Undogmatischer Atheismus

Philosophisches zum Nachdenken
Novas
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#91 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Novas » Do 10. Dez 2015, 23:09

Savonlinna hat geschrieben:Es gibt immer Leute, die sich für so etwas begeistern. Sie begeistern sich für genau das, was Du geschrieben hast, Novalis: für totalitäre Systeme.

We are going to become Gods, period. If you don't like it, get off. You don't have to contribute, you don't have to participate but if you are going to interfere with me becoming a God, you're going to have trouble. There'll be warfare.

Richard Seed: TechnoCalyps - Part II - Preparing for the Singularity (2008-11-14)

Pluto
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#92 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Pluto » Do 10. Dez 2015, 23:56

Savonlinna hat geschrieben:Solche Leute kann man nicht überzeugen.
Man kann ihnen nur entgegenwirken.
Und dazu muss man die Möglichkeiten ausschöpfen, sie präzise durchdenken.
Ich habe den Artikel von Peter Möller überflogen.
Er stammt aus dem Jahr 1999 und war damals eine recht gute Zukunftsvision.
Inzwischen ist der Transhumanismus schon zur Realität geworden: siehe Oscar Pistorius im Bild.

Bild
[Quelle: Wikimedia commons]

In manchen Ländern gehören gen-manipulierte Lebensmittel zum Alltag. In Amerika experimentiert Craig Venter in seinem Labor (ganz legal) mit künstlichen Lebewesen. Es ist zwar in den USA und Europa verboten, aber ich bin überzeugt es gibt mittlerweile Mediziner auf der Welt die am Klonen von Menschen arbeiten.

Es ist eine traurige Tatsache, dass das was technisch möglich ist, irgendwo auf der Welt auch realisiert werden wird. Ich würde deshalb noch weiter gehen, und behaupten man könne dieser Entwicklung gar nicht aufhalten.

Wie willst du dein "entgegen wirken" in der Praxis umsetzen? Mit Verboten?

Verfolgen wir also eine zu restriktive Politik, und sollten wir bspw. MEHR Genforschung in unseren Breiten zulassen? Ich meine es ist angesichts der technischen Möglichkeiten unheimlich schwierig den richtigen "goldenen Mittelweg" zu finden.
Das ethische Problem ist, die Dinge zuzulassen (z. Bsp. automatische Dosierung von Insulin), die dem Menschen wirklich helfen, und die Dinge zu bremsen die unsinnig erscheinen.

Fazit:
Es ist eine sehr schwammige Grenze auf die man sich zubewegt, und da helfen Aussagen wie "Gen-Tomaten — bei mir nicht!" nicht wirklich weiter.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#93 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Savonlinna » Fr 11. Dez 2015, 00:48

Pluto hat geschrieben: Wie willst du dein "entgegen wirken" in der Praxis umsetzen? Mit Verboten?
Leute, die dafür schwärmen, muss man schwärmen lassen.
Sie können ja lesen, können über die Gefahren lesen.
Wenn sie trotzdem weiterschwärmen, kann man das nicht ändern.

MIt Entgegenwirken meinte ich natürlich: untersuchen, aufklären, informieren, die Folgen präzise darstellen.
Nicht jeder wünscht eine vom Staat designte - und wahrscheinlich auch der Mode unterworfene . Menschheit.
Die Chancen stehen gut, dass das nicht durchkommt.

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#94 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von JackSparrow » Fr 11. Dez 2015, 01:12

Novalis hat geschrieben:We are going to become Gods, period. If you don't like it, get off. You don't have to contribute, you don't have to participate but if you are going to interfere with me becoming a God, you're going to have trouble. There'll be warfare.
Übersetzung: Ich habe immer recht. Und wenn du denkst, dass ich nicht recht habe, dann muss ich dich eben mit Gewalt davon überzeugen.

Würde man aber in einem Histogramm die Häufigkeit eintragen, mit der bestimmte Personengruppen sich irren, dann wäre der Balken bei den Esoterikern deutlich höher als bei jeder anderen Bevölkerungsgruppe. Wie viele Leute, die an Krebs verstorben sind, könnten heute noch leben, wenn sie lieber ihrem Hausarzt geglaubt hätten anstatt ihrem Esoterik-Guru?

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Savonlinna
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#95 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Savonlinna » Fr 11. Dez 2015, 01:15

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:We are going to become Gods, period. If you don't like it, get off. You don't have to contribute, you don't have to participate but if you are going to interfere with me becoming a God, you're going to have trouble. There'll be warfare.
Übersetzung: Ich habe immer recht. Und wenn du denkst, dass ich nicht recht habe, dann muss ich dich eben mit Gewalt davon überzeugen.

Würde man aber in einem Histogramm die Häufigkeit eintragen, mit der bestimmte Personengruppen sich irren, dann wäre der Balken bei den Esoterikern deutlich höher als bei jeder anderen Bevölkerungsgruppe. Wie viele Leute, die an Krebs verstorben sind, könnten heute noch leben, wenn sie lieber ihrem Hausarzt geglaubt hätten anstatt ihrem Esoterik-Guru?

Du hast die Aussage von Novalis nicht verstanden, richtig?

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#96 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von JackSparrow » Fr 11. Dez 2015, 02:55

Savonlinna hat geschrieben:Du hast die Aussage von Novalis nicht verstanden, richtig?
Die Interpretation von Metaphern gehört leider nicht zu meinen Stärken. Was da beschrieben wird, ist nichts anderes als das Recht des Stärkeren: Wenn du nicht akzeptierst, was ich sage, werde ich dich mit Gewalt dazu zwingen.

Erkenntnisfähigkeit spielt in diesem Weltbild somit keine Rolle. Nur dass man der Stärkere ist und sich durchsetzen kann.

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#97 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von sven23 » Fr 11. Dez 2015, 06:44

Savonlinna hat geschrieben: Er SCHRIEB es 1968. Das war vor 48 Jahren.
Inzwischen hat er einiges über Yin und Yang geschrieben, ich habe es verlinkt.

Ich finde es befremdlich, das ständig zu ignorieren.
1968 war er 27 Jahre alt.
2008 - aus dem Link stammt - war er vierzig Jahre älter, also 67 Jahre.
Du meinst, ying-yang sei der Altersmilde geschuldet, so wie sich Schopenhauer mit indischer Philosophie beschäftigte?
Wenn Kahl sich von seinem Buch "Das Elend des Christentums" distanzieren würde, würde er es doch nicht weiterhin in Kubitzas Tectum-Verlag herausbringen.
Und was sind schon 48 Jahre beim Suchen nach Wahrheiten? Gläubige wollen aus 2 oder 3 tausend Jahre alten Schriften Wahrheiten herauslesen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#98 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Queequeg » Fr 11. Dez 2015, 07:47

Novalis hat geschrieben:
In Zukunft wird dieser wissenschaftlich-technische Fortschritt nicht nur die Welt verbessern, sondern auch den Menschen, z. B. durch Gentechnik. Die Menschen – oder jedenfalls kleinere oder größere Gruppen von Menschen – werden sich auf diese Weise wahrscheinlich so sehr verändern, dass man irgendwann nicht mehr von Menschen sprechen kann, sondern von einer neue höheren, bzw. von mehreren verschiedenen höheren Arten.[/i]
http://www.philolex.de/transhum.htm

Das ist ganz offenbar eine Ideologie mit dem Ziel der Weltverbesserung, die sehr schnell in eine totalitäre Richtung gehen kann. Ich denke da gleich an die Warnungen von George Orwell und die Filme der Matrix-Trilogie (der Mensch wird zum Gefangenen seiner eigenen Schöpfung)


Schaun wir uns einmal an, was dieser Herr Möller zu den "Grundsätzliche Fehler der Transhumanisten und der Gegner des Transhumanismus" so schreibt:

Als vor einigen Millionen Jahren unsere Vorfahren die Bäume verließen, da sind viele ihrer Vettern oben geblieben und mancher hat vielleicht in der damals möglichen Weise zum Ausdruck gebracht, dass das da unten bestimmt nicht gut geht. Und da Schimpansen bereits lachen können – meines Wissens die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten außer uns Menschen, die sich qualitativ so weit entwickelt haben, dass ihnen der Seinsbereich des »Humors« bereits zugänglich ist –, hat sich vielleicht auch mancher lustig gemacht über die Dummköpfe da unten. Aber trotz aller negativen Entwicklungen (Kriege, Massenmorde etc.) war die Entwicklung der Menschheit eine Erfolgsstory. Ich möchte jedenfalls nicht zurück auf die Bäume. Ich möchte Beethoven nicht tauschen gegen das Getrommel auf hohlen Baumstämmen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Ich denke, immer mehr sich verantwortlich fühlende Menschen werden zu denen gehören, gerade in unseren immer mehr wirren Zeitläuften, die in Zukunft lieber auf den Bäumen bleiben werden. Und gerade die Vettern, die auf den Bäumen geblieben sind, diese werden noch fröhlich durch die Äste hangeln, während man Menschen auf diesen Planeten vergeblich suchen wird.

Im übrigen sollte man die herrenmenschlichen Überaffen aus der Sparte der exorbitanten Weltverbesserer nicht allzu ernst nehmen, sie erscheinen jeden lieben Tag in den Medien, um kurz darauf in Vergessenheit zu geraten. Es gibt in dieser Welt ewige Werte, auch religiöse, auch mythische Werte, die vielleicht manch so seelenlos beschumpfenen Affen geläufiger sind, als den genialischen Adepten des atheistischen Positivismus, oder Extremismus.

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#99 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Pluto » Fr 11. Dez 2015, 09:58

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie willst du dein "entgegen wirken" in der Praxis umsetzen? Mit Verboten?
Leute, die dafür schwärmen, muss man schwärmen lassen.
Sie können ja lesen, können über die Gefahren lesen.
Wenn sie trotzdem weiterschwärmen, kann man das nicht ändern.
In was für einer Welt lebst du? Liest du keine Zeitungen?
Transhumanismus ist längst zur Realität geworden und hat mit Schwärmerei nichts zu tun.

Je nach Standpunkt ist es ein Fluch oder ein Segen für die Welt. Da kann man geteilter Meinung sein, aber man kann nicht mehr leugnen, dass wir uns mitten drin befinden.

Savonlinna hat geschrieben:Mit Entgegenwirken meinte ich natürlich: untersuchen, aufklären, informieren, die Folgen präzise darstellen.
Nicht jeder wünscht eine vom Staat designte - und wahrscheinlich auch der Mode unterworfene . Menschheit.
Dazu fällt mir ein...

Ein Kunde steht am Bio-Gemüsestand.
"Sind da Gene drin", fragt er und zeigt auf die Strauchtomaten.
"Ich hoffe doch", sagt die Marktfrau.
Da geht der Mann weiter. Gen-Tomaten will er nicht.


Savonlinna hat geschrieben:Die Chancen stehen gut, dass das nicht durchkommt.
Darin liegt der Fehler.
Transhumanismus ist längst Teil unseres Alltags geworden. Die Herausforderung ist, richtig damit umzugehen.

Tomaten entstanden über Jahrmillionen durch natürliche Mutation und Auslese. Dann kam der Mensch und züchtete die große saftige Tomate. Heute beherrscht der Mensch die Technik der Mutation und kann diese bewusst herbeiführen. Doch die Tomaten bestehen immer noch aus Proteinen (und viel Wasser). Ich habe damit keine Probleme — im Gegenteil: sie sind ein Beitrag zur Bewältigung der Hungersnot.
Ein Beispiel dessen was uns bevorstehen könnte, erzählt dieser Artikel aus der WELT: Essen wir bald Kräuter und Gemüse aus dem Meer?

Nachtrag:
Willst du wirklich gegen implantierbare Insulin-Dosierungs-Geräte vorgehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#100 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Savonlinna » Fr 11. Dez 2015, 11:44

Pluto hat geschrieben: Transhumanismus ist längst zur Realität geworden und hat mit Schwärmerei nichts zu tun.
Doch, natürlich hat das etwas mit Schwärmerei zu tun.
Man kann für eine Sache schwärmen - sie toll finden, ihre Entwicklung heftig wünschen - oder nicht.

Pluto hat geschrieben:Nachtrag:
Willst du wirklich gegen implantierbare Insulin-Dosierungs-Geräte vorgehen?
Bleiben wir doch bei dem Thema, das wir angeschnitten hatten:
den Umbau von Menschen.
Man kann das bejubeln, begrüßen, oder man kann die Gefahren aufzeigen.

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