Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#71 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von closs » Mo 31. Mär 2014, 01:05

Pluto hat geschrieben:Ganz so schlecht, wie du die menschliche Wahrnehmung immer darstellen möchtest, ist sie gar nicht.
Missverständnis - ich weise lediglich auf deren Grundlagen hin. - Ansonsten finde ich unsere Wahrnehmungs-Fähigkeit bemerkenswert erfreulich.

Pluto hat geschrieben:Das Universum existiert so, dass wir Modelle (wissenschaftliche Theorien) von Teilen dieses Universums erstellen können, die sich anhand von Beobachtungen in der Natur widerlegen oder bestätigen lassen.
Da sind wir aber schon wieder NACH dem, was ich als "Setzung" bezeichne. - Denn diese Setzung ist (wie das Wort schon sagt) Voraus-Setzung, dass Du überhaupt die Natur annehmen kannst. - Also auch hier: zu spät eingesetzt.

Unabhängig davon: Ansonsten ist Dein Axiom schon raffiniert - denn: Einerseits ist dieses Axiom absolut zustimmungs-fähig, da es in der Tat genug Dinge gibt, die man per Modellen beschreiben kann, die sich widerlegen oder bestätigen lassen. - Insofern fallen Dinge des Universums unter diese Kategorie.

Was dieses Axiom natürlich NICHT aussagt, ist, ob es a) Dinge im Universum gibt, die NICHT widerlegbar oder bestätigbar sind (wenn es so wäre, könnten wir es nicht verhindern) und b) ob es Realität außerhalb dessen gibt, was der Naturwissenschaftler unter "universum" versteht.

Es besteht also der Verdacht, dass man das, was der Fall sein kann, beschränkt auf den Teil, der widerlegbar oder bestätigbar ist (deshalb das Wort "raffiniert"). - Dass es da genug zu entdecken gibt, sei unbenommen - aber das ist kein grundsätzliches Argument.

Pluto
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#72 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von Pluto » Mo 31. Mär 2014, 01:55

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ganz so schlecht, wie du die menschliche Wahrnehmung immer darstellen möchtest, ist sie gar nicht.
Missverständnis - ich weise lediglich auf deren Grundlagen hin. - Ansonsten finde ich unsere Wahrnehmungs-Fähigkeit bemerkenswert erfreulich.
Also was nun?
Ist unsere Wahrnehmung gut, oder schlecht?

Pluto hat geschrieben:Das Universum existiert so, dass wir Modelle (wissenschaftliche Theorien) von Teilen dieses Universums erstellen können, die sich anhand von Beobachtungen in der Natur widerlegen oder bestätigen lassen.
Da sind wir aber schon wieder NACH dem, was ich als "Setzung" bezeichne.
Hä? :shock: Was ist daran zu spät?

Was dieses Axiom natürlich NICHT aussagt, ist, ob es a) Dinge im Universum gibt, die NICHT widerlegbar oder bestätigbar sind (wenn es so wäre, könnten wir es nicht verhindern) und b) ob es Realität außerhalb dessen gibt, was der Naturwissenschaftler unter "universum" versteht.
Das ist en Kategorienfehler, denn Setzungen die sich nicht widerlegen oder bestätigen lassen, fallen unter die Überschrift "Dogmen".

Es besteht also der Verdacht, dass man das, was der Fall sein kann, beschränkt auf den Teil, der widerlegbar oder bestätigbar ist (deshalb das Wort "raffiniert").
Ja natürlich.
Alles was der Fall sein kann, was man nicht falsifizieren kann, sind Dogmen (d)eines Glaubens- bzw. Weltbilds. So lange dir klar ist, dass sie einer anderen Kategorie angehören kannst du gerne solche Setzungen machen. Aber sie sind in ihrer Qualität nicht vergleichbar mit wissenschaftlichen Axiomen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#73 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von closs » Mo 31. Mär 2014, 02:52

Pluto hat geschrieben:Ist unsere Wahrnehmung gut, oder schlecht?
Unsere Wahrnehmung ist in der Regel gut - dieser Satz sagt aber nichts darüber aus, wo unsere Wahrnehmung nicht eingeschaltet ist.

Pluto hat geschrieben:Was ist daran zu spät?
Statt bei der Augustinus-/Descartes-Feststellung zu verharren ("Das einzige, was sicher Realität ist, ist das 'Sum'", überspringst Du das elegant, indem Du das Universum als naturalistische Realität setzt (was ich ja auch tue), obwohl es genauso sein könnte, dass jeder Mensch lediglich seine Innenwelt/sein Kopfkino wahrnimmt, die ihm das Universum widerspiegelt.

Pluto hat geschrieben:Das ist en Kategorienfehler, denn Setzungen die sich nicht widerlegen oder bestätigen lassen, fallen unter die Überschrift "Dogmen".
Setzungen, die sich widerlegen oder bestätigen lassen, nennt man "Axiome" - Setzungen, die sich nicht widerlegen oder bestätigen lassen, nennt man "Dogmen".

Insofern ist es ein Dogma, wenn man setzt, a) das Universum sei naturalistische Realität (und nicht Kopfkino) und umgekehrt b) das Universum sei Widerspiegelung der menschlichen Innenwelt (also Kopfkino). - Genau so war es gemeint.

Pluto hat geschrieben:Alles was der Fall sein kann, was man nicht falsifizieren kann, sind Dogmen
Aber nur, wenn man es als Realität setzt. - Bei Gott kann man das so sehen, weil Meta-Physisches NIE im Physischen verifizierbar oder falsifizierbar ist.

Allerdings gibt es noch mehr Fälle, in denen man das, was der Fall sein könnte, NICHT als Realität setzt, weil man es gar nicht kennt. - Es geht nicht um die Durchsetzung von Dogmen, sondern um den Vorrang dessen, was der Fall ist, auch wenn man es NICHT kennt.

Pluto hat geschrieben:Aber sie sind in ihrer Qualität nicht vergleichbar mit wissenschaftlichen Axiomen.
Wertfrei verstanden ist das richtig. - Vermeiden sollte man die Frage, welche Qualität wertiger ist - denn da könnten sehr unterschiedliche Antworten kommen.

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#74 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von Scrypton » Mo 31. Mär 2014, 10:46

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Eine Setzung ist weiterhin das bewusste Annahmen von etwas, das trifft hier nicht zu, denn von dieser "Setzung" sind alle Lebewesen betroffen.
Diesen Satz kannst Du doch erst sagen, NACHDEM Du gesetzt hast, dass Deine Wahrnehmung wesensmäßig mit der Realität verbunden ist.
Nein, da eben das keine Setzung ist. Diese Annahme ist lebensnotwendig, von Geburt an bestehend; eine Setzung erfordert, wie du selbst klar gestellt hast, ein Bewusstsein, weshalb Tiere, ebenfalls deiner Klarstellung nach, nichts setzen können.

Dass die Wahrnehmung die Realität aufzeigt ist daher keine Setzung; auch Tiere haben diese Annahme instinktiv, andernfalls würden sie (ebenso wenig wie der Mensch) überleben.

closs hat geschrieben:Deine Argumente sind nur deshalb gut, weil Du exakt mit Deinen Argumenten einsetzt, NACHDEM die Sache schon erledigt ist.
Deine Argumente sind deshalb so schlecht, weil du auf willkürlichen, sich frei ausgedachten ZUSATZ-Setzungen baust. Daher nicht relevant, was du setzt.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Und gleiche es mit meinen Mitmenschen und den Begriffsdefinitionen ab
... kannst aber nicht wissen
Doch, kann ich - nochmal: Bisweilen gibt es keine derartige psychologische Krankheit, die dem Kranken nicht ebenfalls aufgezeigt werden kann. Das trifft lediglich auf kurze Phasen zu (z.B. gibt es immer wieder Menschen, die davon überzeugt sind Jesus zu sein) - das ist alles nicht von Dauer.
Bei dir scheint es jedoch anders zu sein, phänomenal: Beim Kurt wurde das Kopfkino zum Dauerzustand.

Des weiteren ist es natürlich nur eine Behauptung deinerseits - eine Wunschträumerei - dass eine Wahrnehmung außerhalb der 5 Sinne möglich ist. Das ist absoluter Schwachsinn.

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#75 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von closs » Mo 31. Mär 2014, 11:36

Darkside hat geschrieben:Dass die Wahrnehmung die Realität aufzeigt ist daher keine Setzung
Doch - denn auch Du weisst nicht, ob die Tiere, die Du siehst, Realität oder Kopfkino sind. - Der Unterschied: Realität ist etwas, was es unabhängig vom beobachtenden Subjekt gibt. - Illusion ist etwas, was es nur abhängig vom beobachtenden Subjekt gibt. - Beides ist vom Subjekt prinzipiell NICHT unterscheidbar.

Darkside hat geschrieben:Doch, kann ich
Du definierst Dir den Weg frei - Pippi Langstrumpf.

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#76 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von Scrypton » Mo 31. Mär 2014, 11:41

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Dass die Wahrnehmung die Realität aufzeigt ist daher keine Setzung
Doch
Nein, denn:
Diese Annahme ist lebensnotwendig, von Geburt an bestehend; eine Setzung erfordert, wie du selbst klar gestellt hast, ein Bewusstsein, weshalb Tiere, ebenfalls deiner Klarstellung nach, nichts setzen können.

Dass die Wahrnehmung die Realität aufzeigt ist daher keine Setzung; auch Tiere haben diese Annahme instinktiv, andernfalls würden sie (ebenso wenig wie der Mensch) überleben. Da kommste nicht drüber hinweg, egal welch geistigen Nonsens du von dir gibst.

closs hat geschrieben:Deine Argumente sind nur deshalb gut, weil Du exakt mit Deinen Argumenten einsetzt, NACHDEM die Sache schon erledigt ist.
Deine Argumente sind deshalb so schlecht, weil du auf willkürlichen, sich frei ausgedachten ZUSATZ-Setzungen baust. Daher nicht relevant, was du setzt.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Doch, kann ich
Du definierst Dir den Weg frei
Quark; ich habe dahingehend überhaupt nichts definiert.
Nochmal: Bisweilen gibt es keine derartige psychologische Krankheit, die dem Kranken nicht ebenfalls aufgezeigt werden kann. Das trifft lediglich auf kurze Phasen zu (z.B. gibt es immer wieder Menschen, die davon überzeugt sind Jesus zu sein) - das ist alles nicht von Dauer.
Bei dir scheint es jedoch anders zu sein, phänomenal: Beim Kurt wurde das Kopfkino zum Dauerzustand.

Des weiteren ist es natürlich nur eine Behauptung deinerseits - eine Wunschträumerei - dass eine Wahrnehmung außerhalb der 5 Sinne möglich ist. Das ist absoluter Schwachsinn.

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#77 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von closs » Mo 31. Mär 2014, 16:08

Darkside hat geschrieben:auch Tiere haben diese Annahme instinktiv
Wenn Du voraussetzt, dass Tiere Realität sind und nicht Illusion, dann hast Du recht - aber genau das ist die Voraussetzung. - Ich will mit Dir hier gar nicht über Weltanschauungen streiten - das ist nackte Logik.
closs hat geschrieben:Deine Argumente sind nur deshalb gut, weil Du exakt mit Deinen Argumenten einsetzt, NACHDEM die Sache schon erledigt ist.

Darkside hat geschrieben: Beim Kurt wurde das Kopfkino zum Dauerzustand.
Da ich setze, dass Wahrnehmung wesensmäßig mit Realität verbunden ist, eben nicht. - Aber ich weiß halt, was ich tue. :geek: - Du tust es, ohne Dir darüber bewusst zu sein.

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#78 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von Scrypton » Mo 31. Mär 2014, 17:50

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:auch Tiere haben diese Annahme instinktiv
Wenn Du voraussetzt, dass Tiere Realität sind und nicht Illusion
Eben das ist keine Setzung.
Das ist die Voraussetzung dafür, dass ich Recht habe; für diese Erkenntnis jedoch muss ich nichts "setzen".


closs hat geschrieben:Deine Argumente sind nur deshalb gut, weil Du exakt mit Deinen Argumenten einsetzt, NACHDEM die Sache schon erledigt ist.
Deine Argumente sind deshalb so schlecht, weil du auf willkürlichen, sich frei ausgedachten ZUSATZ-Setzungen baust. Daher nicht relevant, was du setzt.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben: Beim Kurt wurde das Kopfkino zum Dauerzustand.
Da ich setze, dass Wahrnehmung wesensmäßig mit Realität verbunden ist, eben nicht.
Doch, da viele deiner Behauptungen mit Wahrnehmung nichts mehr zu tun haben, sondern alleine deiner Fantasie entpringen. Da werden dann Dinge behauptet wie Über-Sein und ähnliches.

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#79 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von closs » Mo 31. Mär 2014, 18:57

@darkside

Geh mal rüber zum Thread "Was ist Realität?" und schau Dir mal an, was dazu beispielsweise der Naturwissenschaftler Thomas schreibt. - Vielleicht drückt er sich klarer aus als ich.

Pluto
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#80 Re: Existentialismus - Existenz geht vor Essenz

Beitrag von Pluto » Di 1. Apr 2014, 00:06

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ist unsere Wahrnehmung gut, oder schlecht?
Unsere Wahrnehmung ist in der Regel gut - dieser Satz sagt aber nichts darüber aus, wo unsere Wahrnehmung nicht eingeschaltet ist.
Zeige mir mal wo unsere Wahrnehmung nicht eingeschaltet ist.
Statt bei der Augustinus-/Descartes-Feststellung zu verharren ("Das einzige, was sicher Realität ist, ist das 'Sum'", überspringst Du das elegant, indem Du das Universum als naturalistische Realität setzt (was ich ja auch tue), obwohl es genauso sein könnte, dass jeder Mensch lediglich seine Innenwelt/sein Kopfkino wahrnimmt, die ihm das Universum widerspiegelt.
Ich verstehe nicht, wieso ich dem alten Zopf von Augustinus/Descartes folgen muss?
Pluto hat geschrieben:Das ist en Kategorienfehler, denn Setzungen die sich nicht widerlegen oder bestätigen lassen, fallen unter die Überschrift "Dogmen".
Setzungen, die sich widerlegen oder bestätigen lassen, nennt man "Axiome" - Setzungen, die sich nicht widerlegen oder bestätigen lassen, nennt man "Dogmen".
Insofern ist es ein Dogma, wenn man setzt, a) das Universum sei naturalistische Realität (und nicht Kopfkino) und umgekehrt b) das Universum sei Widerspiegelung der menschlichen Innenwelt (also Kopfkino). - Genau so war es gemeint.
Nein. Wenn du mir glaubst, dass die Welt existiert, kann ich es dir beweisen.: Nimm dein Auto und fahre es gegeen einen Baum. Spätestens bei Erhalt der Werkstattrechnung wirs du merken, dass ich rect hatte.
Pluto hat geschrieben:Alles was der Fall sein kann, was man nicht falsifizieren kann, sind Dogmen
Aber nur, wenn man es als Realität setzt. - Bei Gott kann man das so sehen, weil Meta-Physisches NIE im Physischen verifizierbar oder falsifizierbar ist.
Also doch ein Dogma?

Allerdings gibt es noch mehr Fälle, in denen man das, was der Fall sein könnte, NICHT als Realität setzt, weil man es gar nicht kennt. - Es geht nicht um die Durchsetzung von Dogmen, sondern um den Vorrang dessen, was der Fall ist, auch wenn man es NICHT kennt.
Dass Realität durch Transzendenz erweiterbar ist, ist eine Setzung des reinen Glaubens — ein Dogma also.
Vermeiden sollte man die Frage, welche Qualität wertiger ist - denn da könnten sehr unterschiedliche Antworten kommen.
Welche denn konkret?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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