#1 Plotin über die Schönheit
Verfasst: Mo 5. Mai 2014, 04:50
"Man erreicht es, wenn man zum Höheren emporsteigt, sich ihm gänzlich zuwendet und all das ablegt, was man einst, beim Herabsteigen in die Materie, angelegt hatte. So muß auch, wer in den Mysterien das Allerheiligste betritt, seine Kleidung ablegen und vollkommen nackt herantreten. Gleichermaßen muß die Seele alles, was dem Göttlichen fremd ist, von sich abstreifen und allein mit ihrem all-einigen Selbst das Göttliche in seiner All-Einheit schauen als lauter, einfach und rein, als das, wodurch alles bedingt ist, worauf alles hinblickt, worin alles lebt und denkt. Denn es ist die Ursache des Lebens, des Geistes, des Seins...Wer es schaut, den erfüllt freudiges Staunen, ihn erfüllt ein Schrecken, welcher aber nichts Verzehrendes hat. Er liebt in wahrer Liebe und heftiger Sehnsucht, er verachtet alles andere Lieben und alles, was er früher für schön hielt...
Das ist in etwa die Empfindung derer, denen eine Erscheinung von Göttern oder Geistern zuteil wurde. Was muß aber erst der empfinden, der das absolut Schöne, das Gute in seiner an und für sich seienden Reinheit schaut, ohne vergängliche Hülle, an keinen Raum der Erde oder des Himmels gebunden!...
Wer jenes schaut und in seinem Anblick verharrt und es genießt, indem er ihm ähnlich wird - welcher Schönheit sollte er noch bedürfen? Es ist ja eben diese Urschönheit, welche aIle, die es lieben, schön und liebenswert macht. Selig, wer es erreicht hat, wer zum wahren Schauen des seligen Anblicks gelangt ist."
Quelle
Das ist in etwa die Empfindung derer, denen eine Erscheinung von Göttern oder Geistern zuteil wurde. Was muß aber erst der empfinden, der das absolut Schöne, das Gute in seiner an und für sich seienden Reinheit schaut, ohne vergängliche Hülle, an keinen Raum der Erde oder des Himmels gebunden!...
Wer jenes schaut und in seinem Anblick verharrt und es genießt, indem er ihm ähnlich wird - welcher Schönheit sollte er noch bedürfen? Es ist ja eben diese Urschönheit, welche aIle, die es lieben, schön und liebenswert macht. Selig, wer es erreicht hat, wer zum wahren Schauen des seligen Anblicks gelangt ist."
Quelle