu ein.

LG, Josi ;)
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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#8 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Heliaia » Mo 13. Mai 2013, 11:40

Josi hat geschrieben: Nicht weniger erwähnenswert sind im selben Zusammenhang Francis Bacon und Rene Descartes, die darauf hinwiesen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse niemals auf "gegebene Wahrheiten" basieren können, seien sie nun von mathematischer, oder schlimmer noch, von metaphysischer Natur, sondern sich auf bloße Beobachtungen und nachahmende Experimente stützen müssen.

LG, Josi ;)
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An individual who breaks a law that conscience tells him is unjust, and who willingly accepts the penalty of imprisonment in order to arouse the conscience of the community over its injustice, is in reality expressing the highest respect for the law

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Josi
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#9 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Josi » Mo 13. Mai 2013, 12:05

Ja, nur lässt sich, was Marcus Aurelius schrieb, auf Gott in keinster Weise anwenden, denn Gott ist weder hörbar, noch sehbar.
Allerdings muss das - dank gewisser chemischer Stoffe - nicht heißen, dass man trotzdem weise Mäuse dort sehen kann, wo real keine sind, einschließlich deren Fressgeräusche.
Oder anders gesagt: Wozu das Hirn fähig ist, ist schon erstaunlich.

LG, Josi ;)
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Magdalena61
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#10 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Magdalena61 » Mo 13. Mai 2013, 12:14

closs hat geschrieben: Betonierte Glaubensgewissheit zu Lasten anderer.
Wer meint, dass er stehe... 1. Kor. 10,12
closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Spr. 26, 12 (Luther 1984): Wenn du einen siehst, der sich weise dünkt, da ist für einen Toren mehr Hoffnung als für ihn.
Gefährlicher Satz - denn: Dieser und ähnliche Sätze werden gerne benutzt, einfach etwas saudoof in den Raum zu stellen und sich dafür als Glaubensgewissheit zu "entscheiden". - Wenn man dann höflich den anderen fragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hat, erhält man die triumphierende Antwort, dass das die "Torheit des Christen" sei. - Soooooooooooooooooo ist das aber nicht gemeint.
Der Vers befindet sich in einer Sammlung von Sprüchen, von "gewachsenen Volksweisheiten", wenn man sie so nennen will. Der Verfasser beabsichtigte m. E. nicht, eine bestimmte "Ideologie" bewerben, sondern traf eine Feststellung von allgemeiner Gültigkeit.
closs hat geschrieben:Egal, wo man hinguckt. - Irgendjemand schafft es immer, einen an sich guten Satz geistig zu zerstören.
Manchmal besteht die einzig richtige Strategie darin, kein Holz mehr nachzulegen... denn, wie Salomo lakonisch schreibt:
Spr.26,20 (GNB): Wo kein Holz mehr ist, geht das Feuer aus; und wo kein Klatsch mehr ist, hört der Streit auf.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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