Descartes und die menschliche Seele

Philosophisches zum Nachdenken
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sven23
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#901 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von sven23 » So 6. Nov 2016, 17:24

closs hat geschrieben:Ich stelle meine Fragen anders - hier bspw:
Wenn es körperlichen Schmerz gibt, muss es ein Bewusstsein geben, das ihn auf sich bezieht (oder auf jemanden anderen). Die Aussage "Da ist Schmerz" sagt nichts darüber aus, WER diesen Schmerz hat. - Wenn es aber ein WER ist, der Schmerzen hat, ist es ein Ich.
Ist das jetzt nicht Philosophengeblubbere? Wenn closs sich die Pfoten verbrennt, spüre ich keinen Schmerz. Komisch, gell? Wenn dagegen ich mir die Pfoten verbrenne, spüre ich Schmerz. Wer hätte das gedacht? :lol:
Braucht man für diese Erkenntnis Descartes?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Pluto
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#902 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » So 6. Nov 2016, 17:27

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Sobald ein solcher Rahmen entsteht, ist man nicht mehr ergebnisoffen.
Kann man so sehen - aber dann ist eben die HKM auch nicht ergebnisoffen.
Das habe ich bisher noch nicht verstanden. Sicher gibt es, wie überall, auch in der HKM "schwarze Schafe". Aber so pauschal ausgedrückt halte ich es für eine vorschnelle und nur durch Ideologie begründbare Verurteilung eines ganzen Berufszweigs.

Eine wissenschaftliche Methode kann NUR ergebnisoffen sein.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ein Wissenschaftler schließt die Gesamtheit der Welt ein.
Die er aber als rein naturalistisch definiert (ich unterstelle, Du meinst "Natur-Wissenschaftler").
Ich sagte und meinte auch DIE WISSENSCHAFT. Davon abgesehen... wer behauptet, es gäbe mehr als das grundsätzlich Wahrnehmbare in der Welt?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Geist natürlich. Aber der Punkt ist, Gefühle entstehen aus Regungen des Körpers.
Möglich - oder die Gefühle werden über den Körper realisiert. - Beides möglich.
Für die Existenz des Körpers ist das aber irrelevant. Er wird so oder so gebraucht.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Sollte Transzendenz einen wirklichen Einfluss auf die Welt haben, dann werden sich die Wissenschaftler darauf stürzen.
Sie würden es nicht feststellen können, weil sie jegliches Phänomen in der Welt, auch wenn es transzendenter Natur ist, naturalistisch erklärer würden.
Ja, das ist logisch.
Aber wenn Phänomene nicht intersubjektiv wahrnehmbar sind, besteht der dringende Verdacht, dass sie gar nicht existieren. Deshalb ist es richtig, Metaphysik auszuschließen.

closs hat geschrieben:die Res extensae werden gesetzt - genau das tut Descartes auch.
Nein. Die Welt und ihre Untersuchbarkeit wird gesetzt. Daraus folgt dann zwingend die Existenz der res extensa: Ohne Körper geht gar nichts.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt keine Phänomene die NUR auf Geist ohne Körper als Ursprung in Frage kommen.
ICh würde es anders formulieren: Es kein geistiges Phänomen, dass auf den Körper verzichten könnte, um in der materiellen Welt wahrnehmbar zu sein.
Genau. Also ist die Existenz des Körpers (res extensa) unverzichtbar.
Da du nicht belegen kannst, dass mehr als die reale Welt existiert, bleibst du in deinen Vermutungen stehen. Vermutungen wie, "Das FSM hat die Welt erschaffen." kann man nicht untersuchen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb ist die res extensa Realität.
Wenn man setzt, dass die Welt real ist, und wir sie untersuchen können (was wir alle tun), muss man sie nicht nachweisen. Dann ist ist einfach da.
So ist es. Dann sage aber bitte nicht,
closs hat geschrieben: Dass das Geistige ("Ich"/"Res Cogitans") das einzig Sichere in unserer Wahrnehmung ist, ist logisch nachgewiesen.
denn... der Körper ist in allen solchen Aussagen unverzichtbar.

closs hat geschrieben:Ich stelle meine Fragen anders - hier bspw:
Wenn es körperlichen Schmerz gibt, muss es ein Bewusstsein geben, das ihn auf sich bezieht (oder auf jemanden anderen). Die Aussage "Da ist Schmerz" sagt nichts darüber aus, WER diesen Schmerz hat. - Wenn es aber ein WER ist, der Schmerzen hat, ist es ein Ich.
Stimmt. Es ist stets das ICH was Schmerz vermeldet.
Was lernen wir daraus? —
(a) Dass der Körper für Gefühle unverzichtbar ist, und
(b) Dass der Geist ein unterstützender Prozess des Körpers ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
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#903 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » So 6. Nov 2016, 17:55

closs hat geschrieben:Damit ist aber die Frage nicht geklärt, was der Grund ist, warum diese Effekte aus ihm kommen können.
Es wird doch daran geforscht, wie die genaue Funktionsweise des Körpers ist.
Welches „Warum“ sollte dabei nicht geklärt werden, bzw. noch kein Rahmen dazu abgesteckt sein?

Für deine Behauptung ergibt sich das generelle Problem, dass zentrale Körperfunktionen ablaufen, von denen die behauptete „Ich-Denk-Instanz“ als steuernde, organisierende Einheit, eigentlich genauesten Einblick haben müsste, aber tatsächlich rein gar nichts dazu vorliegt.
Im Gegenteil, die „grossen Denker“ haben einen regelrechten Unsinn über den Körper erzählt.

Das dürfte so aber eigentlich gar nicht sein :-)

Erst als man systematisch beim Körper nachgesehen hat, wurde das „Wie“ immer deutlicher und die „Denker“ immer stiller.

Warum hat sich Descartes eigentlich bzgl. der Schnittstelle zwischen Körper und „Geist“(?) so derart verhauen? Warum hat er nicht einfach als „steuernder/organisierender Geist“(?) im Körper, als seinem „bewirtschafteten Hoheitsgebiet“, nachgesehen?

Auf der anderen Seite lässt sich die Situation, dass es in der Wahrnehmung keine Zusammenhänge zur inneren Funktionsweise des Köpers gibt, ganz einfach dadurch erklären, dass es in der evolutionären Entwicklung hauptsächlich zu einer Umweltinteraktion kam und (wie beim Menschen) zu sozialen Kontakten, durch die „eine Art Rollenspiel“ entstanden ist, also „Personenzusammenhänge“.
Es kam jedoch nie zu einem Körper-„Innenkontakt“.

Blöd nur, dass genau diesen „Innenkontakt“ der „Geist“(?) haben soll (steuernd/organisierend), aber davon rein gar nichts mitbekommt – irgendwie ist es schon ein armes Würstchen :-)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Über welches Wissen möchtest du bzgl. „Zusammenhängen“ verfügen, dass du behaupten können willst, dass es noch einen „Wer“ geben muss, wenn man eine Aussage über das Wahrnehmungssystem des Körpers macht?
Ich stelle meine Fragen anders - hier bspw:
Wenn es körperlichen Schmerz gibt, muss es ein Bewusstsein geben, das ihn auf sich bezieht (oder auf jemanden anderen). Die Aussage "Da ist Schmerz" sagt nichts darüber aus, WER diesen Schmerz hat. - Wenn es aber ein WER ist, der Schmerzen hat, ist es ein Ich.
Ich habe dazu eine angepasste Frage:
Welches Wissen hast du über „Bewusstsein“, dass du von „muss es … geben“ und von „auf sich beziehen“ sprechen kannst?

Gerade eben wusstest du über Zusammenhänge erst einmal rein gar nichts und plötzlich soll ein „Expertenwissen“ hervorstrahlen – naja, das überzeugt mich jetzt nicht gerade so sehr.

„Schmerz“ ist nicht „Etwas“, das vorliegt und dann noch in Bezug zu etwas gesetzt wird, sondern Schmerz ist bereits das vollständige wahrnehmungstechnische Verstehen der Situation. (Verstehen im Sinne einer systematischen Verarbeitung)

Wieso sollte es ein „Bewusstsein“ geben müssen, das die Belastung der körperlichen Integrität „auf sich bezieht“?
(ist „Geist“ nun plötzlich gleich „Bewusstsein“?)

Das wäre doch eher dumm, denn wenn ein Belastungsbezug aufgebaut werden muss, dann doch wohl zum Körper – alles andere wäre ja nicht korrekt.
=> In den Zusammenhängen muss der Körper gemeint sein.

Da passt es doch vortrefflich, dass der Körper auch der einzige Kandidat für den „Ich“-Zusammenhang ist.
=> Es bildet sich eine ganz schön umfangreiche, in sich geschlossene Menge von Zusammenhängen
=> Korrektheit durch sehr viele Blickwinkel – das passt.

Jeder weitere Kandidat, sofern überhaupt noch irgendwann einer gefunden wird, muss sich da „ganz schön ins Zeug hängen“, um dies zu übertreffen.

closs
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#904 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 6. Nov 2016, 19:41

sven23 hat geschrieben:Braucht man für diese Erkenntnis Descartes?
Offensichtlich ja, sonst müsste ich nicht solche dämlichen Beispiele bringen.

Pluto hat geschrieben:Aber so pauschal ausgedrückt halte ich es für eine vorschnelle und nur durch Ideologie begründbare Verurteilung eines ganzen Berufszweigs.
Das hat nichts mit Verurteilung zu tun, sondern liegt in der Natur der Sache - in Kürze:
a) HKM untersucht nur das, was intersubjektiv darstellbar ist.
b) Gott bzw. "Jesus = göttlich" ist nicht intersubjektiv darstellbar.
ERGO: Man untersucht Jesus so, als wäre er nur Mensch - denn das ist intersubjektiv darstellbar.

Problem:
Die Quellen sind in vielen Fällen ganz anders zu interpretieren, ob Jesus nur Mensch oder göttlich ist - weil sie dann etwas Unterschiedliches bedeuten.

Das heisst:
Die HKM ist nur ergebnisoffen in dem Bereich, der für den Fall "Jesus ist nur Mensch" gilt. - Mit anderen Worten: Die HKM KANN nicht universal, also für ALLE historischen Möglichkeiten, ergebnisoffen sein - denn sonst müsste sie auch den Fall "Jesus ist göttlich - was bedeutet es dann?" untersuchen können. - Geht aber nicht.

Pluto hat geschrieben:Ich sagte und meinte auch DIE WISSENSCHAFT.
Für Geisteswissenschaft gilt das nicht, weil vieles in der Geisteswissenschaft geistig-transzendent interpretierbar ist. - Dasselbe Problem also wie oben bei der HKM.

Pluto hat geschrieben:Für die Existenz des Körpers ist das aber irrelevant. Er wird so oder so gebraucht.
Ja - natürlich - so lange man materiell lebt.

Pluto hat geschrieben:Aber wenn Phänomene nicht intersubjektiv wahrnehmbar sind, besteht der dringende Verdacht, dass sie gar nicht existieren.
Aber nur bei entsprechender weltanschaulicher Vorgabe - unter spirituellen Vorgaben existiert dieser Verdacht nicht.

Pluto hat geschrieben:Die Welt und ihre Untersuchbarkeit wird gesetzt. Daraus folgt dann zwingend die Existenz der res extensa
Die Welt der intersubjektiven Untersuchbarkeit SIND die Res Extensae. - Wenn man also die Welt der Untersuchbarkeit als gegeben setzt, setzt man aus Synonym-Gründen auch die Res extensae.

Pluto hat geschrieben:Vermutungen wie, "Das FSM hat die Welt erschaffen." kann man nicht untersuchen.
So ist es - den Satz "Materie kommt aus Geist" kann man nicht intersubjektiv darstellen, selbst wenn es Milliarden Menschen subjektiv "wissen", da sie es spüren. - Das hängt damit zusammen, dass Wissenschaft nur Diesseitiges untersuchen kann - also immer nur von der einen Seite her.

Pluto hat geschrieben:denn... der Körper ist in allen solchen Aussagen unverzichtbar.
NACHDEM man die Res extensae als existent gesetzt hat, ja. - Aber ohne diese Setzung ist der Körper verzichtbar - die menschliche Existenz könnte auch eine rein geistige sein, selbst wenn wir alle hier anderer Meinung sind. Trotzdem ist es nicht nachweisbar.

Das Entscheidende ist, dass bei all diesen Erwägungen EINES übrigbleibt: Das ist das ICH, das das Erwägende ist - egal ob in Abhängigkeit vom Körper oder nicht. - Unsere Diskussionen könnten auch dann stattfinden, wenn wir uns ohne biologische Sinne per Telepathie unterhalten würden - kein Gefühl, kein Sehen, kein Hören, etc. - aber das Geistige ginge, wenn man nicht setzt, dass es körperlich erzeugt werden muss. - Ohne diese Setzung geht es auch ohne Körper.

Pluto hat geschrieben:Was lernen wir daraus? —
(a) Dass der Körper für Gefühle unverzichtbar ist, und
(b) Dass der Geist ein unterstützender Prozess des Körpers ist.
So KANN es sein, aber es muss nicht so sein. - Es gibt Menschen, die in Albträumen ungeheuer leiden - dies ginge auch ohne Körper, wenn man das ICH als rein geistige Größe verstünde.

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#905 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 6. Nov 2016, 19:59

SilverBullet hat geschrieben:m Gegenteil, die „grossen Denker“ haben einen regelrechten Unsinn über den Körper erzählt.
Das kommt davon, wenn man seine Kernkompetenzen verlässt.

SilverBullet hat geschrieben:Warum hat sich Descartes eigentlich bzgl. der Schnittstelle zwischen Körper und „Geist“(?) so derart verhauen?
Eben weil er seine Kernkompetenzen verlassen hat und übermotiviert gemeint hat, er könne auch die Konsequenzen seines Denkens erklärungsmäßig in den Griff bekommen.

SilverBullet hat geschrieben:„Schmerz“ ist nicht „Etwas“, das vorliegt und dann noch in Bezug zu etwas gesetzt wird, sondern Schmerz ist bereits das vollständige wahrnehmungstechnische Verstehen der Situation.
Nein - wenn sich ein Wurm (?) vor Schmerzen windet, tut er dies nicht im Bewusstsein eines "Ich verstehe die Situation". - Meines Wissens gibt es übrigens bereits Untersuchungen, dass Pflanzen Schmerzen haben. Die Pflanze ein ICH?

SilverBullet hat geschrieben:Wieso sollte es ein „Bewusstsein“ geben müssen, das die Belastung der körperlichen Integrität „auf sich bezieht“?
Weil das Bewusstsein weiß, dass es im Dasein mit dem Körper engstens verbunden ist und die SChmerzen im Körper spürt: "ICH habe Zahnschmerzen", "MEIN Bauch tut weh".

SilverBullet hat geschrieben:Da passt es doch vortrefflich, dass der Körper auch der einzige Kandidat für den „Ich“-Zusammenhang ist.
Aber doch nur dann, wenn man von der materialistischzen Seite herdenkt.

Wenn Du sagen würdest: Aus materialistischer Sicht ist alles erklärbar, würde ich Dir zustimmen. - Aber Du sagst, es gäbe keine andere Möglichkeit.

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#906 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » So 6. Nov 2016, 20:03

closs hat geschrieben:Wenn Du sagen würdest: Aus materialistischer Sicht ist alles erklärbar, würde ich Dir zustimmen. - Aber Du sagst, es gäbe keine andere Möglichkeit.
Es steht dir frei, Hinweise aufzuzeigen, dass diese andere Möglichkeit mehr ist als reine Phantasievorstellung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#907 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 6. Nov 2016, 20:36

Pluto hat geschrieben:Es steht dir frei, Hinweise aufzuzeigen, dass diese andere Möglichkeit mehr ist als reine Phantasievorstellung.
In DEINEM Sinne geht das nicht. - Denn Du erwartest, dass Hinweise nur dann als solche benannt werden können, wenn sie intersubjektiv nachvollziehbar sind.

Da aber nur materialistische Hinweise intersubjektiv darstellbar sind, kann man mit diesen nichts Geistiges nachweisen, weil es dann ja auch naturalistisch erklärbar wäre.

Warum das so ist? - Weil unter transzendenten Gesichtspunkten das Wesen des Geistes NICHT daseins-gebunden ist, somit nicht seinen Ursprung im Dasein hat. - Und intersubjektive Hinweise sind eben immer daseins-gebunden. - Was wir von Geist im Dasein erleben können, ist dessen Offenbarung im Dasein - also in der Sprache des Daseins, also intersubjektiv darstellbar, damit aber eben auch naturalistisch darstellbar, was dazu führt, dass mancher sagt: "Wenn es naturalistisch darstellbar ist, ist es ja nicht geistig". :lol:

Mit anderen Worten: Es geht grundsätzlich nicht in der von Dir gewünschten Form.

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#908 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » So 6. Nov 2016, 20:53

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es steht dir frei, Hinweise aufzuzeigen, dass diese andere Möglichkeit mehr ist als reine Phantasievorstellung.
In DEINEM Sinne geht das nicht. - Denn Du erwartest, dass Hinweise nur dann als solche benannt werden können, wenn sie intersubjektiv nachvollziehbar sind.
Welche Methode du anwendest, spielt dabei keine Rolle. Hauptsache es ist glaubwürdig.

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Es geht grundsätzlich nicht in der von Dir gewünschten Form.
In welcher Form ist geht es denn? Ich bin offen für andere Methoden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#909 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 6. Nov 2016, 22:43

Pluto hat geschrieben:In welcher Form ist geht es denn? Ich bin offen für andere Methoden.
"Methoden" ist hier in Deinem Verständnis ein fragwürdeiger Begriff - es ist eher eine Mischung aus Denken und Spüren.

Methodisch wird man den "hermeneutischen Zirkel" nennen können: Man definiert ein eigenes Vorwissen zu einem Thema, gleicht dieses Vorwissen mit neuen diesbezüglichen Eindrücken ab und checkt danach, ob man so weitermachen kann, oder ob sich das Vorwissen so zu einem ganz anderen Wissen entwickelt hat, dass man vollkommen neu ansetzen muss.

Einfaches Beispiel:
Du weißt, dass man ein Bild mit einem Nagel aufhängen kann, überprüfst die Wand und stellst fest:
a) die Wand ist geeignet, man kann es weiterhin mit dem Ansatz "Nagel" versuchen
b) die Wand ist so hart, dass man ein anderes Verfahren wählen muss. - Das kann dann Dübeln oder gar Kleben sein.
Man hat also sein Vorwissen nicht in dessen Sinne weiterentwickelt, sondern revidiert: Geht so nicht.

Mit der Zeit wird ersichtlich, welcher Weg geht und der Korridor für weitere Erkenntnisse wird immer enger - Überraschungen bleiben aus. Das ist also auch Erfahrungssache. - Auf diese Weise könnte ich jetzt nachweisen (ich werde es NICHT tun, weil es einfach zu umfassend und anstrengend ist), dass man mit einem ontologischen Ansatz ("Realität = nicht abhängige Größe der Wahrnehmung") und dialektischem Denken vollkommen religions-fern zum ERgebnis kommen kann, dass der Satz "Gott ist die Liebe" (bei entsprechender Definition von "Gott" und "Liebe"!) die höchste Form jeglicher Philosophie ist, weil darin die Dialektik selbst aufgehoben (also quasi überflüssig geworden) ist. - Dialektik als Tunnelbohrmaschine, die nicht mehr gebraucht wird, wenn man im Berg die richtige Richtung einschlägt und ins Licht durchbricht.

Und dann hat man das geschafft und schaut sich DANACH die Religionen an - und stellt fest, dass das Christentum dieser ontologischen Gott-Definition am nähesten kommt. - Es passt also. - Und dann stellt man plötzlich fest, was Aussagen von SChlaueren, als man selbst ist, zu bedeuten haben. - Egal, ob das Goethe oder Shakespeare oder Augustinus oder Descartes oder Vertreter asiatischer Religionen ist - plötzlich trifft sich vieles, weil diese Leute in ihrer Art zum selben Ergebnis gekommen sind - weil es offenbar nur dieses Ergebnis als letztes Ergebnis gibt.

Und dann merkt man noch, dass Musik eigentlich genauso funzt. - Denn wie ist es zu erklären, dass JSBach von echten Profi-Musikern mit spirituellem Hintergrund fast immer als einer der wichtigsten Komponisten genannt wird - mit auffällig ähnlichen Begründungen. Egal, ob aus Europa, China oder Russland. - Da trifft sich halt einiges, was "ist".

Ist das nun eine "Methodik"? - Was die Disziplin des Denkens angeht, sicherlich ja - was die Widerspruchsfreiheit angeht, sicherlich auch - was das intersubjektive Moment angeht, sicherlich nicht. - Vielleicht hat es damit zu tun, dass echte Erkenntnis nur subjektiv erworben werden kann.

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sven23
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#910 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von sven23 » Mo 7. Nov 2016, 06:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Braucht man für diese Erkenntnis Descartes?
Offensichtlich ja, sonst müsste ich nicht solche dämlichen Beispiele bringen..
Wenigsten siehst du die Dämlichkeit des Beispiels ein. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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