Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#41 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Pluto » Di 14. Mai 2013, 17:58

Magdalena61 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das macht dann jede Wahrheitsbhehauptung zum Zirkelschluss.
Wie meinst du das? Wahrscheinlich nicht so wie ich :) . Ich gehe davon aus, dass eseine umfassende Wahrheit gibt.
Verschiedene Ausprägungen/ Färbungen derselben reduzieren nicht den Wert der Wahrheit, denn der Kern ist derselbe.
Nun. Das was du Wahrheit nennst, nenne ich Realität. Wir versuchen (mit Hilfe der Wissenschaft) diese Realität zu erfassen, und nähern uns so immer mehr der eigentlichen Wahrheit der Welt. Da aber die Wahrheit selbst vom angewendeten Kriterium abhängt, wird die Wahrheitssuche letztlich zum Zirkelschluss.

Magdalena61 hat geschrieben:Und man kann prüfen, indem man das austestet, indem man sich dem Anspruch Jesu stellt.
Ja logisch. Wir können prüfen, und mit jeder Bestätigung nähern wir uns der Wahrheit ein wenig mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns irren, wird also mit jeder Prüfung geringer, und die Gewissheit immer größer. Aber absolute Sicherheit können wir deswegen niemals erreichen. Das ist die Poppers Botschaft.

Popper verwendete hierfür immer sein Beispiel der schwarzen Schwäne: Jahrtausende lang glaubten die Menschen, alle Schwäne seien weiß. Und mit jeder neuen Beobachtung wurde dies auch bestätigt... bis eines Tages jemand aus Australien zurückkehrte und von schwarzen Schwänen berichtete. :shock:
Dieses Beispiel zeigt uns, dass wir prüfen können, so lange wir wollen, endgültige Gewissheit kann es nicht geben. Dazu müssten wir entweder allwissend sein, oder das ganze Universum prüfen.

So wie mit den Schwänen verhält es sich meiner Meinung nach auch mit dem Wissen der Bibel, und den Aussagen Jesus'. Du kannst dich natürlich auf den Standpunkt stellen (wie viele Christen es tun), dass die Offenbarungen der Bibel ( z. Bsp. Johannes 14,6: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben) wahr ist, aber wenn du ehrlich zu dir selbst bist, wirklich wissen tust du es dann immer noch nicht, gell?

Das meinte ich vorhin auch mit meinem letzten Satz, dass die Fehlbarkeit letztlich bei uns Menschen liegt. Wir sind nicht allwissend und daher nicht in der Lage absolute Wahrheit zu besitzen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#42 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von closs » Di 14. Mai 2013, 18:05

Pluto hat geschrieben:Wir können prüfen, und mit jeder Bestätigung nähern wir uns der Wahrheit ein wenig mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns irren, wird also mit jeder Prüfung geringer, und die Gewissheit immer größer. Aber absolute Sicherheit können wir deswegen niemals erreichen. Das ist die Poppers Botschaft.
Auch das ist eine ziemlich gute Definition von "Hermeneutik" - genau so machen es geistige Menschen auch. - Der Unterschied. Die Prüfungsetappen sind nicht objektiv, sondern "nur" subjektiv verifizierbar.

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#43 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Scrypton » Di 14. Mai 2013, 19:08

closs hat geschrieben:Der Unterschied. Die Prüfungsetappen sind nicht objektiv, sondern "nur" subjektiv verifizierbar.
Genau das ist der Unterschied, welcher zu Problemen führen kann.
Denn auch innerhalb der Hermeneutik kommt längst nicht jeder zu deinem Weltbild und noch weniger zur Antwort "Jesus ist die Wahrheit". Ein und die selbe Sache ist mal subjektiv verifizierbar, mal falsifizierbar.

Dass dein Weltbild also für dich verifizierbar erscheint ist somit relativ unbedeutend. Erst, wer dein Weltbild teilt erhält so natürlich auch die selben Antworten - was ebenfalls zu erwarten und daher nicht relevant ist.

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#44 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von closs » Di 14. Mai 2013, 20:04

Darkside hat geschrieben:Genau das ist der Unterschied, welcher zu Problemen führen kann.
Absolut richtig. - In dem Moment, in dem es um Realitäten geht, die naturwissenschaftlich nicht (oder noch nicht) greifbar sind, gibt es tatsächlich Probleme, die man bei Begnügung mit naturalistisch beschreibaren Phänomenen nicht hat. - Da wird auch viel Missbrauch getrieben. - Soll man deshalb ausblenden?

Darkside hat geschrieben:Denn auch innerhalb der Hermeneutik kommt längst nicht jeder zu deinem Weltbild
Der Hermeneutik liegt ja eine Fragestellung zugrunde, die unterschiedlich sein kann. - Trotzdem ist es richtig, dass auch bei gleicher Fragestellung Unterschiedliches rauskommen kann, weil sich Wahrheit halt unterschiedlich abbilden kann - mal ein Beispiel:

Ein Nocturne von Chopin kann man sehr unterschiedlich und trotzdem jeweils authentisch spielen. - Man kann es auch schlicht und ergreifend falsch spielen. - Wer entscheidet, was richtig und falsch ist? - Antwort: Diejenigen, die es können. - Und WER es kann, wird von denen bemerkt, die es auch können. - In diesem Fall gute (!) Pianisten und sonstige Kenner. - Es ist also jedem, der's kann, klar, ob da ein Spieler das Stück gecheckt hat oder nicht.

Ist das ein Beweis? - Nein, ist es nicht. - Geistige Vollmacht kann man nicht beweisen - sie erkennt sich gegenseitig.

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#45 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Demian » Di 14. Mai 2013, 20:22

Stimmt. Wobei das ja gerade Popper sagte: nicht an sprachlichen Definitionen sollten wir uns aufhalten, zum Beispiel die Fragen, was der Staat oder die Religion sei ... sondern es solle klare Regelungen geben, was der Staat und die Religion dürfen und was nicht. Ein Großteil der theologischen und politischen Diskussionen dreht sich um sprachliche Definitionen ... während eigentlich Problemlösungen im Vordergrund stehen sollten. Im Falle der Religion wäre die Seelsorge viel sinnvoller, als irgendeine bestimmte Schriftauslegung usw.

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Was andere machen.... das liegt nicht in meiner oder in deiner Verantwortung
Ja - aber zur Kommunikation gehören zwei. - In der Regel ist es so, dass man auf kontaminierte Verständnisse stößt, die schwer aufzubrechen sind. - Sprachkrise pur.
Zuletzt geändert von Demian am Di 14. Mai 2013, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.

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#46 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von closs » Di 14. Mai 2013, 20:30

Demian hat geschrieben: Ein Großteil der theologischen und politischen Diskussionen dreht sich um sprachliche Definitionen ...
Stimmt - auch hier auf dem Forum sind wir mangels einvernehmlicher Definitionen von Keywords bei weitem noch nicht so weit, um in eine primär inhaltliche Diskussion einzutreten. Allenfalls INNERHALB eines Systems.

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#47 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Scrypton » Di 14. Mai 2013, 20:32

closs hat geschrieben:In dem Moment, in dem es um Realitäten geht, die naturwissenschaftlich nicht (oder noch nicht) greifbar sind
Hier ist wieder das Postulat, dass es solche "Realitäten" überhaupt gibt.

closs hat geschrieben:Geistige Vollmacht kann man nicht beweisen - sie erkennt sich gegenseitig.
Geistiger Nonsens erkennt sich ebenfalls gegenseitig, nur nicht als das, was es ist.
So also auch hier kein Argument - ein Nachweis dazu ist, dass du auch innerhalb deiner Regeln keinen Nachweis anführen kannst.
Du kannst innerhalb deiner eigenen "Logik" nicht darlegen oder festlegen, mit deinen Glaubensaussagen Recht zu haben - auch wenn du immerzu darauf pochst.

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#48 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Demian » Di 14. Mai 2013, 20:35

Ein kritischer Rationalist zweifelt wohl an der Tauglichkeit jedweder sprachlichen Definition, weswegen es zum Zwecke der Verständigung angemessener Weise darum gehen sollte, ein Sortiment von Wahrheits- und Problemlösungen anzubieten.

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben: Ein Großteil der theologischen und politischen Diskussionen dreht sich um sprachliche Definitionen ...
Stimmt - auch hier auf dem Forum sind wir mangels einvernehmlicher Definitionen von Keywords bei weitem noch nicht so weit, um in eine primär inhaltliche Diskussion einzutreten. Allenfalls INNERHALB eines Systems.

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#49 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von Demian » Di 14. Mai 2013, 20:48

Es wäre einfältig, zu glauben, die menschliche Wahrnehmung könne die gesamte Wirklichkeit abdecken. Ich kenne keinen Wissenschaftler, der bestreitet, dass es etwas Übersinnliches gibt. Damit wäre einfach alles gemeint, was unsrer Wahrnehmung nicht ( oder noch nicht ) zugänglich ist. Problematisch an religiösen Denkweisen ist eher, dass sie häufig behaupten, dieses Übersinnliche adäquat beschreiben zu können.

Darkside hat geschrieben:Hier ist wieder das Postulat, dass es solche "Realitäten" überhaupt gibt.

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#50 Re: Karl Popper: Alles ist nur Vermutung

Beitrag von closs » Di 14. Mai 2013, 21:03

Demian hat geschrieben: Ich kenne keinen Wissenschaftler, der bestreitet, dass es etwas Übersinnliches gibt.
Da kenne ich viele - weil sie mit "übersinnlich" abwertend "nicht messbar" verstehen. - Privat kenne ich sehr wohl Wissenschaftler, die diszipliniert zwischen Wissenschaftsfeld und Übersinnlichkeit unterscheiden können - sie sagen ganz einfach: "Warum soll ich mein Arbeitsfeld versauen lassen mit Bereichen, die da nicht hingehören". - Aber auch. "Warum soll ich mich versauen lassen, indem ich mein Wissenschaftsfeld zum einzigen Maßstab für Realität mache".

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