Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

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Scrypton
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#361 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mi 12. Mär 2014, 18:00

closs hat geschrieben:Da wir alle von dieser Voraussetzung ausgehen, darf man es als "Tatsache" bezeichnen, dass der Mond nicht aus Käse besteht.
Na also - abgesehen davon, dass dies keine Voraussetzung ist. :)

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Aha - die Tiere setzen also etwas, obwohl es für diese Setzung ein Bewusstsein erfordert (deine Rede!), welche Tiere nicht haben (deine Behauptung!).
Aha - weil Tiere kein Bewusstsein haben, setzen sie etwas mit Bewusstsein.
Du behauptest, es wäre eine Setzung anzunehmen, unsere Wahrnehmung würde die Realität wiedergeben.
Das tun wir, das tun alle anderen Tiere.
Gleichzeitig behauptest du, dass Tiere kein Bewusstsein haben - obwohl du gleichzeitig festlegst, dass eine Setzung der Ausdruck des eigenen Bewusstseins ist.

Du windest dich in Widersprüche, die du dir selbst auferlegt hast.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Weiterhin geht jeder Mensch und jedes andere Lebewesen instinktiv davon aus
Stimmt - er macht es sich nicht bewusst, sondern nimmt es unbewusst als gegeben hin.
Wie passt dass nun zu deiner Feststellung, dass eine Setzung der Ausdruck des eigenen Bewusstseins ist?

closs hat geschrieben:Macht er es sich jedoch bewusst, bemerkt er, dass es ein Setzung ist.
Ist es auch eine Setzung, dass der Mensch stirbt, wenn er keine Flüssigkeit zu sich nimmt?
Wenn nein, warum nicht? ^_-

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Für deine Zusatz-Setzungen, die willkürlich und frei ausgedacht sind, gilt eben das NICHT
Moment: Es gibt ganze Kulturen, die instinktiv davon ausgehen, dass es Gott gibt.
Nein, gibt es nicht - du stellst hier lediglich wieder eine Behauptung auf, die du erst beweisen müsstest.
Es gibt aber viele Kulturen, in denen der Nachwuchs geprägt wird, das dort vorherrschende Gottesbild anzunehmen. Das ist etwas völlig anderes und hat mit Instinkten absolut nichts zu tun.

closs
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#362 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Mi 12. Mär 2014, 18:50

Darkside hat geschrieben:Du behauptest, es wäre eine Setzung anzunehmen, unsere Wahrnehmung würde die Realität wiedergeben.
NAtürlich - denn wir können nicht unterscheiden, ob der Baum im Garten eine Illusion ist oder Realität. - Übrigens: Aus geistigen Gründen gibt es Munition, dass die Wahrnehmung tatsächlich die Realität wiedergibt - insofern ist das auch meine Version. - Aber Du meinst ja, es bedürfe überhaupt keiner geistigen Begründung.

Darkside hat geschrieben:Das tun wir, das tun alle anderen Tiere.
Bei Tieren würde ich es ebenfalls annehmen - ja.

Darkside hat geschrieben:Gleichzeitig behauptest du, dass Tiere kein Bewusstsein haben
So ist es.

Darkside hat geschrieben: obwohl du gleichzeitig festlegst, dass eine Setzung der Ausdruck des eigenen Bewusstseins ist.
Natürlich - das ist aber nur bei Dir ein Widerspruch.

Das Tier denkt nicht über Setzungen nach - das geht nur auf der Meta-Ebene des Bewusstseins. - Also muss es der Mensch machen. Wenn er es NICHT tut, wird er seiner Meta-Ebene des Bewusstseins nicht gerecht.

Ein Tier wird NIE erkennen, dass es einen kategorialen Unterschied zwischen Wahrnehmung und Realität gibt. - Aber der Mensch muss es wissen, wenn er darüber nachdenkt. Tut er es nicht, ist es auch nicht schlimm - dann darf er aber auch nicht bei solchen Fragen mitmischen.

Darkside hat geschrieben:Es gibt aber viele Kulturen, in denen der Nachwuchs geprägt wird, das dort vorherrschende Gottesbild anzunehmen. Das ist etwas völlig anderes und hat mit Instinkten absolut nichts zu tun.
Unter materialistischen ("Geist ist Folge von Materie") Gesichtspunkten und freudschen ("Der Mensch ist ein Vakuum, das durch die Umwelt geprägt wird" - so wird Freud gerne gedeutet) Gesichtspunkten kann man das so sehen. - Ersetzt man dies durch geistige Sichtweisen und jungsche Sichtweisen, sieht das ganz anders aus.

Darkside hat geschrieben:Ist es auch eine Setzung, dass der Mensch stirbt, wenn er keine Flüssigkeit zu sich nimmt?
Das ist eine von Milliarden von Beobachtungen, die Tatsache ist auf der Grund-Voraus-Setzung, dass wir tatsächlich Realität wahrnehmen, wenn wir diesen Menschen beobachten. - Wo sollte da das Problem sein?

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Scrypton
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#363 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mi 12. Mär 2014, 19:10

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Du behauptest, es wäre eine Setzung anzunehmen, unsere Wahrnehmung würde die Realität wiedergeben.
NAtürlich - denn wir können nicht unterscheiden, ob der Baum im Garten eine Illusion ist oder Realität.
Irrelevant, denn wenn ich in einer Illusion lebe - das Universum nur meine Illusion ist - würde eben darin auch nur das gelten, was gilt - alles andere wäre nicht relevant.

closs hat geschrieben:Das Tier denkt nicht über Setzungen nach
Du widersprichst dir noch immer selbst:
Ein Tier, das kein Bewusstsein hat, kann nichts setzen, wenn die Setzung ein Bewusstsein erfordert. Dennoch behauptest du, dieses angeborene, lebensnotwendige wäre eine Setzung.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Es gibt aber viele Kulturen, in denen der Nachwuchs geprägt wird, das dort vorherrschende Gottesbild anzunehmen. Das ist etwas völlig anderes und hat mit Instinkten absolut nichts zu tun.
Unter materialistischen ("Geist ist Folge von Materie") Gesichtspunkten und freudschen ("Der Mensch ist ein Vakuum, das durch die Umwelt geprägt wird" - so wird Freud gerne gedeutet) Gesichtspunkten kann man das so sehen.
Es gibt auch keinen (plausiblen) Grund es anders zu sehen.
Es sei denn, man baut auf irgendwelchen zusätzlichen, willkürlichen und sich frei ausgedachten "Setzungen" auf, was für sich bereits nicht plausibel ist außer für jenen, der seinem eigenen Wahn folgt.

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#364 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Mi 12. Mär 2014, 19:16

Darkside hat geschrieben:denn wenn ich in einer Illusion lebe - das Universum nur meine Illusion ist - würde eben darin auch nur das gelten, was gilt
Stimmt - für Dich wäre es dasselbe. - Aber es ist schon ein Unterschied, ob der Baum noch dasteht, wenn Du wegguckst (Realität), oder ob er weg ist, wenn Du wegguckst (Illusion).

Aber richtig ist: Anthropozentrisch gesehen hast Du recht.

Darkside hat geschrieben:Dennoch behauptest du, dieses angeborene, lebensnotwendige wäre eine Setzung.
Aber nicht vom Tier, sondern vom Bewusstsein des Menschen, der es erkennt. - Aus der Erlebens-Sicht des Tiers gibt es überhaupt nicht solche Diskussionen, weil es gar nicht dazu fähig ist. - WIR wissen es, weil wir die Meta-Ebene des Bewusstseins und der kognivien Reflektion haben.

Darkside hat geschrieben:Es gibt auch keinen (plausiblen) Grund es anders zu sehen.
Unter naturalistischen/materialistischen/existentialistischen Voraus-Setzungen ist das richtig.

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#365 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mi 12. Mär 2014, 19:23

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:denn wenn ich in einer Illusion lebe - das Universum nur meine Illusion ist - würde eben darin auch nur das gelten, was gilt
Stimmt - für Dich wäre es dasselbe.
Für dich auch.
Doch in einer Illusion leben wir nicht, worin wir uns einig sind. Deine Ausweichmanöver sind jedoch trotzdem immer wieder amüsierend, nur weil du die Tatsache ablehnst, dass deine willkürlichen Zusatzsetzungen sich voll und ganz von "der einen" unterscheiden, die für uns Lebensnotwendig sind.

closs hat geschrieben:[Anthropozentrisch gesehen hast Du recht.
Außerhalb deines Kopfkinos bereits habe ich Recht - was dein Kopfkino sagt ist nicht relevant.

closs hat geschrieben:[
Darkside hat geschrieben:Dennoch behauptest du, dieses angeborene, lebensnotwendige wäre eine Setzung.
Aber nicht vom Tier, sondern vom Bewusstsein des Menschen
Entweder oder!
Ob Tier oder Mensch, weder das eine noch der andere Setzen dies; diese Annahme ist prinzipiell und besteht seit spätestens der Geburt jedweden Individuums.

closs hat geschrieben:WIR wissen es
Ähm, auf Basis dessen, was du hier als Setzung haben möchtest.
Du trollst um den heißen Brei - mach nur weiter, ist lustig. ^^

closs hat geschrieben:[
Darkside hat geschrieben:Es gibt auch keinen (plausiblen) Grund es anders zu sehen.
Unter...
Nichts unter - es ist eben exakt so; außer in deinem Kopfkino bzw. das der anderen.
Nicht relevant.

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#366 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Mi 12. Mär 2014, 19:24

Halman hat geschrieben:Doch sollte man nicht soweit gehen, daraus einen Gottesbeweis herleiten zu wollen. Bereits der Kirchenphilosoph Thomas v. Aquin lehnte die Blasphemie, Gott BEWEISEN zu wollen, ab und zog es vor von den F̈ünf Wegen (quinque viae) zu sprechen.

Wie soll man auch etwas "beweisen", dass allem innewohnt und zugleich alles übersteigt? Entweder man erfährt ES oder man erfährt ES nicht. Aquin hatte so eine tiefe spirituelle Erfahrung, die jede Perspektive auf Glaubenssätze und intellektuelle Konzepte grundlegend verwandelt. Darum sagte er am Ende seines Lebens «Was ich geschrieben habe, ist alles Stroh, im Vergleich zu dem was ich sah und mir offenbart wurde» ... damit hat er auch eine der stärksten Religionskritiken ausgesprochen. Die beste Religionskritik kann man eben betreiben, wenn man sie von innen und außen gleichermaßen durchlebt hat. :)

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#367 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Mi 12. Mär 2014, 19:43

Darkside hat geschrieben:Doch in einer Illusion leben wir nicht, worin wir uns einig sind.
Wir sind uns aus unterschiedlichen Gründen einig, dass wir eine wesensmäßige Verbindung zwischen Wahrnehmung und Realität postulieren.

Darkside hat geschrieben:Außerhalb deines Kopfkinos bereits habe ich Recht
NIEMAND weiss, ob er innerhalb oder außerhalb seines Kopfkinos unterwegs ist. - Münchhausen.

Darkside hat geschrieben:diese Annahme ist prinzipiell und besteht seit spätestens der Geburt jedweden Individuums.
Stimmt - es ist eine Annahme. - Und diese wird mangels Thematisierung nicht hinterfragt.

Darkside hat geschrieben:Nichts unter - es ist eben exakt so
"Es "ist" so" kann man nur sagen, wenn es keine ontologische Differenz gibt. - Wahrscheinlich gibt's die bei Dir auch nicht. :lol:

Demian hat geschrieben: Die beste Religionskritik kann man eben betreiben, wenn man sie von innen und außen gleichermaßen durchlebt hat. :)
Ja - am Ende aller Vernunft steht das "Ich weiß, dass ich nichts weiß" - sondern dass ich "nur" wahrnehme.

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#368 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mi 12. Mär 2014, 19:50

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Außerhalb deines Kopfkinos bereits habe ich Recht
NIEMAND weiss, ob er innerhalb oder außerhalb seines Kopfkinos unterwegs ist.
Offensichtlich schon, anders ein Überleben nicht möglich wäre.
Fest steht, dass ich nicht in deinem Kopfkino lebe - was du dir also ausmalst und vorstellst ist Teil deiner Fantasie; diese entspricht erst mal nicht der Realität, wenngleich du es auch behaupten willst! ;)

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:diese Annahme ist prinzipiell und besteht seit spätestens der Geburt jedweden Individuums.
Stimmt - es ist eine Annahme. - Und diese wird mangels Thematisierung nicht hinterfragt.
Deine willkürlichen und sich ausgedachten Zusatz-Setzungen aber durchaus.

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#369 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Mi 12. Mär 2014, 20:02

Darkside hat geschrieben:Offensichtlich schon, anders ein Überleben nicht möglich wäre.
Wie kann man Kategorien so vermischen?

Samantha

#370 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Samantha » Mi 12. Mär 2014, 20:36

Darkside hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Ich bete nicht, bin nicht transzendent oder religiös und meditiere auch nicht. Das Jenseits ist auch nicht mein Metier.
Macht nichts, du glaubst trotzdem an ein geistiges (Fabel)Wesen! :)
Das ist doch "Fabel"haft!


Halman hat geschrieben: Dies liegt daran, dass sich Gott unserem Empirismus entzieht und naturwissenschaftlich nicht greifbar ist. Dein Ansatz läuft (sofern ich Dich recht versethe) im Grunde daraus hinaus, die extreme Freinabstimmung der Naturkonstanten als eine Feinabstimmung der Naturkonstanten auf Leben hin zu deuten.

Die Feinabstimmung spricht zwar für einen Gott, kann aber auch zufällig entstanden sein und damit Leben begünstigen, wenn auch nicht erschaffen.


Halman hat geschrieben:In diesem Zusammenhang mag Kurt Gödels Theorem von Interesse sein, welcher den sog. onthologischen Gottes"beweis" mathematisch untermauert. Somit ist Gott logisch möglich.

Genau! Aber warum beweist Gott sich nicht selbst?

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