Salome23 hat geschrieben:Pluto schrieb:
Ich hatte ihre Aussage registriert, aber sie liegt sehr nahe an meiner eigenen Erfahrung.
Der Mensch trachtet immer nach Quellen des Wohlseins.
Ich weiss nicht, was Savonlinnas Erfahrung war, die sie da anspricht, aber ich starte mal den Versuch, etwas auf zu schlüsseln, anhand
meines Erlebnisses
Savonlinna schrieb:
Wenn Menschen Schreckliches geschieht - bei mir selber mindestens zweimal beobachtet -, kann nach der schwärzesten Verzweiflung aus - für mich - unerkannten Tiefen zumindest für den Bruchtal einer Sekunde einem ein jähes Glücksgefühl durchfluten..
es ist so schnell weg wie es gekommen ist:
aber wo, verflixt noch mal, kommt das her?
Darauf meinte Sven:
Wieder aus dem Gehirn. Das nennt man Stimmungsschwankungen und hängt mit chemischen Botenstoffen zusammen.
Das "
Glücksgefühl" ist eine Reaktion chemischer Botenstoffe.
Aber was ist der Auslöser gewesen, dass die chemischen Botenstoffe so reagierten?
Nun zu meinem Erlebnis (ich geh aber jetzt nicht ins Detail)
Durch eine sehr krasse Situation (es ging um das (Über-) Leben einer Person) geriet ich in eine Situation, wo ich dachte, ich würde den Verstand verlieren, so verzweifelt war ich.
Ich lief im Warteraum der Intensivstation auf und ab, in meinem Kopf ging es drunter und drüber und war nur am heulen , ich schrie innerlich auf: Ich brauch Hilfe, ich ertrag es nicht, ich ertrag es nicht...
Und auf einmal (von einer Sekunde auf die nächste) hatte ich
das Gefühl, etwas total warmes gießt sich über mich-ich kanns nicht anders erklären und ich wurde total ruhig und gelassen, als ob mir jemand Valium verpasst hätte...
Ich setzte mich dann auf die Couch des WR bis eine Krankenschwester kam und meinte......usw.
Was ging da ab, woher kam das-ich weiss es nicht-aber es
war und half mir.
Danke, Salome, dass Du mich da unterstützt.
Beiden Erlebnissen ist gleich, dass es um den Tod ging; bei mir, dass jemand im Sterben lag, ohne den ich nicht sein konnte. Ich brüllte innerlich auch wie am Spieß. Nach Hilfe rief ich in dem Fall nicht - obwohl ich das auch kenne -, aber diese Mini-mini-mini-Sekunde war Ergebnis eines "Umschaltens", das sich eingestellt hat, ich nahm in dieser Sekunde alles aus einer anderen Perspektive wahr.
Wie sollte man denn über den Tod des meistgeliebten Menschen in jähe Freude geraten. Das dürften doch wohl auch die ausschließen, die für alles sofort eine fertige Erklärung haben.
Ich selber möchte nicht erklären. Ich möchte nur beschreiben. Und damit sagen, dass auch dies eine Wahrnehmungsebene des Menschen ist. Dass auch die uns Menschen zur Verfügung steht.
@ Salome
Auch wenn das bei Dir etwas anders war, bei Dir Ruhe und Wärme, bei mir eine Art jäher Jubel, den ich überhaupt in meinem Leben nicht mehr als fünfmal erlebt habe, und immer nur maximal ein paar Sekunden am Stück:
es scheint in uns eine Möglichkeit des Lebens oder Erlebens - fast noch ganz unerschlossen - zu liegen, die in extremen Situationen hochkommen kann; vielleicht, weil man komplett aufgegeben hat, dieses Leben in der Form nicht mehr will.
Und dann zeigt sich sekundenschnell etwas, das einem sagt: diese Form des Lebens ist auch nicht die einzige, es gibt noch eine andere.
Es ist ein intuitives Verstehen von etwas, das der Alltag nicht zulässt.
Dieses "Etwas" interessiert mich. Der "Mensch" fasziniert mich, der so überhaupt noch nicht ausgeschöpft ist.
Dieses jähe Glücksgefühl kenne ich auch ganz ohne vorausgehende Verzweiflung; aber auch da höchstens zwei- oder dreimal in meinem Leben:
Ich gucke im fahrenden Zug aus dem Fenster; parallel zu den Schienen sind kleine Abhänge Richtung Schienen. Zwei Wege laufen da runter und laufen zusammen.
Dieses so unscheinbare Zusammenlaufen der Wege löst plötzlich und unvermittelt dieses innerliche Jauchzen aus, dieses Gefühl: jetzt endlich habe ich "es" kapiert.
Ich konnte es nur eben wieder nicht halten, ich wusste da anschließend kaum, "was" ich da endlich kapiert habe.
Aber wenn es weg ist, komme ich mir vor wie in einer grauen Welt, in die mal ganz kurz die Sonne geschienen hat.