Platons Ideenlehre

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#1 Platons Ideenlehre

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 00:25

Thema abgetrennt aus: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?


Pluto hat geschrieben:Hast du diese Erklärung jetzt auch auf deiner Terrasse ge-funden?
:?: - Das war eher ein Hinweis darauf, dass Platon mit seiner Ideen-Lehre recht hat - es gibt Geist als "Realie", an der man partizipieren kann ("con-scientia").

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#2 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 12:45

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hast du diese Erklärung jetzt auch auf deiner Terrasse ge-funden?
:?: - Das war eher ein Hinweis darauf, dass Platon mit seiner Ideen-Lehre recht hat - es gibt Geist als "Realie", an der man partizipieren kann ("con-scientia").
Platons Ideenlehre ist seit dem Universalienstreit überholt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#3 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 15:09

Pluto hat geschrieben:Platons Ideenlehre ist seit dem Universalienstreit überholt.
Ganz und gar nicht. - Seit dem Universalienstreit haben sich zwei philosophische Stränge ausgebildet - der holistische und der reduktive.

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#4 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 18:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Platons Ideenlehre ist seit dem Universalienstreit überholt.
Ganz und gar nicht. - Seit dem Universalienstreit haben sich zwei philosophische Stränge ausgebildet - der holistische und der reduktive.
Meinst du das hier?
Ausgangspunkt der Debatte über die Universalien ist die Ideenlehre Platons, der z. B. im Phaidon die These vertrat, dass Ideen eine eigenständige Existenz haben.
[ Quelle: Wikipedia ]
Die Vorstellung, dass Ideen überhaupt eine eigene Existez haben, ist sehr eng mit den ebenfalls veralteten telelogischen Vorstellungen verknüpft.
Der Ausgang des Universalienstreits hat gezeigt, dass die Vorstellung, alles auf der Welt hätte einen mystischen Sinn, nichts weiter als eine naive Überlieferung aus der Antike war und ist.

Selbst unser alter Freund der Mönch William of Ockham war Anhänger des Nominalismus. Er hat folgendes zum Begrifff der Universalie geschrieben:

  • Jedes Universale ist ein Einzelding und daher nur von bezeichnungswegen eine Universale.

Mit anderen Worten: Universalein sind nur in unseren Gedanken real. Das macht sie noch lange nicht zu Identitäten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#5 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 18:46

Pluto hat geschrieben:Die Vorstellung, dass Ideen überhaupt eine eigene Existez haben, ist sehr eng mit den ebenfalls veralteten telelogischen Vorstellungen verknüpft.
Du kannst doch gar nicht wissen, warum etwas veraltet ist: Der eine sagt: "Es ist überholt" - der andere sagt: "Es wurde verloren".

Pluto hat geschrieben:Mit anderen Worten: Universalein sind nur in unseren Gedanken real.
Das meint der Materialismus - das Christentum sieht es bepw. ganz anders. - Es läuft immer wieder auf die Frage heraus, ob Materie Folge von Geist oder Geist Folge von Materie ist. - Eine rein weltanschauliche Frage, für die es weder einen Beweis noch eine Widerlegung gibt - nicht falsifizierbar.

Pluto
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#6 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 19:00

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Vorstellung, dass Ideen überhaupt eine eigene Existez haben, ist sehr eng mit den ebenfalls veralteten telelogischen Vorstellungen verknüpft.
Du kannst doch gar nicht wissen, warum etwas veraltet ist: Der eine sagt: "Es ist überholt" - der andere sagt: "Es wurde verloren".

Pluto hat geschrieben:Mit anderen Worten: Universalein sind nur in unseren Gedanken real.
Das meint der Materialismus - das Christentum sieht es bepw. ganz anders.
Du meinst wohl, DU siehst es anders.

Es läuft immer wieder auf die Frage heraus, ob Materie Folge von Geist oder Geist Folge von Materie ist.
Nun... die Vermutung ist naheliegend, dass Zweites richtig ist.

Eine rein weltanschauliche Frage, für die es weder einen Beweis noch eine Widerlegung gibt - nicht falsifizierbar.
NEIN. Es hat mit weltanachauung nichts zu tun und ist grundsätzlich sehr wohl falsifizierbar; auch wenn die Hirnforschung heute noch nicht dazu in der Lage sein sollte.
Wenn man aber die bereits vorliegenden Ergebnisse rational betrachtet, ist eine solche Interpretation nur logisch. Der Nachweis ist in greifbare Nähe gerückt und ist zeitlich absehbar: Ich schätze noch etwa 5-10 Jahre.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#7 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 19:17

Pluto hat geschrieben:die Vermutung ist naheliegend, dass Zweites richtig ist.
Aus geistiger Sicht ist Ersteres naheligend.

Pluto hat geschrieben: Es hat mit weltanachauung nichts zu tun und ist grundsätzlich sehr wohl falsifizierbar
Es kann gar nicht falsifizierbar sein, weil die Neurowissenschaften beobachten, was stattfindet, aber nicht beobachten können, warum etwas stattfindet (Beobachtung "Geist entsteht im Gehirn" contra "Geist bildet sich im Gehirn ab"). - Beide Varianten ("Deine" und "meine") äußern sich neurowissenschaftlich identisch.

Pluto hat geschrieben:Der Nachweis ist in greifbare Nähe gerückt und ist zeitlich absehbar
Ausgeschlossen - aus obigen Gründen.

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#8 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 19:30

closs hat geschrieben:Beide Varianten ("Deine" und "meine") äußern sich neurowissenschaftlich identisch.
Das ist aus heutiger Sicht objektiv nicht mehr aufrecht zu halten. Es gibt so viele Hinweise aus der Biologie und Astrophysik, die diese Ansicht verneinen, dass das "Rennen" sozusagen bereits gelaufen ist. Es fehlen nur noch die letzten Köpfe auf den Nägeln, um die neurowissenschaftliche Sicht endgültig zu bestätigen. Alles andere ist das Festklammern an Strohalme.

Wenn man die Forschung auf dem Gebiet der Neurlogie betrachtet, ist absehbar, dass man einerseits mit der Nanotechnologie auf die Ebene der einzelnen Neuronen und deren Synapsen vorstoßen wird, und das holistische Bild der Gedanken ebenfalls mit sehr viel genaueren Methoden wird untersuchen können, als die heutigen Verfahren es möglich erscheinen lassen.
Die heutegen Bildverfahren wie f-MRI (man misst den Sauerstoffbedarf ganzer Hirnregionen) sind vergleichsweise grobe Werkzeuge, vergleichbar mit den Speerspitzen der frühen Steinzeit gegenüber den Fernlenkraketen der Westmächte.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Nachweis ist in greifbare Nähe gerückt und ist zeitlich absehbar
Ausgeschlossen - aus obigen Gründen.
Abwarten und Tee trinken, lautet hier mein (ernstgemeinter) Rat.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von closs » Fr 23. Jan 2015, 19:32

Pluto hat geschrieben:Das ist aus heutiger Sicht objektiv nicht mehr aufrecht zu halten.
Wie will man per wissenschaftlicher Beobachtung unterscheiden,
1) ob Geist im Gehirn entsteht oder
2) ob dem Geist durch Entwicklung des Gehirns Ausdrucks-Möglichkeiten gegeben werden

-- ??? ---

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#10 Re: Platons Ideenlehre

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 19:34

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist aus heutiger Sicht objektiv nicht mehr aufrecht zu halten.
Wie will man per wissenschaftlicher Beobachtung unterscheiden,
1) ob Geist im Gehirn entsteht oder
2) ob dem Geist durch Entwicklung des Gehirns Ausdrucks-Möglichkeiten gegeben werde.
Sagte ich nicht, "Abwarten und Teetrinken"?

Ich nehme nur die Ergebnisse vorweg, und stelle sie als Vermutungen in den Raum.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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