Der kritische Rationalismus

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#71 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Pluto » Fr 8. Aug 2014, 20:36

Demian hat geschrieben:Während des Einschlafens wird diese Projektion zurückgenommen, aber nicht die Präsenz von Bewusstsein.
Woher willst du das denn wissen, wenn du ncht mehr bei Bewusstsein bist? :?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#72 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Demian » Fr 8. Aug 2014, 20:44

Pluto hat geschrieben:Woher willst du das denn wissen, wenn du ncht mehr bei Bewusstsein bist? :?

Es ist die Natur von Bewusstsein, sich seiner selbst bewusst zu sein. Wie kann es damit aufhören? Dass Bewusstsein verschwinden könnte ist eine Vermutung – niemand hat jemals erfahren, dass Bewusstsein verschwindet, denn es müsste ein anderes Bewusstsein präsent sein, um dieses Verschwinden zu bezeugen. Und dieses „neue“ Bewusstsein, welches das verschwinden des „alten“ Bewusstseins bezeugte, müsste während und nach dessen verschwinden präsent sein, um diese Vermutung zu rechtfertigen.

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#73 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Pluto » Fr 8. Aug 2014, 21:18

Demian hat geschrieben:Es ist die Natur von Bewusstsein, sich seiner selbst bewusst zu sein. Wie kann es damit aufhören?
Dass Bewusstsein verschwinden könnte ist eine Vermutung
...welche jeder normale Mensch in jeder Nacht aufs neue beobachten kann. ;)

Du wirst noch eines Tages im Sumpf deiner eigenen Behauptungen ersticken, lieber Demian.
Akzeptiere doch einfach, dass das Bewusstsein das Produkt unseres wachen Gehirns ist.

Demian hat geschrieben:niemand hat jemals erfahren, dass Bewusstsein verschwindet, denn es müsste ein anderes Bewusstsein präsent sein, um dieses Verschwinden zu bezeugen.
Das andere Bewusstsein könnte auch ein anderer Mensche sein, der dich im Schlaf beobachtet. Solche Einrichtungen nennt man "Schlaflabor". Da lässt sich da Verschwnden des Bewusstseins sehr schön nachweisen.
Ein omnipräsentes Bewusstsein existiert nur in deinem "Kopfkino", lieber Demian.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#74 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von sven23 » Fr 8. Aug 2014, 21:29

closs hat geschrieben:Dann wäre dieses Ich-Bewusstsein aber trotzdem da - der Betroffene würde genauso "Ich-bin" sagen und es so empfinden.

Es wäre aber nicht authentisch und darum geht es ja bei Descartes. Wenn alles bezweifelt werden kann, was ist dann noch sicher? Und sicher über cogito, ergo sum kann man seiner Meinung nur sein, wenn man von einem nicht täuschenden Gott ausgeht.


closs hat geschrieben: Auch das wäre eine Setzung.

Richtig, ohne Setzung läuft halt nichts.


closs hat geschrieben: Dann aber wäre das "Res Cogitans" eine "interne" Größe, die ohne Materie möglich ist. - Wie aber könnte man eine "interne" Größe ohne Materie erklären, wenn nicht durch Gott?

Auch Descartes kann das grundlegende Problem des Dualismus nicht lösen.
Sein Ansatz der Zirbeldrüse als verbindendem Element kann heute nur noch als schlechter Scherz gesehen werden.

Seine Überlegungen des Menschen als Maschine hat Descartes übrigens zeitlebens nicht veröffentlicht, aus Angst vor der Inquisition.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#75 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Demian » Fr 8. Aug 2014, 22:01

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Es ist die Natur von Bewusstsein, sich seiner selbst bewusst zu sein. Wie kann es damit aufhören?
Dass Bewusstsein verschwinden könnte ist eine Vermutung
...welche jeder normale Mensch in jeder Nacht aufs neue beobachten kann.

Aus der Perspektive des Wachzustandes und des denkenden Geistes, scheint es vielleicht so zu sein, denn wir können uns an keine objektive Erfahrung des Tiefschlafs erinnern. Meines Erachtens verbleibt dann Bewusstsein in seiner natürlichen Präsenz, offen und gewahr.

Du wirst noch eines Tages im Sumpf deiner eigenen Behauptungen ersticken, lieber Demian.

Nun könnte ich erwidern, dass für mich der Materialismus der Sumpf ist, von dem es die Menschen zu befreien gilt, aber lass uns doch lieber sachlich bleiben. ;)

Da lässt sich da Verschwnden des Bewusstseins sehr schön nachweisen. Ein omnipräsentes Bewusstsein existiert nur in deinem "Kopfkino", lieber Demian.

Das ist wiederum eine Interpretation. Die Aktivität von Wahrnehmungen, Empfindungen und Gedanken wird zurückgenommen, aber wo verschwindet das Bewusstsein?

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#76 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Fr 8. Aug 2014, 22:40

Pluto hat geschrieben:Vielleicht so wie es der Neurologe und ehemalige Chef des MPI für Neurowissenschaft in Frankfurt, Wolf Singer erklärte, als nicht nicht-lineares Egebnis der wachsenden Komplexität des Gehirns.
Wenn es stimmt, dass unser Gehirn das komplexeste Gebilde im Universum ist (was wir kennen), dann wäre dies durchaus eine Alternative, oder etwa nicht?
Dann wären aber "Res cogitans" und "Res externa" identisch - denn wenn das "Res cogitans" Ableitung der "Res externa" ist, gibt es nur eine Welt der "Res externa". - Dann macht aber der Satz "Cogito ergo sum" überhaupt keinen Sinn mehr.

Im übrigen: Was W. Singer erklärt, ist nicht wissenschaftliche Beobachtung, sondern weltanschauliche Schlussfolgerung aus wissenschaftlichen Beobachtungen, die man genau so gut genau umgekehrt deuten könnte - nämlich: "wachsende Komplexität des Gehirns = nicht-lineares Ergebnis des Geistes". - BEOBACHTEN kann man lediglich die Interaktion zwischen beiden, nicht aber, wer Herr und wer Diener ist.

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#77 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von sven23 » Sa 9. Aug 2014, 08:56

closs hat geschrieben:
Im übrigen: Was W. Singer erklärt, ist nicht wissenschaftliche Beobachtung, sondern weltanschauliche Schlussfolgerung aus wissenschaftlichen Beobachtungen, die man genau so gut genau umgekehrt deuten könnte - nämlich: "wachsende Komplexität des Gehirns = nicht-lineares Ergebnis des Geistes". - BEOBACHTEN kann man lediglich die Interaktion zwischen beiden, nicht aber, wer Herr und wer Diener ist.

Man könnte es mit einem Computer vergleichen. Erst wenn die Hardware entwickelt ist, kann man sich Gedanken über die Software machen. Es würde überhaupt keinen Sinn machen, Software zu entwickeln, für die es keine Hardware gibt.
Oder brauchen wir jetzt auch noch eine Zirbeldrüse um Hard-und Sofware zu verbinden? :lol:
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#78 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Demian » Sa 9. Aug 2014, 09:04

sven23 hat geschrieben:Man könnte es mit einem Computer vergleichen. Erst wenn die Hardware entwickelt ist, kann man sich Gedanken über die Software machen. Es würde überhaupt keinen Sinn machen, Software zu entwickeln, für die es keine Hardware gibt.

Bewusstsein konzipiert die Hardware, um sich ihrer zu bedienen. :thumbup:
Zuletzt geändert von Demian am Sa 9. Aug 2014, 09:09, insgesamt 1-mal geändert.

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#79 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von sven23 » Sa 9. Aug 2014, 09:09

Demian hat geschrieben:
Nun ist es aber so, dass Bewusstsein die Hardware konzipiert hat, um sich ihrer zu bedienen...

Das ist wohl so, weil sich Computer nicht von alleine bauen.
Daß erst mit steigender Komplexität des Gehirns (Hardware) so etwas wie Bewußtsein entstehen kann, läßt sich doch wunderbar an der Entwicklung des Gehirns im Tierreich verfolgen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#80 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Sa 9. Aug 2014, 09:30

sven23 hat geschrieben: Es würde überhaupt keinen Sinn machen, Software zu entwickeln, für die es keine Hardware gibt.
Stimmt - aber die Frage von "Henne und Ei" ist damit nicht gelöst.

Der Materialist sagt: Es gibt Hardware (Natur), aus der sich Software entwickelt. - Das Christentum sagt: Es gibt Software, aus der sich Hardware entwickelt:
Demian hat geschrieben:Bewusstsein konzipiert die Hardware, um sich ihrer zu bedienen.

sven23 hat geschrieben:Daß erst mit steigender Komplexität des Gehirns (Hardware) so etwas wie Bewußtsein entstehen kann, läßt sich doch wunderbar an der Entwicklung des Gehirns im Tierreich verfolgen.
Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?

Natürlich gibt es einen (halbwegs) linearen Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Gehirn-Entwicklung. - Aber das sagt doch überhaupt nichts darüber aus, ob a) Materie Bewusstsein/Geist konzipiert oder b) Bewusstsein/Geist Materie konzipiert. - In beiden Fällen beobachtet der Naturwissenschaftler exakt dasselbe.

Glauben darf man das eine wie das andere. - Aber es ist unerträglich, wenn man sagt, das eine sei Glaube und das andere sei Wissen - eine intellektuelle Fehlleistung erster Güte.

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