Pluto hat geschrieben: Fakten sind real.
Aber das, was man als "Fakten" bezeichnet, sind Ergebnisse der Überprüfung des eigenen Wahrnehmungs-Systems. - Der Reihe nach:
Wir setzen ALLE, dass es eine gemeinsame Wahrnehmungs-Ebene gibt. - In diesem Sinne setze ich, dass ich gerade NICHT mit meinem Hirngespinst namens Pluto kommuniziere, sondern dass Pluto tatsächlich Realität ist (also genauso existent ist, wenn mein Hirn abschaltet). Auch wenn ich Pluto besuchen würde und ihn leibhaftig vor mir sähe, würde das NICHT die Frage beantworten, ob dieses Gegenüber mein Hirngespinst ist, oder ob Pluto tatsächlich Realität ist. - Aber ich setze, dass Du Realität bist (die meisten Menschen tun dies nicht bewusst, sondern unbewusst).
Auf dieser gesetzten Ebene kann ich allen Deinen Aussagen folgen - no problem. - Das heisst aber auch, dass der Satz "Fakten sind real" unter dem Vorbehalt steht, dass meine Setzung stimmt - was ich nicht wissen KANN (wüsste man es, bräuchte man nicht zu setzen). - Einfaches Beispiel:
Wenn der Naturwissenschaftler Pluto für diese oder jene bahnbrechende naturwissenschaftliche Leistung den Nobelpreis bekommt, ist dieser Vorgang genauso real wie für einen Psychiotiker, der in der Badewanne die deutsche U-Boot-Flotte versenkt und dafür von der Queen zum Ritter geschlagen wird. - Für beide ist der Vorgang gleich real. - Beide können sich Menschen versichern, die es bezeugen können (ob diese Menschen real sind oder Hirngespinste, wissen sie ja nicht).
Pluto hat geschrieben:Kein Handy, kein Computer würde funktionieren, wenn unser Bild der QM nicht der Realität entsprechen würde.
Computer können auch ein funktionierendes Hirngespinst sein.
Pluto hat geschrieben:Beweis für die Übereinstimmung von wissenschaftlichen Beobachtungen und Erkenntnissen (Wahrnehmung)
Pragmatisch sehe ich das genauso - ontologisch geht es nur mit dem Vorbehalt, dass die Setzung, dass sich Wahrnehmung auf Realität und nicht auf Hirngespinste bezieht, zutreffend ist.
Pluto hat geschrieben:Durch jede Messung, bzw. Beobachtung nähern wir uns immer mehr an die Realität
Man kann sich auch im Kopkino durch Messungen an das annähern, was man als Realität versteht.
Pluto hat geschrieben:Nun bin ich gespannt auf (d)eine Erklärung, wie sich spirituelle Wahrnehmungen in ähnlicher Weise an die postulierte Realität des Seins annähern lassen.
An die postulierte Realität des
Da-Seins lässt sich spirituelle Wahrnehmung NICHT annähern, weil sich das Sein nicht dem Da-Sein annähert (oder entfremdet), sondern umgekehrt das Da-Sein dem Sein annähert (oder entfremdet).
Du verstehst das Da-Sein als feste Größe, zu dem sich das Sein (das es ja in diesem spirituellen Sinne gar nicht in Deinem System gibt) hinzubewegen hat. - Unter spirituellen Gesichtspunkten ist es genau umgekehrt: Da wird die Bewegung vom Da-Sein gefordert. - Dazu ein Zitat aus dem Buch "Ist Gott ein Mathematiker?" von Mario Livio (= Physik-Professor am Hubble Space Telescope Science Institute/Baltimore):
"Der Platonismus im weitesten Sinne vertritt den Glauben an eine abstrakte ewige und unveränderliche Realität, die unabhängig von der vergänglichen Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, existiert. --- Jedes mathematische Konzept und jede objektiv wahre Aussage ..., die je formuliert oder gedacht wurden, sowie eine unendliche Zahl an Konzepten und Aussagen, die noch nicht entdeckt oder gedacht wurden, sind absolute Entitäten oder Universalien, die weder geschaffen noch zerstört werden können. Sie existieren ungeachtet dessen, ob wir um sie wissen oder nicht"
Ich habe das erst letzte Woche gelesen und damit eine Formulierung gefunden, die besser ist als das, was ich seit geraumer Zeit hier an Formulierungen anbiete - es ist aber thematisch exakt dasselbe. - Vielleicht kommt es besser an, wenn der Text - wie hier - von einem Naturwissenschaftler stammt.
