Nichts ist absolut!

Philosophisches zum Nachdenken
michaelit
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#41 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von michaelit » Mi 14. Jan 2015, 07:19

Die Polaritäten gibt es schon. Vor allem wenn man das Wissen von Gut und Böse annimmt.

Wenn ich dieses Wissen habe, dann heißt es zuerst, liebe das Gute und hasse das Böse. Ok, ich liebe das Gute. Aber nun, was heißt das? Wer ist diese Person die das Gute liebt? Bin ich persönlich mehr als das Gute? Ich muß also selbst gut sein. Doch was nun wieder? Ab wann ist ein Mensch gut? Muß ich eine Mutter Theresa sein oder kann ich der Michaelit bleiben? Bin ich auch so gut? Bin ich ein kleines Gutes? Gott ist ein großes Gutes. Was will er von mir? Daß ich auch ein größeres Gutes werde? Was macht das aus meiner Freiheit? Ich will doch nur hiersitzen und schreiben und mich am Geist ergötzen. Und bald frühstücken usw. Ich bin also egoistisch. Jeder ist egoistisch. Ich soll aber gut werden, besser werden.

Das ist das Hamsterrad der Polarität, man kommt in keine Ruhe hinein. Deswegen muß man sich irgendwie konkret Gott anvertrauen der uns kein Hamsterrad gibt sondern eine vernünftige Existenz. Christus arbeitete drei Jahre, dann war der Himmel angesagt wo es keinen Mangel an Stärke gibt, wo er dauernd wirken kann. Es gibt dann so Begriffe wie "meine Zeit ist noch nicht gekommen" (hochzeit von Kana). Und dennoch, eine Predigt von Wasser zu Wein. Wir waschen uns, erst dann feiern wir die Liebe. Und wenn man das richtig macht ist selbst das Waschen wie Weintrinken. Es ist so wie Weihnachten feiern mit Obdachlosen. Es scheint erst wie Dienst, aber es ist auch ein Feiern.

Ich denke so geht es mit dem christlichen Glauben. Man braucht die externe Autorität die mir ein Ziel setzt, eine Aufgabe gibt. Diese Aufgabe ist Pflicht, aber das war es dann auch.

barbara
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#42 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von barbara » Mi 14. Jan 2015, 08:06

Scrypt0n hat geschrieben:Nichts ist absolut.

... behauptest du in Form einer absoluten Aussage. Wobei du performativ dein mentales Konstrukt gleich selbst widerlegt hast, im selben Atemzug. Wie schnell kann's manchmal gehen! :lol:

gruss, barbara

JackSparrow
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#43 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von JackSparrow » Mi 14. Jan 2015, 14:03

michaelit hat geschrieben:Vor allem wenn man das Wissen von Gut und Böse annimmt.
Das Wort "Wissen" ist übrigens mit englisch "vision", lateinisch "visum" und sanskrit "veda" verwandt. Es bezieht sich auf das Gesehene. Auf etwas, was man mit eigenen Augen wahrgenommen hat.

Wenn ich dieses Wissen habe, dann heißt es zuerst, liebe das Gute und hasse das Böse.
Ich dachte Hass sei etwas Böses.

Das ist das Hamsterrad der Polarität,
Jeder Organismus hat sowohl Vorlieben als auch Abneigungen. Alle sonstigen Polaritäten, die der Mensch noch erfinden mag, lassen sich auf diese eine zurückführen.

Pluto
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#44 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von Pluto » Mi 14. Jan 2015, 14:11

barbara hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Nichts ist absolut.
... behauptest du in Form einer absoluten Aussage.
Das ist aus dem Kontext gerissen, liebe Barbara.
Die (unbegründete) Behauptung kam von einem Anderen ("Der Mensch kann also absolut etwas wissen...")
"Nichts ist absolut." ist als Negierung dieser Behauptung zu sehen.
Die Negierung einer unbegründeten Behauptung, braucht keine eigene Rechtfertigung.

Um es zu verdeutlichen:
Wenn ich behaupte, "Es gibt das FSM", dann bist du nicht gefordert dein "Quatsch!" zu rechtfertigen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#45 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von Novas » Mi 14. Jan 2015, 16:36

Um über alle geheime Sympathie, oder gar magische Wirkung, vorweg zu lächeln, muß man die Welt gar sehr, ja, ganz und gar begreiflich finden. Das kann man aber nur, wenn man mit überaus flachem Blick in sie hineinschaut, der keine Ahnung davon zuläßt, daß wir in ein Meer von Räthseln und Unbegreiflichkeiten versenkt sind und unmittelbar weder die Dinge, noch uns selbst, von Grund aus kennen und verstehn. (Arthur Schopenhauer , Über den Willen in der Natur , Animalischer Magnetismus und Magie)

Pluto
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#46 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von Pluto » Mi 14. Jan 2015, 18:08

@ Novalis
Schopenhauer war ein kluger Mann. Was er uns wohl damit sagen will?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#47 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von JackSparrow » Do 15. Jan 2015, 12:02

Dass er einige Geschichten über Sokrates las, anschließend zu der Meinung gelangte, man könne über die Welt nichts wissen, und ihm nach dieser Resignation nichts anderes mehr übrig blieb, als Philosoph zu werden.

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#48 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von Novas » Do 15. Jan 2015, 12:46

JackSparrow hat geschrieben:Dass er einige Geschichten über Sokrates las, anschließend zu der Meinung gelangte, man könne über die Welt nichts wissen, und ihm nach dieser Resignation nichts anderes mehr übrig blieb, als Philosoph zu werden.
Der sokratische Gedanke ist, dass alles wirkliche Wissen aus dem Nicht-Wissen kommt. Wissen ist in dieser Sichtweise kein totes Bücherwissen, totes Datenmaterial, sondern lebendige Anschauung. Diese ist immer neu und frisch, sie geschieht im Hier und Jetzt - und das J E T Z T kann ich nur wirklich in seiner Einzigartigkeit erleben, wenn ich nicht alles von vornherein zu wissen meine, beurteile, sondern erlebe, wahrnehme, fühle.

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#49 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von Scrypt0n » Do 15. Jan 2015, 14:57

Novalis hat geschrieben:
deine stetigen Fehler (wie die des Gegenteils eines Fernsehers, dessen Gegenteil es nicht gibt)
Ich habe das nicht ganz verständlich ausgedrückt, das mag sein.
Nein, Demian (!? ;)); du hast dich falsch ausgedrückt und auf dessen Richtigkeit trotz mehrmaligen Widerspruchs bestanden.
Es bleibt dabei: Dass wir uns nichts vorstellen können, was kein Gegenteil besitzt, ist schlichter Unsinn.

Novalis hat geschrieben:Wesentlich ist das, was ich mitgeteilt habe
Dann hast du dich wohl falsch mitgeteilt...
Zuletzt geändert von Scrypt0n am Do 15. Jan 2015, 15:54, insgesamt 1-mal geändert.

JackSparrow
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#50 Re: Nichts ist absolut!

Beitrag von JackSparrow » Do 15. Jan 2015, 15:42

Novalis hat geschrieben:Wissen ist in dieser Sichtweise kein totes Bücherwissen, totes Datenmaterial, sondern lebendige Anschauung.
Zwei weitere Wörter, mit denen das deutsche Wort "Wissen" verwandt ist, sind das englische Wort "witness" sowie das griechische Wort "histôr". Beides bedeutet "Zeuge" (vgl. "history" = ein bezeugtes Geschehen).

Wissen ist das, was durch einen Menschen gesehen bzw. bezeugt worden ist. Das Gegenteil von Wissen ist alles, was man nur glaubt, meint, hofft, wünscht, abschätzt, schlussfolgert oder nur vom Hörensagen kennt.

Bleibt noch die Frage, was denn ein "objektives" Wissen sein könnte. Vermutlich wird ein Ding umso objektiver, durch je mehr Menschen es bezeugt worden ist.

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