Descartes und die menschliche Seele

Philosophisches zum Nachdenken
SilverBullet
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#331 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Di 18. Okt 2016, 18:38

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Der Philosoph „Descartes“ hatte nur den religiösen Ansatz und konnte die behauptete "Verschiedenheit zum Körper" nicht infrage stellen.
Nein - er hat ontologisch gedacht. - Das hat primär nichts mit Christentum zu tun. - Es bringt nichts, überall christliche Verschwörungstheorien zu wittern - es hat etwas mit Ontologie zu tun.
Es geht nicht um Verschwörungstheorien, denn es wird ja nichts versteckt.
Descartes sagt ganz offen, dass er eine alte Meinung hat „so wie er ist, wurde er von Gott erschaffenen“ – wo soll dabei ein Problem entstehen, wenn ich diese Aussage verwende?

closs hat geschrieben:Immer wieder: Das, was ist, kümmert sich nicht darum, ob es von uns intersubjeitv oder subjektiv bestätigt werden kann.
Immer wieder: wir funktionieren über Korrektheit von Zusammenhängen.
Wenn also ein Bezug zu uns vorhanden sein soll, dann nur über Zusammenhänge und deren Korrektheit.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wahrnehmung geht ausnahmslos mit Zusammenhängen um.
Meinetwegen - Dein Problem ist, dass Du mit "Zusammenhänge" nur das meinst, was in Deinem Wahrnehmungs-System erkennbar ist.
Es ist aber nicht gerade wenig, denn es schliesst auch das gesamte Mentale, das gesamte Bewusstsen mit ein.
Da bleibt sozusagen kein Platz übrig für „Geistiges“ – deshalb hast du ja auch Schwierigkeiten einen Zusammenhang zu liefern.

closs hat geschrieben:Damit es keine Missverständnisse gibt: Auch geistige Wahrnehmung geschieht natürlich mit dem Körper - so sind wir. - Aber das Wahrgenommene muss nicht naturalistischen Charakter haben.
Bisher hast du nie behauptet „Kontakt“ haben zu können.
Die Formulierung „das Wahrgenommene muss nicht naturalistischen Charakter haben“ ist also nur Ausdruck deines Wunsches, mehr nicht.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Nö, kann man nicht sagen, weil kein „es“ vorliegt. Wir sind nicht im Stadium „es“ zu kapieren, sondern wir haben keine Ahnung um „was" es gehen soll.
??? - Das "Es" ist ALLES, was der Fall ist - auch der Mond (um ein Bsp. zu nehmen, das in Deine Kategorien passt). - Der Mond läge also nicht vor????
Ich denke, du hast keine Schwierigkeiten, rund um den Mond, Zusammenhänge aufzubauen, die sich als korrekt erweisen. Dass du dies mit den „Geist“-Suggestionen vergleichen möchtest, ist lustig.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:ich spreche nicht von „wahr“. Ich spreche von Korrektheit.
Genau das ist Dein Problem. - Statt Dich zu fragen, was an Deiner Wahrnehmung methodisch korrekt ist (= Anthropozentrismus), solltest Du fragen, was ontologisch gute Chancen hat, wahr zu sein.
Dass ich meine Fähigkeiten beachte, kann kein Problem sein, denn daraus entsteht Funktionaliät.
Wenn ich es anders machen würde, käme ein So-Tun-Als-Ob heraus => keine Funktionalität.

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fin hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Heidegger verwendet seinen Satz in Bezug auf eine behauptete „Seins-Vergessenheit in der Welt“ (was meint er damit?)
Das ist eine einfache, aber auch komplexe Sache und ich würde dir raten, zuerst den originären Gedanken Heideggers zu folgen.
Mir fällt allerdings ein schöner Film ein, den ich dir ans Herz legen könnte/möchte.
Ich mache es immer so, dass, wenn ich etwas zu sagen habe, dann sage ich es.
Bei dir wird das nicht anders sein – in diesem Sinne hättest du genau hier etwas geschrieben, wenn du etwas hättest schreiben können – liege ich da falsch?

fin hat geschrieben:Zuerst möchte ich einräumen, daß ich es nicht so erlebe, daß MH etwas suggerieren möchte!
Das bedeutet, „du erlebst Metaphysik“.
Was erlebst du, welche Fähigkeit hast du dabei, wie funktioniert es und was bist du, damit es funktioniert?

fin hat geschrieben:Es geht nicht darum, was sich real umsetzen läßt, zB. eine Atombombe, sondern um den Bezug zum "Sein" und das ist eine Frage, für die erstmal die Philosophie verantwortlich zu sein scheint und nicht die Physik/Mathematik
Was ist „der Bezug zum Sein“ bei „Raum“, „Zeit“ und „Bewegung“?
Wie erklärt Heidegger „Raum“, „Zeit“ und „Bewegung“?

(Die Behauptung, dass „Philosophie“ hierfür kompetent sein soll, habe ich verstanden, aber im nächsten Schritt müsste Leistung vorgelegt werden)

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#332 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Di 18. Okt 2016, 20:18

fin hat geschrieben:Möglicherweise hast du nur die Überschrift gelesen und den Mitschnitt nicht beachtet, denn im Interview erörtert MH den Satz und erklärt, warum Wissenschaft (seiner Ansicht nach) die Philosophie benötigt.
Dann hast du mich unterschätzt. Den ganzen Film habe ich mir zwar nicht angeschaut, weil mich Heidegger nicht besonders interessiert — er schwafelt mir zu viel. Ich glaube viel mehr, die Philosophie könnte was von der Wissenschaft lernen. Würde er heute leben, so würde ich Herrn Heidegger sagen, er sollte sich nicht anmaßen, die erfolgreichsten Disziplin seit Menschengedenken derart zu kritisieren (auch wenn es heute immer mehr in Mode kommt).

Immerhin hat die Wissenschaft seit Erfindung des Ackerbaus und der Viehzucht erheblich mehr zur Zivilisation beigetragen, als die Philosophie jemals tun konnte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#333 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Di 18. Okt 2016, 22:22

ThomasM hat geschrieben:OK und ich postuliere, dass mein Computer einen Geist hat, was man daran erkennt, dass er mit mir interagiert und mich sogar manchmal auf Fehler hinweist. Habe ich Recht?
Natürlich nicht. Du kannst nichts von deinen Postulaten belegen.
Die Hirnforschung hingegen kann im Experiment das Bewusst-Werden messen, sowohl mit dem fMRI-Bildgebungs Verfahren, als auch mit dem sehr viel kostengünstigeren EEG Verfahren (was in jedem Krankenhaus verfügbar ist).

ThomasM hat geschrieben:Ich verstehe, dass dir eine mechanistische Beschreibung der Dinge genügt. Nach dem Motto "Liebe ist, wenn der Hormonpegel den und den Wert überschreitet"
Das ist purer Unsinn!
Du, ich, wir alle haben Empfindungen.
Was soll daran verkehrt sein, sich wissenschaftlich mit den Details der Erlebnisse auseinander zu setzen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#334 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Di 18. Okt 2016, 22:31

SilverBullet hat geschrieben:Descartes sagt ganz offen, dass er eine alte Meinung hat
Ja - er begründet seine Philosophie weltanschaulich - der eine tut es mit einem transzendeten Ansatz, der andere mit einem materialistischen - der eine ist theozentrisch, der andere anthropozentrisch. - Das heißt nicht, dass die darauf folgenden Überlegungen in sich geschlossen sind - sie können in beiden Fällen in sich geschlossen sein.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn also ein Bezug zu uns vorhanden sein soll, dann nur über Zusammenhänge und deren Korrektheit.
Ontologie sind sie doch korrekt, weil Wirklichkeit IMMER korrekt ist. - Dein Anliegen ist eine Wahrnehmungs-Korrektheit.

SilverBullet hat geschrieben:Es ist aber nicht gerade wenig, denn es schliesst auch das gesamte Mentale, das gesamte Bewusstsen mit ein.
Da bleibt sozusagen kein Platz übrig für „Geistiges“
Dieser Aussage liegt zu (fälschlich) zu Grunde, dass "Bewusstsein" eine rein materialistische Größe ist - das ist schon wieder eine weltanschauliche Setzung - wie bei Descartes auch (es geht gar nicht anders).

SilverBullet hat geschrieben:Bisher hast du nie behauptet „Kontakt“ haben zu können.
Natürlich gibt es ihn - gerade heute habe ich in der ZEIT von einem Nicht-Christen (!!!) gelesen, dass für ihn die "Unvollendete" von Schubert der "Beweis" (er ist kein Naturwissenschafter) ist, dass es Gott gibt.

SilverBullet hat geschrieben:Ich denke, du hast keine Schwierigkeiten, rund um den Mond, Zusammenhänge aufzubauen, die sich als korrekt erweisen.
Andere haben keine SChwierigkeiten, rund um Schuberts "Unvollendete" Zusammenhänge aufzubauen - so was oder Ähnliches passiert täglich 10 Mal. - Nur kann man ein kritisch-rationale Korrektheit NICHT nachweisen, weil kritisch-rationale Korrektheit nur bei materialistischen Dingen funktioniert. - Als wieder keine ontologische, sondern eine Wahrnehmungs-Problematik.

SilverBullet hat geschrieben:Dass ich meine Fähigkeiten beachte, kann kein Problem sein, denn daraus entsteht Funktionaliät.
Auf materialistischer Ebene funktioniert das ja auch - dagegen spricht keiner.

SilverBullet hat geschrieben:Die Behauptung, dass „Philosophie“ hierfür kompetent sein soll, habe ich verstanden, aber im nächsten Schritt müsste Leistung vorgelegt werden
Dann lies mal Heidegger und Du wirst sie vorgelegt finden - aber sie ist nicht "nur" logisch und geistig verstehbar (übrigens: Der Unterschied zwischen "Sein" und "Seiendem" ist auch materialistisch verstehbar, wenn man geistig ran geht).

Pluto hat geschrieben:Würde er heute leben, so würde ich Herrn Heidegger sagen, er sollte sich nicht anmaßen, die erfolgreichsten Disziplin seit Menschengedenken derart zu kritisieren
Er kritisiert nicht die Wissenschaft für das, was sie kann, sondern weist darauf hin, was sie naturgemäß NICHT kann.

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#335 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Di 18. Okt 2016, 22:35

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Würde er heute leben, so würde ich Herrn Heidegger sagen, er sollte sich nicht anmaßen, die erfolgreichsten Disziplin seit Menschengedenken derart zu kritisieren
Er kritisiert nicht die Wissenschaft für das, was sie kann, sondern weist darauf hin, was sie naturgemäß NICHT kann.
Das ist dasselbe in grün.
Was kann denn die Philosophie in der Geschichte der Menschheit als Leistung für sich verbuchen? — Mit ganz wenigen Ausnahmen, eigentlich nichts.
Gerade Leute wie Heidegger haben mit ihren Geschwafel nichts zum Aufbau der Gesellschaft beigetragen.
Im Gegenteil: sie haben mit ihren Fragen teilweise bloß für sinnlose Zweifel gesorgt. Bestes Beispiel ist Heideggers Unterscheidung zwischen Sein und Dasein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#336 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Di 18. Okt 2016, 22:40

Pluto hat geschrieben:Was kann denn die Philosophie als Leistung für sich verbuchen?
Du erstellst hier ein ziemlich Menschenbild, demnach ein Mensch ein Vieh sein soll, dessen Aufgabe es ist, materialistisch zu funktionieren. - Bei einer solchen Ausgangslage ist dann schon verständlich, wenn man im Menschen als nichts als ein besonders gut entwickeltes Tier versteht.

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#337 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Di 18. Okt 2016, 22:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was kann denn die Philosophie als Leistung für sich verbuchen?
Du erstellst hier ein ziemlich Menschenbild, demnach ein Mensch ein Vieh sein soll, dessen Aufgabe es ist, materialistisch zu funktionieren.
Ich zeichne das Bild einer erfolgreichen Wissenschaft im Dienst der Menschheit, und ich frage was hat die Philosophie dazu beigetragen? — Die Erfolge waren bescheiden; dafür war der Neid auf die wissenschaftlichen Erfolge groß. Anders ist Heideggers Aussage in dem Interview nicht zu werten.

closs hat geschrieben:wenn man im Menschen als nichts als ein besonders gut entwickeltes Tier versteht.
Der Mensch hebt sich von der Tierwelt primär durch seine Beherrschung der Symbolik (d.i. der Sprache) ab.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#338 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Di 18. Okt 2016, 23:10

Pluto hat geschrieben:Ich zeichne das Bild einer erfolgreichen Wissenschaft im Dienst der Menschheit
Das bestreitet doch keiner - auch nicht Heidegger.

Pluto hat geschrieben:Der Mensch hebt sich von der Tierwelt primär durch seine Beherrschung der Symbolik (d.i. der Sprache) ab.
Das sieht man von geistiger Warte her halt anders.

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#339 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Di 18. Okt 2016, 23:22

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich zeichne das Bild einer erfolgreichen Wissenschaft im Dienst der Menschheit
Das bestreitet doch keiner - auch nicht Heidegger.
Heidegger erscheint mir in dem Video vom Neid gegenüber der Wissenschaft besessen zu sein.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Mensch hebt sich von der Tierwelt primär durch seine Beherrschung der Symbolik (d.i. der Sprache) ab.
Das sieht man von geistiger Warte her halt anders.
Wer ist "man"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#340 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Di 18. Okt 2016, 23:58

Pluto hat geschrieben:Heidegger erscheint mir in dem Video vom Neid gegenüber der Wissenschaft besessen zu sein.
ÜBERHAUPT nicht. - Was ihn umtreibt, ist die Dominanz einer materialistischen Zeit, die ihre Philosophie über Wissenschaft zu rekrutieren versucht. - Heidegger sagt: Philosophie ist etwas ganz anderes - ich verstehe ihn gut, weil ich Ähnliches beobachte.

Pluto hat geschrieben:Wer ist "man"?
Alle, die im Menschen eine transzendenz-fähige Größe sehen.

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