"Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#41 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » Di 7. Jan 2014, 01:23

Salome23 hat geschrieben:Wenn wir Sonntags etwas gemeinsam unternehmen wollen-und du gerne in die Berge fahren willst, ich aber lieber ins Schwimmbad in der Stadt und du dich meinem Willen(Einfluss) beugst in dem du meinem Wunsch(Einfluss) zustimmst, dann ist es nicht mehr dein freier Wille.
Warum nicht? Solange du ihn nicht unter Androhung von Gewalt mitnimmst und er sich entscheiden kann dich zu begleiten, dann bleibt der Wille frei.

Obwohl es dann doch nicht dein freier Wille wäre, weil du ja deinem Bedürfnis(Impuls) folgst....
Richtig, deshalb kann es keinen Freien Willen geben.
Ein anderer Fall ist der eines Triebtäters. Kann/soll er zur Rechenschaft gezogen werden, weil er rückfällig wird?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#42 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 08:25

Pluto hat geschrieben:Ein anderer Fall ist der eines Triebtäters. Kann/soll er zur Rechenschaft gezogen werden, weil er rückfällig wird?
Juristisch ja, geistig nein.

Der Staat hat die Verpflichtung, die Ordnung zu wahren. Deshalb kann er nicht einfach Leute laufen lassen, nur weil sie subjektiv unschuldig sind. - Man sollte im übrigen den Aspekt der öffentlichen Ordnung mehr betonen und weitgehend auf persönliche Schuldzuweisung verzichten. - Denn oft tut man den Menschen damit unrecht.

Lena
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#43 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Lena » Di 7. Jan 2014, 10:51

closs hat geschrieben:Aber woher hast Du den Willen, dass Du so beten KANNST?
Vom Hören. Ich habe Worte aus der Bibel gehört, von Menschen ausgesprochen. Aus der Bibel weiss ich, dass es Gott ist der einem im Herzen berührt. Später habe ich dem Ruf von Jesus Christus ihm nachzufolgen umgesetzt und mich zu Gott hingekehrt. Es war und ist ein langer Weg. Früher lebte ich seinen Willen aus einer Gesetzlichkeit heraus, vielleicht auch aus furcht, verloren zu gehen. Oft hätte ich lieber etwas anderes getan. Ich war nicht eins mit Ihm. Doch es hat sich gelohnt daran zu bleiben. Vor Jahren hätte ich geantwortet, weil es in der Bibel steht und die Bibel das Wort Gottes ist. Heute bin ich aus eigener Erfahrung überzeugt - Seiner ist besser als meiner.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#44 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Lena » Di 7. Jan 2014, 10:54

Pluto hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:Verstehst Du unter freiem Willen - das Du alles was Du nur willst, tun könntest?
Nein. Das wäre eine extreme Form des Hedonismus, die ich auf schärfste ablehne.

Es gibt so viele Möglichkeiten seinen Freien Willen auszuleben, aber wir Menschen entscheiden uns immer gemäss unserem (genetischen) Grundmuster und unseren Erfahrungen, und suchen uns das passende aus den verfügbaren Alternativen aus. Andere Formen de freien Willens sind nutzlos und daher zu verwerfen.

Das ist es auch, was ich an der Geschichte des Sündenfalls bemängele:
Eva wusste nicht, dass was es bedeutete, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können, also konnte sie nur ihrer Neugierde folgen (ihrem inneren Antrieb). Heute würden wir sagen, sie war nicht zurechnungsfähig.

Leider kann ich Deine Antwort nicht verstehen lieber Pluto. So frage ich anders: Wie müsste der Mensch sein, wie beschaffen, dass er einen freien Willen hätte? Was müsste er tun können oder.....
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

closs
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#45 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 11:02

Lena hat geschrieben:Heute bin ich aus eigener Erfahrung überzeugt
Ich verstehe Dich gut. - Darüber hinaus interessiert mich aber, warum Du es schaffst und andere nicht. - Machen die anderen etwas falsch? - Bist Du begnadet und andere verflucht?

Pluto hat geschrieben:Eva wusste nicht, dass was es bedeutete, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können, also konnte sie nur ihrer Neugierde folgen (ihrem inneren Antrieb). Heute würden wir sagen, sie war nicht zurechnungsfähig.
Das sehe ich genauso.

Lena hat geschrieben:Wie müsste der Mensch sein, wie beschaffen, dass er einen freien Willen hätte?
Natürlich ist es ganz wichtig, dass der Mensch an eigenem Handlen nicht gehindert wird - wenn das "freier Wille" ist, bin ich einverstanden.

Aber warum wird eigentlich so auf dem "freien Willen" rumgeritten? - Ist Erkenntnis nicht wichtiger?

Lena
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#46 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Lena » Di 7. Jan 2014, 11:19

Hallo closs

Will der Mensch Gottes Willen tun? Ich wollte es früher nicht und darum betete ich auch nicht.

Kannst Du Dir unsere Welt vorstellen, wo jeder seinen Willen auslebt und niemand das Handeln hindert? Warum denkst Du gibt es so viele Gerichte und Gefängnisse?

Solange der Wille eines Menschen nicht im Willen Gottes ruht ist Krieg. Zuerst muss der Mensch zu der Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit finden, bevor er so beten will....

Lieben Gruss
Lena
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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Pluto
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#47 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » Di 7. Jan 2014, 11:27

closs hat geschrieben:Der Staat hat die Verpflichtung, die Ordnung zu wahren.
Ja. Aus Sicht der Gesellschaft, sollte man Jemand schon "aus dem Verkehr ziehen", wenn er Rückfällig wird. Das ist notwendig, um die Bürger zu schützen.

Deshalb kann er nicht einfach Leute laufen lassen, nur weil sie subjektiv unschuldig sind.
Die Schuldfähigkeit sehe ich aber ganz anders. En Triebtäter ist nicht schuldfähig, weil seine Tat durch seine Triebe gelenkt wird.

Man sollte im übrigen den Aspekt der öffentlichen Ordnung mehr betonen und weitgehend auf persönliche Schuldzuweisung verzichten.
Es gibt sogar einige Leute die meinen, man müsse das Rechtssystem radikal umbauen. Täter sollen zwar daran gehindert werden (z. Bsp. Sicherheitsverwahrung) aber die Schuldfrage soll aussen vor bleiben.
Begründung: Menschen haben KEINEN Freien Willen.
Wenn man bedenkt, dass die meisten psychischen Störungen nachweislich physiologisch sind (und der Rest er wahrscheinlich ebenfalls), dann macht eine solche Gesetzesänderung durchaus Sinn. Ob sie aber in unserer Gesellschaft, die Schuld als etwas Objektives betrachtet, durchsetzbar ist, ist eine ganz andere Frage.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#48 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » Di 7. Jan 2014, 11:47

Pluto hat geschrieben: En Triebtäter ist nicht schuldfähig, weil seine Tat durch seine Triebe gelenkt wird.
Sehe ich auch so.

Pluto hat geschrieben: Täter sollen zwar daran gehindert werden (z. Bsp. Sicherheitsverwahrung) aber die Schuldfrage soll aussen vor bleiben.
Exakt meine Meinung.

Pluto hat geschrieben:Ob sie aber in unserer Gesellschaft, die Schuld als etwas Objektives betrachtet, durchsetzbar ist, ist eine ganz andere Frage.
So ist es. - Das ist doch das Problem:

Die Gesellschaft und auch christliche Glaubensgemeinschaften stellen den "freien Willen" so in den Mittelpunkt (der eine aus Gründen der "Aufklärung" - der andere, weil er sich Heil nicht anders erklären kann), dass man Begründungen für Strafe (säkulare Gesellschaft) und Fluch (Christentum) braucht, die in der eigenen Verantwortung des Einzelnen liegen. - Man braucht Delikt-Fähigkeit, weil sonst das eigene System zusammen-kracht.

Aus meiner Sicht ist das nicht nötig: Es reicht, wenn der Staat nüchtern auf sein Aufgabe der Aufrechterhaltung der Ordnung pocht - beim Christentum ist es etwas schwerer anders zu begründen, geht aber auch.

Was Du "Trieb" nennst, kann übrigens unter christlicher Sichtweise als "Besessenheit" diskutiert werden.

Pluto
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#49 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » Di 7. Jan 2014, 12:02

closs hat geschrieben:Was Du "Trieb" nennst, kann übrigens unter christlicher Sichtweise als "Besessenheit" diskutiert werden.
Besessenheit hat etwas anrüchiges, so als ob die Person von Dämonen befallen ist, und sie nur durch eine Austreibung geheilt werden kann.
Daher ziehe ich "Trieb" vor.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#50 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » Di 7. Jan 2014, 12:59

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Was Du "Trieb" nennst, kann übrigens unter christlicher Sichtweise als "Besessenheit" diskutiert werden.
Besessenheit hat etwas anrüchiges, so als ob die Person von Dämonen befallen ist, und sie nur durch eine Austreibung geheilt werden kann.
Daher ziehe ich "Trieb" vor.
Seh ich anders; Schon mal die Aussage gehört, man ist von einer Idee, einem Gedanken, einer Überzeugung etc. besessen?
Es ist eine Art Vereinnahmung...
Oder wie oft sagt man, eine Person wird vom Teufel geritten,weil...

Wobei von einem Trieb(Instinkt) werden wohl viele gelenkt-andere nennt man Triebgesteuert ;)

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