SilverBullet hat geschrieben:
Gehört Forschung deiner Meinung nach zum „Physikalismus“?
Ein Forscher ist doch kein Philosoph.
Ein (naturwissenschaftlicher) Forscher ist Pragmatiker. Er macht sich normalerweise keine Gedanken über Philosophie, sondern nimmt an, dass das, was er untersucht, untersuchbar ist, mit den Methoden, die er anwenden will.
Beispiel:
Im CERN war es die Aufgabe, die Higgs-Teilchen nachzuweisen, die die Theorie vorhersagte. Man kannte aus der Theorie vermutliche Reaktionsweisen, aber nicht die Masse, also nicht die Energie, mit der die Reaktionen auftraten.
Also baute man Experimente, die diese Reaktionen versuchten zu finden, wobei man bekannte "Störeffekte" mit berücksichtigen musste. Dann ging man durch den erreichbaren Energiebereich.
Man bekam Reaktionen. Eine einzelne Reaktion war nicht aussagekräftig, sie konnte Zufall sein. Also maß man weiter, bis man so viele Ereignisse zusammen hatte, dass man mit 6 Sigma Wahrscheinlichkeit sagen konnte "da war ein Higgs"
Philosophische Überlegungen blieben außen vor, wobei diese durchaus angebracht sind, dass es merkwürdig ist, etwas nur indirekt und mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu finden. Aber man hat sich darauf geeinigt und gut ist.
In der Herangehensweise sind alle Naturwissenschaftler praktizierende Physikalisten.
SilverBullet hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
Fragen, die sich mit dieser Methodik nicht behandeln lassen, bekomme ich keine Antwort.
Wie wäre es, wenn du die Fragen dahingehend überprüfst, ob sie ein vorhandenes Problem erfassen oder ob sie eine Situation voraussetzen, die es gar nicht gibt?
Mhh, mal sehen.
Wenn ich etwas Rotes sehe, dann habe ich das Empfinden, dass ich etwas Rotes sehe.
Wenn ich andere Leute frage "ist das rot", dann bestätigen sie mir "Ja, das sieht rot aus".
Die Situation ist also real, sie gibt es, mindestens bei mir, auch wenn ich nicht prüfen kann, ob die anderen die Wahrheit sagen.
Und das Problem ist auch real. Mir kann niemand erklären, was denn Gefühl ist (außer der Aussage, dass es mit Gehirnaktivitäten korreliert ist) und was denn da fühlt.
Es kann mir auch niemand sagen, ob ein Computerprogramm, das ich schreiben kann und mit einem Wellenlängensensor verbunden ist und "das ist rot" ausgibt, wenn ich etwas Rotes vor den Sensor halte, ebenfalls das "Gefühl Rot" hat
Also: Prüfung ausgeführt. Jetzt wärest du dran
SilverBullet hat geschrieben:
Beschreib mal die Details zu diesem „Erkennen“.
Nun, in der Naturwissenschaft weiß ich das. Ich habe eine Frage, z.B. "Wie fällt ein Apfel zu Boden".
Also mache ich eine Messreihe mit Äpfeln, dann stelle ich ein Modell auf (Newton reicht hier aus) und mache damit Vorhersagen. Werden die Vorhersagen bestätigt, habe ich ein gutes Modell und ich weiß, wie ein Apfel zu Boden fällt.
Ich habe Erkenntnis gewonnen.
SilverBullet hat geschrieben:
Worüber redest du bei „ich weiss, dass es andere Vorgehensweisen gibt“?
Ich kenne ein wenig die Vorgehensweise in der Philosophie, die bei einer Frage, z.B. "was ist Geist?", zuerst hingeht und klärt, was ich damit eigentlich meine. Die Frage wird untersucht und es wird formuliert, was für eine Antwort ich haben will. Dann wird nach logischen Überlegungen gefahndet, die mir eine Antwort geben könnten und deren Eigenschaften und Konsequenzen untersucht.
Beispiel solcher Vorgehensweisen ist der Artikel, den ich am Beginn zitiert habe.
Am Ende habe ich vielleicht die Frage nicht eindeutig beantworten können, aber ich habe viel über die Frage gelernt.
Ich habe an Erkenntnis gewonnen.
Analoge Vorgehensweisen kenne ich aus der Theologie (die sich um den Text Bibel und Kulturwissenschaft dreht) und habe von meinem Sohn aus der Germanistik gehört.
Ähnlich haben alle wissenschaftlichen Richtungen ihre Vorgehensweisen und ihre Art, sich Erkenntnis zu verschaffen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.