Sophismen und logische Fehlschlüsse

Philosophisches zum Nachdenken
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Halman
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#61 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Fr 14. Apr 2017, 16:29

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:1. Es finden Reaktionen statt ("Abläufe" - Veränderungen über die Zeit hinweg)
2. Es muss etwas geben, das diese Reaktionen durchführt ("Reaktionssystem")
3. Es liegt eine Reaktionsfixierung vor (z.B. "schräge Linien")
Den dritten Punkt verstehe ich nicht. Darf ich Dich bitten, mir diesen zu erkären?
Du musst z.B. einen Tisch für „existent“ halten. Du kannst dir mit maximaler „Denkintensität“ (was auch immer das sein soll) einbilden, dass du den Tisch nicht beachten musst – keine Chance, du kannst es nicht ändern -> du bist festgelegt (durch „was“ und „wie“ ist erst einmal egal).
Die Schrägen Linien sind eine ganz besonderte Version dieser Festgelegtheit:
1. sie ist nicht korrekt und trotzdem kannst du keine Korrektur erzwingen
2. sie kann nicht als „Bild“ vorliegen

=> Du bist in deiner Reaktion fixiert „eine Schräge zu erkennen“, obwohl du verstehst, dass keine Schräge vorliegt.
Interessant. Dies bedeutet, dass ich folgern kann, dass die Linien nicht schräge sind, obgleich ich sie als schräge wahrnehme.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Richtig, das was wir von der Welt wahrnehmen ist essentiel für unsere Erkenntnis. Allerdings können Erkenntnisse auch logisch abgeleitet werden.
Deine behaupteten „Erkenntnisse“ sind lediglich Kombinationen von Zusammenhängen, die aus der „Welt-Wahrnehmung“ stammen und bei weitem nicht sinnvoll sein müssen.
Vermutlich möchtest du auf „Transzendenz“ hinaus –> vergiss es.
Mein Ansatz ist in diesem Thread viel allgemeinerer Art. Ist Dir dies zu abstrakt?

Es geht mir ganz allegemein um logische Ableitungen. Übrigens kann ich mir kaum eine schwierigere Zielgruppe als eine Gruppe aus Philosophen vorstellen, wenn ich die Absicht hätte, ihnen logisch die Realität von „Transzendenz“ herzuleiten. Unter Physikern findet man statistisch vermutlich mehr Gottesgläubige Menschen als unter Philosophen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Diese "Wesen" mit ihrer "Hintergrundgeschichte" sollten auch nicht als Voraussetzungen verwendet werden.
Sie dürfen gar nicht verwendet werden, weil sie nur durch das Verbergen von nicht erfüllten Voraussetzung hereingebracht werden können.
Wie begründest Du diese Behauptung?

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wenn nun aus diesem "geschlossenen System" (also inhaltlich) eine Begründung für "das Vorhandensein/Zustandekommen der inhaltsneutralen Voraussetzungen" aufgestellt werden kann, dann ist es vernünftig diese Begründung als „qualitativ hoch“ einzuschätzen.
Das ist sehr abstrakt. Hast Du dafür ein Beispiel, um es zu konkretisieren, damit ich mir besser etwas darunter vorstellen kann?
Das Gehirn liegt als Reaktionssystem vor (Punkt 2 ist erfüllt)
Jede Wahrnehmungsreaktion ist eine individuelle Gehirnzellenreaktion (Punkt 1 ist erfüllt)
Das Gehirn ist ein Organ, das sich unter der Dominanz der Körperzusammenhänge entwickelt, also sind die Reaktionen entlang dieser Zusammenhänge fixiert (Punkt 3 ist erfüllt)
Körper- und Weltzusammenhänge werden von uns als rundum funktionierend und damit als „abgeschlossen“ wahrgenommen..
Da diese Zusammenhänge den Voraussetzungen nicht widersprechen, folgt die „hohe Qualität“.
Ja, diesen genannten Prämissen und der „hohen Qualität“ Deiner Konklussion stimme ich zu.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Man kann leicht erkennen, dass hierbei nicht darauf abgezielt wird "dass Materie die einzig erlaubte Grundlage sein soll" (es ist ja unbekannt, was "Materie" ist - genauso ist unbekannt, was "Existenz" ist), sondern dass eine Offenheit gegenüber allen Zusammenhängen (entsprechend der inhaltsneutralen Voraussetzungen) besteht (nur nicht für "Fragezeichen-Zusammenhänge").
Damit wählst Du meiner Auffassung nach eine philosophische Herangehensweise.
Du darfst Meinungen haben, wie du möchtest, aber ich such Funktionalität und kann dadurch keine philosophische Position einnehmen. Auf dieser Basis lehne ich ja exakt das von dir angebrachte „Fachbüchlein“ ab.
Zu unrecht.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Bei "Weltbildern", die aus meiner Sicht mit ungeeigneten Voraussetzungen arbeiten, fällt mir auf, dass sie regelrechte Schwierigkeiten mit Punkt 3 haben.
Offenkundig beziehst Du dich hier auf Deine Diskussionen mit closs.
Nein, ich hätte es schon dazu geschrieben, wenn es speziell gemeint gewesen wäre.

Wie erklärst du dir denn die Reaktionsfixierung (z.B. bei den „Schrägen Linien“)?

Mal sehen wie leicht dir eine Erklärung fällt, immerhin müsste sie ja auf einem „Erschaffungsvorgang“ basieren und somit z.B. hinter den „schrägen Linien“ eine „heilige Absicht“ stehen.
Nein, müsste ich nicht.

Zurzeit lese ich ein Buch über Hirnforschung, indem auch behandelt wird, wie Wahrnehmung im Gehirn entsteht. Leider fehlen mir die Kenntnisse der Wahrnehmungspsychologie, um Wahrnehmungstäuschungen erklären zu können. Der Blick in die Zukunft trickst das Auge aus, jedenfalls nach der Hypothese von Mark Changizi.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Und wie sieht das Resultat der selbsternannten „Geisteswissenschaftler“ für „Geist“ aus, so dass sie sich immer noch „Geisteswissenschaftler“ nennen dürfen?
Schauen wir uns die Aktuelle Bestimmung der Geisteswissenschaften an:
Wozu?
Ich habe eine konkrete Frage bezüglich eines zentralen Anspruches gestellt und du kannst oder willst sie nicht beantworten => das spricht für sich selbst => maximal ungeeignet.
Die Antwort auf Deine Frage kannst Du anhand meines Zitats, in der eine Liste von Geisteswissenschaften steht, selbst herleiten. Dazu bedarf es freilich der Fähigkeit des logischen Folgernds.

Der Wortteil „Geist...“ spielt im Begriff Geisteswissenschaft jedenfalls nicht auf eine supernaturalistische Perspektive oder Metaphysik ab, sondern auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nein, da bist Du im Irrtum.
…
Du kritisierst einen Strohmann,…
…
Ich empfehle Dir das von mir verlinkte PDF-Dokument sorgfältig zu studieren.
Es steht doch explizit dort drin – mach die Augen auf.
Ja, diesen Rat solltest Du in der Tat beherzigen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:An diese Stelle sollte ich Dir mitteilen, dass ich der Philosophien Thaddäus, sofern es um Logik geht, zustimme. Vielleicht erinnerst Du dich.

Zitat-Thaddäus: Ganz offensichtlich ist eine Interaktion mit den dürftigen geistigen Inhalten von SilverBullet also möglich! Sancta simplicitas!

Ah, du stimmst der „hysterischen Dame“ also zu – „na, das erstaunt uns jetzt aber“
Du hast Dich bei einer Philosopien öffentlich blamiert.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wenn das die Grundlage für Qualität in der Philosophie ist (wo sind eigentlich die Resultate?), dann stelle ich die Frage, ob wir das Geld nicht besser einsetzen können, indem jedem Bürger ein „leckerer Lutscher“ gekauft wird.
Wird die Philosophie unterschätzt? Von Dir offenkundig, ja. Du missverstehst sie sogar.
Ach so, und mein „Missverständnis“ hat dich daran gehindert, die „vielen Resultate der Philosophie“ aufzulisten, so dass ich „mein Missverständnis“ bereitwillig eingestehen muss – „oje, ich bin ja ein richtiger Schurke“ :-)
So weit würde ich nicht schlussfolgern. Allerdings häufen sich hier wieder meine Beiträge. Wie soll ich da noch die „vielen Resultate der Philosophie“ auflisten? Zudem: Warum sollte ich dies tun? Es geht hier nicht um antike philosophische Weltanschauungen, wie Stoa usw., sondern um die Logik der Philosophie, also um die Aussagenlogik und logisch gültige Argumentation.
Natürlich wurden in philosophischen Debatten unzählige Resultate und Meinungen zu sehr vielen Fragestellungen erarbeitet, die ich natürlich nicht alle kenne.
Ein Resultat der Philosophie, welches für diese Diskussion wichtig ist, kann ich Dir nennen: Konsistenz ist wichtig. Widersprüchiche Aussage heben sich auf und sind somit logisch ungültig.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#62 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Pluto » Fr 14. Apr 2017, 17:43

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist nicht "Information" die ich irgendwo aufgegabelt habe, sondern meine eigene Meinung, die ich hier vertrete.
Okay. Warum vertritts Du diese Meinung?
Habe ich nicht ausführlich dargelegt, dass in der Unterteilung in Geistes- und Naturwissenschaften Chaos herrscht?
Es ist höchste Zeit, dass hier reformiert wird.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#63 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Pluto » Fr 14. Apr 2017, 17:54

Halman hat geschrieben:Der Wortteil „Geist...“ spielt im Begriff Geisteswissenschaft jedenfalls nicht auf eine supernaturalistische Perspektive oder Metaphysik ab, sondern auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen.
Da stimme ich dir zu.
Allerdings gehört z.B. die Linguistk heute nicht mehr zu den Geisteswissenschaften, sondern klar in die Kognitionsforschung, und somit zur Naturwissenschaft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#64 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Fr 14. Apr 2017, 18:17

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist nicht "Information" die ich irgendwo aufgegabelt habe, sondern meine eigene Meinung, die ich hier vertrete.
Okay. Warum vertritts Du diese Meinung?
Habe ich nicht ausführlich dargelegt, dass in der Unterteilung in Geistes- und Naturwissenschaften Chaos herrscht?
Es ist höchste Zeit, dass hier reformiert wird.
Okay.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Wortteil „Geist...“ spielt im Begriff Geisteswissenschaft jedenfalls nicht auf eine supernaturalistische Perspektive oder Metaphysik ab, sondern auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen.
Da stimme ich dir zu.
Allerdings gehört z.B. die Linguistk heute nicht mehr zu den Geisteswissenschaften, sondern klar in die Kognitionsforschung, und somit zur Naturwissenschaft.
Dem widerspreche ich.

Zu den Geisteswissenschaften werden auch die Sprachwissenschaften sowie die Linguistik gerechnet.
Kognitionsforschung arbeitet interdisziplinär und bezieht neben Disziplinen, wie Biologie und Mathematik, auch die Linguistik ein. Daraus abzuleiten, die Linguistik wäre keine eigenständige Disziplin mehr und sei nur noch Teil der Kognitionsforschung, wäre analog zu der Behauptung die Biologie wäre eine Unterdisziplin der Kognitionsforschung.
Aus der Tatsache, dass die Kognitionswissenschaft auf die "Erkenntnisse vieler anderer Forschungsgebiete zurück"greift folgt nicht, dass nun all diese Forschungsgebiete nun auschließlich lediglich Unterdisziplinen der Kognitionsforschung wären.
Dabei greift die Kognitionswissenschaft auf Erkenntnisse vieler anderer Forschungsgebiete zurück, was den Studiengang besonders abwechslungsreich und spannend macht.
Zumal kann die Kognitionswissenschaft keine reine Naturwissenschaft sein, weil sie auch nichtnaturwissenschaftliche Forschungsgebiete, wie die Linguistik und die Philosophie, einbezieht, auch wenn ihr Schwerpunkt gem. den Disziplinen, aus denen sie schöpft, naturwissenschaftlich ist.
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#65 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Fr 14. Apr 2017, 21:49

Tyrion hat geschrieben:
Opa Klaus hat geschrieben:Solange also nur EINE ENTITÄT = ein höheres intelligentes Wesen ganz alleine ohne Werke (ohne Materie) existiert, gibt es weder Bewegung noch dazugehörige Zeit.

Die Frage bleibt, warum so eine Entität existieren sollte. Warum soll sie "von sich aus" da sein?
Dies sind berechtigte Fragen.

Tyrion hat geschrieben:Genauso kann man nachfragen, warum der Urknall "einfach so" passiert sein soll, zumal im Urknall auch erst die Zeit begann, es also kein "vor dem Urknall" gibt (gemäß der gängigen Theorie. Wo ist da der Unterschied - abgesehen von "da ist eine Entität, die einfach so da ist" vs. "da geschah der Urknall einfach so"?
Zwar gibt es einige Parallelen zwischen dem Urknall und dem Glauben an Gott, aber auch gravierende Unterschiede.
1. a) Gott ist ewig (∞) und somit ohne Ursache seiend. / b) Der Urknall ist unendlich kurz (0).

Setze ich "G" für Gott und "U" für den Urknall, und für die Zeit "t", so gelange ich zur folgender Darstellung (die vermutlich nicht fachgerecht ist, aber hoffentlich dennoch verständlich):

G ⟶ t∞
¬t0

U ⟶ t0
¬t∞

G ≢ U

Gott ist zeitlich in der Kosmologie eher vergleichbar mit der Vorstellung eines ewigen Multiversums, welches einfach existiert und nicht erst entstehen muss.
Der postulierte Urknall ist "unelegant" und kann die extreme Feinabstimmung der Naturkonstanten nicht erklären. Zudem ist eine Anfangssingularität aus quantenphysikalischer Sicht problematisch.
Gott wird jenseits aller bedingt-bedingenen Kräfte (Karl Barth) gedacht/geglaubt und steht somit jenseits naturwissenschaftlicher Betrachtung. Die Urknallsingularität "berandet" gewissermaßen den Geltungsbereich der Physik.

Tyrion hat geschrieben:
Das reine Denken (die Existenz) des höheren Wesens läßt sich nicht als Bewegung und auch nicht als Zeit interpretieren oder messen. Es fehlt die Relation.

Wie kann etwas ohne Zeit denken. Denken: man denkt über etwas nach, man hat eine Idee, über die man nachdenkt. Man beginnt, nachzudenken und hört damit wieder auf... Ohne Zeit keine Bewegung, ohne Zeit kein Denken.
Ja, dem stimme ich zu. Deshalb kann ich auch die katholische Theologie eines überzeitlichen Gottes jenseits von Zeit nicht nachvollziehen. Geist erfordert irgendeine Form der Zeit, ob als Dimension oder Hilfsgröße.


Tyrion hat geschrieben:
Erst in dem Moment, wo es Bezugspunkte schafft, beginnt Raum und Zeit.

Also ganz kurz zusammengefasst: "Gott" erschuf den Urknall. Gut, mag sein. Dennoch: wer erschuf Gott? Und wer erschuf den, der Gott erschuf? Warum setzt man willkürlich den Startpunkt auf Gott und nicht ohne Gott auf den Urknall?

Von nichts kommt nichts ist dein Argument? Das beziehe ich eben auch auf "Gott".
Dies kann man analog auf das Multiversum beziehen. Entweder wir münden in einem infiniten Regress oder müssen uns mit dem dogmatischen Abbruch behelfen. Wie wollen wir denn aus diesem Dilemma rauskommen?

Der Urknall ist im Grunde ein dogmatischer Abbruch, das Multiversum auch, nur dass anstelle eines Anfangs der Zeit (Urknalltheorie) ein ewiger Kosmos postuliert wird. Beliebig bis unendlich viele Universum sind eine außergewöhnlich starke Behauptung und meinem Verständnis nach ist diese weit entfernt von Sparsamkeitsprinzip (Ockham).

Alternativ schlage ich vor einen ewigen Schöpfergott zu postulieren. Aber nicht "unbeweglich", wie bei Xenophanes (er gehörte zu den Eleaten) Aristoteles (πρῶτον κινοῦν ἀκίνητον, zur Erläuterung verweise ich auf meine Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöpfung, siehe auch mein philosophischer Beitrag), sondern als ewig "beweglicher", denkender Gott. Geist ist wie der Wind in ewiger "Bewegung", zumindest impliziert dies nach meinem Verständnis der Begriff.
Die Multiversen in kosmologischen Modellen werden auch dynamisch beschrieben. Man könnte dies als ewige Bewegung des unvergänglichen Seins umschreiben. Warum sollte dies nicht für Gott zutreffen dürfen?
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Halman
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#66 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Fr 14. Apr 2017, 21:57

Tyrion hat geschrieben:Häh? Vor der Zeit ist ohne Zeit. Hm, ja, nur kann man etwas ohne Zeit nicht zeitlich messen. Physiker gehen ja auch davon aus, dass im Urknall die Raumzeit entstand. Das heißt aber, dass es kein "vor dem Urknall" geben kann. Da kann dann auch keine "Entität" sein.
Dass Physiker davon ausgehen, dass im Urknall die Raumzeit entstand, glaube ich nicht. Raum und Zeit beginnen mit dem Urknall, aber die Raumzeit umfasst die gesamte Geschichte des Universums. Wenn man diese in Hyperflächen foliert, dann bildet die Urknallsingularität die unendlich kleine Hyperfläche 0 bzw. den Rand der Raumzeit. Zu sagen, dass die Raumzeit dort entsteht wäre in etwa so, als würde man sagen ein Kegel entsteht an der Kegelspitze. Raumzeitlich ist es sinnvoller die Raumzeit als seiend zu begreifen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Anton B.
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#67 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Anton B. » Fr 14. Apr 2017, 22:46

Halman hat geschrieben:Gehe ich recht in der Annahme, dass dafür das Deduktionprinzip angewandt wird, indem aus allgemeinen theoretischen Aussagen spezielle Aussagen abgeleitet werden, welche dann empirisch überprüft werden?
Genau.

Halman hat geschrieben:Sicher hat der Kritische Empirismus eine zentrale Bedeutung in den Naturwissenschaften, doch meine ich, dass dieser keine hinreichende Motivation für die Konstruktion von theoretischen Modellen sein kann. Dazu bedarf es der Überzeugung, dass das Naturgeschehen logisch beschreibbar ist und ihm eine innere Harmonie zugrundeliegt. Albert Einstein schrieb hierzu:
Ohne den Glauben daran, daß es grundsätzlich möglich ist, die Wirklichkeit durch unsere theoretischen Konstruktionen begreiflich zu machen, ohne den Glauben an die innere Harmonie unserer Welt könnte es keine Naturwissenschaft geben.
Klar, das ist die Position des Realismus. Ob es diese Realität als hinter allem stehendes wirklich gibt, ist aber nicht erwiesen. Außerdem zeigt der "radikale Konstruktivismus" eine Sicht auf das Wissen auf, an die der Einstein in seinen schlimmsten Albträumen nicht dachte und die doch "Motivation" generieren kann. Also die Philosophen stimmen der Aussage Einsteins als auch Deiner Meinung (als auch der Meinung Poppers) so nicht zu.

Halman hat geschrieben:Wir können im Grunde nur logisch folgern, dass die unvernünftigen Denkgebäude, welche gegen die fundamentalen Regeln der Logik verstoßen, keine Realität beschreiben können.
Nein, nein. Siehe oben. Und noch etwas ist recht witzig, da Du Dich ja auch zu Gott bekennst: Muss Gottes Wirken aus unserer Vernunftperspektive betrachtet "venünftig" sein? Muss Gottes Wirken aus einer allgemeinen Perspektive heraus "vernünftig" sein? Oder kommt das "Postulat des all-vernünftigen Wirken Gottes" noch zu Deiner gerade entstehenden Postulatensammlung dazu? Die Wunder Jesu z.B. sind ja ausgesprochen unvernünftig in dem Sinne, dass sie mit Vernunft gar nicht erklärbar sind. Und das sollten sie als Wunder ja auch gerade sein,

Die ganze Person Jesu bzw. der Christus ist aus unserer Vernunft heraus doch ein ganz und gar unvernünftiges Konstrukt, von dem Mysterium seiner Empfängnis bis zur Himmelfahrt. Zum einen postulierst Du eine Realität, die nach Meinung der Philosophen nicht notwendigerweise für den Erwerb von Wissen benötigt wird, und dann kann in dieser einen Realität ein Wirken Gottes nur mit besonderen Zusatzannahmen manifestiert sein. Da fällst Du m.E. sehr weit hinter dem zeitgenössischen Anspruch des wissenschaftlich generierten Wissens zurück, der weitaus sensibler und restriktiver formuliert ist.
Zuletzt geändert von Anton B. am Fr 14. Apr 2017, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
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#68 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Fr 14. Apr 2017, 22:47

Halman hat geschrieben:Das heißt aber, dass es kein "vor dem Urknall" geben kann. Da kann dann auch keine "Entität" sein.
Es kann aber eine Überzeitlichkeit über dem Urknall geben - samt Entität.

Davon abgesehen: Was sein KANN, ist nicht an unser naturwissenschaftliches Denkvermögen gebunden - da sollte man eh vorsichtig sein.

Anton B.
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#69 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Anton B. » Fr 14. Apr 2017, 22:58

Halman hat geschrieben:Beliebig bis unendlich viele Universum sind eine außergewöhnlich starke Behauptung und meinem Verständnis nach ist diese weit entfernt von Sparsamkeitsprinzip (Ockham).
Das Problem ist die schon von Popper diskutierte, für eine wissenschaftliche Theorie wenig schmeichelhafte Fähigkeit zur Erklärung von Allem und Jedem:

Frage: Warum ist es so und nicht anders?

Antwort: Weil wir eben genau in dem Universum leben, wo es so ist! Wäre es anders, lebten wir halt im anderen Universum ...
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Hemul
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#70 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Hemul » Fr 14. Apr 2017, 23:45

Anton B. hat geschrieben: Frage: Warum ist es so und nicht anders?
Antwort: Weil wir eben genau in dem Universum leben, wo es so ist! Wäre es anders, lebten wir halt im anderen Universum ...
Bescheidene Frage. In welchem anderen Universum ist überhaupt menschliches Leben möglich? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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