cogito / sinnliche wahrnehmung

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#91 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Mo 7. Apr 2014, 23:47

closs hat geschrieben: Dinge als relevant oder irrelevant zu bezeichnen, ist ein Spiel zwischen Wahrnehmenden. - Das, was "ist", ist davon nicht berührt.
Und was ist das was "ist"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#92 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 8. Apr 2014, 00:01

Pluto hat geschrieben:Und was ist das was "ist"?
Was der Fall ist - unabhängig davon, ob wir es wahrnehmen.

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#93 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 8. Apr 2014, 00:04

Pluto hat geschrieben:Denk einfach an das Universalienproblem was eindeutig zu Gunsten der Aufklärer entschieden wurde.
Es ist ja schon an sich bemerkenswert, dass man das Nominalistische als "aufgeklärt" bezeichnet.

Unabhängig davon: "Aufklärung" dieser Art kann auch ein Rückschritt sein. - In geistigen Dingen ist es NICHT so, dass das evolutionär Durchsetzende das Bessere ist - es kann exakt das Gegenteil sein.

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#94 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 8. Apr 2014, 00:13

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Denk einfach an das Universalienproblem was eindeutig zu Gunsten der Aufklärer entschieden wurde.
Es ist ja schon an sich bemerkenswert, dass man das Nominalistische als "aufgeklärt" bezeichnet.
Warum das denn?
Möchtest du denn bestreiten, dass diejenigen die den Nominalismus vertraten, Aufklärer waren?

Unabhängig davon: "Aufklärung" dieser Art kann auch ein Rückschritt sein. - In geistigen Dingen ist es NICHT so, dass das evolutionär Durchsetzende das Bessere ist - es kann exakt das Gegenteil sein.
Wo Evolution wirkt, wird immer das besser angepasste bevorzugt.
Was ich damit sagen will ist, dass auch Religionen der Evolution unterliegen. Wenn dies nicht so wäre, hätten Religionen sich kulturell niemals durchsetzen können.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#95 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von Demian » Di 8. Apr 2014, 04:50

Pluto hat geschrieben:Denk einfach an das Universalienproblem was eindeutig zu Gunsten der Aufklärer entschieden wurde. ;)
Und dann schau dir die Positionen von Leuten wie Edmund Husserl oder Bertrand Russel an.

Wir können über die Wirklichkeit gar nicht unabhängig von bestimmten Grundannahmen sprechen. Meine Grundannahme ist, dass "alles GEIST/ Bewusstsein" ist und aus einer komplexen Anordnung von Materie nur dann Leben und Geist und eine Evolution entspringen kann, wenn die Grundstrukturen der Materie geistige Eigenschaften aufweisen, die ab einer bestimmten Stufe der Komplexität automatisch evolvieren. Es kann kein Geist evolvieren, wenn es keine grundlegenden geistigen Eigenschaften gibt. Die Aufklärung hat gezeigt, dass das Leib-Seele-Problem sinnvoller Weise nur so gelöst werden kann, in dem man Materie und Geist, als eine Einheit begreift. Die entscheidende Frage ist also ob GEIST eine sekundäre Ableitung von ansonsten geistloser Materie ist - das ist bis heute der Grundwiderspruch des Materialismus - oder ob Materie eine Manifestation von GEIST ist und das Geistige somit primär.

Das jedenfalls ist meine Erkenntnis: dass die Realität GEIST ist und das wahre Selbst des menschlichen Wesens dieser GEIST/ dieses BEWUSSTSEIN ist. Das kann man philosophisch über die Vernunft behaupten - das reicht aber nicht. Entscheidend ist es, durch Meditation in sich zu gehen und auf diesem Wege den Ursprung des eigenen Wesens kennen und lieben zu lernen. Der Mystiker Junus Emre hat dies so formuliert: “Illim illim bilmektir . . . Weisheit ist, Weisheit zu kennen. Kennst du dich selbst nicht, wie ist da Weisheit möglich. Hodscha, wenn du magst. geh’ 100 mal auf Pilgerfahrt. Besser ist es, einzukehren in dein Herz.”

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#96 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 8. Apr 2014, 09:48

Pluto hat geschrieben:Möchtest du denn bestreiten, dass diejenigen die den Nominalismus vertraten, Aufklärer waren?
Das nicht. - Aber ich will sehr wohl darauf hinweisen, dass damit ein Weg beschritten wurde, der von der Substanz des Christentums weggeführt hat.

Pluto hat geschrieben:Wenn dies nicht so wäre, hätten Religionen sich kulturell niemals durchsetzen können.
Religion hat sich meistens mit Abkehr von sich selbst gesellschaftlich durchgesetzt. - Das ist einer der Folgen, dass es einen Fürst der Welt, also das, was des Kaisers ist, gibt, und dass es das, was Gottes ist, gibt.

Das NT wurde durch die Kirchen seit Theodosius im wesentlichen mit säkularen Mitteln durchgesetzt - INSOFERN hast Du recht. - Insofern unterlagen auch Religionen der Evolution - im doppelten Wortsinn des Wortes "unterliegen".

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#97 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 8. Apr 2014, 11:34

Demian hat geschrieben:Das jedenfalls ist meine Erkenntnis: dass die Realität GEIST ist und das wahre Selbst des menschlichen Wesens dieser GEIST/ dieses BEWUSSTSEIN ist.
Mit solcher Mystik kann ich nun mal nichts anfangen, denn es gibt im Universum keinerlei Hinweise auf einen menschlichen oder menschähnlichen Geist.
Alles was wir wissen, weist auf einen Anfang in einem sehr heissen Punktförmigen Urknall hin. Ich glaube nicht, dass sich dahinter ein Geist oder gar eine Wahrheit verbirgt. Gemäss unserer Wahrnehmung besteht Realität im Wesentlichen aus Energie und Materie, wobei vermutlich Materie nur ein anderer Zustand ist, eine Art "erstarrte" Energie (m=E/c²).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#98 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 8. Apr 2014, 12:12

Pluto hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass sich dahinter ein Geist oder gar eine Wahrheit verbirgt.
Da "Geist" keine naturwissenschaftliche Größe ist, ist naturwissenschaftliche Erkenntnis kein Maßstab für die Frage "Geist - ja oder nein?". - Insofern ist in der Tat alles weitere "Glaube". - So hat es Kant fast wörtlich gesagt - und Du im Grunde auch. - Wobei Kant gemeint hat "Ich glaube", während Du sagst "Ich glaube nicht".

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#99 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 8. Apr 2014, 13:42

closs hat geschrieben:Insofern ist in der Tat alles weitere "Glaube".
Glaube != Wissen.

So hat es Kant fast wörtlich gesagt - und Du im Grunde auch. - Wobei Kant gemeint hat "Ich glaube", während Du sagst "Ich glaube nicht".
Wo genau meinst du, hat Kant das gesagt. Alles was ich von Kant weiss deutet daraufhin, dass er Agnostiker war.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#100 Re: cogito / sinnliche wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 8. Apr 2014, 13:58

closs hat geschrieben:Religion hat sich meistens mit Abkehr von sich selbst gesellschaftlich durchgesetzt. - Das ist einer der Folgen, dass es einen Fürst der Welt, also das, was des Kaisers ist, gibt, und dass es das, was Gottes ist, gibt.

Das NT wurde durch die Kirchen seit Theodosius im wesentlichen mit säkularen Mitteln durchgesetzt - INSOFERN hast Du recht. - Insofern unterlagen auch Religionen der Evolution - im doppelten Wortsinn des Wortes "unterliegen".
Es wird behauptet, die Bibel sei unveränderliches Wort Gottes. Aber deren Interpretation unterliegt einer Evolution... Sie verändert sich ständig, und das erkennt man schon in der Schrift.
Der Gott des AT ist ein zorniger, strafender und fordernder Gott. Im NT wird hingegen Gott sehr viel barmherziger gezeichnet; da ist viel mehr on Nächstenliebe die Rede.

Und Heute?
Die Predigten handeln von den heutigen Problemen -- sie sind eher auf psychologische Betreuung und Beratung ausgelegt... fokussieren auf den richtigen Umgang in der Familie und mit Fremden.

Die Religion und das Glaubensbild der Menschen wandelt sich zusammen mit dem Zeitgeist der jeweiligen Epoche.
Also, wenn das keine Evolution ist...!?
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