lovetrail hat geschrieben:
Hm, was mir nicht gefällt, ist diese Engführung von Bildung und Glaube (bzw Rechtgläubigkeit). Das läuft gegen biblische Aussagen wie zB:
Warum gefällt dir dies denn nicht?
Das Problem ist doch, dass auch die biblischen Texte in einem bestimmten zeitlichen, kulturellen und sozialen Kontext geschrieben wurden. Die Aussagen dort sind indirekte Wahrnehmungen Gottes, also Aussagen der Menschen damals über Gott, wie sie Gott gesehen haben.
Ich habe andere zeitliche, kulturelle und soziale Kontexte. Es ist derselbe Gott, aber ich sehe ihn einfach anders.
Nimm als Beispiel die Aussagen von Paulus zu Weisheit und Torheit. Er hatte ganz klar die Diskussion mit den griechischen Philosophen seiner Zeit im Sinn und hat sie ja auch intensiv geführt.
Doch sein Verständnis von Weisheit unterschied sich von dem alttestamentarischen Begriff der Weisheit.
Und er hat zwar betont, dass Glaube etwas ist, was sich nicht mit der griechischen Philosophie erfassen lässt (Torheit), er hat aber trotzdem die Methoden seiner Zeit ausgenutzt, um für den Glauben zu argumentieren. Er hat die Weisheit der griechischen Philosophen benutzt, aber nicht für ungültig erklärt.
Heute ist griechische Philosophie Vergangenheit, heute geht es um Naturwissenschaft. Das Problem ist dasselbe, Glaube lässt sich durch Naturwissenschaft nicht beweisen oder widerlegen. Trotzdem sind die Methoden der Naturwissenschaft gültig und wegen eines Glaubens diese als nichtig zu erklären, ist falsch.
Solange man an den oberflächlichen Worten der Bibel hängt, wird man in einer Schleife der Vergangenheit hängen bleiben, Gott wird zu einem toten Gott. Aber wenn man hinter den Sinn der Worte blickt, wird man viel für heute lernen.
lovetrail hat geschrieben:
Und darüber hinaus: Es hat sehr wohl gewisse Auswirkungen, welches Bild von Gott wir aufrecht halten. Uns geschieht nach unserem Glauben. Wenn wir zB glauben, dass Wunder gegen die Naturgesetze verstoßen, dass Gott also nicht über den Naturgesetzen steht, bzw dass er nicht dagegen verstoßen würde - ja, dann werden wir wohl kaum Wunder erleben.
Wenn wir glauben, dass Wunder und Naturgesetze etwas Gegensätzliches sind, dann sieht man die Natur als etwas, was nicht zu Gott gehört, etwas Gott-Fremdes. Der Schritt dahin, Gott als der Natur untergeordnet zu sehen ist dann nur noch klein.
Nein, Naturgesetze sind Wunder, sie sind Taten Gottes.
Sie sind berechenbare, vorhersagbare, intersubjektiv erlebbare Taten Gottes. Daneben gibt es auch noch die subjektiven, individuellen, einzelnen Taten Gottes, die sich der naturwissenschaftlichen Beschreibung entziehen. Diese magst du meinetwegen Wunder nennen, aber das Wort wurde so oft missbraucht und missverstanden, dass ich es inzwischen nicht mehr mag.
Aber weil Naturgesetze erlebbare Taten Gottes sind, verschwinden sie zwangsläufig, wenn man sich Gott wegdenkt.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.