"Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Philosophisches zum Nachdenken
JackSparrow
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#61 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von JackSparrow » Di 7. Jan 2014, 15:17

closs hat geschrieben:Jetzt wäre die Frage: Kann "Vereinnahmung" stärker sein als Erkenntnis/Wille?
Man kann von dem Gedanken vereinnahmt sein, 3 Wochen lang zu fasten. Dann ist die Vereinnahmung stärker als der Wille, sich heute mal ausreichend zu ernähren.

Man kann auch von dem Gedanken vereinnahmt sein, regelmäßig ausreichend essen zu müssen. Dann wäre diese Vereinnahmung ebenfalls stärker als der Wille, heute einfach mal nichts zu essen.

Woher kommt die Vereinnahmung?
Es vermeidet Stress, wenn man sich von den Dingen vereinnahmen lässt, die im aktuellen gesellschaftlichen Umfeld gerade angesagt sind. Bei Tieren würde man es "Anpassung" nennen. Aber der Mensch sagt lieber, es sein eigener Wille gewesen. Das klingt besser.

Und trotzdem ist man "eingenommen" -was genau hat einem da vereinnahmt?
Dopamin und Oxytozin?

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Yusuke
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#62 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Yusuke » Di 7. Jan 2014, 15:52

Hallo zusammen! :)

Salome23 hat geschrieben:Doch, weil er weiss ja (Wissen ist das Ergebnis seiner Erfahrung=Erkenntnis) dass er durch das trinken des Schnapses sein erwünschtes Level errreicht...darum will er den Schnaps
Also gehst du davon aus, dass ein Drogenabhängiger von seiner Droge ablassen kann, aber macht es nicht, weil er/sie es nicht will? Mit anderen Worten: es gibt keine krankhafte Sucht, oder?

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kamille
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#63 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von kamille » Di 7. Jan 2014, 15:58

Salome23 hat geschrieben:@closs
Natrürlich ist es "freiwillig" im umgangssprachlichen Sinn - der Alkoholsüchtige sieht eine Flasche Schnaps und "will" sie. - Aber hier ist "Wille" keine Folge von Erkenntnis
Doch, weil er weiss ja (Wissen ist das Ergebnis seiner Erfahrung=Erkenntnis) dass er durch das trinken des Schnapses sein erwünschtes Level errreicht...darum will er den Schnaps

Hallo, mir kommt das vor wie die Suche nach der Antwort ob zuerst das Ei oder die Henne da war.

Der Wille ist doch umgeben von vielen Kräften und Intersessen sowohl aus dem Körper sowie aus dem Geiste und die arme Seele macht nun aufgrund ihrer Entscheidung eben gute oder schlechte Erfahrungen.
Folglich entsteht Erkenntnis.
Es gibt aber auch Konstellationen, wo die Seele sich immer wieder für das Leiden entscheidet, also in einem Teufelskreislauf ist dem sie scheinbar nicht entrinnen kann, da nützen ihr auch keine guten Erkenntnisse.
Sie hat ihren Willen an etwas hingegeben und kann ihn nicht mehr oder kaum lösen.

Das ist nun mal eine Tatsache der sich niemand entziehen kann.

Scheinbar gibt es Spielregeln für den seelischen Willen, an die er sich halten muß, ansonsten muß er den bitteren Kelch bis zur Neige austrinken.
Wenn der Leidensdruck am Höchsten ist, kommt meist die Kehrtwende.

Ein Sprichwort besagt, gib dem Teufel den kleinen Finger, und er nimmt die ganze Hand, oder wer A sagt, muß auch B sagen. ;)
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Lena
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#64 Erkennen

Beitrag von Lena » Di 7. Jan 2014, 16:15

closs hat geschrieben: Aber warum wird eigentlich so auf dem "freien Willen" rumgeritten? - Ist Erkenntnis nicht wichtiger?

Ich habe für mich erkannt:

Wenn ich den Willen Gottes tue werde ich frei.

...die Wahrheit wird euch frei machen.
Joh. 8,32
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Salome23
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#65 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 16:32

Yusuke hat geschrieben:Hallo zusammen! :)

Salome23 hat geschrieben:Doch, weil er weiss ja (Wissen ist das Ergebnis seiner Erfahrung=Erkenntnis) dass er durch das trinken des Schnapses sein erwünschtes Level errreicht...darum will er den Schnaps
Also gehst du davon aus, dass ein Drogenabhängiger von seiner Droge ablassen kann, aber macht es nicht, weil er/sie es nicht will? Mit anderen Worten: es gibt keine krankhafte Sucht, oder?
Ich geh nicht von etwas aus... ;)
Ich ging auf etwas ein, nämlich auf folgende Aussage von closs:
.....der "Alkoholsüchtige" sieht eine Flasche Schnaps und "will" sie.
Aber hier ist "Wille" keine Folge von Erkenntnis

Warum will er den Schnaps?
a- weil er ein Bedürfnis danach verspürt (er erkennt ein Bedürfnis,weil er es verspürt)
b- was ist der Auslöser dieses Bedürfnisses
Und da gibts wohl mehrere Ursachen
Einen Grund habe ich schon genannt-er will sein erwünschtes Level erreichen, damit er sich wieder wohl fühlt...
Wahrscheinlich weiss er auf Grund von Erkenntnis, die durch seine Erfahrungen in der Vergangenheit zustande kam und somit zu einem Wissen wurde, dass ...
Ein anderer Grund könnte sein, dass er seine Probleme durch Alk vorübergehend verdrängen möchte, weil er die Erfahrung schon gemacht hat, dass ....und daher "will" er den Schnaps
Es ging lediglich nur um closs Aussage
Aber hier ist "Wille" keine Folge von Erkenntnis
Aber vielleicht meint closs ja was anderes

Salome23
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#66 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 16:57

JackSparrow hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Jetzt wäre die Frage: Kann "Vereinnahmung" stärker sein als Erkenntnis/Wille?
Man kann von dem Gedanken vereinnahmt sein, 3 Wochen lang zu fasten. Dann ist die Vereinnahmung stärker als der Wille, sich heute mal ausreichend zu ernähren.
Ist der Gedanke die Folge eines Bedürfnisses, welches den Wunsch(ich will) "zu fasten " etc. erweckte?
Oder ist das Bedürfnis die Folge eines Gedanken(woher kommt der Gedanke?) das erweckt wurde und zu einem Wunsch(ich will) führte?
Ist man nun von einem Gedanken, einem Bedürfnis oder einem Wunsch vereinnahmt?
Oder ist das dem "ich will " völlig egal , warum und weshalb...

closs
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#67 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 18:05

kamille hat geschrieben:Neigt sie sich, was zuerst normal scheint dem Körper zu, dann wird sie auch über ihn zu allem möglichem aus seinem Bereich animiert. Neigt sie sich dem Geiste zu, oder nimmt der Geist von sich auch Einfluß auf die Seele, dann heißt es für sie zu entscheiden.
Was ist entscheidend dafür, dass sich sie sich dem einen oder das anderen zuneigt? - "Wille" und "freie Entscheidung"?

Weiterhin: Welche Verantwortung kann man jemandem zuordnen, wenn er formatiert ist von einer Zeit, die (fast) ausschließlich materielle Zielsetzungen kennt? - Woher sollte die Erkenntnis kommen, etwas anderes als das in der jeweiligen Zeit Vorgegebene zu wollen?

kamille hat geschrieben:Da die Seele eines jeden Menschen unterschiedliche Qualitäten oder Charaktere hat, so fällt es ihr leicht oder schwer dem Geist zu folgen.
Wie würde man begründen, dass es der eine schwerer hat als der andere. - Ist das "gerecht"?

Salome23 hat geschrieben:Doch, weil er weiss ja (Wissen ist das Ergebnis seiner Erfahrung=Erkenntnis) dass er durch das trinken des Schnapses sein erwünschtes Level errreicht...darum will er den Schnaps
OK - also könnte die Erkenntnis von Gott und die Erkenntnis von Schnaps im Einzelfall kategorial das Gleiche sein?

JackSparrow hat geschrieben:Dann ist die Vereinnahmung stärker als der Wille, sich heute mal ausreichend zu ernähren.
Dies hieße aber, dass der fastenden Mensch Anorektiker ist, der nichts gegen sein Fasten tun kann. - Entspricht das aus Deiner Sicht dem, was Christen in der Fastenzeit vor Ostern machen?

JackSparrow hat geschrieben: Bei Tieren würde man es "Anpassung" nennen. Aber der Mensch sagt lieber, es sein eigener Wille gewesen.
Das stimmt - man "steht zu dem", was einen ergreift, und sagt deshalb "Ich habe mich dazu entschieden", weil diese Redewendung "in" ist.

JackSparrow hat geschrieben:Dopamin und Oxytozin
Und was ist verantwortlich dafür, dass der eine mehr und der andere weniger davon produziert? - Sprechen wir von Auslösern oder Indikatoren eines Sachverhalts?

kamille hat geschrieben:Folglich entsteht Erkenntnis.
Das klingt jetzt so, als sei Wille VOR der Erkenntnis. - Was will eine Wille VOR der Erkenntnis?

kamille hat geschrieben:Sie hat ihren Willen an etwas hingegeben und kann ihn nicht mehr oder kaum lösen.
Ist es "Wille", wenn man sich einer Sache hingibt, die man nicht lösen KANN (!).

kamille hat geschrieben:Wenn der Leidensdruck am Höchsten ist, kommt meist die Kehrtwende.
Das wäre biblisch.

Lena hat geschrieben:Ich habe für mich erkannt
Und WIE hast Du es erkannt? - Durch Willen oder Gnade?

Salome23 hat geschrieben:Es ging lediglich nur um closs Aussage "Aber hier ist "Wille" keine Folge von Erkenntnis"
Ja - es wäre zu klären, wie man Wille definiert.

Ist "Wille" Folge von "guter" Erkenntnis und Trieb Folge von "böser" Erkenntnis? - Gibt es einen "bösen Willen" oder nennt man es dann "böser Trieb"?

Rembremerding
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#68 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Rembremerding » Di 7. Jan 2014, 18:08

Spricht man von einer freien Wahl oder einer freien Entscheidung, steigt man einen Schritt zu spät ein. Zuvor ist der freie Wille als Geistes- oder Seelenkraft notwendig. Diese Seelenkraft orientiert sich am Seienden, deshalb ist sie Ursache ihrer selbst und in sich frei. Der freie Wille als an sich neutrale Seelenkraft trifft auf Vernunft und Gewissen, erfordert Opfer und Askese und kann so zur Entscheidung führen.
Unterschiedliche Auffassungen vom Willen erhält man, wenn man ihn einerseits bereits auf ein Ziel hin fixiert, das Ziel quasi als Voraussetzung des Willens betrachtet, oder den Willen als Voraussetzung für eine Zielfindung definiert.

Als Bild betrachtet ist der Wille der Treibstoff, der erst den Motor antreibt und das Auto in eine Richtung, zu einer Entscheidung hin bewegt.
Der Wille als Seelenkraft erhält durch Gewissen und Vernunft eine göttliche Prägung, Information, die auf die Seele trifft. Dort sind in Abstufungen vom Geist zum Leib zuerst Regungen, Wünsche, Begierden, Triebe und Gefühle, die je nach Prägung und Stärke der Seelenkraft angeregt oder unterdrückt werden.

In der Seele werden menschliche Prägungen gespeichert. Sie resultieren aus Erfahrungen, soziales Umfeld, körperliche Umstände etc. Sie beeinflussen die Stärke der Seelenkraft, die auf die Regungen, Wünsche, Begierden, Triebe oder Gefühle wirken muss, um eine Reaktion oder Entscheidung hervorzurufen.

:wave: Servus
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Salome23
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#69 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 18:42

@closs
OK - also könnte die Erkenntnis von Gott und die Erkenntnis von Schnaps im Einzelfall kategorial das Gleiche sein?
Ich weiss, was Schnaps ist, da ich.........
Aber bitte, wer oder was ist Gott?

Rembremerding
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#70 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Rembremerding » Di 7. Jan 2014, 18:44

Salome23 hat geschrieben:@closs
OK - also könnte die Erkenntnis von Gott und die Erkenntnis von Schnaps im Einzelfall kategorial das Gleiche sein?
Ich weiss, was Schnaps ist, da ich.........
Aber bitte, wer oder was ist Gott?
Dasselbe. Geist. :lol:
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