Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
JackSparrow
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#591 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von JackSparrow » Mi 17. Dez 2014, 11:32

closs hat geschrieben:Wie sieht das aus Sicht dessen aus, das meine Perspektive nicht beinhaltet?
Ohne meine Perspektive kann ich auch nicht über die Perspektive anderer Leute spekulieren.

closs
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#592 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Mi 17. Dez 2014, 12:26

JackSparrow hat geschrieben:Ohne meine Perspektive kann ich auch nicht über die Perspektive anderer Leute spekulieren.
Áus Wahrnehmungs-Sicht ist dem zuzustimmen. - Sind wir uns einig, dass es deshalb trotzdem eine Perspektive dessen, was meine Perspektive nicht beinhaltet, gibt?

Pluto
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#593 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Mi 17. Dez 2014, 13:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Damit scheidet jegliche Form von gedachter "ontologischer Differenz" raus.
Das wiederum geht nicht: Du kannst nicht per Wort-Definition den Überbegriff von "Realität", nämlich "Sein" wegzaubern.
Anders rum wird ein Schuh draus.
Du zauberst ein metaphysisches Sein aus dem Nichts und stülpst es unserer bestens funktionierenden Welt über. Was diese metaphysische Sein aber ist, bist du nicht in der Lage hinreichend zu definieren. Du weichst bewusst der Definition immer wieder aus, in dem du dich auf die prinzipielle nicht die Falsifizerbarkeit deine Behauptungen berufst. Das macht deine Vorstellung von Sein dann vollkommen privat und willkürlich.

closs hat geschrieben:Ich verstehe nach wie vor nicht, warum das Wort "Sein" ("etwas ist unabhängig von unserer Wahrnehmung" - u.a. "Realität") ideologisch sein soll.
Allein nicht, aber wenn du den Begriff "naturalistisches Sein" verwendest, kommt das einem ideologischen Urteil gleich. Warum kannst du es nicht die "prinzipiell naturwisssenschaftlich erkennbare Realität" nennen? Das wäre neutraler (und richtiger).

closs hat geschrieben:Geht es um die "Sauberkeit" der Wahrnehmung oder um das Finden von Wirklichkeit?
Um Beides! Man kann nur mit sauber geputzter Brille die Richtung erkennen, die zur Wahrheit führt.

closs hat geschrieben:Spirituelle Erkenntnis, philosophische Erkenntnis, literarische Erkenntnis, musikalische Erkenntnis, Herzens-Erkenntnis.
Es geht mir vor allem um Begriffsverständnis. Bei allen von dir erwähnten Dingen, handelt es sich um private, nur ungenau vermittelbare Erlebnisse oder Erfahrungen die tiefe Gefühle auslösen können, aber keineswegs um Erkenntnisse.

closs hat geschrieben:Das ist ein klassischer Fall, bei dem "geistige Erkenntnis" von (intakten) Müttern über dem momentanen Stand von Moden, Studien und sonst was steht.
Natürlich empfinden Eltern am besten (besser als andere) wie reif ihre Kinder sind. So was als Erkenntnis zu bezeichnen mag ja noch im Alltag durchgehen, aber in einem philosophische Gespräch empfinde es als ein Missbrauch des Begriffs "Erkenntnis".

Das Kernproblem ist ein anderes: Menschen (Machtmenschen?) schubladisieren gern. Mit 18 ist man Erwachsen, Punkt; mit 6 Jahren ist man Schulreif, Basta; man ist Deutscher weil es im Pass steht, usw... Aus demselben Grund gibt es auch keine Zwischenstufen in der Evolutionsbiologie. Die Taxonomen stecken Fossilien immer in Schubladen und Kreationisten nutzen dies in ihrer Polemik aus. Das Problem liegt in der Ordnungsliebe des Menschen. Er hat nun mal die Tendenz, alles was er zu erkennen meint, in die eine oder andere Schublade zu stecken.

closs hat geschrieben:da kommt ein Mensch rein - zwei geistig intakte Menschen schauen sich an und wissen Bescheid - Bei mir reift immer mehr der Verdacht, dass nachweisbare Studien (neben ihrem tatsächlichen Wert) die Funktion übernehmen, eigene geistige Kompetenz zu verhindern - wenn das nicht selbstverschuldete Unmündigkeit ist, fresse ich einen Besen. ... Sprache kann verräterisch sein.
Letzteres stimmt! Dein Gebrauch des Wortes "Erkenntis" ist in diesem Zusammenhang umgangsprachlich verschwommen und irritierend. Wenn sich zwei Menschen gegenüberstehen und sich verstehen, ist das Empathie und nicht Erkenntnis. Und was das mit (Un-)Mündigkeit zu tun hat kann ich leider nicht erkennen.
Also fang schon mal an den Besen weichzukochen — Im Besen essen habe ich einige Erfahrungen die ich mit dir teilen kann. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#594 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Mi 17. Dez 2014, 14:59

Pluto hat geschrieben:Du zauberst ein metaphysisches Sein aus dem Nichts
Nein - ioch definiere "Sein" als solches - egal wo es stattfindet. - Das Metaphysische spielt dabei überhaupt keine Rolle - außer, dass es nicht ausgeschlossen ist.

Pluto hat geschrieben: Du weichst bewusst der Definition immer wieder aus
Man KANN es nicht hinreichend definieren - deshalb spricht man doch von "Glauben" und nicht von "Wissen".

Pluto hat geschrieben: Das macht deine Vorstellung von Sein dann vollkommen privat und willkürlich.
Dadurch wird das Sein selbst NICHT privat und willkürlich, weil es hier gar nicht um Wahrnehmung geht. - Sein "ist" oder "ist-nicht". - Es geht hier einzig und allein darum, dass Sein unabhängig davon ist, ob es naturwissenschaftlich, religiös oder gar nicht wahrgenommen wird. - Und wenn jemand etwas religiös wahrnehmen sollte, was nicht "ist", dann ist es eben KEIN Sein.

Pluto hat geschrieben:Allein nicht, aber wenn du den Begriff "naturalistisches Sein" verwendest, kommt das einem ideologischen Urteil gleich.
Definitionen sind keine Ideologien - der Satz "Was ist, das ist" ist keine Ideologie. - Ideologie wäre, wenn ich behaupten würde zu wissen (!!), dass es das göttliche Sein gäbe. - Aber genau das wird doch eben NICHT gesagt.

Pluto hat geschrieben:Man kann nur mit sauber geputzter Brille die Richtung erkennen, die zur Wahrheit führt.
Vorsicht: Es wäre Ideologie, wenn man behaupten würde, jegliches Sein ("also das, was ist") könne nur naturwissenschaftlich (objektiv, intersubjektiv) erkannt werden. - Womit wollte man begründen, dass persönliche Erkenntnis NICHT zum Sein ("also dem, was ist") führen könnte?

Pluto hat geschrieben: aber keineswegs um Erkenntnisse.
Das liegt ausschließlich an Deiner innerbetrieblich naturwissenschaftlichen Definition von Erkenntnis. - Erkenntnis kann auch "unmittelbares Erleben von Handlungs- und Sachzusammenhängen"sowie "Akt und Ergebnis der durch Einsicht und/oder Erfahrung gewonnenen Kenntnis" (wik) sein.

Pluto hat geschrieben: aber in einem philosophische Gespräch empfinde es als ein Missbrauch des Begriffs "Erkenntnis".
Eben nicht - genau das ist transzendental-philosophisch mit "Erkenntnis" gemeint - Ausrichtung zur Wahrheit.

Ich verstehe Dich schon: Du legst Dein naturwissenschaftliches Bild zugrunde, addierst dazu moderne Philosophien wie die "analytische Philosophie" (die aus meiner Sicht keine echte Philosophie ist, sondern ein Ableger des Materialismus - aber das ist wirklich meine Privat-Meinung), und kommst dann zu Deinen Ergebnissen, die fatalerweise logischerweise zur Folge haben, dass individuale geistige Erkenntnis nicht mehr satisfaktionsfähig in einem philosophischen Zusammenhang ist. - Einmal mehr: Die Voraus-Setzung macht die Schlussfolgerung.

Pluto hat geschrieben:Und was das mit (Un-)Mündigkeit zu tun hat kann ich leider nicht erkennen.
Die Unmündigkeit versteht darin, dass man - im Bild gesagt - am nächsten Tag in der Zeitung lesen muss, ob einem ein Konzert am Abend vorher gefallen hat. :devil:

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#595 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Mi 17. Dez 2014, 18:56

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du zauberst ein metaphysisches Sein aus dem Nichts
Nein - ich definiere "Sein" als solches - egal wo es stattfindet. - Das Metaphysische spielt dabei überhaupt keine Rolle - außer, dass es nicht ausgeschlossen ist.
Pluto hat geschrieben: Du weichst bewusst der Definition immer wieder aus
Man KANN es nicht hinreichend definieren - deshalb spricht man doch von "Glauben" und nicht von "Wissen".
Damit bestätigst du meine schlimmsten Befürchtungen. Deine Argumentation erinnert an Anselms Gottesargumente:
Man nimmt an, es gäbe in Gedanken das allumfassende "Sein", worüber man sich nichts Größeres vorstellen kann, und schließt daraus, dass dieses Sein demzufolge existieren muss.

closs hat geschrieben:Dadurch wird das Sein selbst NICHT privat und willkürlich, weil es hier gar nicht um Wahrnehmung geht. - Sein "ist" oder "ist-nicht".
Aha!? Das Sein begann, wie Anselms Gottevorstellung als brillianter Gedake deiner Vorstellung, und schon ist es für dich eine Tatsache. Nietzsche nannte das münchhausensche Verwegenheit.

closs hat geschrieben:Es geht hier einzig und allein darum, dass Sein unabhängig davon ist, ob es naturwissenschaftlich, religiös oder gar nicht wahrgenommen wird.
Ganz sicher ist für mich Sein unabhägig von der Realität der Welt. Wie soll etwas was als Gedanke beginnt, der Realität entsprechen?

closs hat geschrieben:Definitionen sind keine Ideologien - der Satz "Was ist, das ist" ist keine Ideologie. - Ideologie wäre, wenn ich behaupten würde zu wissen (!!), dass es das göttliche Sein gäbe. - Aber genau das wird doch eben NICHT gesagt.
Natürlich ist Existenz an sich keine Ideologie.
Nur der Begriff "naturalistisches Sein", ist bereits eine Wertung, welches ich als ideologisches Urteil empfinde.

closs hat geschrieben:Vorsicht: Es wäre Ideologie, wenn man behaupten würde, jegliches Sein ("also das, was ist") könne nur naturwissenschaftlich (objektiv, intersubjektiv) erkannt werden.
Ich wüsste nicht was naturwissenschaftliche Methodik mit alledem zu tun hat. Alles was über das prinzipiell Nachweisbare hinaus behauptet wird, ist IMO bereits ideologische Doktrin, weil es weder intersubjektiv noch objektiv erkennbar ist.

closs hat geschrieben:Womit wollte man begründen, dass persönliche Erkenntnis NICHT zum Sein ("also dem, was ist") führen könnte?
Weil persöliche Erkenntnis keine Erkenntis an sich ist, sonder Empfindung oder Erfahrung.

closs hat geschrieben:Erkenntnis kann auch "unmittelbares Erleben von Handlungs- und Sachzusammenhängen"sowie "Akt und Ergebnis der durch Einsicht und/oder Erfahrung gewonnenen Kenntnis" (wik) sein.
Du scheinst eine Definition des Begriffs Erkenntnis aus dem Alltag verwenden zu wollen. Hier brauchen wir aber die strengere Definition der Philosophie um Erlebnisse und vermeintliche Zusammenhäge heraus zu filtern. Ein Beispiel aus dem Gerichtssaal: Wenn auf dem Polizeifoto des Tatorts die Waffe neben der Leiche zu sehen ist, dann ist das eine Erkenntnis. Wenn aber der Verteidiger vom Zeugen eine Beschreibung des Täters erhält, ist das ein Erlebnisbericht des Zeugen und keine Erkenntis.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: aber in einem philosophischen Gespräch empfinde es als ein Missbrauch des Begriffs "Erkenntnis".
Eben nicht - genau das ist transzendental-philosophisch mit "Erkenntnis" gemeint - Ausrichtung zur Wahrheit.
Da ist wieder das "Teekannen-Syndrom". Woher willst du wissen ob eine Erfahrung in Richtung Wahrheit ausgericht ist?
Anderes Beispiel: Du hörst eine Symphonie von Beethoven. In deinem Sprachgebrauch "erkennt" man den Sinn der Musik. Woher weiß man, ob die Art wie man die Musik hört der Wahrheit in der Musik entspricht? Wurde es wirklich so gespielt, wie es sich der Meister gedacht hatte? Und woher kann das wissen?

closs hat geschrieben:Ich verstehe Dich schon: Du legst Dein naturwissenschaftliches Bild zugrunde, addierst dazu moderne Philosophien wie die "analytische Philosophie" (die aus meiner Sicht keine echte Philosophie ist, sondern ein Ableger des Materialismus - aber das ist wirklich meine Privat-Meinung), und kommst dann zu Deinen Ergebnissen, die fatalerweise logischerweise zur Folge haben, dass individuale geistige Erkenntnis nicht mehr satisfaktionsfähig in einem philosophischen Zusammenhang ist.
Wenn es doch so einfach wäre...

Ich diskutiere mit dir über Erkenntnis und wie wir herausfinden können ob diese Erkenntis uns der Wahrheit näher bringt. Das hat nichts mit "Satisfaktionsfähigkeit" zu tun, sondern mit Pragnmatismus und Rationalität.

closs hat geschrieben:Die Unmündigkeit versteht darin, dass man - im Bild gesagt - am nächsten Tag in der Zeitung lesen muss, ob einem ein Konzert am Abend vorher gefallen hat. :devil:
Noch besser wäre, wenn diese Zeitung von morgen schon vor dem Konzertbesuch lesen könnte. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#596 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von JackSparrow » Mi 17. Dez 2014, 22:40

closs hat geschrieben:Sind wir uns einig, dass es deshalb trotzdem eine Perspektive dessen, was meine Perspektive nicht beinhaltet, gibt?
Nein, sind wir nicht. Der Nachweis einer unabhängig von unserem Gehirn existierenden Sonne würde eine vollständige Deaktivierung unseres Gehirns voraussetzen, denn nur unser Gehirn ermöglicht es uns, überhaupt irgendetwas über eine Sonne zu wissen. Eine vollständige Deaktivierung des Gehirns würde aber den Nachteil mit sich bringen, dass man dann vergessen würde, was man eigentlich nachweisen wollte. Es bleibt uns somit leider nichts weiter übrig, als die Existenz einer "Sonne an sich" bis auf Weiteres als reine Spekulation zu betrachten.

Es wäre Ideologie, wenn man behaupten würde, jegliches Sein ("also das, was ist") könne nur naturwissenschaftlich (objektiv, intersubjektiv) erkannt werden.
Ein Sein, das nicht erkannt werden kann, ist eine Erfindung. Es wäre erst dann keine Erfindung mehr, wenn es jemand erkannt hätte. Warum? Weil wir Dinge, die bisher noch niemand erkannt hat, irgendwie von den Dingen unterscheiden müssen, die bereits erkannt worden sind, und deshalb aus semantischen Gründen eigene Bezeichnungen dafür eingeführt haben.

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#597 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Mi 17. Dez 2014, 23:04

Pluto hat geschrieben: und schließt daraus, dass dieses Sein demzufolge existieren muss.
Nein - das tue ich nicht. - Es ist theoretisch durchaus möglich, dass "Sein" und "naturalistische Realität" synonym sind, es also kein anderes Sein gibt als die naturalistische Realität. - Geistig spricht da zwar alles dagegen, aber auch für Geistiges gilt, dass der Mensch kein absolutes Wissen hat.

Pluto hat geschrieben:Das Sein begann, wie Anselms Gottevorstellung als brillianter Gedake deiner Vorstellung, und schon ist es für dich eine Tatsache.
Das "Sein" ist selbstverständlich eine Tatsache - das "Ich" ist ein Sein, Sonne und Mond auch (wenn wir unsere Res cogitans und Res extensa Diskussion mal beiseite legen). - Der Mond "ist" und die Sonne "ist", also sind beide "Sein". - Du interpretierst viel zu viel in das Wort "Sein" hinein.

Pluto hat geschrieben:Ganz sicher ist für mich Sein unabhägig von der Realität der Welt.
"Realität der Welt" ist auch Sein - sogar die offensichtlichste From davon.

Pluto hat geschrieben:Wie soll etwas was als Gedanke beginnt, der Realität entsprechen?
Der menschliche Gedanke ist nicht die Grundlage des Seins - das gilt weder für den Mond noch für Gott. - Denn der Mond ist existent auch ohne unsere Gedanken. - Und wenn es Gott gibt, ist auch er exstistent ohne unsere Gedanken.

Pluto hat geschrieben:Nur der Begriff "naturalistisches Sein", ist bereits eine Wertung, welches ich als ideologisches Urteil empfinde.
Es ist eine Spezifizierung: "Sein, welches naturalistischer Art ist". - Ferrari = Auto, das aus Italien stammt. - Bordeaux = Wein aus Frankreich.

Pluto hat geschrieben: Alles was über das prinzipiell Nachweisbare hinaus behauptet wird, ist IMO bereits ideologische Doktrin, weil es weder intersubjektiv noch objektiv erkennbar ist.
Das ist Dein großer Denkfehler.

Ideologisch ist, wenn man aus Eigen-Erkenntnis schließt, dass deshalb ein diesbezügliches Sein/eine diesbezügliche Realität sicher ist - es wäre deshalb ideologisch, weil man aus eigenen Gedanken nicht schließen kann, dass sie sicher wahr sind. - Ideologisch ist es aber auch, wenn man sagt, dass die prinzipielle objektive Nicht-Nachweisbarkeit Sein/Realität ausschließt.

Insofern sind diejenigen, die Gottes transzendelle Existenz als bewiesen ansehen, Ideologen. - Aber Du auch, wenn Du aus der Nicht-Nachweisbarkeit schließt, dass es keine Realität/kein Sein sein kann.

Christen sind (im korrekten Fall) weder das eine noch das andere: Sie schließen aus ihren Erkenntnissen, dass Gott Sein/Realität ist, wissen aber, dass sie es nicht wissen können - genau deshalb spricht man ja vom "Glauben".

Pluto hat geschrieben:Weil persöliche Erkenntnis keine Erkenntis an sich ist
Das ist ein rein definitorisches Problem Deinerseits, dass in der Sprache anders gelöst ist.

Pluto hat geschrieben:Wenn auf dem Polizeifoto des Tatorts die Waffe neben der Leiche zu sehen ist, dann ist das eine Erkenntnis. Wenn aber der Verteidiger vom Zeugen eine Beschreibung des Täters erhält, ist das ein Erlebnisbericht des Zeugen und keine Erkenntis.
Wenn ein Christ um den Hals eines Menschen ein Kreuz sieht, ist das eine Information - wenn er mit dem Menschen spricht, folgt daraus die Erkenntnis, dass er es mit ein Christen zu tun hat oder nicht.

Pluto hat geschrieben: Woher willst du wissen ob eine Erfahrung in Richtung Wahrheit ausgericht ist?
Vieles spricht dafür, es erscheint plausibel, man fühlt es - "wissen" tut man es NICHT. - Deshalb heisst es "Glaube".

Das sind Wahrnehmungs-Probleme, von denen die Frage, ob das Objekt (hier: Gott) ist oder nicht ist, völlig unabhängig ist. - Gott ist oder ist nicht, egal ob wir Wahrnehmungs-Probleme damit haben.

Pluto hat geschrieben: Woher weiß man, ob die Art wie man die Musik hört der Wahrheit in der Musik entspricht?
Das ist eine innere Gewissheit, die unter dazu Befähigten intersubjektiv funktioniert. - In der PRaxis ist es allerdings so, dass man mit manchen Stücken einfach nichts anfangen kann, obwohl sie es wert wären - man hat die speziellen Antennen dazu nicht. - Eigener Geist und der Geist des Stückes müssen zusammenpassen.

Pluto hat geschrieben:Das hat nichts mit "Satisfaktionsfähigkeit" zu tun, sondern mit Pragnmatismus und Rationalität.
Wenn Du von vorneherein sagen würdest, dass Du all das nur auf objektive nachweisbare Phänomene beschränken willst, wäre das ok. - Du erweckst aber den Eindruck, dass das prinzipiell alles wäre, was Sein sein kann.

Pluto hat geschrieben:Noch besser wäre, wenn diese Zeitung von morgen schon vor dem Konzertbesuch lesen könnte.
Oder, wie tatsächlich geschehen, dass eine Konzert-Rezension am nächsten Tag in der Zeitung steht, obwohl das Konzert kurzfristig abgesagt wurde. :lol:

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#598 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Mi 17. Dez 2014, 23:09

JackSparrow hat geschrieben:Der Nachweis einer unabhängig von unserem Gehirn existierenden Sonne würde eine vollständige Deaktivierung unseres Gehirns voraussetzen, denn nur unser Gehirn ermöglicht es uns, überhaupt irgendetwas über eine Sonne zu wissen.
Stimmt - aber: Du sprichst von Wahrnehmung, ich von Sein.

Ich sage im Grunde nichts anderes, als dass ein Zwergenvolk im Berg, das von Erdwärme und daraus wachsender Lebensmittel lebt, nichts von einer Sonne wissen würde, wiewohl es diese trotzdem geben könnte. - Sein ist unabhängig von Wahrnehmung.

JackSparrow hat geschrieben:Ein Sein, das nicht erkannt werden kann, ist eine Erfindung.
Ideologie pur. - Wenn ein Zwerg irgendwann als erster aus dem Berg käme und die Sonne sähe, müsste er nach Deiner Version sagen: "So, Sonne: Ab sofort bist Du Realität - vorher gab es Dich nicht". - Das kannst Du nicht meinen.

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#599 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Mi 17. Dez 2014, 23:57

closs hat geschrieben: Es ist theoretisch durchaus möglich, dass "Sein" und "naturalistische Realität" synonym sind, es also kein anderes Sein gibt als die naturalistische Realität. - Geistig spricht da zwar alles dagegen, aber auch für Geistiges gilt, dass der Mensch kein absolutes Wissen hat.
Sein, oder vielmehr die ontologische Differenz als Restmenge zum Dasein ist nicht falsifizierbar, dehalb muss man es aus "Mangel an Beweisen" in die Kategorie des nicht Erkennbaren einordnen.

closs hat geschrieben:Das "Sein" ist selbstverständlich eine Tatsache
Wie denn? Sagst du nicht es ist ein Glaube?

closs hat geschrieben: das "Ich" ist ein Sein, Sonne und Mond auch... Der Mond "ist" und die Sonne "ist", also sind beide "Sein". - Du interpretierst viel zu viel in das Wort "Sein" hinein.
Das "Ich", die Sonne der Mond, die Sterne, die Erde sind alles überprüfbare Fakten. Das Sein ist und bleibt eine Mutmaßung und is deshalb kategorial verschieden.

Pluto hat geschrieben:"Realität der Welt" ist auch Sein - sogar die offensichtlichste From davon.
Eine andere Form als die Realität ist prinzipiell nicht nachweisbar. Deshalb sind Realität und Sein kategorial unterschiedlich.

closs hat geschrieben:Der menschliche Gedanke ist nicht die Grundlage des Seins
Doch, doch. Eine andere Basis hast du doch nicht.

closs hat geschrieben: Denn der Mond ist existent auch ohne unsere Gedanken.
Gilt das auch für den "Mann im Mond"?
Gibt es denMann im Mond, oder ist er eine Illusion aus Bergen und Tälern und Schatten?

Und wenn es Gott gibt, ist auch er exstistent ohne unsere Gedanken.
Darüber mag ich nicht spekulieren. Du weißt ja... "zu wenige Beweise, Herr".

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Alles was über das prinzipiell Nachweisbare hinaus behauptet wird, ist IMO bereits ideologische Doktrin, weil es weder intersubjektiv noch objektiv erkennbar ist.
Das ist Dein großer Denkfehler.
Beweise es mir!

closs hat geschrieben:Ideologisch ist es aber auch, wenn man sagt, dass die prinzipielle objektive Nicht-Nachweisbarkeit Sein/Realität ausschließt.
Das tue ich ja nicht. Ich bin wie ein Suchender, der nichts findet.

closs hat geschrieben:Christen sind (im korrekten Fall) weder das eine noch das andere: Sie schließen aus ihren Erkenntnissen, dass Gott Sein/Realität ist, wissen aber, dass sie es nicht wissen können - genau deshalb spricht man ja vom "Glauben".
Schlimmer noch — sie reden von Gewissheit.

closs hat geschrieben:Wenn ein Christ um den Hals eines Menschen ein Kreuz sieht, ist das eine Information - wenn er mit dem Menschen spricht, folgt daraus die Erkenntnis, dass er es mit ein Christen zu tun hat oder nicht.
Wie sicher kannst du wirklich darüber sein?
Könnte sich nicht unter den sonntäglichen Kirchgängern ein Mafia-Boss mischen?

closs hat geschrieben:Das sind Wahrnehmungs-Probleme, von denen die Frage, ob das Objekt (hier: Gott) ist oder nicht ist, völlig unabhängig ist. - Gott ist oder ist nicht, egal ob wir Wahrnehmungs-Probleme damit haben.
Wenn du Recht hättest, dann wäre Gott pinzipiell nachweisbar. Alles was ich sehe, und auch alles was du bisher gesagt hast, sagt mir Gott ist prinzipiell nicht nachweisbar.
Wozu eigentlich dieses "Versteckspiel"?

closs hat geschrieben:In der PRaxis ist es allerdings so, dass man mit manchen Stücken einfach nichts anfangen kann, obwohl sie es wert wären - man hat die speziellen Antennen dazu nicht. - Eigener Geist und der Geist des Stückes müssen zusammenpassen.
Dass Leute Musik unterschiedliche Musik unterschiedlich bewerten ist normal.
Das ist auch der Grund warum ich Bewertungen als Empfindungen einstufe, und nicht als Erkenntnisse.

closs hat geschrieben:Wenn Du von vorneherein sagen würdest, dass Du all das nur auf objektive nachweisbare Phänomene beschränken willst, wäre das ok. - Du erweckst aber den Eindruck, dass das prinzipiell alles wäre, was Sein sein kann.
Der Eindruck ist richtig, denn man hat keine Gewissheit dass mehr existiert, als dass was prinzipiell nachweisbar ist.

closs hat geschrieben:Oder, wie tatsächlich geschehen, dass eine Konzert-Rezension am nächsten Tag in der Zeitung steht, obwohl das Konzert kurzfristig abgesagt wurde. :lol:
Das "coolste" MMS was ich jemals erhalten habe, war ein Foto von der morgigen Zeitung, welches mir meine Tochter aus Sydney zuschickte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#600 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Do 18. Dez 2014, 00:33

Pluto, closs und die ontologische Differenz

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