Undogmatischer Atheismus

Philosophisches zum Nachdenken
Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#61 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Janina » Do 10. Dez 2015, 13:55

ThomasM hat geschrieben:Die Links-Gender-Theoretiker werden dich in der Luft zerreißen. Und da sich niemand einer solchen Behandlung aussetzen will, werden die entsprechenden Begriffe auch kaum noch gebraucht.
Beispiele dafür gab es im letzten Jahr einige.
Hast du eine geeignete Blacklist für so Begriffe? :D

Benutzeravatar
Queequeg
Beiträge: 1259
Registriert: Mi 13. Mai 2015, 14:08

#62 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Queequeg » Do 10. Dez 2015, 14:06

closs hat geschrieben:Man stelle sich mal folgendes vor:
Ein intelligenter und intellektueller Mensch untersucht unter der Prämisse "Geist kommt aus Materie" die Bibel - das ist so, als wolle man Fußball unter der Voraussetzung untersuchen, dass der Ball viereckig ist oder auf einem Schachbrett gespielt wird. - Da nützt alle Intelligenz und Intellektualität nichts - es wird immer schief gehen müssen.

Ich denke da eher, es geht sogar sehr gut!

Wenn ein, wie du schreibst - intelligenter und intellektuell redlicher Mensch die Bibel vergleichend mit der Geschichte des Christentums liest, vergleichend also auch mit dem Istzustand des Christentums, dann kann ein redlicher Mensch gesunden Geistes und der Vernunft verhaftet nur zu diesem Ergebnis kommen:

"Es muss ein eigentümliches Vergnügen sein, von Jahrhundert zu Jahrhundert im Blut der Menschheit zu schwimmen und Halleluja zu rufen. Es muss ein eigentümliches Vergnügen sein, fast 2 Jahrtausende hindurch zu lügen, zu fälschen und zu täuschen. Wo sonst noch gibt es diese atemverschlagende Mischung von Wolfsgeheul und Friedensschalmeien, Weihnachtsbotschaft und Scheiterhaufen, von Heiligenlegende und Henkersgeschichte. Wo sonst ist allumfassendes Liebespalaver und praktisch alles verschligenden Hass, wo sonst eine Religion, die aus Liebe tötet, aus Liebe foltert, aus Liebe raubt, erpresst, entehrt, verteufelt und verdammt. Das Ganze heißt nicht Geisteskrankheit, das Ganze heißt Christentum."
(Deschner)


übrigens muss man, um das festzustellen, nicht einmal intellektuell sein, man muss einfach nur ohne Vorurteile und mit Vernunft diesen christlichen Blutkult in seinem menschenvernichtenden Hineingestelltsein in der Geschichte der Menschheit betrachten.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#63 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von closs » Do 10. Dez 2015, 14:18

Queequeg hat geschrieben:Wenn ein, wie du schreibst - intelligenter und intellektuell redlicher Mensch die Bibel vergleichend mit der Geschichte des Christentums liest, vergleichend also auch mit dem Istzustand des Christentums, dann kann ein redlicher Mensch gesunden Geistes und der Vernunft verhaftet nur zu diesem Ergebnis kommen
In diesem Satz stecken zwei Irrümer:

Irrtum 1:

Es geht hier nicht um den intellektuellen Umgang mit der Geschichte des Christentums.

Irrtum 2:
Wenn man schon die Geschichte des Christentums thematisiert, wird man zu differenzierten Ergebnissen kommen und nicht zu demagogischen. - Nur EIN Beispiel: Selbst heute noch hört man, der 30jährige Krieg sei primär ein Glaubens-Krieg gewesen - einfach falsch.

Dass das Christentum in seiner Geschichte genug Dreck am Stecken hat, ist unbestritten. - Aber die Undifferenziertheit, mit der man aus eigen-religiösen Gründen damit umgeht, ist sicherlich NICHT redlich - das endet dann oft auf dem Niveau von "Alle Männer sind Schweine". - Nicht satisfaktionsfähig.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#64 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Savonlinna » Do 10. Dez 2015, 14:28

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Tja.... Manche Meme lassen sich halt schwer ausrotten, vor allem wenn sie sich über die Jahrtausende in den Köpfen großer (und kleiner) Denker "eingenistet" haben.
Warum sollten sie denn überhaupt ausgerottet werden?
Weil das mit allen anderen widerlegten Hypothesen geschieht, so z. Bsp. auch mit der Astrologie oder dem Geozentrismus — Wenn etwas falsifiziert wird, gehört es (wie so vieles anderes auch) in den Mülleimer der Geschichte.
Metaphern können falsifiziert werden?
Vielleicht möchtest Du ja auch ganze Kunstwerke falszifizieren?
Vielleicht werden demnächst dann auch Menschen falsifiziert?


Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Eine innere Wahrheit ist nun einmal keine absolute Wahrheit.
Aha?!
Wenn du meinst... :)
Ja, natürlich. Wir lassen uns doch nicht die Begriffe von ein paar Idioten vorschreiben.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#65 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Novas » Do 10. Dez 2015, 15:02

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Tja.... Manche Meme lassen sich halt schwer ausrotten, vor allem wenn sie sich über die Jahrtausende in den Köpfen großer (und kleiner) Denker "eingenistet" haben.
Warum sollten sie denn überhaupt ausgerottet werden?

Gestern hörte ich einen Vortrag von Edward Frenkel, einem großartigen russischen Mathematiker (inzwischen Amerikaner) der bekannt ist für sein Buch Love and Math: The Heart of Hidden Reality. Auf Facebook veröffentlichte er folgenden kritischen Beitrag im Hinblick auf die Ideologie des "Transhumanismus":

"We talk so much about extending our lives and so little about what it means to be alive. Do we even remember what it means to be alive? Every day I find a bunch of posts and links on transhumanism and AI in my FB newsfeed. And most of them are so depressing... I am all for using technology to cure disease and enhancing our abilities. But it's also so clear that we obsess "overcoming death" as a way to escape from Life, divert ourselves from looking inside. Carl Jung wrote, "Those look outside, dream. Those who look inside, awaken." What does it mean "to look outside"? It means connecting deeply to yourself, and all of your past experiences -- especially the painful ones -- without judging, without shame and guilt; to love yourself truly; to release those little boys and girls inside from the pain of their traumas... But we don't want to do this. So we go on and on instead about how wonderful it will be when we "upload our brains" onto machines. That's how we hope to escape pain... But you can't run from yourself. You are still here.

Against this backdrop, what a breath of fresh air, this new book from the wonderful writer, my friend and mentor Thomas Farber "Here and Gone" -- a look inside, fearless, profound, moving... Poignant "in your face" cover by Andrea Young sets the tone.. The infinity of Life revealed, much more powerful than any artificial constructs our mind creates to divert itself from what really matters. Thank you, Tom! I'll take THAT over any pseudo-scientific transhumanist mumbo-jumbo any day.
https://www.facebook.com/ThomasFarberAu ... 9310664597


Das sind Worte, die mir nahe gehen - von einem der größten Mathematiker unsrer Zeit - der sein Herz und sein menschliches Antlitz durchblicken lässt.


"There's a secret world out there. A hidden parallel universe of beauty and elegance, intricately intertwined with ours. And it's invisible to most of us." (Edward Frenkel)

http://www.edwardfrenkel.com/

Er hat auch keinerlei Berührungsängste im Hinblick auf Spiritualität:

the space between | From Russia with love, math and spirituality

Math is, for him, “a narrative” of human endeavor that shares much with art, music and religion. For instance, he describes new mathematical insights as “revelations,” and the utterly unchanging truths of mathematical ideas are “nothing short of a miracle.” He also brings us into the spiritual mindset of mathematicians and physicists — many of them Jewish — who described the suddenly revealed inner workings of the universe with rapturous language. Einstein was famous for these pronouncements, writing that “some spirit is manifest in the laws of the Universe — a spirit vastly superior to that of man.

More recently Murray Gell-Mann, who discovered the tiny particles called quarks, described their structure in Buddhist terms, while the Hungarian Paul Erdös, who believed God kept the most elegant proof of each mathematical theorem in “The Book,” described teaching a math class as “preaching[...]

The goal of this unified theory “uncovers and brings into focus mysterious patterns shared by different areas of math and thus points to deep, unexpected connections between them.” These different branches are like continents: While it used to take months to get from Europe to North America, it now takes hours. Soon, mathematically speaking, it might be instantaneous — with enormous implications for understanding the hidden heart of reality.”
http://www.jweekly.com/article/full/716 ... rituality/

Zuletzt geändert von Novas am Do 10. Dez 2015, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#66 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Pluto » Do 10. Dez 2015, 16:10

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn etwas falsifiziert wird, gehört es (wie so vieles anderes auch) in den Mülleimer der Geschichte.
Metaphern können falsifiziert werden?
Das ist natürlich Unsinn. Aber das der menschliche Geist im Herzen liegt war in früheren Zeiten während Jahrtausenden keine Metapher, sondern war eine Hypothese der Physiologie. Diese Hypothese wurde widerlegt. Was uns von dieser Hypothese bleibt ist das Mem, bzw. die Metapher.

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Eine innere Wahrheit ist nun einmal keine absolute Wahrheit.
Aha?!
Wenn du meinst... :)
Ja, natürlich.
Dann wirst du sicher auch erklären können, was eine "innere" Wahrheit überhaupt ist.
Gilt sie denn mehr oder weniger als eine "normale" Wahrheit?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#67 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Savonlinna » Do 10. Dez 2015, 16:16

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Tja.... Manche Meme lassen sich halt schwer ausrotten, vor allem wenn sie sich über die Jahrtausende in den Köpfen großer (und kleiner) Denker "eingenistet" haben.
Warum sollten sie denn überhaupt ausgerottet werden?
Gestern hörte ich einen Vortrag von Edward Frenkel, einem großartigen russischen Mathematiker (inzwischen Amerikaner) der bekannt ist für sein Buch Love and Math: The Heart of Hidden Reality.

Das von Dir erwähnte Buch gibt es, wie ich festgestellt habe, auch in deutscher Übersetzung:
Liebe und Mathematik: Im Herzen einer verborgenen Wirklichkeit

Es ist immer am Besten, den Nestbeschmutzern erwachsen aus den eigenen Reihen Widerständler. Auf Gegner hören sie nicht.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#68 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Savonlinna » Do 10. Dez 2015, 16:20

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn etwas falsifiziert wird, gehört es (wie so vieles anderes auch) in den Mülleimer der Geschichte.
Metaphern können falsifiziert werden?
Das ist natürlich Unsinn. Aber das der menschliche Geist im Herzen liegt war in früheren Zeiten während Jahrtausenden keine Metapher, sondern war eine Hypothese der Physiologie. Diese Hypothese wurde widerlegt. Was uns von dieser Hypothese bleibt ist das Mem, bzw. die Metapher.
Augustin wusste nicht, was eine Metapher ist?????


Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aha?!
Wenn du meinst... :)
Ja, natürlich.
Dann wirst du sicher auch erklären können, was eine "innere" Wahrheit überhaupt ist.
Kann ich. Mache ich aber nicht. Nicht Dir gegenüber.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#69 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Pluto » Do 10. Dez 2015, 16:31

Novalis hat geschrieben:Auf Facebook veröffentlichte er folgenden kritischen Beitrag im Hinblick auf die Ideologie des "Transhumanismus"
Transhumanismus ist keine Ideologie, sondern ein Aspekt des Lebens, der uns in Zukunft immer häufiger beeinflussen wird, sofern die Medizin uns mit neuen Prothesen, Implantaten und Sensoren ausstattet.

"Every day I find a bunch of posts and links on transhumanism and AI in my FB newsfeed. And most of them are so depressing...
Hmm... Wenn es ihn deprimiert, sollte er vielleicht die Newsfeeds auf FB abbestellen.

Novalis hat geschrieben:"I am all for using technology to cure disease and enhancing our abilities. But it's also so clear that we obsess "overcoming death" as a way to escape from Life, divert ourselves from looking inside."
Ja. Das Altern und der Tod werden gerne in unserer Gesellschaft verdrängt. Man stirbt heutzutage fernab von der Welt der Lebenden, im Heim oder im Krankenhaus. Ein sehr trauriger Aspekt unseres modernen Lebens.

Aber ist es wirklich schlechter als vor einigen Jahrhunderten, als Tod und Schmerz allgegenwärtig waren? Immerhin ist heute ist die Lebensqualität besser und die Lebenserwartung hat sich im Laufe von wenig mehr als einem Jahrhundert verdoppelt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#70 Re: Undogmatischer Atheismus

Beitrag von Pluto » Do 10. Dez 2015, 16:34

Savonlinna hat geschrieben:Augustin wusste nicht, was eine Metapher ist?????
Doch sicher.
Aber dass das Herz Sitz des Geistes war, war für ihn KEINE Metapher, sondern fester Bestandteil seines Weltbilds.
Auch Augustinus war ein Mensch der sich irren konnte, nicht wahr?

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dann wirst du sicher auch erklären können, was eine "innere" Wahrheit überhaupt ist.
Kann ich. Mache ich aber nicht. Nicht Dir gegenüber.
Du wirst es schon tun müssen wenn du deine Glaubwürdigkeit nicht verlieren willst,
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten