
Wie würden die Weltreligionen auf außerirdisches Leben reagieren?BERLIN. (hpd) Im 21. Jahrhundert wird die Annahme von Lebensformen außerhalb unseres Planeten neu diskutiert. Durch neue Technologien und die fortschrittlicheren Teleskope werden immer mehr Exoplaneten entdeckt. Im Jahr 2000 waren 50 Planeten die um einen anderen Stern kreisen bekannt, heute kennen die Astronomen schon über 1000.
Es scheint damit auch realistischer andere Lebensformen zu entdecken. Das Universum ist groß und es existierte über 10 Milliarden Jahre bevor die Erde entstand, es gibt also keinen Grund anzunehmen dass wir alleine sind. Erst kürzlich sagte Richard Dawkins dass es “komplett unplausibel und arrogant†sei anzunehmen dass wir die einzigen im Universum wären.
Der Astronom David Weintraub fragt danach, wo der Glaube dabei hineinpasst. Weintraub von der Vanderbilt Universität in Nashville, Tennessee, setzte sich mit der Frage auseinander, wie die Menschheit reagieren würde, wenn Lebensformen auf anderen Planeten entdeckt werden würden. Er realisierte schnell dass die Reaktion der Menschen sehr stark von ihrem Glauben beeinflusst wäre.
In dem kürzlich erschienen Buch “Religions and extraterestrial life. How will we deal with it.†geht der Astronom u.a dieser Frage nach. Weintraub schaut sich über zwei Dutzend Religionen und deren heilige Schriften an, und geht der Frage nach, ob diese die Möglichkeit von außerirdischem Leben anerkennen.
Die meisten großen Religionen sehen in ihrem Gott einen universellen Gott. Die Frage, welche Weintraub zuerst zum Nachdenken anregte, war: macht dieser Gott, als universeller Gott, auch noch Sinn an anderen Orten des Universums? David Weintraub verwendet vergleichende Theologie bei einer vernachlässigten, aber bald vitalen Frage. Die Entdeckung von Lebensformen auf anderen Planeten würde eine der größten intellektuellen Revolutionen in der Geschichte auslösen. Wie würden die Religionen damit umgehen? Welche würde es mit Leichtigkeit in ihr Weltbild aufnehmen können, und welche Gläubigen hätten damit vielleicht enorme Schwierigkeiten?
Im Buch setzt sich Weintraub mit Theologen und religiösen Führern aus den größten Religionen auseinander, einschließlich Judaismus, Römisch-Katholisch, die Orthodoxe Kirche, die Anglikale Kirche, Quaker, Zeugen Jehovahs, Mormonen, Islam, Buddismus, Hinduismus, Sikhismus und Bahaitum. Zudem zeigt Weintraub in einer Studie in dem Buch, wie viel Prozent der Menschen anhand ihres Glaubens an außerirdisches Leben glauben. Die Atheisten und Agnostiker liegen hierbei weit vorne, mit 55 Prozent.
Religionen und ausserirdische Lebensformen
Interessant finde ich, dass sehr viele Atheisten und Agnostiker an außerirdisches Leben glauben. Doch um noch mal die Frage zu wiederholen: wie verträgt sich das mit der Zufallstheorie? Wie kommt es, dass ausgerechnet die Atheisten hier an vorderster Front dabei sind und sich meine religiösen Glaubenskollegen - die an einen UNIVERSALEN SCHÖPFER GLAUBEN

Vorallem würde es zu einer neuen Schöpfungsspiritualität beitragen (der ehemalige Dominikaner Matthew Fox prägte den Begriff), welche die Natur und den ganzen Kosmos als Ort der Selbst- und Gotteserkenntnis begreift. Hier ist der Auszug aus einem Interview mit Fox, das Geseko von Lüpke für sein Buch „Politik des Herzens“ führte:
http://wildeweisheit.blogspot.de/2011/0 ... litat.htmlWie müssen wir heute den Begriff der „Schöpfung“ verstehen?
Die schönste Definition der Schöpfung, die ich kenne, ist jene der Lakota Sioux, die, wenn sie beten, sich an alle unsere Verwandten richten. „Alle unsere Verwandten“, das ist die Schöpfung, das sind unsere Familienbande zu allem: zur Erde, zu den Wäldern, zur Luft, zur Ozonschicht, zum Wind, zum Regen, zum Wasser, zu unserem Körper, dem Essen, unserer 14 Milliarden-Jahre-Geschichte, Zeit und Raum, den Sternen, den Planeten und natürlich den Menschen in unserem Leben und jenen, die noch kommen, künftigen Generationen. Schöpfung ist alles, was ist. Weil unsere Religion dabei versagt hat, uns eine Theologie der Ehrfurcht für die Schöpfung bereitzustellen, ist unsere Kultur zur bloßen Benutzung, zum Missbrauch und zur Objektivierung der Schöpfung übergegangen. Wir haben uns daran gewöhnt, die Schöpfung als eine Art Warenlager für kapitalistisches Wirtschaften zu sehen.
Unsere Ignoranz gegenüber der Schöpfung basiert auf unserer schlechten Beziehung zur Schöpfung. Dabei sind wir ein Teil der Schöpfung. Es ist unglaublich, dass wir davon überzeugt sind, die Schöpfung sei nur dort draußen und warte, dass wir sie nutzen. Wir sind ebenso Schöpfung. Die Gewalt, die wir unseren Körpern antun, unseren Träumen, unseren Kindern und Kindeskindern sind Teil dieses Missbrauchs der Schöpfung.
Was sind die Wurzeln einer neuen Schöpfungsgeschichte?
Sie wurde von Wissenschaftlern geschrieben, die sich in den letzten 30 Jahren mit der Evolution des Universums auseinandergesetzt haben. Jeder Stamm, den wir kennen, hat sich durch eine Schöpfungsgeschichte seinen Zusammenhalt geschaffen. Thomas von Aquin hat gesagt: „Wenn du deinen Anfang kennst, dann weißt du etwas über dein Ziel“. Mit anderen Worten: Unsere Moral kommt nicht aus Gesetzbüchern und von Politikern. Unsere Moral kommt aus dem Universum. Was sind seine Gesetze? Wenn wir diese Gesetzmäßigkeiten kennen, wird auch unsere Moral stabiler. Wenn wir keine Schöpfungsgeschichte haben, dann können wir unseren Kindern nur erzählen, wie man Geld macht, Autos kauft und seine Eltern begräbt. Leben ist langweilig, wenn es nicht im Kontext steht. Und es ist ein gewaltiger Kontext. Mindestens 14 Milliarden Jahre, Billionen von Galaxien – das ist keine langweilige Geschichte. Da geht es um ein Leben voller Staunen und Wunder.
~ Matthew Fox