Das Mysterium des Bewusstseins

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#1 Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Demian » So 10. Aug 2014, 06:49

Mysterium Bewusstsein

"Die letzten Jahre der Hirnforschung scheinen zunächst die materielle Sichtweise zu bestätigen: Die Neurologie weiß heute ungefähr, welche Art von Erfahrungen wo im Gehirn verarbeitet werden, und versteht recht gut, wie verschiedene Hirnschädigungen das Gehirn beeinträchtigen. Auf den zweiten Blick jedoch widersprechen diese Erkenntnisse erstens nicht notwendig der spirituellen Sichtweise und zweitens gibt es noch so viele Rätsel um das Gehirn, dass wir letztlich doch noch recht wenig wissen.

Wenn wir beim Radio-Beispiel bleiben, können wir uns vorstellen, dass ein Schaden am Radio die Ausgabe Musik verzerrt. Das heißt aber nicht, dass das Radio dieses Signal erzeugt, oder dass das Signal selbst beschädigt wäre. Wir können auch die Elektrizität innerhalb des Radios messen und für jemanden, der nichts vom Radio-Signal weiß, müsste es aussehen, als würde die Musik irgendwie im Radio entstehen. Unter Umständen ist es deshalb vielleicht gar nicht möglich, durch eine Erforschung des Gehirns, die eine oder andere Theorie zu beweisen oder widerlegen.

Ein Beweis für die spirituelle Sichtweise ist derzeit überhaupt nur schwer denkbar. Sie erhielt im letzten Jahr aber überraschende Unterstützung ausgerechnet von einem renommierten Hirnforscher der Havard University. Es scheint fast wie göttliche Ironie, dass ausgerechnet der Neurochirurg Eben Alexander, der vormals eine eher materialistische Sichtweise des Gehirns vertrat, seine Meinung durch eine Nahtod-Erfahrung revidieren musste. Sieben Tage lag Alexander im Koma und erlebte eine der wenigen "echten" und wissenschaftlich dokumentierten Nahtod-Erfahrungen, echt deshalb, weil sein Neokortex tatsächlich keinerlei Aktivität mehr zeigte - nach der materialistischen Sicht des Gehirns, sind Denken und Erleben in diesem Zustand absolut unmöglich. Aber Alexander dachte und erlebte eine Menge - sein Erfahrungsbericht ist eine der spannendsten spirituellen Lektüren der letzten Jahre, da hier jemand berichtet, der das Jenseits aus erster Hand erlebt hat. "Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass der Tod des Körpers und des Hirns nicht das Ende des Bewusstseins sind, dass der Mensch Erfahrungen macht über den Tod hinaus", schreibt Eben Alexander. Womöglich sind Gehirn und Bewusstsein also doch zwei sehr verschiedene Dinge."

Pluto
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#2 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Pluto » So 10. Aug 2014, 10:29

Demian hat geschrieben:Ein Beweis für die spirituelle Sichtweise ist derzeit überhaupt nur schwer denkbar.
Eben.

Demian hat geschrieben:Es scheint fast wie göttliche Ironie, dass ausgerechnet der Neurochirurg Eben Alexander, der vormals eine eher materialistische Sichtweise des Gehirns vertrat, seine Meinung durch eine Nahtod-Erfahrung revidieren musste.
Ähm... Kennst du das Buch, oder ist das Hörensagen?
Über eines besteht kein Zweifel, Eben Alexander kann Romane schreiben. Aber es wäre viel zu unkritisch gedacht, man könne sein Buch Proof of Heaven als Wahrheitsbericht akzeptieren. Nicht umsonst werden überall kritische Stimmen laut...

Die schweizerische "Sonntagszeitung" schreibt:
Für den Leipziger Neurologen Birk Engmann sind die spannend zu lesenden Erlebnisse kein Beweis für ein Leben nach dem Tod. «Solche Erfahrungen sind wissenschaftlich hinreichend erklärbar», sagt er, der sich in seinem 2011 erschienenen Buch «Mythos Nahtoderfahrung» kritisch damit auseinandersetzt. «Aus derartigen Berichten einen Beweis abzuleiten, wäre vorschnell und unkritisch.»
Hinzu kommt, dass man außerkörperliche Erfaheungen nach Belieben erzeugen:

Weiter die "Sonntagszeitung":
Schuld daran ist offenbar ein Hirnareal im Grenzbereich von Schläfen- und Scheitellappen, wie Forscher der ETH Lausanne herausgefunden haben. Wird diese Region aktiviert, kann es zu einer «Out-of-Body»-Erfahrung kommen. Auch die Flut an Lebenserinnerungen könnte mit der gestörten Funktion bestimmter Hirnareale zusammenhängen.

...und Spiegel-Online schreibt:
Deutsche Leser haben sich bisher als eher resistent gegen das Jenseitsfieber erwiesen. Was in den USA zur normalen Lektüre zählt, ist hier noch Nische. Wohl auch deswegen erscheint Alexanders Reisebericht in der Esoterik-Edition Ansata, neben Werken über Chakraheilung und Schamanismus. Nach dem Riesenerfolg in den USA hat der deutsche Verlag aber immerhin den Publikationstermin auf Anfang März vorgezogen: Es eilt offenbar mit der Ewigkeit.
:lol:
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Christof
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#3 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Christof » So 10. Aug 2014, 10:31

Lieber Demian,

vielen Dank für das Radio-Beispiel. Den Gedanke teile ich mit Dir. Da können die Forscher lange im Gehirn nach dem Ursprung des Bewusstseins suchen, wemm die Quelle davon außerhalb liegt. Genau wie beim Radio, wo nach der Quelle der Musik gefahndet wird.

Es gibt noch andere Beispiele al Gedankenanstoss: Die scheinbar gleichzeite Richtungsänderung des Schwarms beim Vogelflug, oder sie perfekte Aufgabenteilung in einem Ameisenstaat und bei den Bienen - alles Hinweise auch höhere Bewusstseine.

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Demian
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#4 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Demian » So 10. Aug 2014, 13:08

Christof hat geschrieben:Lieber Demian, vielen Dank für das Radio-Beispiel. Den Gedanke teile ich mit Dir. Da können die Forscher lange im Gehirn nach dem Ursprung des Bewusstseins suchen, wemm die Quelle davon außerhalb liegt. Genau wie beim Radio, wo nach der Quelle der Musik gefahndet wird.

So ist es.

Es gibt noch andere Beispiele als Gedankenanstoss: Die scheinbar gleichzeite Richtungsänderung des Schwarms beim Vogelflug, oder sie perfekte Aufgabenteilung in einem Ameisenstaat und bei den Bienen - alles Hinweise auch höhere Bewusstseine.

Schon die Vorstellung, dass Bewusstsein rein individuell in einem Gehirn erzeugt würde, beruht auf der sehr fragwürdigen Annahme einer Grenze zwischen Bewusstsein und Realität. Wo ist eine solche Grenze zu finden? Wenn wir unsre direkte und unmittelbare Erfahrung betrachten, dann können wir keine solche Grenze entdecken. Diese einfache Tatsache, dass wir keine Grenze erkennen können, wird in der Regel ignoriert, da sie dem Konzept widerspricht, welches wir uns von Bewusstsein gemacht haben. Stattdessen entwickelt der denkende Geist ein sehr abstraktes Konzept von Bewusstsein, in der die alltägliche und einfache Erfahrung der Realität, als eine nahtlose Einheit/Ganzheit ausgeklammert wird.

Wenn wir diese Einheit betrachten, dann erkennen wir, dass unser Erleben gleichzeitig individuell und universell ist. Diese komplexe Verwobenheit des Einzelnen mit dem Ganzen meinen Buddhisten, wenn sie sagen: „alles ist abhängig“. Eigentlich ist es eine sehr abstrakte, unsrer alltäglichen Erfahrung widersprechende Vorstellung, dass Bewusstsein im Gehirn 'abgeschlossen' sei oder rein individuell, denn wir interagieren in jedem Augenblick in, durch und mit der Gesamtheit des Seins. Das Erleben des Einsseins in einem gemeinsamen Bewusstsein ist das, was wir Liebe nennen, während hingegen das Erleben von Gewalt, Angst und Depression die Erfahrung einer scheinbaren Trennung beinhaltet.
Wenn Bewusstsein und Realität wirklich getrennt wären, dann wäre die Erfahrung von Liebe eine Illusion, die Erfahrung von Getrenntheit hingegen realistisch. Denn Liebende erfahren ein gemeinsames Bewusstsein. Liebe ist immer zugleich individuell und universell, weil Bewusstsein immer zugleich individuell und universell ist. Wenn keine Grenze zwischen Bewusstsein und Realität erkennbar ist, dann ist die naheliegendste Schlussfolgerung, dass es keine gibt und somit beide eins sind und Bewusstsein selbst die Realität ist.

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#5 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Pluto » So 10. Aug 2014, 14:20

Demian hat geschrieben:
Christof hat geschrieben:Lieber Demian, vielen Dank für das Radio-Beispiel. Den Gedanke teile ich mit Dir. Da können die Forscher lange im Gehirn nach dem Ursprung des Bewusstseins suchen, wenn die Quelle davon außerhalb liegt. Genau wie beim Radio, wo nach der Quelle der Musik gefahndet wird.
So ist es.
Lieber Demain, Das kann man auch ganz anders auslegen.

Lieber Christoph,
Das Radio-Beispiel ist sehr unkritisch gedacht, und dazu eine denkbar schlechte Analogie, denn...

Wir wissen sehr genau woher die Musik stammt, die aus dem Radio erklingt, nämlich aus dem Studio.
Das Problem ist beim Bewusstsein ein ganz anderes, denn hier gibt es weder Studio, noch Sender, noch Empfangsteil. Die "Musik" des Bewusstseins entsteht sozusagen spontan, als emergente Eigenschaft unseres Gehirns.

Christof hat geschrieben:Die scheinbar gleichzeite Richtungsänderung des Schwarms beim Vogelflug,
Wundervoll, nicht war? Ich könnte da stundenlang zuschauen. In der Natur ist das noch viel schöner als auf dem Video. Wenn man genau hinschaut, sieht man wie sich immer mehr Vögel sich dem Schwarm anschließen und mitfliegen.



Dasselbe kann man auch bei vielen Fischarten beobachten.
Im Grunde ist es ein fantastischer Beleg für die Selbststrukturierungstendenzen in der Natur. Das Geheimnis des Schwarms ist auch kein bsonders großes wissenschaftliches Problem — die Erklärung ist gut dokumentiert:
Ein Individuum fliegt/schwimmt vorneweg und die anderen folgen ihm nach. Dabei achten sie nur auf die Bewegungen des Nachbars und versuchen immer einen mehr oder weniger gleichen Abstand zu halten - schon habe wir Schwarmverhalten. :) Wenn der Vorderste müde wird, wechseln die Tiere die Rollen. Ähnliches beobachtet man ja auch bei Radrennen.

Das Schwarmverhalten hat übrigens evolutionsbiologisch eine sehr wichtige Funktion. Schwärme (wie auch Rudel) dienen dem Individuum als Schutz vor Feinden. In der Gruppe ist man sicherer.
Christof hat geschrieben:oder die perfekte Aufgabenteilung in einem Ameisenstaat und bei den Bienen - alles Hinweise auch höhere Bewusstseine.
Kann man so sehen, wenn man will, aber auch das ist kein Beweis für die Existenz eines schöpferischen Bewusstseins.
Das deutet eher auf die Natur als Förderer solcher Optimierungen. Hilfreich dabei, ist dass Ameisen und Arbeiterbienen genetisch identische Schwestern sind; da ist die Beziehung besonders eng.

Wer mehr da hineinlesen möchte, darf das natürlich. aber das oben sind die biologischen Fakten. Die wissenschaftliche Erklärung ist einfach und schlüssig. Es braucht keine imaginäre Quelle äußeren Bewusstseins, um diese Phänomene zu erklären. Warum also darüber spekulieren?
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#6 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Demian » Mo 11. Aug 2014, 16:33

Pluto hat geschrieben:Lieber Demain, Das kann man auch ganz anders auslegen.

Selbstverständlich, alles kann ganz und gar anders ausgelegt werden. Mir geht es aber nicht um rein mentale Konzepte, denn Konzepte spiegeln bestenfalls die Wirklichkeit, sie sind aber nicht die Wirklichkeit. Betrachten wir das Bewusstsein: (universales) Bewusstsein kann keine objektive Erfahrung sein, denn es ist „no-thing“ – wenn Bewusstsein gleichgesetzt wird mit einem Ding, mit der körperlichen Existenz, dann ist das ein Konzept des Verstandes, der nur objektive Dinge verstehen kann. Wenn ein Materialist interpretiert (!), dass Bewusstsein durch das Gehirn entsteht, dann geht er von der Voraussetzung aus, dass die Welt unabhängig von Bewusstsein existieren könne. Bereits das ist eine Interpretation und kein wirkliches Wissen, denn wir haben die Welt noch nie unabhängig vom Bewusstsein erfahren.

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#7 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Pluto » Mo 11. Aug 2014, 17:29

Demian hat geschrieben:Bereits das ist eine Interpretation und kein wirkliches Wissen, denn wir haben die Welt noch nie unabhängig vom Bewusstsein erfahren.
Das liegt aber wohl eher an uns und unserem Bewusstsein, als am Universum.

Das Universum existiert ganz unabhängig davon, ob wir es wahrnehmen oder nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Demian » Mo 11. Aug 2014, 18:28

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Bereits das ist eine Interpretation und kein wirkliches Wissen, denn wir haben die Welt noch nie unabhängig vom Bewusstsein erfahren.
Das liegt aber wohl eher an uns und unserem Bewusstsein, als am Universum.

Sobald wir Realität erfahren, wird Realität per definitionem im Bewusstsein erfahren. Wir können gar nicht von „der“ Welt unabhängig von unsrer Erfahrung sprechen, denn Realität wird in der direkten und unmittelbaren Erfahrung erlebt, sichtbar und verständlich. Es gibt keine Beweise dafür, dass es etwas jenseits von Bewusstsein gibt, aber all unsre Erfahrungen sprechen dafür, dass die Realität im und durch das Bewusstsein erscheint

Das Universum existiert ganz unabhängig davon, ob wir es wahrnehmen oder nicht.

Auch das ist lediglich ein Konzept, welches (wie alle Konzepte) hinterfragt werden sollte, wenn wir wirklich die wahre Natur der Dinge verstehen wollen. Es gibt die Vorstellung, dass Bewusstsein und Welt getrennt seien, zwei verschiedene Bereiche, aber in Wahrheit erfahren wir eine solche Grenze oder Trennung nie. Wodurch begründet sich dieses Konzept? Ich bin der Ansicht, dass es der Annahme entspringt, wir seien separate Wesen und die Welt sei außerhalb oder getrennt von uns. Das ist aber nicht richtig.
Zuletzt geändert von Demian am Mo 11. Aug 2014, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.

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#9 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Pluto » Mo 11. Aug 2014, 18:55

Demian hat geschrieben:Sobald wir Realität erfahren, wird Realität per definitionem im Bewusstsein erfahren.
Was für eine wundervolle Tautologie! Was willst du damit aussagen?

Wir können gar nicht von „der“ Welt unabhängig von unsrer Erfahrung sprechen, denn Realität wird in der direkten und unmittelbaren Erfahrung erlebt, sichtbar und verständlich.
Schon. Aber das liegt wie gesagt an unserer Wahrnehmung, und nicht an der Welt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Das Mysterium des Bewusstseins

Beitrag von Demian » Mo 11. Aug 2014, 19:02

Pluto hat geschrieben:Was für eine wundervolle Tautologie! Was willst du damit aussagen?

Die Welt erscheint im Bewusstsein, als Wahrnehmungen, Empfindungen und Gedanken. Wenn Du behauptest, dass es eine Welt jenseits von Bewusstsein gibt, so müsstest Du dies beweisen. Du kannst es aber nur durch das Bewusstsein beweisen. Wie willst Du einzig und allein durch das Bewusstsein beweisen, dass es etwas jenseits von Bewusstsein gibt?

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