Rembremerding hat geschrieben:Nur ein erneuerter Glaube an Gott kann die Wandlung herbeiführen, die unsere Welt vor der Katastrophe retten kann. Wissenschaft und Religion sind dabei Geschwister, keine Gegensätze.
Werner von Braun (1912-1977), deutscher Physiker, Begründer der Raumfahrt
Eine interessante Aussage. Mir war gar nicht bewusst, dass er das gesagt hat

Naturwissenschaft geht den Weg der äußeren und rationalen Erkenntnis, mittels Experimente und mathematischer Logik, während Religion umgekehrt den Weg der inneren Erkenntnis geht, die ich eher transrational nennen würde. Anstatt darüber zu diskutieren ob der eine oder der andere Weg der bessere ist, sollte man sehen, wie sie sich ergänzen. Ein Esoteriker, der sich nur für seine innere Welt interessiert, dann aber die äußere Welt ignoriert, gelangt ebenso in eine Sackgasse, wie jemand, der die menschliche Innenwelt ignoriert. Beide Wege, sowohl der äußere als auch der innere, können zu wahrer Erkenntnis führen.
Ein Schlüsselbegriff ist für mich die "
Transrationalität": damit ist ein Bereich des Denkens und Bewusstsein gemeint, der über das rationale Denken hinausgeht, aber es gleichzeitig integriert (im Gegensatz zu einem prärationalen Denken, welches die Rationalität verneint und bekämpft). Die Grundsätze der Logik und Wissenschaft werden von den Transrationalen akzeptiert, aber sie sind auch offen für andere Formen der Erkenntnisgewinnung, wie die Intuition. Die Religion der Zukunft wird sich mehr und mehr in Richtung einer transrationalen und transpersonalen Spiritualität entwickeln. Einfach deshalb weil alle prärationalen Formen von Religion im Zeitalter der Wissenschaft aussterben werden.
http://www.integrale-psychotherapie.de/praetrans.html
Religiöse Fundamentalisten vertreten eine prärationale Spiritualität, die noch nicht den Reifeprozess der Rationalität durchschritten hat. Ich kann sehr gut verstehen, dass rationale Wissenschaftler prärationale Formen von Religion und Spiritualität belächeln und ablehnen, aber wer sagt, dass religiöse Menschen auf diesem unreifen Level stehen bleiben müssen? Viele glauben, dass man sich zwischen prärationaler Religion und rationaler Wissenschaft entscheiden müsste, aber die Menschen werden sich, so glaube ich, über beides hinaus entwickeln.
»In der Verneinung Gottes durch die Vernunft ist mehr Spiritualität als in der Bejahung Gottes durch den Mythos, und zwar weil diese Verneinung mehr Tiefe hat. (Und das Transrationale deckt noch mehr Tiefe oder GEIST auf als Mythos oder Vernunft.)
Das Maß der echten Tiefe und Spiritualität der Vernunft ist ihre Anlage zu universalem Pluralismus, ihr Beharren auf universaler Toleranz, ihre Befähigung zu einer globalen Perspektive, ihr Eintreten für Wohlwollen und Mitgefühl über alle Grenzen hinweg. All das wird der Vernunft nicht aus mythischen Quellen von außen geoffenbart, sondern geht aus ihr selbst, aus ihrer eigenen Tiefe hervor. Deshalb muß sie nicht auf mythische Gottheiten zurückgreifen, um ihren Plan des universalen Wohlwollens als abgesegnet ausgeben zu können, und deshalb ist ein »Atheist«, der aus rational-universalem Einfühlungsvermögen handelt, spiritueller als ein Fundamentalist, der die Welt zu seinem mythischen Gott bekehren möchte. Daß der GEIST der Vernunft nicht am Himmel schwebt und Donnerkeile schleudert ... spricht eher für ihn als gegen ihn.« (Ken Wilber in »Eros, Kósmos, Logos« S. 311)
Dieser Sichtweise von Ken Wilber stimme ich uneingeschränkt zu.