closs hat geschrieben:Aber die Sinnesorgane und der Körper sind doch bereits "Res extensa" - also genau das, was in Frage steht, bzw. an deren Existenz man glauben muss, weil man es nicht wissen kann.
Wenn du derart an „die Frage“ herangehst, hast du dich doch bereits für das Ergebnis entschieden.
Du teilst ein, in „das Vorhandene“ („das Bewusstsein“) und das „Fragliche“ („den Körper“).
Hierbei interpretierst du jedoch den sinnvollen Zusammenhang „der Körper steht als Ausgangspunkt einer Weltsituation gegenüber“ um und „verdoppelst“ die handelnden Instanzen, indem da „nochmal etwas Unsichtbares mitmachen soll“.
Zitat-closs:
“Konkret: Der Mensch könnte ein rein-geistiges Wesen sein, das ohne Körper funktioniert - dessen selbst-wahrgenommener Körper also gar nicht "echt" ist.“
Nein das könnte er nicht, denn was „rein-geistiges Wesen“ sein soll, kannst du nicht sagen.
Du kannst nicht sagen, wieso der Körper so hervorragend zu dem „rein-geistigen Wesen“ passt,
wieso das „rein-geistiges Wesen“ so derart auf die körperlichen Zusammenhänge festgelegt ist, … und letztlich:
wieso es eine viel einfachere Erklärung ohne „rein-geistiges Wesen“ gibt.
closs hat geschrieben:Selbst wenn ich ALLES in Frage stellen, ist noch etwas da, das in Frage stellt - das ist die Res Cogitans, also das geistige Ich ("Si enim fallor, sum"). - Mir ist keine erkenntnis-theoretische Aussage bekannt, die diese 1500 und 500 Jahre alten Erkenntnisse toppt.
Diese so genannte „Erkenntnis“ arbeitet aber leider mit einer Voraussetzung: der Einteilung in ein „geistiges Ich“ und eine körperliche Welt.
Wenn man sich nicht weiter um diese Voraussetzung kümmert, hängt man den gesamten nachfolgenden „Ansatz“ an einem Skyhook auf -> ein schwebendes Kartenhäuschen, das nicht funktionieren kann.
(ich kann mir aber gut vorstellen, dass dies das Beste ist, was Philosophie und Religion in den letzten paar tausend Jahren zustande gebracht haben)
closs hat geschrieben:Es geht auch rein geistig ohne Körper. - Ich weiss nicht, ob das reinpasst: Man hört, dass von Geburt an Blinde in Träumen sehen können.
Was geschieht deiner Meinung nach beim Träumen und wie funktioniert „das Sehen im Traum“?
Mit viel Phantasie und noch viel mehr Technik könnte man evtl. eine Situation erschaffen, in der ein „ausgewachsenes“ Gehirn (das menschliche Gehirn entwickelt sich eigentlich immer weiter) künstlich, d.h. ohne Körper am Laufen gehalten wird.
Allerdings ist mit dem Gehirn immer noch der Körper vorhanden.
An ein Heranwachsen eines Gehirns ist ohne Körper jedoch nicht zu denken. Exakt bei blinden Menschen stellt man fest, dass visuelle Gehirnbereiche für andere Zwecke umorganisiert werden (z.B. für den Tastsinn) und sie extreme Schwierigkeiten haben, wenn sie durch Operation wieder sehen können – die Zusammenhänge des „sehenden Körpers“ werden dann nicht mehr umfassend aufgestellt – es fehlen Funktionen.
Genau dies dürfte aber nicht der Fall sein, wenn es doch auch „rein geistig“ gehen soll.
Eine evolutionäre Entstehungsgeschichte des Gehirns kann man ohne Entwicklung des umgebenden Körpers sofort vergessen.
closs hat geschrieben:Er wischt doch gerade solche Zusammenhänge weg, weil sie ihm für ontologische Fragestellungen nicht tauglich sind.
Dieses „Wegwischen“ macht er über eine religiös motivierte Suggestion.
Das ist nicht gerade beeindruckend und von Funktionalität ist er soweit entfernt, wie man nur entfernt sein kann…