Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Philosophisches zum Nachdenken
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Josi
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#1 Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Josi » Di 30. Apr 2013, 17:40

Hallo zusammen, :chapeau:

wer ist kein Freund von Weisheit?

Die Bezeichnung "Philosophie" stammt aus der Zeit Platons und bedeutete ursprünglich erwachendes Streben der Polisbürger nach Weisheit der Alten, die zuvor dem Adel vorbehalten war.
Von Platon wurde die Unterteilung zwischen begründetem Wissen (episteme) und bloßer Meinung (doxa) eingeführt.
Doxa bezeichnet ein "Können", das auf "Wissen, dass ..." und episteme auf "Wissen, warum ..." basiert - ein begründetes, aber kein vollkommenes Wissen also, warum etwas "so" und nicht "anders" ist.
Im Allgemeinen sind daher Philosophie und Wissenschaft miteinader identisch.
Dennoch stößt man beim Versuch, Philosophie zu definieren, auf charakteristische Schwierigkeiten, welche in der Philosophie selbst begründet liegen, denn während sich andere Wissenschaften mit Gegenständen und Untersuchungsmethoden befassen, lässt sich der Philosophie kein spezieller Unterungsgegenstand zuordnen.
Daher verfügt die Philosophie über keinen gesicherten Bestand an allgemein anerkanntem Wissen, sondern hinterfragt fortlaufend vorhandene Wissensbestände.
Somit kann der Philosophie bzw. dem Philosophen Alles zum Gegenstand des Philosophierens werden.
Daher bewährt sich die Philosophie in kommunikativer Weise.

Philosophie beansprucht daher "Selbstbestimmung des Menschen mit Ziel der kommunikativen Verständigung basierend auf Fakten und Argumentationen."
Trotzdem kam und kommt der Versuch oft vor, Philosophie in ideologische Dienste zu stellen, obwohl ihre wichtigste Aufgabe darin besteht, Ideologiekritik zum Zweck der Aufdeckung von falschen Bewusstseinszuständen zu üben bzw. dadurch aufzudecken und zurückzuweisen, so z. B. ungerechtfertigte Herrschaftsansprüche.

Fragen wir uns daher gemeinsam mit z. B. I. Kant: "Was ist der Mensch?"

LG, Josi ;)

PS:
@ die Forenleitung: Ganz großen und herzlichsten Dank für diesen Forenbereich. :thumbup:
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closs
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#2 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von closs » Di 30. Apr 2013, 19:15

Josi hat geschrieben:Philosophie beansprucht daher "Selbstbestimmung des Menschen mit Ziel der kommunikativen Verständigung basierend auf Fakten und Argumentationen."
Darin liegt ein Ansatz Richtung Unterscheidung von Spiritualität: Spiritualität sucht nicht nach Selbstbestimmung, sondern nach Aufgehen in das Ganze - bei Beibehaltung der Individualität. - Siehst Du die unterschiedlichen Orientierungen?

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Josi
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#3 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Josi » Di 30. Apr 2013, 20:23

closs hat geschrieben:[...] - Siehst Du die unterschiedlichen Orientierungen?
Die mag ich nicht alle auflisten wollen. :lol:

Hi closs, ;)

die wohl einzig legitime spirituelle Orientiertheit beschreibt sich in der Weise des Staunens.
Darin liegt auch der Antrieb, oder das Bewdürfnis begründet, warum der Mensch es evolutinär zur Frage nach dem "warum ist etwas so?" geschafft hat.
Diese Fähigkeit unterscheidet uns Menschen von Tieren, die zwar auch gegenüber vielen Dingen überaus neugierig und erstaunt reagieren, aber (noch) nicht danach fragen können, warum die Dinge so sind, wie sie nun mal sind.
Die "Warum-Frage" bildet daher die Basis für alles angestrebte Wissen um das "Wirkliche", wobei zugleich gewisse Freiheiten, verstanden als regelrecht animalische Willkürlichkeiten sich zu verlieren drohen (Mr. Spock lässt grüssen). Bild
Aber wirklich besorglich muss uns Menschen das nicht machen, denn wenn es etwas gibt, was uns Menschen UNmöglich ist, dann allwissend werden zu können. :)

LG, Josi ;)
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kandyra
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#4 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von kandyra » Di 30. Apr 2013, 20:44

Josi hat geschrieben:Hallo zusammen, :chapeau:
Fragen wir uns daher gemeinsam mit z. B. I. Kant: "Was ist der Mensch?"

was hatte Kant denn als Antwort?
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Josi
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#5 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Josi » Di 30. Apr 2013, 21:08

kandyra hat geschrieben:
Josi hat geschrieben:Hallo zusammen, :chapeau:
Fragen wir uns daher gemeinsam mit z. B. I. Kant: "Was ist der Mensch?"

was hatte Kant denn als Antwort?
Kurz: Der Mensch definiert sich durch seine Fähigkeit, sich selbst verwirklichen zu können.
Ein beachtlicher Gedanke, wenn wir bedenken, wann der Mann lebte (1724 - 1804). Oder? 8-)

LG, Josi ;)
Zuletzt geändert von Josi am Fr 3. Mai 2013, 05:36, insgesamt 2-mal geändert.
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#6 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von kandyra » Di 30. Apr 2013, 22:09

Josi hat geschrieben: Kurz: Der Mensch definiert sich durch seine Fähigkeit, sich selbst verwirklichen zu können.
Ein beachtlicher Gedanke, wenn wir bedenken, wann der Mann lebte (1724 - 1804). Oder? 8-)

LG, Josi ;)

sich selbst verwirklichen..? Und was ist das, resp. wie meint er diese Verwirklichung, was soll man da wirklicher machen?
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#7 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Demian » Di 30. Apr 2013, 23:22

Wobei man dazu sagen muss, dass die Weisheit viel mehr die Lebensweise meint, als das bloße Wissen. Wer weise ist, sucht nach Wissen, wer aber Wissen hat, ist noch lange nicht weise. Es wird also nach einer Übereinstimmung von Wort und Tat, Schweigen und Gespräch, beziehungsweise Ich und Welt gesucht.

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#8 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Demian » Mi 1. Mai 2013, 00:12

Josi hat geschrieben: Philosophie beansprucht daher "Selbstbestimmung des Menschen mit Ziel der kommunikativen Verständigung basierend auf Fakten und Argumentationen."

Über den Begriff des Selbst sollten wir uns mal verständigen, das wäre aber eine Diskussion für sich. Ansonsten stimme ich dir zu.

Ideologiekritik zum Zweck der Aufdeckung von falschen Bewusstseinszuständen zu üben bzw. dadurch aufzudecken und zurückzuweisen, so z. B. ungerechtfertigte Herrschaftsansprüche.

Da hat also einer Marx gelesen ... :mrgreen:

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Josi
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#9 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Josi » Mi 1. Mai 2013, 17:16

kandyra hat geschrieben:sich selbst verwirklichen..? Und was ist das, resp. wie meint er diese Verwirklichung, was soll man da wirklicher machen?
Hi kandyra,

I. Kant ging im Kern, halt wie alle Philosophen, der Frage der individuellen Freiheit und somit den daraus ergebenden Möglichkeiten zu individuellen Selbstverwirklichungen nach.
Sehr deutlich wurde F. Nietzsche, der gerne auf Zarathustras begründeten Übermenschen verwies.
Es geht also weniger darum zu klären, was es konkret zu verwirklichen gilt, sondern daraum herauszufinden, was uns Menschen überhaupt möglich sein könnte.
Demian hat geschrieben:Da hat also einer Marx gelesen ... :mrgreen:
Hö - der gute alte Marx, der unverstandene, etwas ruppige und seiner Zeit weit vorausblickende soziologisch denkende Philosoph, der es verstand die Frage zu meiden, ob der Mensch an seiner Philosophie, oder seine Philosophie am Menschen scheitern wird.
Aber so sind nun mal Positivisten. Der Mensch braucht halt Herausforderungen, sonst wird es ihm laaaaangweilg. :mrgreen:
Ich persönlich bedauere nur, wie kurzsichtig zu oft Marx aufgefasst und interpretiert wird.
Aber welchem weitblickenden Philosophen erging es zu seinen Lebzeiten nicht so?

LG, Josi ;)
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Demian
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#10 Re: Philosophie - Die Mutter aller Wissenschaften

Beitrag von Demian » Do 2. Mai 2013, 00:07

Josi hat geschrieben: Hö - der gute alte Marx, der unverstandene, etwas ruppige und seiner Zeit weit vorausblickende soziologisch denkende Philosoph, der es verstand die Frage zu meiden, ob der Mensch an seiner Philosophie, oder seine Philosophie am Menschen scheitern wird.
Aber so sind nun mal Positivisten. Der Mensch braucht halt Herausforderungen, sonst wird es ihm laaaaangweilg. :mrgreen:
Ich persönlich bedauere nur, wie kurzsichtig zu oft Marx aufgefasst und interpretiert wird.
Aber welchem weitblickenden Philosophen erging es zu seinen Lebzeiten nicht so?

LG, Josi ;)

Ich habe sehr viel übrig für den radikalen Humanismus, wie ihn Marx vertreten hat. Bei ihm ist der Gedanke einer Befreiung/Erlösung des Menschen noch aktiv, was ich sehr wichtig finde. Denn dieser Gedanke einer Utopie des Menschen, fehlt in unsrer heutigen Zeit. Heute neigt man dazu, ihn sehr schnell und intellektuell unredlich auf den Realsozialismus herunterzubrechen, anstatt die Frage zu stellen, wie man seine Erkenntnisse auf das Hier und Jetzt beziehen könnte. Peter Sloterdijk bezeichnete ihn, zum Beispiel, als den ersten wirklichen Systemtheoretiker, der ein evolutionär schlüssiges Menschenbild begründet hat.

Sehr zentral finde ich die Erkenntnis, wie sehr das Individuum, auf der einen Seite, von den gesellschaftlichen Verhältnissen determiniert ist ( „Aber wir können nicht immer den Stand ergreifen, zu dem wir uns berufen glauben; unsere Verhältnisse in der Gesellschaft haben einigermaßen schon begonnen, ehe wir sie zu bestimmen im Stande sind.“ ) und die Idee eines universellen Altruismus, einer Liebe zur Gattung, wie er sagte, „die den Menschen erst zum voll entwickelten Menschen mache“.

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