Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#391 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 21:41

Savonlinna hat geschrieben:Eine manische Depression mag sich so äußern - ich habe eine Freundin, die das ist -, aber nicht jeder, der im Wechselbad der Gefühle liegt, ist krank. Er kann auch ein Genie sein wie Goethe, muss aber auch kein Genie sein.
Natürlich.
Nicht jeder Hund ist ein Dackel, aber jeder Dackel ist ein Hund.

Savonlinna hat geschrieben:Auch ist längst nicht widerlegt, dass Menschen, die Dinge sehr intensiv wahrnehmen - was mit Sicherheit keine Krankheit ist - eher manisch depressiv werden können als andere.
"Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt" sind Gefühle die Jedermann haben kann, das muss nicht auf eine Krankheit hinweisen. Solche Gefühle werden nun mal oft bei manisch depressiven Patienten beobachtet.
IMO offenbart sich darin das Bemühen des Geistes, die Kontrolle zurückzugewinnen, und den Zustand des Wohlseins wiederherzustellen, was bei depressiv Veranlagten oft misslingt.

Was sich aufdrängt:
Psychologen/Psychiater meinen, viele Arten von Depression lassen auf einen Mangel an Serotonin im Gehirn schließen (ob manische Depresseion auch dazu gehört, weiß ich nicht). Die Medikamentengruppe der SSRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor) sind Antidepressiva die die Resorption von Serotinin bremsen. Dadurch normalisiert sich der Serotoninspiegel wieder. Nicht umsonst wird Serotonin auch als "Glückshormon" bezeichnet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#392 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 21:56

PS:
Viele (die meisten) Drogen wie Heroin wirken ähnlich wie Serotonin, in den sie an die Serotonin-Rezeptoren der Nerven im Gehrn "andocken" und so ein starkes künstliches Glücksgefühl auslösen. Man will dann immer mehr von diesem wunderbaren Gefühl erleben, bis schließlich eine Überdosis zum Tod führen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#393 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » So 7. Dez 2014, 22:03

Salome23 hat geschrieben:Pluto schrieb:
Ich hatte ihre Aussage registriert, aber sie liegt sehr nahe an meiner eigenen Erfahrung.
Der Mensch trachtet immer nach Quellen des Wohlseins.
Ich weiss nicht, was Savonlinnas Erfahrung war, die sie da anspricht, aber ich starte mal den Versuch, etwas auf zu schlüsseln, anhand meines Erlebnisses

Savonlinna schrieb:
Wenn Menschen Schreckliches geschieht - bei mir selber mindestens zweimal beobachtet -, kann nach der schwärzesten Verzweiflung aus - für mich - unerkannten Tiefen zumindest für den Bruchtal einer Sekunde einem ein jähes Glücksgefühl durchfluten..
es ist so schnell weg wie es gekommen ist:

aber wo, verflixt noch mal, kommt das her?

Darauf meinte Sven:
Wieder aus dem Gehirn. Das nennt man Stimmungsschwankungen und hängt mit chemischen Botenstoffen zusammen.
Das "Glücksgefühl" ist eine Reaktion chemischer Botenstoffe.
Aber was ist der Auslöser gewesen, dass die chemischen Botenstoffe so reagierten?

Nun zu meinem Erlebnis (ich geh aber jetzt nicht ins Detail)
Durch eine sehr krasse Situation (es ging um das (Über-) Leben einer Person) geriet ich in eine Situation, wo ich dachte, ich würde den Verstand verlieren, so verzweifelt war ich.
Ich lief im Warteraum der Intensivstation auf und ab, in meinem Kopf ging es drunter und drüber und war nur am heulen , ich schrie innerlich auf: Ich brauch Hilfe, ich ertrag es nicht, ich ertrag es nicht...
Und auf einmal (von einer Sekunde auf die nächste) hatte ich das Gefühl, etwas total warmes gießt sich über mich-ich kanns nicht anders erklären und ich wurde total ruhig und gelassen, als ob mir jemand Valium verpasst hätte...
Ich setzte mich dann auf die Couch des WR bis eine Krankenschwester kam und meinte......usw.
Was ging da ab, woher kam das-ich weiss es nicht-aber es war und half mir.
Danke, Salome, dass Du mich da unterstützt.

Beiden Erlebnissen ist gleich, dass es um den Tod ging; bei mir, dass jemand im Sterben lag, ohne den ich nicht sein konnte. Ich brüllte innerlich auch wie am Spieß. Nach Hilfe rief ich in dem Fall nicht - obwohl ich das auch kenne -, aber diese Mini-mini-mini-Sekunde war Ergebnis eines "Umschaltens", das sich eingestellt hat, ich nahm in dieser Sekunde alles aus einer anderen Perspektive wahr.
Wie sollte man denn über den Tod des meistgeliebten Menschen in jähe Freude geraten. Das dürften doch wohl auch die ausschließen, die für alles sofort eine fertige Erklärung haben.

Ich selber möchte nicht erklären. Ich möchte nur beschreiben. Und damit sagen, dass auch dies eine Wahrnehmungsebene des Menschen ist. Dass auch die uns Menschen zur Verfügung steht.

@ Salome
Auch wenn das bei Dir etwas anders war, bei Dir Ruhe und Wärme, bei mir eine Art jäher Jubel, den ich überhaupt in meinem Leben nicht mehr als fünfmal erlebt habe, und immer nur maximal ein paar Sekunden am Stück:
es scheint in uns eine Möglichkeit des Lebens oder Erlebens - fast noch ganz unerschlossen - zu liegen, die in extremen Situationen hochkommen kann; vielleicht, weil man komplett aufgegeben hat, dieses Leben in der Form nicht mehr will.

Und dann zeigt sich sekundenschnell etwas, das einem sagt: diese Form des Lebens ist auch nicht die einzige, es gibt noch eine andere.
Es ist ein intuitives Verstehen von etwas, das der Alltag nicht zulässt.
Dieses "Etwas" interessiert mich. Der "Mensch" fasziniert mich, der so überhaupt noch nicht ausgeschöpft ist.

Dieses jähe Glücksgefühl kenne ich auch ganz ohne vorausgehende Verzweiflung; aber auch da höchstens zwei- oder dreimal in meinem Leben:
Ich gucke im fahrenden Zug aus dem Fenster; parallel zu den Schienen sind kleine Abhänge Richtung Schienen. Zwei Wege laufen da runter und laufen zusammen.
Dieses so unscheinbare Zusammenlaufen der Wege löst plötzlich und unvermittelt dieses innerliche Jauchzen aus, dieses Gefühl: jetzt endlich habe ich "es" kapiert.

Ich konnte es nur eben wieder nicht halten, ich wusste da anschließend kaum, "was" ich da endlich kapiert habe.
Aber wenn es weg ist, komme ich mir vor wie in einer grauen Welt, in die mal ganz kurz die Sonne geschienen hat.

Salome23
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#394 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » So 7. Dez 2014, 22:55

Beiden Erlebnissen ist gleich, dass es um den Tod ging; bei mir, dass jemand im Sterben lag, ohne den ich nicht sein konnte. Ich brüllte innerlich auch wie am Spieß. Nach Hilfe rief ich in dem Fall nicht - obwohl ich das auch kenne -, aber diese Mini-mini-mini-Sekunde war Ergebnis eines "Umschaltens", das sich eingestellt hat, ich nahm in dieser Sekunde alles aus einer anderen Perspektive wahr.

Wie sollte man denn über den Tod des meistgeliebten Menschen in jähe Freude geraten.
Das dürften doch wohl auch die ausschließen, die für alles sofort eine fertige Erklärung haben.
Naja, vielleicht würde man es einfach damit erklären wollen, dass es auf Grund eines seelischen "Schockzustandes" zu einer vermehrten "Ausschüttung von Adrenalin" kommen könnte, wie bei Schwerletzten nach einem Unfall vorkommen soll...
Nur erklärt es , meiner Meinung nach, nicht dein Glücksgefühl.
Aber ok, ich gebe zu, dass ich mich diesbezüglich nicht sehr gut auskenne.

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#395 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 23:01

Salome23 hat geschrieben:Naja, vielleicht würde man es einfach damit erklären wollen, dass es auf Grund eines seelischen "Schockzustandes" zu einer vermehrten "Ausschüttung von Adrenalin" kommen könnte, wie bei Schwerletzten nach einem Unfall.
Nur erklärt es , meiner Meinung nach, nicht dein Glücksgefühl.
Aber ok, ich gebe zu, dass ich mich diesbezüglich nicht sehr gut auskenne.
Nun ja...
Menschen können mit erstaunlich großen Verletzungen weitermachen. Dabei scheint das System Gehirn/Geist/Hormone das Schmerzempfinden auf ein "erträgliches Maß" herunterzudrücken.
Aber was du und Savolinna beschreibt, sind gegensätzliche Gefühle innerhalb eines schmerzlichen Erlebnisses.
Da bin ich im Moment auch überfragt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#396 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von JackSparrow » So 7. Dez 2014, 23:30

Salome23 hat geschrieben:Und womit nimmt er überhaupt seinen luziden Traum wahr?
Mit den geträumten Sinnesorganen, von welchen er nach dem Aufwachen feststellen muss, dass sie nur in seiner Fantasie existierten.


closs hat geschrieben:Als Comedy ist das alles nicht schlecht.
Als was wäre es denn schlecht?

Man empfindet etwas per geistigen Instinkt
Übersetzung: Man träumt.

Aber es muss halt etwas im Menschen da sein, bevor man es erweitern, vertiefen und auch mal korrigieren kann.
Man muss dahingehend sozialisiert worden sein, dass man einen Teil der eigenen Gedanken nicht mehr als eigene Gedanken, sondern als göttliche Botschaften empfindet.


Savonlinna hat geschrieben:Dass Gottesvorstellungen ganz andere Quellen haben können, wird gar nicht erst untersucht, nicht einmal ins Auge gefasst.
Weil die Menschen, die solchen Vorstellungen anhaften, ihre Quellen für gewöhnlich nicht preisgeben. Zumindest muss diesen Menschen jemand beigebracht haben, welche Dinge mit einem Gott in Verbindung gebracht werden dürfen und welche Dinge rein weltlicher Natur sind.

Irgendeine Regel scheint es da ja zu geben. Wenn ein Christ spontan irgendeine "Freude" empfindet, schiebt er das gern mal auf Gott. Wenn er aber nur Schluckauf hat oder sich mit dem Hammer auf den Daumen haut, scheint das zur Diagnose einer göttlichen Botschaft noch nicht ganz auszureichen.

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#397 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » So 7. Dez 2014, 23:38

@ Salome

Klar, wenn jemand an die Naturwissenschaft wie an einen Gott glaubt, dann wird alles entweder durch "Gott" oder durch "die Naturwissenschaft" erklärt.

Ich habe hier einen anthropologischen Weg versucht, einen Weg der Wissenschaft, zumindest im Ansatz.
"Erklären" wollte ich hier überhaupt nichts - würde ein Wissenschaftler auch nie tun -, sondern deskriptiv sein. Der Übereifer, es gleich per Ferndiagnose einzugemeinden in das eigene Welt- und Menschenbild, hat mich jetzt etwas überrascht.

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#398 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » So 7. Dez 2014, 23:56

Der Übereifer, es gleich per Ferndiagnose einzugemeinden in das eigene Welt- und Menschenbild, hat mich jetzt etwas überrascht.
:?: Meinst du jetzt mich damit? :?

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#399 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Salome23 » Mo 8. Dez 2014, 00:18

JackSparrow hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Und womit nimmt er überhaupt seinen luziden Traum wahr?
Mit den geträumten Sinnesorganen, von welchen er nach dem Aufwachen feststellen muss, dass sie nur in seiner Fantasie existierten.
So schnell geb ich nicht auf, Spätzchen! :D
Du liegst auf einer Couch und entspannst dich und plötzlich kommt dir ein Lied in den Sinn(Geist).
Du "hörst" die Stimme des Sängers und die Instrumente des dir bekannten Liedes und summst mit.
Mit welchem Sinnesorgan nimmst du den Song in deinem Geiste grade wahr?

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#400 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Mo 8. Dez 2014, 00:22

Salome23 hat geschrieben:
Der Übereifer, es gleich per Ferndiagnose einzugemeinden in das eigene Welt- und Menschenbild, hat mich jetzt etwas überrascht.
:?: Meinst du jetzt mich damit? :?
Bestimmt nicht. :o
Ich las nur so aus einem Augenwinkel, während ich schrieb, dass überall rechts und links von Drogen geflüstert wurde...

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