closs hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Naturwissenschaft generiert Wissen. Religion generiert Weisheit. Beides kann (und sollte m.E.) miteinander kombiniert werden. Wilber selbst ist ursprünglich ein Biochemiker gewesen, der sich mit der Evolution des Geistes beschäftigte und dabei merkte, dass ihn das materialistische „Flachlanddenken“, wie er es nennt, nicht befriedigte. Das erklärt, weshalb er mit einer ungewöhnlichen präzisen Sprache über Spiritualität spricht. Er schaut eher mit den Augen eines Wissenschaftlers darauf, aber er verbindet wissenschaftliches Denken mit spirituellen Einsichten
So sollte es sein. - Ich habe bis heute nicht begriffen, wie man auf die Idee kommen kann, Wissenschaft mit "Geist"/"Gott" in Front zu bringen. - Das hat Wissenschaft nicht verdient.
Weil diese Spaltung typisch ist für das westliche Denken. „
Idealismus“ und „
Materialismus“ scheinen sehr gegensätzliche Sichtweisen zu sein, die sich gegenseitig ausschließen. So gesehen wundert mich Plutos Weltanschauung nicht, weil er typisch westlich konditioniert (oder „vermemt“

) wurde, ihm ist dahingehend kein Vorwurf zu machen. Ken Wilbers integraler Denkansatz ist ein Versuch diese Spaltung zu überwinden. Viel ist schon gewonnen, wenn man erkennt, dass beide Sichtweisen ihre innere Logik und ihre Berechtigung haben. Pluto kann auf einer materialistischen Basis sehr gut wissenschaftlich arbeiten und auf die Annahme verzichten, dass GEIST den Anstoß zum Urknall gegeben hat. Oder „
alles Bewusstsein ist“, wie es im vedÄnta gesagt wird. Ob Bewusstsein eine fundamentale Kraft im Kosmos ist oder nicht, spielt für den ganz pragmatisch arbeitenden Wissenschaftler erst mal keine Rolle. Das spielt für mich als Mensch, meine Weltsicht, meine Lebensweise, meine Werte, mein Daseinsgefühl, meine Moral usw. aber eine beträchtliche Rolle.
Sachlich gesehen stehen uns verschiedene Welt- und Seinserklärungsmodelle zur Verfügung, die sich in diesen 4 Bereichen/Quadranten bewegen, die uns unterschiedliche Perspektiven von und auf die Wirklichkeit geben:
In einer enormen Differenzierungsleistung hat er (Ken Wilber) in einer »integralen« Synthese Zusammenhänge entdeckt, die so und in dieser Zusammenschau bisher noch von niemandem beschrieben wurden. Wozu soll das gut sein, könnte man fragen? »Es macht einfach mehr Spaß, an einem Spiel teilzunehmen, dessen Regeln man kennt«, könnte die Antwort lauten. Und das gilt für alle Spiele, unabhängig davon, ob das Spiel nun »american football«, »zwischen menschliche Beziehung«, »Spiritualität«, »Weltwirtschaftssystem «, »Politik«, »Konflikt«, »Sinn des Lebens «, »Ökologie« oder anders heißt. So gesehen ist Wilbers Arbeit ein Projekt der Freude, der Freude am Dasein und an der bewussten Beteiligung am »Spiel des Lebens«. Dabei geht es, um ein verbreitetes Missverständnis im Zusammenhang mit der Arbeit Wilbers anzusprechen, nicht darum, »alles« zu wissen. Wie sollte das gehen? Ich weiß ja noch nicht einmal genau, was hinter meinem Rücken oder in meinem Bewusstsein vor sich geht, geschweige denn, was überall in der Welt oder sogar im Universum geschieht. Erkenne ich jedoch mehr und mehr die Grundstrukturen, Muster und »Spiel«regeln, nach denen die Phänomene (und Ereignisse) meines (und des) Lebens ablaufen, dann vertieft sich mein Verständnis darüber, und es erweitern sich meine gestalterischen Freiheiten und, damit verbunden, auch meine Bewusstheit und Verantwortung. Dies ist das Ziel aller Wissenschaft und Erkenntnis. Es nimmt dem Leben nichts von seiner Vielfalt, Buntheit, Freiheit und seinem Mysterium, doch es erhellt den Bereich, den wir verstehen können, und verhilft uns dazu, unser Leben und unsere Welt schöner, verantwortlicher, solidarischer und auch nachhaltiger zu gestalten.
http://integralesleben.org/if-home/il-i ... nfuehrung/
Ich weiß nicht, was Michael Schmidt-Salomon und seine Giordano Bruno Stiftung dazu sagen würde, aber ich könnte mir sogar vorstellen, dass er damit einverstanden ist. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, ist die einseitige Propaganda gegen Religion, die mich an die Einseitigkeit des Marxismus-Leninismus erinnert. Sie stehen da eben in einer Linie mit Karl Marx's berühmter These, dass Religion nur das Opium des Volkes sei. In dem Gespräch, welches ich mit ihm führte, hat er das auch so zitiert

Ich denke, dass jeder Mensch das Recht hat die Welt aus einer religiösen Perspektive zu betrachten. Wenn er als Atheist darauf verzichtet, ist es seine Entscheidung. Glaube ist kein Zwang, sondern eine freiwillige Entscheidung, ein zusätzlicher „Spielraum“, eine zusätzliche Dimension des Sinns, die sich einem Menschen eröffnet. Das wollte Blaise Pascal mit seiner Wette wohl auch verdeutlichen.
Genau so wenig, wie Atheisten verdammt und angefeindet werden wollen von gläubigen Menschen, möchte ich ebenfalls nicht angefeindet oder umerzogen werden. Kein Zwang soll sein im Glauben, egal in welche Richtung. Eine typische Irrationalität der Brights: sie verweisen immer wieder auf die Evolution, aber vergessen dabei ganz, dass Religion selbst ein Resultat der menschlichen Evolution ist. Das menschliche Gehirn ist so konzipiert, dass es religiöses Erleben ermöglicht. Wie kann man den Menschen vorwerfen, dass die Evolution ein solches Gehirn hervor gebracht hat? Sollen die Menschen etwa ihre Religiosität unterdrücken, weil es der atheistischen Weltanschauung nicht in den Kram passt? Soll ich mich verstellen? Das kann und werde ich nicht tun. Die integrale Philosophie unterscheidet grundsätzlich 3 Wege zur Erkenntnis. Wenn wir die Wirklichkeit umfassend erkennen wollen, dann macht es Sinn, darauf zurück zu greifen:
1. Empirische Erkenntnisse werden mit wissenschaftlichen Methoden und Instrumenten gewonnen.
2. Rationale Erkenntnisse werden durch logische Schlussfolgerung gewonnen
3. Mystische Erkenntnisse werden durch Meditationstechniken (dazu zähle ich auch das christliche Gebet) gewonnen.
Aufgrund dieser unterschiedlichen Perspektiven gibt es auch unterschiedliche Menschenbilder:
Wenn ich über Spiritualität spreche, dann bewege ich mich im oberen linken Bereich: der Mensch ist ein bewusstes und empfindendes Wesen. Darüber können Menschen miteinander sprechen und es teilen. Der untere linke Bereich: der Mensch ist ein soziales Wesen. Wenn ich spirituelle Erfahrung in Worte fasse, dann muss ich nicht die objektive Sprache eines Wissenschaftlers gebrauchen, denn das ist ein ganz anderer Bereich. Das ist schon mal das, was in diesen Gesprächen hier häufig nicht beachtet wird: es gibt diese verschiedenen Bereiche, sie haben alle ihre Berechtigung und ein Bereich kann nicht auf einen anderen reduziert werden. Solange das nicht beachtet wird, reden wir aneinander vorbei. Ein Mystiker gebraucht eine andere Sprache, als ein Naturwissenschaftler. Das ist nicht besser oder schlechter, das ist einfach anders, weil sie sich auf verschiedene Bereiche im Spektrum des menschlichen Bewusstseins beziehen. Rumi gebrauchte häufig eine poetische Sprache, um seine mystische Erfahrung in Worte zu fassen, weil das die passende Sprache für links oben ist

Wenn dann Pluto von rechts oben nach links oben rüber schaut und aufschreit: „Pure Anmaßung! Lauter Behauptungen! Sinnloses Gewäsch! Keinerlei Beweiskraft! Irrelevante Hirngespinste!“, dann ist das ein klarer Fall von Ebenenverwechlsung.
Dieser Beitrag ist ein herrliches Beispiel dafür:
Pluto hat geschrieben:Das muss nicht sein. Es kann Wunschdenken oder Traum sein, oder einfach sonst wie erfunden sein, aber wenn die Empirie fehlt, kann es nicht auch real sein.Im Gegenteil, ohne den Nebel und den Fesseln deiner Spiritualität würdest du weiter sehen... So wie es in der Hymne der Atheisten heißt: - I can see clearly now, the rain has gone...[...]Da würde ich dagegen halten, und sagen, dass wir unsere ganze Zivilisation der Methodik der Falsifikation verdanken. Von der Erfindung des Pfluges bis zum Smartphone — ALLES.
[...]Wie auch immer du es sehen magst, Teleologie hat in der seriösen Wissenschaft nichts zu suchen. Das mag ja stimmen. Aber wenn du das etwas nur behauptest, und nicht erklären kannst, kann es keine Auswirkung auf uns haben. Dann ist es irrelevant.
Hier gebraucht er das Stichwort „Empirie“. Wie oben aufgeführt ist das einer der 3 Wege zur Erkenntnis, aber keineswegs der einzige Weg. Auch verdanken wir sehr viel der Methodik der Falsifikation, von der Erfindung des Pfluges bis zum Smartphone, aber auch nicht alles. Das ist eben der Versuch alle anderen Bereich auf den bevorzugten Bereich zu reduzieren. Pluto denkt eben hauptsächlich rechtslastig und argumentiert typisch reduktionistisch. Das ändert jedoch nichts daran, dass die anderen Bereiche existieren und alle gleichermaßen wichtig sind. Zu einer umfassenden (holistischen) Auffassung von der Wirklichkeit kommen wir, wenn wir alle Bereiche beachten. Wilber spricht von „AQAL“ (all quadrants, all levels): „
alle Quadranten, alle Entwicklungsebenen, alle Entwicklungslinien, alle Zustände, alle Typen“. Er unterscheidet fünf verschiedene Wirklichkeitskategorien des Wissens und des Seins, die seiner Meinung nach das Mindeste sind, was wir benötigen, um Wirklichkeit verstehen zu können.