Thaddäus hat geschrieben:Nein.Plausibilitäts-Kriterien sind disziplinäre argumentative Verpflichtungen, die man eingeht, wenn man bestimmte Inhalte erforscht und diskutiert,
Du widersprichst Dich doch schon wieder - eigentlich müsstest Du sagen: "JA. Plausibilitäts-Kriterien sind disziplinäre argumentative Verpflichtungen, ...". - Denn "Disziplin" ist doch bereits eine Kalibirierung im Sinne von "Plausibilität in Bezug auf diese Disziplin".
Thaddäus hat geschrieben:wobei Rationalität und Vernunft stets die Grundlage dafür darstellen, dass man überhaupt sinnvoll argumentiert.
Aber was "ist" Rationalität und Vernunft? - Ich kenne Deine Ausführungen dazu, die daraus hinauslaufen, dass Vernunft/Rationalität eine streng anthropozentrische Veranstaltung ist - das kann man meinen, ist aber nicht alternativlos. - Denn wenn es Gott als Entität gibt, könntest auch Du das nicht verhindern, und dann wäre Vernunft/Rationalität etwas anderes. - Ergo: Deine Definition ist nachvollziehbar, aber weltanschaulicher Natur.
Thaddäus hat geschrieben:So ist jede leibliche Auferstehung nicht deshalb unplausibel, weil man etwa Materialist wäre, sondern sie ist unplausibel, weil sie 1. gegen die Naturgesetze verstößt und weil sie 2. gegen das medizinische und philosophische Wesensmerkmal des Todes verstößt, nämlich endgültig zu sein.
Aber das IST doch eine materialistische Begründung.
Stell Dir mal vor, es wäre aus Sicht von Gott sehr plausibel. - Würden dann Deine Plausibilitäts-Kriterien die von Gott schlagen? - Wie auch immer: Natürlich kannst Du es begründet so sehen, wie Du es siehst - aber Du darfst es doch nicht verabsolutieren, als sei "Plausibilität" eine neutrale, weltanschauungs-freie Größe.
Thaddäus hat geschrieben:Behauptet man, Naturgesetze könnten dennoch gebrochen werden und Tote, also endgültig Verstorbene dennoch wiederauferstehen, dann muss das klar und eindeutig bewiesen werden, da diese Behauptungen allen bisherigen Erfahrungen mit Naturgesetzen und Toten widersprechen. Kann man das nicht beweisen, kann man nur daran GLAUBEN, dass dem dennoch so sei.
Das ist bei allen Dingen so, die unsere ERfahrungswert überschreiten - aber das heißt doch nicht, dass es jenseits unserer Erfahrungswelt keine Entität gibt.
Grundsätzlich: Man KANN nicht mit dem Inventarium unserer naturalistischen Erfahrungswelt "beweisen", dass etwaige Phänomene außerhalb "sind". - Der kritisch-rationale Weg ist hier untauglich. - Dein Inventar ist vernünftig, wenn man sich bewusst auf Phänomene der naturalistischen Welt bezieht (im Sinne Poppers: "Meine Methodik ist für das da, was naturalistisch falsifizierbar ist - alles andere ist irrelevant"). - Dein Inventar ist unvernünftig, wenn man nach Phänomenen außerhalb der naturalistischen Welt fragt (für Popper methodisch irrelevant, aber ontologisch sehr relevant, wenn es sich dabi um Entität handelt - was wir aber nur vernünftig erschließen/glauben können, nicht aber - aus obigen Gründen - nachweisen können).
Thaddäus hat geschrieben:Die bisherigen alltäglichen Erfahrungswerte der Menschheit zu beachten ist dezidiert und selbstverständlich kein Glaubens-Entscheid.
Streng genommen schon - siehe Augustinus/Descartes. - Aber wir sind uns einig, dass es in der Alltags-Praxis keine Rolle spielt, weil jeder den Glauben hat, dass die Res extensae "echt" sind.
Thaddäus hat geschrieben:Für einen gläubigen Christen ist die leibliche Wiederauferstehung Jesu ebenfalls nicht plausibel! Wäre sie für ihn plausibel, wäre sie ja kein Wunder mehr, sondern ein Ereignis, welches völlig natürlich und alltäglich ist.
Das ist ein Zirkelschluss. - Denn Du definierst "plausibel" so, dass eine Auferstehung nicht plausibel sein kann.
"Plausibel" würde ich definieren als "mit der menschlichen Vernunft etwas einleuchtend, verständlich, begreiflich finden". - Unter christlichen Gesichtspunkten passt das sehr wohl zu Begriffen wie ""Auferstehung".
Zur Eingrenzung der Begriffe "Vernunft" und "plausibel": Würdest Du sie als kritisch-rational gebundene Begriffe verstehen? - Wenn nein: Was gäbe es sonst noch, was NICHT transzendent orientiert ist?
Thaddäus hat geschrieben:Der gläubige Christ muss an das Wunder der leiblichen Auferstehung Jesu glauben, gerade weil sie für ihn nicht plausibel und rational erklärbar ist.
Die Begrüngung ist falsch. - Der Mensch muss es glauben, weil er es selbst (noch) nicht erlebt hat und es Fake sein könnte. - Unter christlichen Gesichtspunten plausibel und rational erklärbar ist es dagegen sehr wohl - man weiß halt nicht, ob es stimmt.
Thaddäus hat geschrieben:Damit es überhaupt ARGUMENTE sein können, müssen Aussagen den Kriterien von Rationalität, Plausibilität, Vernünftigkeit, logischer Konsistenz und grundsätzlicher intersubjektiver Verständlichkeit und Akzeptanz unterliegen. Denn anders sind deine Aussagen für andere eben nicht nachvollziehbar.
Das ist wieder mal so ein Satz, der an sich richtig ist - und auch ein Satz, den Du wiederholend einstellst, wenn ich nachfrage, als sei ich begriffsstutzig. - So ist es aber nicht - es ist viel ernster.
Denn auch hier verwendest Du wieder Begriffe, die bei näherem Hinsehen überhaupt nicht geklärt sind - bzw. für Dich sehr wohl x-fach bewehrt systemisch geklärt sind, aber vollkommen ins Unklare zusammenfallen, wenn sie Dein Denksystem verlassen.
Insofern würde ich sagen: Die Auferstehung ist rational, plausibel, vernünftig, logisch konsistent und bei Kenntnis der Argumentationsgrundlage (Setzungen/Vorannahmen) intersubjektiv verständig (wollen wir Intelligenzfragen außen vorlassen - daran liegt es meistens nicht). - Und ich sage das nicht provokativ, sondern aus purer Erfahrung im Denken und in Gesprächen mit Philosophen und Theologen - geschweige denn, dass es auch so etwas wie einen geistigen Instinkt gibt, der ohne begrifflich fett untermalter intellektueller Argumentation einfach spürt und "weiß", was Sache ist.
Warum kann ich das sagen? - Weil ich die verwendeten Begriffe aus Deinem Denksystem/weltanschaulichen System in ein anderes rübergeholt habe - dort funktionieren diese Begriffe ganz genauso.
Thaddäus hat geschrieben:Von einer "Setzung" oder einem "Glaubensentscheid" kann hier überhaupt nicht die Rede sein. Allein du musst hier für deine Thesen und Konstrukte permanent Setzungen setzen und Glaubensentscheide fordern, was außer dir ja auch jeder andere User längst bemerkt hat.
Das wäre dann der dogmatische Abschluss, der sachlich falsch ist.
1) Für Dich kann von Setzung und Glaubensentscheid deshalb keine Rede sein, weil Du Deinen eigenen Glaubensentscheid derart zu persönlichem Wissen verdichtet hast. - Du ähnelst damit einem mittelalterlichen Kirchenfürsten ("Christentum ist keine Glaube, sondern das IST so").
2) Du kannst nicht nur Anhänger Deiner weltanschaulichen Richtung als User zählen - mir ist wohl bekannt, dass es hier viele Materialisten/Naturalisten/Existenzialisten gibt, die Deine Worte gerne hören.
3) Zugegebenerweise ist es durchaus herausfordernd, auf einer Meta-Ebene über einerseits naturalistischem und andererseits christlichem Weltbild zu diskutieren - das kann nicht jeder. - Du musst Dir vorstellen, dass sich Christen, wenn sie mit kritisch-rational argumentierenden Naturalisten sprechen, sich oft vorkommen wie in einem fensterlosen Haus:
Man hört sich dort an, dass nachweisbar ist, was in Schlafzimmer und Wohnzimmer ist - und bekommt das auch wunderbar erklärt. - Wenn man dann selbst fragt, was außerhalb des Hauses ist (eine Tür gibt es ja nicht), gilt die Möglichkeit eines Außerhalbs als unplausibel, unrational, etc. - was im Inhouse-Sinn ja plausibel <sic!> ist. - Und so wendet man sich da irgendwann ab, weil es keinen Sinn macht - das wird hinwiederum von den Inhäuslern als Triumph verstanden ("Wir haben besser argumentiert").
Jetzt habt Ihr mit mir einem ein seltenes Exemplar
der Spezies, die sowohl innen als auch außen denken können/wollen - und das schmeckt Euch nicht in Eurem geistigen Biedermeier.