Heidegger und kein Ende?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#51 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » So 3. Mai 2015, 22:23

Savonlinna hat geschrieben:Hier ein kurzer Hinweis:
Wikipedia hat geschrieben:Der junge Habermas war stark vom Denken Martin Heideggers beeinflusst. So hatte er in seiner Dissertation Das Absolute und die Geschichte (1954) die Entwicklung des Begriffs des Absoluten im Werk Schellings auf dem Hintergrund von Heideggers Sein und Zeit interpretiert.http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrge ... uk.C3.A1cs
Das hat ebenfalls nichts zu bedeuten. Habermas ist seit jener Zeit zu einem scharfen Kritiker Heideggers geworden.
Hier ein Artikel dazu (http://www.sezession.de/8465/habermas-l ... egger.html)
Jürgen Habermas hat seine Kritik gegenüber dem Philosophen Martin Heidegger zu verschiedenen Anlässen publiziert. Die erste erschien 1953 in der FAZ. Die zweite folgte 1959 an gleichem Ort.
[...]
Die Auseinandersetzung zieht sich also durch mehrere Jahrzehnte und ist nichts, womit Habermas irgendwann »fertig« geworden wäre. Wie auch? Verwandte er als Student doch die »Daseinsanalyse« aus Sein und Zeit in seiner Dissertation über Schellings »Weltalter«-Fragmente. Ist doch seine These von der »Lebenswelt «, die sich im Gespräch eröffnet, im weiteren Sinne orientiert an Husserl und an Heideggers Analyse vom »In-der-Welt-sein«. Nein, Habermas kann (und will) Heidegger nicht in Gänze verwerfen. Er will »Mit Heidegger gegen Heidegger denken« (so der Titel des FAZ-Artikels von 1953). Es ist der Glaube an die Vernunft, die den Sozialphilosophen zu seiner Bruchstück-Übernahme der Fundamentalontologen treibt: Lediglich der argumentative Teil des Heideggerschen Werks wäre der Rettung wert, im Gegensatz zum nicht-rationalen, der zudem noch weltanschaulich infiziert sei.
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Savonlinna
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#52 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » So 3. Mai 2015, 23:12

Natürlich hat es etwas zu bedeuten.

Dass er zu einem Kritiker geworden ist, habe ich längst gelesen. Aber auch dies, dass er nie von Heidegger losgekommen sei und dass er letztlich Heidegger im Sinne von Heidegger kritisieren wollte.
Dass er Teile von Heideggers Denken in sein Denken übernommen hat, wurde ebenfalls erwähnt.
Siehe hier:
http://www.sezession.de/8465/habermas-l ... egger.html

Es gibt so einige Beispiele von Denkern, die jemanden in der Jugend verehrt, vielleicht sogar idolisiert haben, später heftige Kritik geübt haben - und doch sind wesentliche Züge des ehemalig Verehrten im Werk des Schülers enthalten und erhalten.
Siehe Friedrich Nietzsche - Richard Wagner; Karl Marx - Hegel.

Nachtrag:
Ha! Wir haben beide denselben Artikel gefunden. :D

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#53 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » So 3. Mai 2015, 23:50

Savonlinna hat geschrieben:Natürlich hat es etwas zu bedeuten.

Dass er zu einem Kritiker geworden ist, habe ich längst gelesen. Aber auch dies, dass er nie von Heidegger losgekommen sei und dass er letztlich Heidegger im Sinne von Heidegger kritisieren wollte.
Dass er Teile von Heideggers Denken in sein Denken übernommen hat, wurde ebenfalls erwähnt.
Siehe hier:
http://www.sezession.de/8465/habermas-l ... egger.html

Es gibt so einige Beispiele von Denkern, die jemanden in der Jugend verehrt, vielleicht sogar idolisiert haben, später heftige Kritik geübt haben - und doch sind wesentliche Züge des ehemalig Verehrten im Werk des Schülers enthalten und erhalten.
Das ist deine Intepretation. Natürlich verehrt man seine Lehrer — Im späteren Leben geht man seine eigene Wege.

Savonlinna hat geschrieben:Siehe Friedrich Nietzsche - Richard Wagner; Karl Marx - Hegel.
Das war bei Herder und Kant ebenso.

Savonlinna hat geschrieben:Nachtrag:
Ha! Wir haben beide denselben Artikel gefunden. :D
Ja. Lustig! :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#54 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mo 4. Mai 2015, 00:30

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es gibt so einige Beispiele von Denkern, die jemanden in der Jugend verehrt, vielleicht sogar idolisiert haben, später heftige Kritik geübt haben - und doch sind wesentliche Züge des ehemalig Verehrten im Werk des Schülers enthalten und erhalten.
Das ist deine Intepretation. Natürlich verehrt man seine Lehrer — Im späteren Leben geht man seine eigene Wege.
Verstehst Du das denn nicht? Einige gehen ihre eigenen Wege, bauen aber das, was sie einst vom Vorbild übernommen haben, dennoch ein.
Verstehe nicht, warum Du das abstreiten willst. Das ist doch nun wirklich nachgewiesen.
Und der Artikelschreiber hat dann Deiner Meinung nach Unrecht, weil Du es gerne anders haben willst?

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Siehe Friedrich Nietzsche - Richard Wagner; Karl Marx - Hegel.
Das war bei Herder und Kant ebenso.
Okay. Du hast also offenbar den ganzen Herder gelesen, den ganzen Kant gelesen und festgestellt, dass von Kant bei Herder nichts übrig blieb.
Und daraus schließt Du nun, dass auch bei Karl Marx von Hegel nichts übrig blieb? Obwohl offensichtlich das Gegenteil der Fall ist?
Und dass bei Habermas nichts von Heidegger übrig blieb? Obwohl in dem Artikel das Gegenteil steht?

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#55 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mo 4. Mai 2015, 00:35

Hab das Layout schon korrigiert, Pluto.

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#56 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Mo 4. Mai 2015, 10:00

Savonlinna hat geschrieben:Verstehst Du das denn nicht? Einige gehen ihre eigenen Wege, bauen aber das, was sie einst vom Vorbild übernommen haben, dennoch ein.
Verstehe nicht, warum Du das abstreiten willst. Das ist doch nun wirklich nachgewiesen.
Was genau ist nachgewiesen, außer dass Heidegger eine Mystiker war, und Habermas Atheist ist.
Savonlinna hat geschrieben:Und der Artikelschreiber hat dann Deiner Meinung nach Unrecht, weil Du es gerne anders haben willst?
Weil ich es will? Nee. Weil es so drin steht.

Savonlinna hat geschrieben:Okay. Du hast also offenbar den ganzen Herder gelesen, den ganzen Kant gelesen und festgestellt, dass von Kant bei Herder nichts übrig blieb.
Wieso kommst du bloß darauf? Braucht man jedes Wort der Beiden zu lesen, um zu verstehen, dass sie sich nicht mochten, ja vermutlich sogar einander feindselig waren? Zunächst verehrte Herder Kant. Später fühlte er sich vermutlich von Kant beleidigt.

Und daraus schließt Du nun, dass auch bei Karl Marx von Hegel nichts übrig blieb? Obwohl offensichtlich das Gegenteil der Fall ist?
Ich kenne Marx und Hegel viel zu wenig, um mir über die Beiden ein Urteil zu erlauben.

Savonlinna hat geschrieben:Und dass bei Habermas nichts von Heidegger übrig blieb? Obwohl in dem Artikel das Gegenteil steht?
Meinst du denselben Artikel?
Ich muss doch einer Sprachwissenschaftlerin wie Du es bist, nicht erklären, was das Wort Kritik bedeutet...
Jürgen Habermas hat seine Kritik gegenüber dem Philosophen Martin Heidegger zu verschiedenen Anlässen publiziert.
und dann...
Lediglich der argumentative Teil des Heideggerschen Werks wäre der Rettung wert, im Gegensatz zum nicht-rationalen, der zudem noch weltanschaulich infiziert sei.
Zweifelsfrei war war Heidegger für den jungen Habermas ein Idol. Später distanzierte er sich jedoch deutlich von seinem Lehrer, sowohl inhaltlich als auch weltanschaulich. Oder siehst du das anders?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#57 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Mo 4. Mai 2015, 10:12

Pluto hat geschrieben: Zweifelsfrei war war Heidegger für den jungen Habermas ein Idol. Später distanzierte er sich jedoch deutlich von seinem Lehrer, sowohl inhaltlich als auch weltanschaulich. Oder siehst du das anders?
Wir haben beide denselben Artikel gelesen, und Du streitest ab, was da drin steht.
Macht keinen Sinn, mit Dir zu diskutieren, Pluto.
Rationale Diskussion geht anders.

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#58 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Salome23 » Mo 4. Mai 2015, 10:56

Pluto hat geschrieben: Zweifelsfrei war war Heidegger für den jungen Habermas ein Idol.
Später distanzierte er sich jedoch deutlich von seinem Lehrer, sowohl inhaltlich als auch weltanschaulich. Oder siehst du das anders?
Ja, seh ich anders....
Ich hatte auch mal so ein "Idol" und übernahm viele seiner Ansichten zu xxx...
Später jedoch distanzierte ich mich von diesem "Idol" und einigen seiner Ansichten und sehe sie heute anders..
Einige seiner Ansichten aber prägten mich und ich vertrete sie heute noch ...sie haften noch an mir(infisziert) ;)

closs
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#59 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Mo 4. Mai 2015, 11:17

Keiner hier im Forum kann Heidegger einigermaßen beurteilen - das wäre eine Lebensaufgabe. - Eigentlich geht es erst einmal um die Grund-Erkenntnis (warum braucht man da eigentlich Heidegger dazu?), dass (vereinfacht gesagt) Objekt und Subjekt nie EINS sein können - es gibt also (außer im Begriff "Ich") nie eine Konstellation, in der es keine ontologische Differenz zwischen Objekt/"Realität" und Subjekt/Wahrnehmung/Messung gibt.

Wenn man diese Autonomie und Objekt und Subjekt verstanden hat, erfüllen einem Aussagen von Heidegger mit größtem Entzücken. ;) - Aber - und eigentlich wie immer: Die Grundlage, dass "Realität" und Wahrnehmung grundlegend unterschiedliche Kategorien sind, scheint nicht akzeptiert zu sein - was aus meiner Sicht überraschend ist.

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Scrypt.on
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#60 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Scrypt.on » Mo 4. Mai 2015, 11:23

closs hat geschrieben:Die Grundlage, dass "Realität" und Wahrnehmung grundlegend unterschiedliche Kategorien sind
Unsere Wahrnehmung basiert im Großen und Ganzen auf der Realität - und gibt diese weitestgehend wieder, soweit es uns unsere biologischen Sinne eben ermöglichen.
Für alles weitere benötigt es technische Hilfsmittel.

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