Descartes und die menschliche Seele

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#871 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Fr 4. Nov 2016, 23:57

Pluto hat geschrieben:Ist das ICH wirklich eine Wahrnehmung? Ist das Selbst nicht vielmehr der "Wahrnehmende" im Gehirn?
Beides - das ist doch der Gag. Der einzige Fall, bei dem Subjekt und Objekt identisch sind. Genau deshalb kommt doch Descartes zum Schluss, dass "ICH" bei allem erdenklichen Zweifel sicher ist.

Pluto hat geschrieben:Was soll Geist denn sonst sein als ein Prozess? Kann man ihn den greifen oder sehen?
Es gibt Wissenschaftler, die meinen, dass auch ein Stein ein Prozess ist - nur halt langsam genug, um ihn für eine Entität zu halten. - Und überhaupt: Warum sollten wir eine Entität haptisch greifen können müssen?

Pluto hat geschrieben:Die res extensa braucht man nicht setzen. Denn... den Körper und seine Auswirkungen kann man beobachten.
Genau anders rum: Weil man seine Beobachtungen/Messungen als "echt" setzt, kann man Naturwissenschaft betreiben. Wie gesagt: Hier denkt Descartes einen Schritt tiefer - nicht nur pragmatisch, wie es Popper vorschlägt, sondern grundsätzlich.

Pluto hat geschrieben:Der Körper/Geist Dualismus von Descartes wurde widerlegt.
Was auch immer das bedeuten mag - ich weiß es nicht. Bevor definiert ist, was diese Widerlegung eigentlich unter "Dualismus" versteht, kann ich hier nicht mitreden.- Mir geht es um seine ontologische Aussage, dass nur die Existenz der Res Cogitans sichere Wahrnehmung ist - und das ist NICHT widerlegt (weil's gar nicht geht).

Pluto hat geschrieben:Dass Geist Produkt von Materie ist, ist eine empirisch begründete Vermutung.
Die Interaktion zwischen Geist und Materie ist (im im materiellen Raum) so eng, dass diese Frage natürlich naheliegend ist. - Aber warum behängt sich Wissenschaft eigentlich mit solchen weltanschaulichen Frage? Es reicht doch, wenn sie die Verknüpfungen von Geist und Materie beschreibt.

Pluto hat geschrieben:Ich verstehe nicht, was das mit Weltanschauung zu tun hat. Schließlich wurde der Omega Punkt wissenschaftlich widerlegt.
Kann ich nicht beurteilen. In diesem Fall habe ich verstanden, dass Tipler rein rechnerisch alles richtig gemacht habe und sein Szenario theoretisch funktionieren könne, es aber in Bezug auf den Status Quo des kosmologischen Verständnisses als widerlegt angesehen werden darf.

Mir geht es gar nicht um Tipler (ich halte seinen Weg aus ganz anderen Gründen für falsch), sondern darum, dass solche Widerlegungen Augenblicks-Phänomene sind in Bezug auf Verständnisse und Annahmen. - Oder auf Descartes bezogen: Da wurde ein Dualismus unter den gegebenen Kriterien sicherlich sauber widerlegt - nur: WAS ist da eigentlich widerlegt? Und WAS hat das mit Descartes' ontologischen Aussagen zu tun? Wie gesagt: Aus meinem Verständnis ist "Dualismus" ein ziemlich schlampiger Begriff, von dem ich gar nicht weiss, wie man ihn widerlegen kann, wenn man ihn nicht als Widerlegender selber definiert - und die Begriffe außenrum dazu.

Pluto hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten hat unser Verständnis von Geist einen Paradigmenwechsel durchgemacht.
Das ist wahr - aber es ist keine Fort-Entwicklung, sondern etwas anderes.

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fin
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#872 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Sa 5. Nov 2016, 01:35

-- Philosophie der Freiheit --

"Der Materialismus kann niemals eine befriedigende Welterklärung liefern. Denn jeder Versuch einer Erklärung muß damit beginnen, daß man sich Gedanken über die Welterscheinungen bildet. Der Materialismus macht deshalb den Anfang mit dem Gedanken derMaterie oder der materiellen Vorgänge. Damit hat er bereits zwei verschiedene Tatsachengebiete vor sich: die materielle Welt und die Gedanken über sie. Er sucht die letzteren dadurch zu begreifen, daß er sie als einen rein materiellen Prozeß auffaßt. Er glaubt, daß das Denken im Gehirne etwa so zustande komme, wie die Verdauung in den animalischen Organen. So wie er der Materie mechanische und organische Wirkungen zuschreibt, so legt er ihr auch die Fähigkeit bei, unter bestimmten Bedingungen zu denken. Er vergißt, daß er nun das Problem nur an einen andern Ort verlegt hat. Statt sich selbst, schreibt er die Fähigkeit des Denkens der Materie zu. Und damit ist er wieder an seinem Ausgangspunkte." - (Quelle: Rudolf Steiner - Philosophie der Freiheit)

Grüße
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#873 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Sa 5. Nov 2016, 09:40

closs hat geschrieben:Beides - das ist doch der Gag. Der einzige Fall, bei dem Subjekt und Objekt identisch sind. Genau deshalb kommt doch Descartes zum Schluss, dass "ICH" bei allem erdenklichen Zweifel sicher ist.
Das ICH ist viel mehr als nur das egozentrische Denken.

closs hat geschrieben:Es gibt Wissenschaftler, die meinen, dass auch ein Stein ein Prozess ist...
Mir scheint das frei erfunden zu sein.
Welche Wissenschaftler meinen ein Stein sei ein Prozess?

closs hat geschrieben:Warum sollten wir eine Entität haptisch greifen können müssen?
Geist kann man überhaupt nicht griefen, weder haptisch noch sonst wie. Aber den Prozess des Geistes kann man ergründen und verstehen. Es hat sich gerade in den letzten Jahrzehnten herausgestellt, dass Geist nicht etwas unantastbares, mystisch göttliches ist, sondern etwas Untersuchbares: es ist ein Prozess der dazu dient dem Körper bei seinem (scheinbaren) Wunsch nach Leben zu unterstützen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die res extensa braucht man nicht setzen. Denn... den Körper und seine Auswirkungen kann man beobachten.
Genau anders rum: Weil man seine Beobachtungen/Messungen als "echt" setzt, kann man Naturwissenschaft betreiben.
Wieso ist das anders herum? Das ist doch dasselbe in grün.

closs hat geschrieben:Hier denkt Descartes einen Schritt tiefer - nicht nur pragmatisch, wie es Popper vorschlägt, sondern grundsätzlich.
Wieso grundsätzlich?

Pluto hat geschrieben:Dass Geist Produkt von Materie ist, ist eine empirisch begründete Vermutung.
Die Interaktion zwischen Geist und Materie ist (im materiellen Raum) so eng, dass diese Frage natürlich naheliegend ist. - Aber warum behängt sich Wissenschaft eigentlich mit solchen weltanschaulichen Frage? Es reicht doch, wenn sie die Verknüpfungen von Geist und Materie beschreibt.[/quote]Weltanschaulich ist die Frage nur in deinem Kopf. Warum sollte die Wissenschaft nicht aus ihren Beobachtungen Schlüsse ziehen?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich verstehe nicht, was das mit Weltanschauung zu tun hat. Schließlich wurde der Omega Punkt wissenschaftlich widerlegt.
Kann ich nicht beurteilen.
Wenn du es nicht beurteilen kannst, warum bestehst du dann so beharrlich auf die Richtigkeit des Omega-Punktes?

closs hat geschrieben:In diesem Fall habe ich verstanden, dass Tipler rein rechnerisch alles richtig gemacht habe und sein Szenario theoretisch funktionieren könne, es aber in Bezug auf den Status Quo des kosmologischen Verständnisses als widerlegt angesehen werden darf.
Es hat mit reinem Verständnis wenig zu tun. Die Ablehnung eines "Big Crunch", wie es Tipler sich vorstellte, ist auf die beobachtete Flachheit und die beschleunigte Expansion des Universums zurückzuführen.

closs hat geschrieben:Oder auf Descartes bezogen: Da wurde ein Dualismus unter den gegebenen Kriterien sicherlich sauber widerlegt - nur: WAS ist da eigentlich widerlegt? Und WAS hat das mit Descartes' ontologischen Aussagen zu tun?
Welche von Descartes' ontologischen Aussagen ist richtig?

closs hat geschrieben:Wie gesagt: Aus meinem Verständnis ist "Dualismus" ein ziemlich schlampiger Begriff, von dem ich gar nicht weiss, wie man ihn widerlegen kann, wenn man ihn nicht als Widerlegender selber definiert - und die Begriffe außenrum dazu.
Descartes ging vom Bild eines vom unabhängigen Geistes aus, der über eine vermutuete Schnittstelle (die Zirbeldrüse) den Körper steuert (siehe Bild).
Bild
[Quelle: Wikimedia commons]
Dieses Bild ist widerlegt: es gibt offenbar weder eine Schnittstelle, noch gibt es einen unabhängigen Geist im spirituellen Sinn.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:In den letzten Jahrzehnten hat unser Verständnis von Geist einen Paradigmenwechsel durchgemacht.
Das ist wahr - aber es ist keine Fort-Entwicklung, sondern etwas anderes.
Sehe ich nicht so. Der Geist hat sich dabei nicht geändert. Was sich gewandelt hat, ist die Vorstellung, dass Geist etwas mystisch göttliches ist was sich jeglicher Untersuchung entzieht. Es hat sich in Hunderten von Experimenten gezeigt, dass man sehr wohl in der Lage das Geistliche im Mensch zu untersuchen und zu erklären
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#874 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Sa 5. Nov 2016, 09:50

fin hat geschrieben:-- Philosophie der Freiheit --

"Der Materialismus kann niemals eine befriedigende Welterklärung liefern. Denn jeder Versuch einer Erklärung muß damit beginnen, daß man sich Gedanken über die Welterscheinungen bildet. Der Materialismus macht deshalb den Anfang mit dem Gedanken derMaterie oder der materiellen Vorgänge. Damit hat er bereits zwei verschiedene Tatsachengebiete vor sich: die materielle Welt und die Gedanken über sie. Er sucht die letzteren dadurch zu begreifen, daß er sie als einen rein materiellen Prozeß auffaßt. Er glaubt, daß das Denken im Gehirne etwa so zustande komme, wie die Verdauung in den animalischen Organen. So wie er der Materie mechanische und organische Wirkungen zuschreibt, so legt er ihr auch die Fähigkeit bei, unter bestimmten Bedingungen zu denken. Er vergißt, daß er nun das Problem nur an einen andern Ort verlegt hat. Statt sich selbst, schreibt er die Fähigkeit des Denkens der Materie zu. Und damit ist er wieder an seinem Ausgangspunkte." - (Quelle: Rudolf Steiner - Philosophie der Freiheit)
So ähnlich dachte Leibniz rund 200 Jahre vor Steiner:
Man ist außerdem genötiget zu bekennen daß die perception und dasjenige was von ihr dependieret auf mechanische Weise das ist durch die Figuren und durch die Bewegungen nicht könne erkläret werden. Und erdichteten Falls daß eine Machine wäre aus deren Structur gewisse Gedanken Empfindungen Perceptionen erwüchsen; so wird man dieselbe denkende Machine sich concipieren können als wenn sie ins große nach einerlei darinnen beobachteter Proportion gebracht worden sei dergestalt daß man in dieselbe wie in eine Mühle zugehen vermögend wäre. Wenn man nun dieses setzet so wird man bei ihrer innerlichen Besichtigung nichts als gewisse Stücke deren eines an das andere stosset niemals aber etwas antreffen woraus man eine Perception oder Empfindung erklären könnte. Dahero muß man die Perception in der einfachen Substanz und keines weges in dem Composito oder in der Machine suchen.

[Gottfried Wilhelm Leibniz 1714: Monadologie §17]
Steiner, Leibniz und Descartes konnten sich nicht vorstellen, dass etwas wie der menschliche Geist aus bloßer Materie entstehen konnte.
Der Paradigenwechsel der letzten Jahrzehnte belegt, dass dies eben doch möglich ist, und dass der Mensch autonom ist. Die Schlussfolgerung: Geist ist nicht unantastbar — die Erfolge der modernen Hirnforschung belegen, dass es untersuchbar ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#875 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Sa 5. Nov 2016, 09:52

closs hat geschrieben:Moment - "Ontologie" macht unter der Setzung Sinn, dass über Sein oder Nicht-Sein oder Seiendes nachzudenken sinnvoll ist. - Das meine ich mit Setzung.
Du redest von „Sinn“, weil du deinen Wunsch an den Anfang stellen möchtest.
Tatsächlich aber gilt:
Wenn gezweifelt werden soll, dann komplett und konsequent -> also auch am Wunsch wird gezweifelt.
Da gibt es keine Welten, keine Ontologie, keine Wünsche und keinen antiken Texte mehr.

Von dieser „blanken Situation“ ausgehend, also ohne eine „Was“-Behauptung muss versucht werden Kriterien aufzubauen, mit denen die „Sicher“-Einschätzung begründet vergeben werden kann.

Genau das habe ich aufgezeigt und es führt pfeilgerade zum aktiven Körper als Kandidaten, auf den der „Ich“-Zusammenhang zielt.

An diesem sauberen Vorgehen kommt man nur vorbei, wenn irgendwo ein Trick eingeführt wird, der dagegen verstösst.

Descartes und du versuchen es durch Suggestivtheater, bei dem der Wunsch „unbemerkt“ bleiben soll.

closs hat geschrieben:Du wirst nichts ohne Setzung finden - AUSSER eben das "Cogito, ergo sum".
Die Setzung der Korrektheit von „Ich denke, also bin Ich“ ist falsch.

Zwar kann „das Denken“ als „irgendein stattfindender Ablauf“ durchaus zugrunde gelegt werden (wenn nicht einmal das stimmt, dann sind Zusammenhänge komplett aus dem Rennen), aber der Existenzzusammenhang „Ich“ soll ja gerade angezweifelt werden.

Wie ich schon mehrmals aufgezeigt habe, ist es ein lächerliches Schauspiel von vorn herein eine Aufteilung der anzweifelbaren Existenzzusammenhänge zu suggerieren und dann „die Erkenntnis“ zu präsentieren „Ich denke“ bedeutet ja „Ich handle“, also muss dies sicher sein.
=> Das „Ich“ bei „Ich denke“ wird angezweifelt, also muss auch die Aufteilung der Existenzzusammenhänge angezweifelt werden, denn diese Aufteilung ist ja selbst wieder ein Existenzzusammenhang.

Ob die Wahrnehmung ein „Etwas“ ist, dem ein Körper und eine Welt vorgespielt werden, das also von Körper und Welt trennbar sein könnte, muss sich erst noch zeigen.

Genau deshalb gilt es, Wahrnehmungskriterien aufzustellen.

Descartes (noch du) stellt keine Kriterien auf, sondern entwirft sein gesamtes Theater entlang eines antiken Textes – seine „alte Meinung“
=> maximaler Murks.

closs hat geschrieben:Meinst Du wirklich, Leute wie Hegel oder Heidegger denken oberflächlich?
Falsch, oberflächlich, nutzlos, lächerlich…

Und das sogar auf eine Art und Weise, dass die hier anwesenden Vertreter, entweder gar nichts davon verwenden können (meine Fragen „nach Heidegger“ ergaben nur ein hilfloses „Lies es nach“) oder eine wilde Interpretation dieses unverständlichen Kauderwelsch bringen.
=> Das ist die Abwesenheit von Qualität.

closs hat geschrieben:Da ist doch Descartes um Längen konsequenter als Du, wenn er die Wahrnehmung selbst anzweifelt
Sorry, genau das macht er gar nicht, denn er zweifelt nur die Korrektheit „seiner Handlungen als Geist“ (was auch immer „Geist“ sein soll) an, hat also schon von vorn herein das Ergebnis festgelegt.

Er wollte seinem damaligen Publikum gar nichts anderes vermitteln, als etwas, das seiner religiösen Prägung entsprach.

Dass er es als „einmal von Grund auf Alles umstossen“ darstellt, ist lediglich der Verkauf einer magischen Heizdecke auf einer Kaffeefahrt.

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#876 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Sa 5. Nov 2016, 10:08

SilverBullet hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Du wirst nichts ohne Setzung finden - AUSSER eben das "Cogito, ergo sum".
Die Setzung der Korrektheit von „Ich denke, also bin Ich“ ist falsch.
Man sollte die Aussage von Descartes nicht überbewerten, denn es gibt unzählige Alternativen...
- Ich bin, also denke ich.
- Ich fühle, also bin ich.
- Mein Gehirn ist aktiv, also bin ich.


Vor allem das letzte Beispiel zeigt, dass es möglich ist die Zirkularität das Objekt mit dem Subjekt gleichzusetzen zu umgehen.
Selbst das zynische "Herr, schmeiß Hirn runter" ist eine Art Beweis für die Unerlässlichkeit des Gehirns im Denkprozess.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#877 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Hemul » Sa 5. Nov 2016, 10:44

Pluto hat geschrieben:Geist kann man überhaupt nicht griefen, weder haptisch noch sonst wie. Aber den Prozess des Geistes kann man ergründen und verstehen. Es hat sich gerade in den letzten Jahrzehnten herausgestellt, dass Geist nicht etwas unantastbares, mystisch göttliches ist,
Der Geist also die Kraft die ein Lebewesen antreibt ist nichts mystisch göttliches sondern der Odem oder die Kraft von Gott den er all seinen von ihm erschaffenen Lebewesen gem. Prediger 3:19-21 auch den Tieren -mit in die Wiege hinein gelegt hat:

19 Denn Menschen und Tiere haben genau dasselbe Geschick. Die einen wie die anderen müssen sterben. Sie haben beide denselben Lebensgeist. Nichts hat der Mensch dem Tier voraus, denn alles ist nichtig. 20 Alle kommen an ein und denselben Ort. Aus dem Staub der Erde ist alles geworden, zum Staub der Erde kehrt alles zurück. 21 Wer weiß denn, ob der Lebensgeist des Menschen nach oben steigt und der Lebensgeist der Tiere hinab in die Erde?
Würde Gott seinen Odem oder seinen Lebensgeist von seinen Geschöpfen zurückziehen -würden diese gem. Psalm 104:29 augenblicklich verscheiden:
25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere. 26 Dort ziehen Schiffe dahin; da ist der Leviatan, den du gemacht hast, damit zu spielen. 27 Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. 28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. 29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#878 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Sa 5. Nov 2016, 12:22

Hemul hat geschrieben:Der Geist also die Kraft die ein Lebewesen antreibt ist nichts mystisch göttliches sondern der Odem oder die Kraft von Gott den er all seinen von ihm erschaffenen Lebewesen gem. Prediger 3:19-21 auch den Tieren -mit in die Wiege hinein gelegt hat:
Wie oft denn noch? Papier ist geduldig, lieber Hemul.
Auch der Odem fällt unter die Bezeichnung "mystisch göttlich". Oder hast du schon mal einen Odem gesehen oder ertastet?

Hemul hat geschrieben:Würde Gott seinen Odem oder seinen Lebensgeist von seinen Geschöpfen zurückziehen -würden diese gem. Psalm 104:29 augenblicklich verscheiden:
25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere. 26 Dort ziehen Schiffe dahin; da ist der Leviatan, den du gemacht hast, damit zu spielen. 27 Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. 28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. 29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
Sicher. So glaubten die Menschen halt in der Bronzezeit.

Heute müssen wir in der Lage sein zu differenzieren. Da wird der menschliche Geist zu etwas konkret Untersuchbarem: ein Prozess des Gehirns, der dem Organismus dient.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#879 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Sa 5. Nov 2016, 12:30

Pluto hat geschrieben:Vor allem das letzte Beispiel zeigt, dass es möglich ist die Zirkularität das Objekt mit dem Subjekt gleichzusetzen zu umgehen.
Selbst das zynische "Herr, schmeiß Hirn runter" ist eine Art Beweis für die Unerlässlichkeit des Gehirns im Denkprozess.
Genau richtig, mit dem Gehirn liegt ein Reaktionssystem vor, das Zusammenhänge aufbaut, die sich aus der Situation des umgebenden Körpers ergeben – keine Zirkularität.
D.h. das Gehirn kommt „in“ diesen Zusammenhängen gar nicht als „handelnder Ausgangspunkt“ vor, sondern der Körper.

Das ist eine recht unspektakuläre Konstellation, denn „die Wahrnehmung“ nimmt sich dabei nicht selbst wahr, sondern (das Gehirn) baut einzelne Zusammenhangsreaktionen im Sinne des aktiven Körpers auf.

Im Gegensatz dazu, verläuft die Suche nach einer Denk-Instanz, die sich selbst, aus sich heraus, als „Etwas“ erkennen können soll, vollständig negativ – keinerlei Zusammenhänge liegen vor und niemand kann sagen, was dabei überhaupt realisierbar sein soll.

Wenn man den Zweifel an den Existenzzusammenhängen sauber durchführt, dann steht auch tatsächlich in Frage, was mit „Ich“ gemeint ist und ob das „Ziel des Ich-Zusammenhanges“ überhaupt identisch ist mit dem ausführenden Reaktionssystem.

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#880 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Sa 5. Nov 2016, 12:38

-- Polemische Tricks --

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Du nutzt semantische Tricks für Deine Rhetorik. Gehe einfach mal davon aus, dass ich sowas durchschaue
Wie auch Pluto, Münek und alle restlichen Atheisten mit Rhetorik herum tricksen, sowas durchschaue ich ebenfalls ein Sprachwissenschaftler könnte das leicht auseinander nehmen.
Nicht nur ein Sprachwissenschaftler...
Du, ich, Münek und alle anderen User (hier sollten wir keinen ausnehmen) verwenden Polemik.

Das hätte ich fast überlesen. Pluto, du übertriffst dich mal wieder selbst :D

Was ich dir zu Gute halten möchte, ist dein öffentliches Eingeständnis unredlicher Gesprächsführung. Vortrefflicher wäre es allerdings gewesen, wenn du für deine polemischen Missetaten auch Verantwortungsbewusstsein zeigst, ohne gleich alle anderen in Sippenhaft zu nehmen. Dennoch stimmt es mich zuversichtlich, wenn Einsicht und guter Wille ...

Doch siehe da, wie geht es weiter?

Pluto hat geschrieben:Aber was fin geboten hat, war/ist allerdings extrem und stellt sich als völlig haltloses Gespött ohne jeglichen seriösen Inhalt heraus.
Wie Halman völlig zu Recht sagt, "semantische Tricks".

Lieber Pluto, polemischer Pluto, du meinst sicherlich rhetorische Tricks - sophistische Ketzereien - die bereits zu Zeiten Sokrates für Empörung sorgten, zu Recht, wie ich meine. Ich teile die Ansichten des Sokrates, dessen Traditionslinie keine rhetorischen Tricks benötigt, da es ihr um Wahrheitsfindung geht.

Deine (bzw. Halmans) Wortkreation "semantische Tricks" ist für sich genommen bereits polemische Trickserei, denn die Semantik ist das Gegenstück zur Rhetorik. Während die Sophisten die Sprache nur zu instrumentalisieren suchten, um jeden eigennützigen Zweck an den Mann zu bringen, geht es Semantikern ausschließlich um den wahren Bedeutungsgehalt der Sprache, darum heißt Semantik auf gut deutsch auch Bedeutungslehre.

Deine Anschuldigung ist also nicht nur polemisch, sondern völlig absurd und verkehrt die Tatsachen. :roll:

Wie willst du jemals auf einen grünen Zweig kommen, wenn du nicht redlich argumentierst? Wie aber willst du redlich argumentieren, wenn du den Bedeutungsgehalt der jeweiligen Sprache nicht kennst? Die Sprache ist Ausdruck einer göttlichen Sphäre, wenn du so möchtest, in ihr ist unser geistiger Zugang zur Wirklichkeit enthalten. Was aber soll aus unserer Wirklichkeit werden, wenn wir bereits das ursprüngliche Medium verraten und preisgeben, das uns die wahren Zugänge ermöglicht?! Siehe Interview mit M.Heidegger

Die Wahrheit wird seit Tag und Jahr zu Markte getragen, nicht nur von den Marktschreiern, sondern von sämtlichen Handlangern, die diesen Markt begründen und von ihm profitieren, in dessen Mitte sich auch die Institutionen der Naturwissenschaften befinden.

Man bedenke nur das Wort "Naturgesetze", welches das Wesen der Natur verschleiert, da selbige nämlich einer Wirklichkeit angehört, dessen ursprüngliche Bestimmung wir nicht kennen. Die göttliche Natur webt in allen Dingen und es läßt sich viel einfacher eine Gestalt dieser Wirklichkeit verletzen, wenn man Naturgesetze definiert und durch das Wort 'Gesetz' bereits einen Fuß in der Tür hat, um Übergriffe zu rechtfertigen, zumal alle Gesetzgebung dem Menschen unterliegt.

Ein Kind verbindet bei Naturgesetz also zwei Welten, die eigentlich nicht zusammengehören, denn die Natur ist nicht Produkt des Menschen und seiner Gesetzbücher, deren Gesetze sich je nach Zweck anpassen lassen, um jede Art von Raubbau zu legitimieren. Wenn man wahrhaft vor die Natur (Lebewesen) treten und sie auf redliche Weise befragen würde, dann würde man unweigerlich auf eine Frage stoßen, die sich um die Bestimmung der Natur bekümmert. Was aber ist die wahre Bestimmung der Natur?

Wer hat also das Recht dazu, eine Biene zu isolieren, um sie im Labor aufzuspießen oder gleich eine ganze Affenfamilie lebendig im Käfig einzusperren, um deren Hirne zu verdrahten und noch Schlimmeres? Man vergeht sich an der Natur und ihren Geschöpfen, was nur möglich ist, wenn das eigene Gewissen durch Gesetze und Nobelpreise ersetzt wird, die fragwürdiger nicht sein könnten.

Mit Recht und Wahrheit hat das wenig zu tun.

Um nochmal auf deine Polemik zurückzukommen. Die dt. Sprache lebt von ihrer Semantik: Warum von Hinweisen sprechen, wenn es sich nur um mögliche Hinweise, Anzeichen oder Indizien handelt? Natürlich finden wir diverse Vorgänge in der Natur als auch in unserer Gesellschaft, dennoch meinen Reaktionen und Prozesse nicht dasselbe (Grüße auch an Halman von Feuerstein), darum Geist auch niemals ein Prozess physischer Vorgänge sein kann, weil jeder Prozess bereits eine geistige Größe voraussetzt, die den jeweiligen Prozess strukturiert, organisiert (etc.). Wenn man sich also eine geistlose Materie als Erzeuger für den Geist ausgesucht hat, dann sollte man auch entsprechend argumentieren können und nicht Begriffe benutzen, die einen geistigen Ursprung voraussetzen.

Um euch auf die Sprünge zu helfen. Anstatt der Sprachlüge: "Geist sei ein Prozess des Gehirns", dürfte ein redlicher Diplom Chemiker (Pluto?) seine These durchaus wie folgt formulieren: "Geist sei ein Vorgang des Gehirns". Dazu gäbe es, zumindest aus semantischer Sicht, keine Einwände!

Na? Groschen gefallen, werte Herren Pluto, Halman und Co?

Bild

Warum nicht in aller Ruhe besagte Differenzen bedenken. Ich gebe zu, die dt. Sprache kennt feine Nuancen, aber das macht unsere Sprache nicht nur reichhaltig, sondern geeignet, auch solche Sachverhalte anzusprechen, die eine andere Sprachkultur nicht zu artikulieren versteht, weil ihr eben diese Feinheiten fehlen.

Grüße
fin

(*) Der gute Diogenes läßt Alexander den G. auflaufen :D
Zuletzt geändert von fin am Sa 5. Nov 2016, 12:49, insgesamt 2-mal geändert.

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