Pluto hat geschrieben: aber Popper meinte es ginge, und was ich so höre, wird das auch in Literatur, Kunst, Sprachwissenschaft, Geschichte, Psychologie, usw. so gehandhabt.
Ja - das war in den "Handwerksaufgaben" rund um den Kern auch bei uns so: Quellentreue, saubere Beweisführungen, nachweisbare Fakten, etc.
Apropos: "Psychologie" versteht sich heute nicht mehr als "Menschenwissenschaft", sondern ausschließlich als "Naturwissenschaft".
Pluto hat geschrieben:IMO es könnte nur in der Theologie nicht zutreffen, aber ob diese eine ergebnisoffene Wissenschaft ist, darüber besteht kein Konsens.
Eigentlich hat Theologie hier keine Alleinstellung - auch da gibt es eminent viele "Handwerksaufgaben" ("Wann hat Augustinus dies geschrieben?"/"Wann wurde es im Mittelalter wiederentdeckt?"/etc.).
Pluto hat geschrieben:Warum sollte man Aussagen der Hermeneutik nicht nach dem kritischen Rationlismus behandeln? Was würde sie gewinnen, was verlieren?
Jetzt etwas vielleicht Überraschendes: Eigentlich wird mir immer weniger klar, was der Unterschied zwischen beidem ist. - Beide fahren auf Sicht, beide erweitern ihren Wissens-Radius mit jeder neuen Erkenntnis (deshalb "Hermeneutischer Zirkel").
Der Unterschied ist: Die Hermeneutik stellt die Frage "Was ist Wahrheit und wie robbe ich mich an sie ran?", während der KR vermutlich sagt "Was juckt mich Wahrheit - ich nehme einfach zur Kenntnis, was ich sehe, und lasse es sich selbst entwickeln". - Im Grunde ist das der Unterschied (im Sinne des Universalienstreites) zwischen "Realismus" (Hermeneutik) und "Nominalismus" (KR).