Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

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barbara
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#61 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von barbara » Mi 13. Mai 2015, 11:03

JackSparrow hat geschrieben: Das sind Schriftzeichen, die eine Menge von irgendwas anderem ausdrücken.

"Farbe auf Papier" oder "Pixel auf Bildschirm" ist NICHT die Zahl selbst, sondern lediglich ein Symbol für die Zahl.

So dass man nicht immer erst drei Äpfel und fünf Äpfel nebeneinanderlegen muss, um die Gesamtmenge der Äpfel zu bestimmen. Dazu braucht man keinen Geist. Das Gehirn muss nur auf das Lesen und Schreiben der Schriftzeichen trainiert sein.

Lesen = Sinn erfassen - eine geistige Tätigkeit.
Auch Sinn sieht man nicht durch die Natur rennen, genauso wenig wie man Zahlen durch die Natur rennen sieht.


Ich glaube auch, was man logisch draus schließen kann.

Logik ist auch geistig - nirgends sieht man Logik durch die Natur rennen.


Der Computer ist völlig materiell. Es gibt keinen logischen Grund anzunehmen, wieso sich dies bei kohlenstoffbasierten Computern irgendwie anders verhalten sollte.

Du hast die unselige Neigung übernommen, dass immer grad das Neuste an technischen Entwicklungen mit dem Menschen verglichen wird. Uhren sind auch materiell, und Menschen wurden mit Uhren verglichen, als Uhren das Hipste, Neuste und Coolste waren, das es gab - aber Menschen sind keine Uhren, sie gehorchen ganz andern Gesetzen. Wissen inzwischen alle, auch die Wissenschaftler in der Tradition der "der Mensch ist eine Uhr"-Anhänger von damals.

Und Menschen sind auch keine Computer.

Bist du denn der Meinung, dass Gesetze, die zB die Unversehrtheit des Körpers schützen, abgeschafft werden sollen? Alte Computer werden ja auch einfach auf den Schrott geworfen, und mit Glück werden noch ein paar wertvolle Komponenten extrahiert und recykliert. Wenn du deinen Gedanken konsequent zu Ende führst, müssten Menschen ja nicht anders behandelt werden als Computer - man müsste sie zB kaufen und verkaufen können. Ist es das, was du für gut und richtig hältst?

gruss, barbara

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Savonlinna
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#62 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Savonlinna » Mi 13. Mai 2015, 11:44

barbara hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben: So dass man nicht immer erst drei Äpfel und fünf Äpfel nebeneinanderlegen muss, um die Gesamtmenge der Äpfel zu bestimmen. Dazu braucht man keinen Geist. Das Gehirn muss nur auf das Lesen und Schreiben der Schriftzeichen trainiert sein.
Lesen = Sinn erfassen - eine geistige Tätigkeit.
Auch Sinn sieht man nicht durch die Natur rennen, genauso wenig wie man Zahlen durch die Natur rennen sieht.
Genau das, Barbara!

Das habe ich oben Jack schon versucht zu erklären, aber er versteht das wahrscheinlich nicht.
Oder er versteht es sehr wohl - manche seiner Überlegungen sind verdammt gut! - und will einfach nur die Leute ärgern.

barbara hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben: Ich glaube auch, was man logisch draus schließen kann.
Logik ist auch geistig - nirgends sieht man Logik durch die Natur rennen.
Auch hier: Genau das!

Das ist erst mal die grundlegende Bedeutung, die der Mensch benötigte und ihn dazu brachte, das Wort "Geist" zu erfinden.
Es wird damit eine innere Tätigkeit beschrieben, kein Gegenstand.

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Halman
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#63 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Halman » Mi 13. Mai 2015, 13:29

JackSparrow hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Wenn man ein Sieb mit 10 Löchern hat, kommt bei ihm weniger durch als bei einem Sieb mit 100 Löchern - die Komplexität der Lochanordnung entscheidet also darüber, wieviel Wasser durchgeht.
Wasser ist ein materielles Phänomen. Würde jemals jemand einen Geist wahrnehmen, wäre Geist ebenfalls ein materielles Phänomen. Bis dieser Zeitpunkt eintritt, handelt sich bei Geist allerdings um eine Erfindung von Esoterikern.
Ist Graviation ein materielles Phänomen?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
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#64 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Pluto » Mi 13. Mai 2015, 15:46

barbara hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Das sind Schriftzeichen, die eine Menge von irgendwas anderem ausdrücken.
"Farbe auf Papier" oder "Pixel auf Bildschirm" ist NICHT die Zahl selbst, sondern lediglich ein Symbol für die Zahl.
Das Schwarz der Zahlen (das Symbol einer Zahl) ist eine Abstraktion zweiten Grades, ein rekursiver Gedanke also. Die Zahlen selbst sind allerdings in der Natur verankert.
Beispiel: Eine Löwin weiß genau wie viele Jungtiere sie hat.

barbara hat geschrieben:Logik ist auch geistig - nirgends sieht man Logik durch die Natur rennen.
Stimmt... weil Logik eine Abstraktion ist. Aber sie wird durch ihre Regeln sichtbar. Z. Bsp. ist Gegenstand 'A' niemals gleich 'B'.

barbara hat geschrieben:Du hast die unselige Neigung übernommen, dass immer grad das Neuste an technischen Entwicklungen mit dem Menschen verglichen wird. Uhren sind auch materiell, und Menschen wurden mit Uhren verglichen, als Uhren das Hipste, Neuste und Coolste waren, das es gab.
Doch, doch.
Kennst du nicht die Uhrmacher Analogie des Apologeten William Paley? Das war ein berühmter Versuch, die Existenz Gottes zu beweisen.

barbara hat geschrieben:Und Menschen sind auch keine Computer.
Der Mensch nicht, aber sein Gehirn. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#65 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von JackSparrow » Mi 13. Mai 2015, 15:57

barbara hat geschrieben:Lesen = Sinn erfassen - eine geistige Tätigkeit.
Ein Computer kann zwei Zahlen von der Festplatte lesen und sie addieren. Dafür braucht er keine geistige Tätigkeit. Er braucht nur paar Schaltkreise. Sollte der Computer einen Sprach-Synthesizer haben, kann man ihn sogar jedes Mal sagen lassen, die zwei Zahlen hätten einen Sinn ergeben.

Logik ist auch geistig - nirgends sieht man Logik durch die Natur rennen.
Aufgrund unserer materiellen Beobachtungen können wir sagen, dass auf Regen eine nasse Straße folgt. Wir können aber nicht sagen, dass von einer nassen Straße immer auf Regen geschlossen werden kann. Regen ist somit eine hinreichende, aber nicht eine notwendige Bedingung für eine nasse Straße. Geist ist dafür nicht notwendig. Das könnte auch ein Schimpanse erkennen, wenn wir ihm nur die Wörter für Regen und Straße beibringen würden.

Wenn du deinen Gedanken konsequent zu Ende führst, müssten Menschen ja nicht anders behandelt werden als Computer - man müsste sie zB kaufen und verkaufen können.
Kaufen und verkaufen sagen wir heute nicht mehr. Das heißt jetzt Arbeitsmarkt.


Halman hat geschrieben:Ist Graviation ein materielles Phänomen?
Gravitation kann wahrgenommen werden, indem man beispielsweise einen Ziegelstein fallen lässt. Wenn wir es wahrnehmen können, muss es materiell sein.

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Halman
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#66 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Halman » Mi 13. Mai 2015, 16:11

JackSparrow hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Ist Graviation ein materielles Phänomen?
Gravitation kann wahrgenommen werden, indem man beispielsweise einen Ziegelstein fallen lässt. Wenn wir es wahrnehmen können, muss es materiell sein.
Dies ist eine unbegründete Behauptung. Mit unseren Augen nehmen wir nur Licht wahr. Sind Photonen materiiell? Bist Du Anhänger des überholten Materialismus'?

Der Stein, den wir wahrnehmen, ist sicher materiell. Doch der Grund für seine Bewegung ist keineswegs materiell. Der Stein folgt der Krümmung der Raumzeit und die raumzeitliche Geometrie ist immateriell. Übrigens, auch die Quantenfelder (das EM-Feld ist sicher das Bekannteste), von denen der Raum gem. der Quantenfeldtheorie erfüllt ist, sind immateriell.

Die Physik ist meines Wissens längst nicht mehr materialistisch.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#67 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Pluto » Mi 13. Mai 2015, 16:27

Halman hat geschrieben:Dies ist eine unbegründete Behauptung. Mit unseren Augen nehmen wir nur Licht wahr. Sind Photonen materiiell?
Photonen sind Energieträger. Ist denn Energie nicht materiell?

Halman hat geschrieben:Die Physik ist meines Wissens längst nicht mehr materialistisch.
Alles was beobachtbar ist, ist im Sinne des Frage "materiell".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#68 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Halman » Mi 13. Mai 2015, 16:39

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Dies ist eine unbegründete Behauptung. Mit unseren Augen nehmen wir nur Licht wahr. Sind Photonen materiiell?
Photonen sind Energieträger. Ist denn Energie nicht materiell?
Dies ist eine knifflige Frage. Klassisch betrachtet würde ich diese Frage verneinen. Gem. der QFT erweisen sich sowohl massebehaftete Teilchen, wie auch Photonen, als lokale Anregungen von Quantenfeldern. Sogesehen könnte man Materie als eine Sonderform des Vakuum-Zustandes definieren.

Photonen sind (soweit wie wissen) masselose Teilchen mit einem Spin von 1-. Elementare Materielteilchen (Quarks und Leptonen) haben einen Spin von ½. Diese könnte man in Abgrenzung zu Photonen als materiell klassifizieren.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Physik ist meines Wissens längst nicht mehr materialistisch.
Alles was beobachtbar ist, ist im Sinne des Frage "materiell".
Ist die Raumzeit beobachtbar? Sind Quantenfelder beobachtbar? Was ist mit Dunkler Energie?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

ThomasM
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#69 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von ThomasM » Mi 13. Mai 2015, 16:45

Pluto hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Und Menschen sind auch keine Computer.
Der Mensch nicht, aber sein Gehirn. ;)
Du formulierst das Ergebnis der Hirnforschung, bevor es da ist.
Bist du ein Prophet?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#70 Re: Entzaubert die Hirnforschung den Menschen?

Beitrag von Halman » Mi 13. Mai 2015, 16:51

Das ist Gehirn ist weitaus mehr als ein Computer. Diesbezüglich verweise ich auf den vierseitigen* Artikel (PDF-DOKUMENT), der auf einen Festvortrag (2005) von Prof. Wolf Singer basiert.

*Die erste Seite enthält nur eine Cover-Grafik und wurde von mir daher nicht mitgezählt. Es handelt sich um vier Textseiten (2 Doppelseiten und eine Seite).
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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