Kommen wir nun zu seinem französischen Philosophen der Barockzeit:
René Descartes, der außerdem Mathematiker und Naturwissenschaftler war.
Gemäß der cartesianischen Metaphysik gibt es zwei Substanzen:
1. Die
ausgedehnte Substanz (
Res extensa) bezeichnet alle materiellen Körper, seien es Steine oder Tiere. Sie gehorchen den Naturgesetzen.
2. Die
denkende Substanz (
Res cogitans), der Geist bzw. die Seele, die nicht geleugnet werden kann, selbst wenn man allen Wahrnehmungen misstraut und daher alles Wissen über die Welt bezweifelt und man folglich alle Res extensa für Illusionen hält, so kann man nicht darüber im Zweifel sein, dass man zweifelt:
Ego cogito, ergo sum.
Wenn nun alle Dinge angezweifelt werden, so ist nur das Res cogitans gewiss.
In seiner
Erwiderung an Thomas Hobbes (einem strengen Materialisten) erklärt Descartes, dass der Geist (Res cogitans) notwendigerweies unabhängig vom Körper (Res extensa) gedacht werden muss.
Die hier von den Philosophen als wahr anerkannten Zweifelsgründe habe ich nur als wahrscheinlich vorgebracht; ich habe mich auch ihrer nur bedient, nicht um sie als neu anzupreisen, sondern teils um die Leser auf die Betrachtung der geistigen Natur und ihre Unterscheidung von den körperlichen Dingen vorzubereiten (zu welchem Zweck sie mir hauptsächlich notwendig scheinen), teils um auf eben sie in den folgenden Meditationen zu antworten ...
(Mir wurde zugetragen, dass Descartes laut La Mettrie gemäß privaten Briefen selbst nicht völlig von der Seele überzeugt war.)
__________________________________________________________________________________________________________________________
Man könnte sich folgende drei Wege des Argumentierens vorstellen:
1. Biographischer Weg: Ich zeige auf, wie ich zu einer Überzeugung gelange, insbesondere welche Ursachen zu meiner Überzeugung führen. Dieser Weg sagt mir persönlich sehr zu, allerdings mag seine Schwäche in der Subjektivität bestehen und kann daher von Neigungen und privaten Meinungen beeinflusst sein.
2. Rhetorischer Weg: Die Argumentation wird mit gekonnter Rhetorik oder gar Polemik vorgetragen, dem mit Ziel, möglichst große Überzeugungskraft zu entfalten.
3. Logischer Weg: Dies ist der philosophische Weg, welcher die Argumente formal logisch gestaltet und schlüssig darstellt.
Kommt ihr auch zu dem Schluss, dass sich Descartes in seinen Meditationen des 1. Weges bediente? Er gebraucht die Ich-Form und berichtet von seiner persönlichen Erfahrung.
_________________________________________________________________________________________________________________________
Kommen wir zur modernen Philosophie und zwar zur Referenztheorie von
Hilary Putnam.
Aus der kausalen Referenztheorie ergibt sich ein zweites Argument gegen die Annahme, dass die Referenz eines sprachlichen Ausdrucks durch einen geistigen Zustand des Sprechers festgelegt wird. Es bedient sich des Gedankenexperimentes der Zwillingserde, eines anderen Planeten, welcher der Erde weitgehend gleicht und auch menschliche Bewohner hat, die die gleiche Sprache sprechen wie wir. Der einzige Unterschied soll darin bestehen, dass die dort als ›Wasser‹ bezeichnete Flüssigkeit nicht aus H2O wie auf der Erde, sondern aus einer anderen chemischen Substanz XYZ besteht, die außer der anderen chemischen Struktur aber dieselben Eigenschaften wie unser Wasser aufweist. Ein Astronaut, der heute auf die Zwillingserde gelangte, würde diesen Unterschied schnell bemerken und sagen, dass sich die Bewohner der Zwillingserde mit ›Wasser‹ auf eine andere Substanz beziehen als die der Erde. Aber wenn durch irgendeinen Umstand ein Mensch vor 200 Jahren auf die Zwillingserde gelangt wäre, als noch keine chemischen Analysemethoden bekannt waren, hätte er den Unterschied nicht herausfinden können. Er hätte sich also bezüglich des Wassers der Zwillingserde in dem gleichen geistigen Zustand befunden wie deren Bewohner, hätte sich aber trotzdem mit dem Wort ›Wasser‹ nicht auf das Wasser der Zwillingserde, sondern auf das Wasser unserer Erde bezogen, denn darauf hätte die Kausalkette verwiesen, welche die Referenz bestimmt. Folglich kann der geistige Zustand des Sprechers nicht für die Festlegung der Referenz verantwortlich sein. Zudem zeigt dieses fiktive Beispiel, dass die Referenz vieler Ausdrücke von der Umgebung abhängt, in der sie gelernt wurden; diese Eigenschaft wird als Indexikalität bezeichnet.
Wie versteht ihr diese Gedanken?