Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#1 Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von Demian » Mi 8. Mai 2013, 21:28

Im gewöhnlichen Sprachgebrauch haftet dem Wort Utopie der Anschein des Unrealisierbaren an. Der Philosoph Ernst Bloch kehrte das ins Positive: die „konkrete Utopie“ reife, seiner Perspektive nach, mitten im Alltag heran ... sie hinterlässt Keimformen einer Zukunft, die experimentierend und spielerisch hervorgebracht werden kann. Die zwar noch nicht vollends realisiert ist, die aber bereits als reale Möglichkeit spürbar wird.

Er sagte einmal, es komme darauf an, das Hoffen zu lernen. Denken heißt Überschreitung! Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern! Oder: Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.

Wer der dystopisch-düsteren Kinokultur, lieber wirkliche Wärmeströme entgegensetzen möchte, dem empfehle ich dieses Video. ;)


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kamille
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#2 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von kamille » Mi 8. Mai 2013, 22:47

Im Grunde genommen geht es den Menschen bei der Hoffnung nur um die Erfüllung ihrer Träume die in der Zukunft liegen.
Hoffnung, allgemein kann es nicht geben, wenn die Basis nicht im Geiste verankert liegt.
Hoffnung wird sonst auch zu einem Tagtraum.

In Wirklichkeit gibt es nur die Gegenwart, das Bewußtsein für das Jetzt, und die Hoffnung sollte sich nur darauf beschrenken, es zu schaffen, im Hier und Jetzt anzukommen.
Darin liegt die Lösung aller Probleme.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Demian
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#3 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von Demian » Mi 8. Mai 2013, 22:52

kamille hat geschrieben: In Wirklichkeit gibt es nur die Gegenwart, das Bewußtsein für das Jetzt, und die Hoffnung sollte sich nur darauf beschrenken, es zu schaffen, im Hier und Jetzt anzukommen.
Darin liegt die Lösung aller Probleme.

Das Zukünftige scheint in das Hier und Jetzt herein ... immer ... wo Sein ist, da gibt es auch Werden. Das meint Bloch hier ... sich tätig ins Werden hinein zu werfen, bedeutet ganz in der Gegenwart zu sein.

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kamille
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#4 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von kamille » Mi 8. Mai 2013, 23:01

Aber Hoffnung hat mit dem Hier und Jetzt nichts zu tun, sie existiert da garnicht.

Demian hat geschrieben:Das Zukünftige scheint in das Hier und Jetzt herein ... immer
Das leuchtet mir nicht ein, gib mal ein Beispiel bitte, denn für mich ist das ein Wiederspruch.
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Demian
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#5 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von Demian » Mi 8. Mai 2013, 23:22

kamille hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Das Zukünftige scheint in das Hier und Jetzt herein ... immer
Das leuchtet mir nicht ein, gib mal ein Beispiel bitte, denn für mich ist das ein Wiederspruch.

Als das Werdende.

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#6 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von kamille » Mi 8. Mai 2013, 23:31

Demian hat geschrieben:Als das Werdende.
Demian, das mag zwar sehr philosophisch klingen, ist aber irgendwie falsch.
Denn das Werdende wäre ja etwas Zukünftiges, aber die Zukunft gibt es als ein Werdendes im Jetzt nicht.
Denn das Jetzt gestaltet sich nicht nach Wunsch und Hoffnung, sondern nach einem höheren Prinzip, dem des Lernen und Wachsens und des Erkennens der Wahrheit des Lebens.
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#7 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von Demian » Do 9. Mai 2013, 00:27

kamille hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Als das Werdende.
Denn das Werdende wäre ja etwas Zukünftiges, aber die Zukunft gibt es als ein Werdendes im Jetzt nicht.

Mir ist, ehrlich gesagt, nicht ganz klar, was du mir mitteilen möchtest. Meinem Verständnis nach werden in der Hoffnung, im Unbewussten schlummernde, konkrete Utopien vorweg genommen. Sie ist also nicht aus dem Nichts gegriffen. Bloch sprach vom Noch-Nicht-Bewussten, das aber gerade im Entstehen begriffen ist. Der werdende Mensch ist für Bloch eben der, der nicht nur passiv sein Sein als geworden hinnimmt, sondern aktiv die überschießenden Bilder seiner Träume realisiert; was dann auf Seiten der Theologie vorallem in der „Theologie der Hoffnung“ von Jürgen Moltmann auftaucht.

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#8 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von kamille » Do 9. Mai 2013, 17:18

Demian hat geschrieben:Mir ist, ehrlich gesagt, nicht ganz klar, was du mir mitteilen möchtest.
Sorry, ich dachte, die Philosophie will grundsätzlich das Leben erklären und einige schließen ja einen höheren Sinn nicht aus. Und das hatte ich im Hinterkopf, darum habe ich alles auf den Geist bezogen.
Ich persönlich habe von Philosophie keinen Gewinn, egal wie schön die Worte sind, denn wenn der Geist leer ausgeht, wo bleibt dann der Nutzen ?
Sicher, manchen hilft es, sich selber zu verstehen, aber das macht die Psychologie auch und das auf eine leichtere Art.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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#9 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von Demian » Do 9. Mai 2013, 17:53

kamille hat geschrieben: Sorry, ich dachte, die Philosophie will grundsätzlich das Leben erklären und einige schließen ja einen höheren Sinn nicht aus. Und das hatte ich im Hinterkopf, darum habe ich alles auf den Geist bezogen.

Philosophisches Denken ist grundsätzlich interdisziplinär ... auch theologische Fragestellungen sind - notwendiger Weise! - ein möglicher Gegenstand. Sinn wird philosophisch vorallem in seiner Vielfalt als Sinnlichkeit betrachtet. Religion oder Kunst kann man als mögliche Formen dieser Sinnlichkeit begreifen. Mir ist nun aber nicht klar, was du an Ernst Bloch kritisierst? Er hat, wie kaum ein Atheist, die Theologie beeinflusst und die Essenz christlich-jüdischer Eschatologie - eben im Prinzip Hoffnung - neu auf die Situation des modernen Menschen bezogen. Die Kraft und Schönheit dieser Botschaft, wird von der etablierten Theologie leider viel zu wenig beachtet.

Ich persönlich habe von Philosophie keinen Gewinn, egal wie schön die Worte sind, denn wenn der Geist leer ausgeht, wo bleibt dann der Nutzen ? Sicher, manchen hilft es, sich selber zu verstehen, aber das macht die Psychologie auch und das auf eine leichtere Art.

Philosophie ist, würde ich sagen, vorallem ein zweckfreies Spiel, unabhängig von einem bestimmten Nutzen. Es geht um die Freude an der Selbst- und Welterkenntnis. Was meinst du aber damit, dass der Geist leer ausgehe ... warum sollte das so sein?

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#10 Re: Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung

Beitrag von kamille » Do 9. Mai 2013, 18:20

Demian hat geschrieben:. Mir ist nun aber nicht klar, was du an Ernst Bloch kritisierst? Er hat, wie kaum ein Atheist, die Theologie beeinflusst und die Essenz christlich-jüdischer Eschatologie - eben im Prinzip Hoffnung
Es geht mir nicht um einen einzelnen Philosophen, sondern um diese Disziplin allgemein. Ich halte auch nichts von Theologie, denn schau, wie verschlafen die Menschheit war, keine Philosopie hat sie gewecht, und die Theologie hat ihren geistigen Schlaf nur noch vertieft.
Erst die Wissenschaft begann die Menschen zu wecken, aber mit dem Nachteil, dass sie mit den religiösen Systemen auch Gott verwarfen, obwohl er einen Segen in die Wissenschaft legte, der die Menschen näher zu ihm hinführen kann, so man will.
Demian hat geschrieben:- eben im Prinzip Hoffnung
Hoffnung ist ein Strohhalm, der Versuch, den "geistig Schlafenden" zu sagen, dass sie wach sind.
Demian hat geschrieben: Was meinst du aber damit, dass der Geist leer ausgehe ... warum sollte das so sein?
Es ist nicht der Geist, der sich an Worten, die nicht von Gott sprechen und zu ihm hinführen erfreut, sondern der Verstand und gewisse Emotionen.
Der Geist geht dabei also leer aus.
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