Detlef hat geschrieben:"Wir haben heute ein staatliches Inkasso, das heißt der Staat zieht für die Kirchen die Steuer ein, wofür der Staat von den Kirchen drei Prozent des Kirchensteueraufkommens zurückerstattet bekommt. Das ist aber viel zu wenig, denn der Staat erspart den Kirchen den Aufbau eigener Kirchensteuerämter, dessen Kosten, wenn man hier Österreich zum Vergleich heranzieht, sich in Größenordnung von 1,8 Milliarden Euro belaufen würden." (Carsten Frerk)
Prinzipiell kann das stimmen (die 1,8 Milliarden müsste man nachprüfen - Frerk setzt sicherlich interessensbedingt maximal an). - Nur sehe ich da kein Problem - im Gegenteil: Wenn sich der Staat als interessensneutraler Dienstleister der Wirtschaft andienen würde, hätte ich auch nichts dagegen.
Aber um eines klar zu machen: Man kann doch nicht von "Subvention" sprechen, wenn die Kirche - ich sage es jetzt betriebswirtschaftlich - günstig eine Dienstleistung einkauft, für die sie selber mehr zahlen würde - das nennt man "Outsourcing". - Subvention wäre, wenn der Staat mehr bezahlt, als er bekommt.
Detlef hat geschrieben:Der, der es jetzt auch schon bezahlt, der Staat bzw. normale Steuerzahler!
Schon - aber es wäre sehr teuer, die ganze Infrastruktur selber aufzubauen - ich würde sogar sagen: So gut wie unmöglich.
Detlef hat geschrieben:Auch Caritas und Diakonie kosten im Jahr 45 Milliarden Euro, wovon die Kirchen 840 Millionen übernehmen, das sind nicht einmal zwei Prozent.
Allein diese 840 Mio müssten zusätzlich vom Staat getragen werden. - Und dann müsste man das Eigentliche mindestens um 840 Millionen billiger machen, damit es sich rechnet - von den immensen Aufbaukosten (sicherlich in zweistelliger Milliardenhöhe, die rückfinaziert werden müssen) ganz abgesehen.
Detlef hat geschrieben:dass die Werktätigen dieser "outgesourcten Pflichten" einem grundgesetzwidrigen kirchlichen Arbeitsrecht unterliegen
Tja - dann geht man halt nach Karlsruhe, wo man schon entscheiden wird, was grundgesetzwidrig ist und was nicht. - Karlsruhe schlägt alles.
Detlef hat geschrieben:ihre Arbeit verlieren würden, wenn sie aus der Kirche austreten
Dazu habe ich schon öfter mit Verantwortlichen gesprochen - letztlich nutzt man diese Option nur dann, wenn man unbedingt einen loswerden will ODER wenn einer nachhaltig verpetzt wird. - Die Verantwortlichen aus protestantischer und katholischer Geschichte haben mir versichert, dass sie nicht einmal wissen und vor allem nicht wissen WOLLEN, wo oder ob ihre Mitarbeiter Mitglied einer Kirche sind. - Trotzdem: Formal hast Du recht - ergo Karlsruhe (nebenbei: Meines WIssens gibt es dazu schon eine Rechtssprechung, die irgendwie in der Mitte liegt).
Detlef hat geschrieben:Und diese "Entschädigung" wird seitdem – Jahr für Jahr also seit 211 Jahren! [2014] – ununterbrochen weiter bezahlt und die Summen jährlich erhöht.
Das ist ungenau formuliert: Das, was tatsächlich subventioniert ist, entspricht bestenfalls den Zinsen, die zu zahlen wären - also KEINE Tilgung!
Detlef hat geschrieben:Dies war ein Skandalurteil.
Kann man so sehen - aber so ist das halt mal mit der Rechtsnachfolge.
Detlef hat geschrieben:Denn schon nach dem ersten Weltkrieg wurde in der Weimarer Verfassung festgelegt, dass der Staat verpflichtet ist, eine einheitliche rechtliche Grundlage für eine Ablösung - also Beendigung - dieser Dotationen zu schaffen.
Das geht aber nur über Tilgung. - Wir reden doch nicht nur von Dotationen, sondern auch von Entschädigungen für Ländereien - die Kirche ist also Gläubiger.
Detlef hat geschrieben:Sie predigen, dass der, dem sie angeblich folgen, keinen Ort hatte, "wo er sein Haupt hinlege" (Johannes 19, 30). Sie selbst gehören jedoch zu einem der am meisten materiell abgesicherten Berufsstände
Der Immobilienbesitz der Kirche ist wirklich mächtig - aber liquiditätsmäßig sind sie bei all den Engagements auch nicht so super drauf - guck mal nach Hamburg, wo Schulen zugemacht werden müssen, worüber jeder heult. - Ein befreundeter Gemeinde-Pfarrer (42 Jahre) hat mir mal seinen "Lohstreifen" gezeigt - er kriegt knapp über 2000 Euro raus.
Detlef hat geschrieben:Da haben wir es doch schon, die übliche Masche, die du ebenfalls reflexartig strickst
Ich schaffe ein Gegengewicht zu den völlig illusionären 19 Milliarden Euro pa. - Trotzdem muss man sich angucken, was sachlich neutral und was interpretativ gestaltet ist. - Wenn jemand Einsparungen der Kirche, die NICHT zu Lasten des Staates gehen, als "Subvention des Staates" rechnet, muss erst Vertrauen geschaffen werden - denn das ist ein arger SChnitzer.
Detlef hat geschrieben:Das Bundesverfassungsgericht hat in ständiger Rechtsprechung immer wieder formuliert: Es ist das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen.
Naja - das zitiert ja sogar Frerk. - Das kann man den Kirchen nun wirklich nicht anlasten.
Detlef hat geschrieben:sie können Grundsätze formulieren, was nicht behandelt wird, wie kein Schwangerschaftsabbruch, keine Pille danach und so weiter, auch keine Präimplantationsdiagnostik, das ganze Programm.
Moment - in katholischen Krankenhäusern wird jeder Notfall behandelt. - Es handelt sich hier ausschließlich um Eingriffe, die keine Notfälle sind. - Zudem: Schwangerschaftsabbruch (außer medizinische Indikation) ist in Deutschland nicht erlaubt, sondern nur straffrei.
Aus meiner persönlichen Sicht kann man diesen Paragraph vollständig wegfallen lassen - da ist der Gesetzgeber gefragt. - Denn warum sollte ein Staat nicht das Recht haben, das Töten von Ungeborenen zu erlauben, wenn er selbst im Kriegsfall auch Geborene in den Tod schicken muss? - Damit also klar ist: Mir liegt überhaupt nicht an einem religiös bestimmten Staat - der Staat ist eine Ordnungs-Größe und keine Instanz zu Grundfragen des Lebens - und er ist die einzige akzeptable Ordnungs-Größe.
Andererseits finde ich es nicht schlecht, wenn ein Staat die kulturelle Identität eines Landes berücksichtigt. - Nein, ich habe nichts gegen Ausländer

- wenn es nach mir ginge, hätten wir einen fremd-ethnischen Teil von locker 20% - und für Familiennachzug von Asylanten bin ich ebenfalls - und 6 Eritreer betreuen wird seit 3 Jahren. - Also komme nicht auf dumme Gedanken.
Trotzdem haben wir nun mal eine europäische Kultur, in der man schon einmal von Riga bis Santiago de Compostella eine Gebildeten-Sprache hatte: Latein. - Und diese Sprache wurde von Mönchen gesprochen, also von Christen. - Also ein bißchen Kultur-Bewusstsein sollte schon sein, selbst wenn unsere Zeit immer mehr global nihilistisch/materialistisch denkt - man sollte kulturell-geistigen Besitz trotzdem behalten - man könnte es ja noch mal brauchen.
Davon abgesehen: Wo sind die 17 oder 19 Milliarden pa? - OHNE Gelder, die der Staat auch jedem anderen zahlen müsste - MIT Einbezug des Umstands, dass die Kirche Gläubiger ist in Höhe von - je nach Partei - zwischen 30 und rumdedum 200 Milliarden Euro? - Vergiss den letzten Satz meines Zitats nicht: Die im Staat für Finanzen Zuständigen glauben, dass es besser wäre, man würde es so lassen wie es ist.