Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#341 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Mi 12. Mär 2014, 00:52

Münek hat geschrieben:Wenn es Gott gibt, dann gibt es Gott..
Näh - lieber: Wenn es Gott gibt, dann unabhängig davon, ob er von Person A behauptet wird und von Person B nicht für möglich gehalten wird.

Münek hat geschrieben:Wieso erweckst Du hier im Forum permanent den Eindruck, Du hättest Ahnung....als wüsstest Du "was"...
Von "Wissen" wird nie die Rede sein, da Wahrnehmung nie entscheiden kann, ob sie mit Realität koinzidiert oder nicht.

"Ahnung" ist allerdings ein gutes Wort. Es gibt eine Fülle von geistigen Wahrnehmungen, die mir eine Ahnung von Gott geben (aber nicht mehr).

Münek hat geschrieben:Du forderst "prinzipiellen Respekt" vor dem "Vorrang des Seins".
So ist es - André Heller hatte mal einen schönen Song, der hieß: "Ich will, dass es gibt, was es gibt". - Dazu muss man es nicht kennen.

Oder um es etwas aggressiver zu sagen: Mich erschrecken diese Selbst-Befriedigungs-Orgien, die das Wahrnehmungs-Ich in den Mittelpunkt stellen, das sich erdreistet zu entscheiden, was Realität sei und was nicht.

Münek hat geschrieben:Wie wärs denn dann mit dem prinzipiellen Respekt vor dem Vorrang der Vernunft
Kant (dem man hoffentlich intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit zuspricht) hat sehr deutlich gemacht, dass er die Vernunft zu ihren Grenzen treiben wollte, um Platz für die Meta-Physik - also das, was darüber ist - zu haben. Ihm waren die Grenzen der vernünftigen Auslegung bewusst - wie schon Platon lange Zeit zuvor.

Insofern haben gerade die Vernünftigsten erkannt, dass die menschliche Vernunft letztlich NICHT Vorrang hat. - Das ist sozusagen die äußerste Erkenntnis der Vernunft.

Münek hat geschrieben:und der Ausblendung von Wunschvorstellungen und Selbsttäuschungen?
Das gibt es oft und ist menschlich. - Man kann dieser Gefahr entgehen, wenn man sich strikt "vernünftig" hält (also sich nur auf das einlässt, was mit menschlicher Wahrnehmung nachweisbar ist). - Aber dann muss man sich seiner Reduzierung bewusst sein und darf nicht noch eins draufsetzen ("Selbstweihe"), dass nur Nachweisbares Realität sei - dass also der eigene Wahrnehmungs-Horizont das Maß sei. - Passiert oft.

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Demian
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#342 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Mi 12. Mär 2014, 01:47

Pluto hat geschrieben:Das sind Begriffe, Wortwendungen... das muss man sich nicht vorstellen können. Die Bregriffe sind zu allgemein.

Eben ...

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Demian
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#343 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Mi 12. Mär 2014, 01:58

Münek hat geschrieben: "Es kann Realität geben, von der wir nicht
die geringste Ahnung haben..." "Kann". Wieso erweckst Du hier im Forum permanent den
Eindruck, Du hättest Ahnung....als wüsstest Du "was"...

Glauben erfährt man als inneres Wissen. Was stört dich daran? Es geht um die Hingabe ... Thomas Merton sagte es wunderbar „Die Seele, die meine Substanz zusammenhält, eine harte Perle in der Höhlung der Muschel, wird eines Tages sich vollkommen hingeben.“

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#344 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Münek » Mi 12. Mär 2014, 04:04

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn es Gott gibt, dann gibt es Gott..
Näh - lieber: Wenn es Gott gibt, dann unabhängig davon, ob er von Person A behauptet wird und von Person B nicht für möglich gehalten wird.

Tja Kurt,

...wenn das Wörtchen wenn nicht wär... :lol:

Das ist doch gerade der Casus knacksus!

Wenn es Gott gäbe (bitte achte auf den Konjunktiv), dann wäre (!) das
Sein dieser kosmischen Superintelligenz natürlich unabhängig davon, ob
Menschen seine Existenz verleugnen oder nicht. Das ist doch klar wie -
sorry - Closs-Brühe! Wieso betonst Du solche Selbstverständlichkeiten ei-
gentlich immer wieder?

Aber wenn es Gott nicht gibt? Was dann? Diese Alternative scheinst Du
überhaupt nicht in Betracht zu ziehen.

Klar, man kann Gott "setzen" (herbeiwünschen), wie Du es offensichtlich
tust. Aber ....was soll das? Das Wort "setzen" ist doch kein Zauberwort. Da-
mit eröffnet man der Beliebigkeit natürlich Tür und Tor.

Der eine setzt dies, der andere das und der Dritte was links von der Mitte.

Was soll damit - außer einer Selbsttäuschung - gewonnen sein?

LG Münek

Salome23
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#345 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Salome23 » Mi 12. Mär 2014, 06:13

Münek hat geschrieben:
Aber wenn es Gott nicht gibt? Was dann?
....
Was soll damit - außer einer Selbsttäuschung - gewonnen sein?

Vielleicht Glückseligkeit= Wohlbefinden auf Grund der eventuellen Selbsttäuschung?
Für den Betroffenen ist es ja keine Selbsttäuschung, sondern Realität...

Wenn jemand der Ansicht ist, sowas wie "Telepathie" gibt es, wird man ihn schwer vom Gegenteil überzeugen können...
Als ich über diesen Pascal Voggenhuber im net las, dachte ich mir auch so meinen Teil :roll:
Massenweise strömen Leute zu ihm..
Warum?
Weil er ihnen etwas gibt, dass ihnen wohl tut...
Vielleicht hat er wirklich von Kindheit an die Fähigkeit, Kontakt zu verstorbenen Seelen auf zu nehmen
Die einen werden sagen, das sind Dämonen die sich durch ihn mitteilen
Andre werden sagen, er ist ein Scharlatan...
Und wieder andre, das ist doch Quatsch und er macht nur gut Kohle damit 8-)

Wenn es nun Gott nicht gibt, was kann ein an ihn Gläubiger verlieren?

Samantha

#346 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Samantha » Mi 12. Mär 2014, 09:25

Halman hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Bin Realist, kein Esoteriker. Gott ist für mich nicht etwas Erreichbares oder Vorstellbares, nur der Grund für unser Dasein. Wir wollen uns jetzt aber nicht über das nicht vorhandene Nichts streiten, oder?
Dies scheint mir eine deistische Sichtweise zu sein.
Ja, möglich. Ich kann mir unter Gott leider nicht mehr vorstellen. Beten ist für mich z. Bsp. etwas, das mit Telepathie zu tun hat, und dazu bin ich nicht in der Lage. Und wenn ich sende, müsste ich doch auch empfangen können? Da ich nichts ... ähm ... höre, frage ich mich, was Gott eigentlich ist.

closs
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#347 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Mi 12. Mär 2014, 09:39

Münek hat geschrieben:Klar, man kann Gott "setzen" (herbeiwünschen), wie Du es offensichtlich tust.
"Setzen" und "herbeiwünschen" sind zwei Paar Stiefel. - Dadurch, dass man etwas setzt, ist es ja nicht da. - "Setzung" ist Ausdruck des eigenen Bwusstseins, dass man sich eben NICHTS herbeiwünschen kann, sondern eine Arbeitsgrundlage.

Schau Dir die Naturwissenschaft an: Sie setzt, dass sich unsere Wahrnehmung auf eine reale Welt bezieht und nicht illusorisches Eigengewächs ist: Der Baum, den wir sehen, existiert also wirklich (auch wenn wir ihn nicht wahrnehmen würden) - der Baum ist also keine Erfindung unseres Hirns. - Diese Setzung ist unverzichtbar, weil Naturwissenschaft sonst nicht sinnvoll wäre. - Warum aber macht Naturwissenschaft diese Setzung? Ganz einfach: Weil sie sehr naheliegend ist. - Und somit hat man die Grundlage, um Gesetzmäßigkeiten der Natur zu beschreiben - weil es eben eine Natur gibt (laut Setzung).

Ähnlich ist es bei geistigen Menschen: Die Setzung geistiger Realität ist unverzichtbar, weil sonst Spiritualität nicht sinnvoll wären. - Warum aber macht Spiritualität diese Setzung? Ganz einfach: Weil sie sehr naheliegend ist. - Und somit hat man die Grundlage, um Geistiges zu benennen - weil es eben eine Geist gibt (laut Setzung).

Der große Unterschied zwischen Natur und Geist, der die Sache für manche schwierig macht, ist, dass Natur unmittelbar beschreibbar ist, weil sie Teil des Daseins ist, während das Geistige nur mittelbar beschreibbar ist, weil es vom Wesen her seinen Ursprung NICHT im Dasein hat. - Und da geht dann der große Streit los, weil der Naturalismus (aus seinem Selbstverständnis zu Recht) Geist als Folge von Materie (also als reine Daseins-Größe) versteht - es somit letztlich überhaupt keinen Unterschied zwischen Geist und Materie gibt - halt Materialismus.

Münek hat geschrieben: Damit eröffnet man der Beliebigkeit natürlich Tür und Tor.
Das stimmt - und das ist das, was christlich gesprochen das Satanische wäre: Die Verwirrung des Wahren in das Unwahre. - Insofern leben wir heute insofern in einem satanischen Zeitalter, weil man zunehmend nicht zwischen Gott und Pumuckl unterscheiden kann - weil die geistige Grundausrüstung fehlt, die man ja im Materialismus nicht braucht, weil es sie laut Materialismus gar nicht gibt.

Münek hat geschrieben:Der eine setzt dies, der andere das und der Dritte was links von der Mitte. Was soll damit - außer einer Selbsttäuschung - gewonnen sein?
Ja - das ist der Turmbau zu Babel. Der Mensch baut sich SEINE Welt, wie es ihm gefällt. - Genau dieser Vorwurf trifft aber den geistigen Menschen durch den NAturalisten, weil der Naturalist ja meint, seine Beschränkung auf das Materielle sei ein kultureller/zivilisatorischer Fortschritt. Folge ist Sprachverwirrung - wir sind mitten drin.

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#348 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mi 12. Mär 2014, 10:42

Samantha hat geschrieben:Ich bete nicht, bin nicht transzendent oder religiös und meditiere auch nicht. Das Jenseits ist auch nicht mein Metier.
Macht nichts, du glaubst trotzdem an ein geistiges (Fabel)Wesen! :)

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#349 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Scrypton » Mi 12. Mär 2014, 10:54

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn es Gott gibt, dann gibt es Gott..
Wenn es Gott gibt, dann unabhängig davon, ob er von Person A behauptet
Wenn es Gott nicht gibt, dann unabhängig davon, ob Person A ihn dennoch behauptet!

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wieso erweckst Du hier im Forum permanent den Eindruck, Du hättest Ahnung....als wüsstest Du "was"...
Von "Wissen" wird nie die Rede sein, da Wahrnehmung nie entscheiden kann
Wir beide wissen durchaus, dass der Mond nicht aus Käse besteht.
Dass du hinsichtlich deiner "spirituellen" Behauptungen nun doch nichts weißt, ist ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.... :D

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie wärs denn dann mit dem prinzipiellen Respekt vor dem Vorrang der Vernunft
Kant (dem man hoffentlich intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit zuspricht) hat sehr deutlich gemacht, dass er die Vernunft zu ihren Grenzen treiben wollte
Das heißt nicht, dass Kant auch Recht hat. Was er wollte und was er nicht wollte spielt hinsichtlich dazu überhaupt keine Rolle

closs hat geschrieben:[Insofern haben gerade die Vernünftigsten erkannt, dass die menschliche Vernunft letztlich NICHT Vorrang hat.
Vorrang vor subjektiven Kopfkino aber sicherlich!

closs hat geschrieben:"Setzung" ist Ausdruck des eigenen Bwusstseins
Haben Fliegen, Ameisen und Spinnen ein Bewusstsein?

closs hat geschrieben:Schau Dir die Naturwissenschaft an: Sie setzt, dass sich unsere Wahrnehmung auf eine reale Welt bezieht
Nein, die Naturwissenschaft setzt das nicht - das Leben selbst setzt das bereits, weil es Lebensnotwendig ist!
Es gibt keinen Grund, weitere, frei erfundene Zusatz-Setzungen aufzustellen wie du es tust.

closs hat geschrieben:Diese Setzung ist unverzichtbar, weil Naturwissenschaft sonst nicht sinnvoll wäre.
Weil ALLES sonst nicht sinnvoll wäre!

closs hat geschrieben:Ähnlich ist es bei geistigen Menschen: Die Setzung geistiger Realität ist unverzichtbar, weil sonst Spiritualität nicht sinnvoll wären.
Dann ist sie eben nicht sinnvoll - so wie die Setzung selbst. Wayne? :)

closs hat geschrieben:Warum aber macht Spiritualität diese Setzung? Ganz einfach: Weil sie sehr naheliegend ist.
Ist sie das? Aber doch nur für dein Kopfkino und jene, die das bereits ohnehin teilen. Das ist keine ausreichende Begründung.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der eine setzt dies, der andere das und der Dritte was links von der Mitte. Was soll damit - außer einer Selbsttäuschung - gewonnen sein?
Ja - das ist der Turmbau zu Babel.
Na also!

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#350 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Mi 12. Mär 2014, 12:39

Samantha hat geschrieben:Ja, möglich. Ich kann mir unter Gott leider nicht mehr vorstellen. Beten ist für mich z. Bsp. etwas, das mit Telepathie zu tun hat, und dazu bin ich nicht in der Lage. Und wenn ich sende, müsste ich doch auch empfangen können? Da ich nichts ... ähm ... höre, frage ich mich, was Gott eigentlich ist.

Du kannst dir Gott vorstellen, aber das kann dann nur die Imagination eines bestimmtes Gottesbildes sein, im Sinne einer Meditation bestimmter Aspekte dieses Bildes. Die "Höchste Persönlichkeit Gottes", wie es in der Gita heißt, ist nicht denkbar, da der Verstand nur kleine Segmente der Wirklichkeit betrachtet. In der Meditation geht es gerade um ein Hinausgehen über das rein rationale Denken, um zu einem umfassenden und spontanen Erleben zu kommen. Dadurch auch zu einer Erfahrung dieses Absoluten jenseits der Worte, Bilder und Vorstellungen. Ryōkan beschrieb es in dieser Art: “Feuerholz schlagen, meinen Krug mit reinem Wasser füllen, Wildgräser sammeln, während sanft ein kühler Regen fällt…“. Natürliches und spontanes SEIN. ;)

Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen,
Und der Himmel ist wieder klar.
Wenn dein Herz rein ist,
Dann sind alle Dinge deiner Welt rein.
Gib diese vergängliche Welt auf, gib dich selbst auf.
Dann werden der Mond und die Blumen
Dir den Weg weisen.

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