Beweise

Philosophisches zum Nachdenken
Rembremerding
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#31 Re: Beweise

Beitrag von Rembremerding » Do 27. Okt 2016, 16:58

Halman hat geschrieben: Habe ich nun bewiesen, dass der Begriff Beweis mehrdeutig ist und dass es sehr wohl Beweise gibt? Falls ja, sollte jeer Zweifel schweigen. Falls nein, gibt es noch Diskussionsbedarf.

Vielleicht ist hier auch ein psychologischer Aspekt zu erwähnen:
Viele, die keine Beweise anerkennen wollen, können auch mit dem Begriff Wahrheit nichts anfangen.
Alles bleibt in der Schwebe, man braucht sich nicht festlegen, Beweis und Wahrheit verharrt als philosophischer Begriff in der Relativität und Inhaltslosigkeit, siehe Herrn Pilatus aus Pontien.
Das Leben ist auch einfacher ohne die Anerkennung von Beweisen, weil für einen die Beweislast entfällt. Beweise zu finden, sich durch Beweise zu informieren, sie abzuwägen, ist zeitaufwändig, schnell und leicht aber kann man gegen etwas sein, indem man Beweise einfach ablehnt.
So müssen Entscheidungen nicht festgelegt sein, Meinungen können schneller geändert werden. Ohne Be-weise bleibt die eigene Art und Weise wandelbar und verborgen. Im egozentrischen Individualismus wären Beweise und Wahrheit Einschränkung von Freiheit.

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Pluto
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#32 Re: Beweise

Beitrag von Pluto » Do 27. Okt 2016, 17:26

Rembremerding hat geschrieben:Das Leben ist auch einfacher ohne die Anerkennung von Beweisen, weil für einen die Beweislast entfällt. Beweise zu finden, sich durch Beweise zu informieren, sie abzuwägen, ist zeitaufwändig, schnell und leicht aber kann man gegen etwas sein, indem man Beweise einfach ablehnt.
So müssen Entscheidungen nicht festgelegt sein, Meinungen können schneller geändert werden. Ohne Be-weise bleibt die eigene Art und Weise wandelbar und verborgen. Im egozentrischen Individualismus wären Beweise und Wahrheit Einschränkung von Freiheit.
Ich denke, im Gegenteil, das Leben wird ohne Beweise schwieriger, weil der früher geltende Positivismus tot ist, und man nun nur auf Widerlegung und Intersubjektivität angewiesen ist.
Wahrheit und Freiheit sind ebenfalls schwammige Begriffe, die man nun mühselig Schritt für Schritt dokumentieren und plausibel erklären muss.
Da war die Welt im Positivismus noch einfacher, aber zugleich naiver.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
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#33 Re: Beweise

Beitrag von Rembremerding » Do 27. Okt 2016, 17:50

Pluto hat geschrieben:Ich denke, im Gegenteil, das Leben wird ohne Beweise schwieriger, weil der früher geltende Positivismus tot ist, und man nun nur auf Widerlegung und Intersubjektivität angewiesen ist.
Skeptizismus ist ein Reflex, der in der Wissenschaft angebracht sein mag, ihn aber auf das Leben zu übertragen, verhindert, dass die Liebe sich entfalten kann.
Die soziale Gefüge der Menschen, Beziehungen sind auf Wahrheit und Beweis angewiesen, was Authentizität erfordert. Ein sinnerfülltes Leben geschieht allein in der Wahrheit.
Wahrheit und Freiheit sind ebenfalls schwammige Begriffe, die man nun mühselig Schritt für Schritt dokumentieren und plausibel erklären muss.
Nichts muss erklärt werden, das ist ein Betrug unseres Egos, das beides nur auf sich selbst beziehen will. Wir wissen und haben immer schon gewusst, was Freiheit und Wahrheit ist, sonst hätten wir nicht so effektiv dagegen handeln können. Dokumentationen und Erklärungen dienen nur dazu Wahrheit und Freiheit einzuschränken und sich dabei zu ver-gewiss-ern, also sich ein gutes Gewissen zu verschaffen. Gerade Wahrheit ist im Sein selbst vorhanden, in der Natur, im Menschen. Überall, wo die Wahrheit verletzt wird, leiden Beziehungen.
In der Natur kann man Beweise für Gravitation nicht anerkennen, stets skeptisch antworten, das letzte Wort sei nocht nicht gesprochen, der Vogelkot auf dem neuen Hemd bleibt davon unberührt und wahr.
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#34 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Do 27. Okt 2016, 17:56

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich denke, im Gegenteil, das Leben wird ohne Beweise schwieriger, weil der früher geltende Positivismus tot ist, und man nun nur auf Widerlegung und Intersubjektivität angewiesen ist.
Skeptizismus ist ein Reflex, der in der Wissenschaft angebracht sein mag, ihn aber auf das Leben zu übertragen, verhindert, dass die Liebe sich entfalten kann

Es gibt einen gesunden kritischen Zweifel, der wichtig ist, aber es gibt auch eine Zweifelsucht, die – wie Du richtig sagst – die Entfaltung des Lebens verhindert oder sogar zerstören kann, wenn sie bis hin zur Verzweiflung geht. Als Beispiel habe ich schon mal eine Freundin von mir angeführt: sie hatte eine Essstörung und wäre beinahe daran gestorben. Sie ist sehr knapp dem Tod entronnen.
Nun lebt sie ihren Traum als Schauspielerin und ist eine lebendige und wunderschöne junge Frau, der man rein äußerlich nichts mehr davon ansieht. Was ist passiert? Der christliche Glaube (oder „Jesus“ wie sie selbst sagt) hat sie auf einen anderen Weg gebracht. Angenommen das wäre Plutos eigene Tochter, würde er da auch sagen: „Ach, das ist alles Schmarrn, was Du da glaubst, werd endlich mal erwachsen“?

Schmarrn kann es nicht sein, wenn es ihr das Leben gerettet hat.
Zuletzt geändert von Novas am Do 27. Okt 2016, 18:00, insgesamt 1-mal geändert.

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#35 Re: Beweise

Beitrag von Pluto » Do 27. Okt 2016, 18:00

Rembremerding hat geschrieben:Skeptizismus ist ein Reflex, der in der Wissenschaft angebracht sein mag, ihn aber auf das Leben zu übertragen, verhindert, dass die Liebe sich entfalten kann.
Für mich ist Skeptizismus eine Charaktereigenschaft die nichts mit Reflexen zu tun hat. Skeptiziesmus fördert das Hinterfragen von Ideen und Postulaten.
Aber wie sie verhhindern soll, dass sich die Liebe entfaltet, das müsstest du uns etwas genauer erklären.

Rembremerding hat geschrieben:
Wahrheit und Freiheit sind ebenfalls schwammige Begriffe, die man nun mühselig Schritt für Schritt dokumentieren und plausibel erklären muss.
Nichts muss erklärt werden, das ist ein Betrug unseres Egos, das beides nur auf sich selbst beziehen will. Wir wissen und haben immer schon gewusst, was Freiheit und Wahrheit ist, sonst hätten wir nicht so effektiv dagegen handeln können.
Wieso meinst du wir würden dagegen handeln?

Rembremerding hat geschrieben:Dokumentationen und Erklärungen dienen nur dazu Wahrheit und Freiheit einzuschränken und sich dabei zu ver-gewiss-ern, also sich ein gutes Gewissen zu verschaffen.
Das halte ich für einen sehr negativen Standpunkt gegenüber der Wahrheit.

Was ist Wahrheit?
Diese Frage beschäftigt die Menschen so lange wie sie denken können.

Es gibt da die alte Metapher vom Elefant und den blinden Männern, welche bereits im Jainismus, 500 Jahre vor Christus erzählt wurde.
Es ist die Geschichte wie sechs oder acht blinde Männer jeweils einen Teil eines Elefants abtasten, und dabei jeder ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen zieht, je nach dem welches Teil er untersucht.

Wahrheit ist für mich wie dieser Elefant, und wir sind die blinden Männer, die jeder einen anderen Teil der Wahrheit erkennen, aber keiner von uns kennt sie wirklich.

Der amerikanische Philosoph William James (1842-1910) sah das ganz ähnlich wie die blinden Männer, als er vor über 100 Jahren meinte:
"Die Definition von Wahrheit hängt mit dem Wahrheitskriterium zusammen."

Und in den 1980er Jahren meinte Karl Popper:
Das Ziel der Wissenschaft ist ... die Wahrheit: Wissenschaft ist Wahrheitssuche.
Und wenn wir auch nie wissen können, ob wir dieses Ziel erreicht haben, so können wir dennoch gute Gründe für die Vermutung haben, daß wir unserem Ziel, der Wahrheit, nähergekommen sind".
[Karl R. Popper, "Auf der Suche nach einer besseren Welt" (München 1984) 51f.]

Rembremerding hat geschrieben:...das letzte Wort sei nocht nicht gesprochen, der Vogelkot auf dem neuen Hemd bleibt davon unberührt und wahr.
:lol:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#36 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Do 27. Okt 2016, 18:02

Pluto hat geschrieben:Was ist Wahrheit?

Du bist offenbar der geistige Nachfahre des Pontius Pilatus ;)

Was ist Wahrheit? ist im Johannes-Evangelium (Joh 18,38 EU) die Erwiderung des Pontius Pilatus auf die Bemerkung Jesu, in die Welt gekommen zu sein, um „Zeugnis für die Wahrheit“ abzulegen. Die Frage geht der Verurteilung Jesu zum Kreuzestod unmittelbar voraus und bleibt scheinbar unbeantwortet: Pilatus wendet sich ab, ohne einer Antwort zu harren. Sie ist ein locus classicus für die Frage nach der Wahrheit als zentralem Thema der Philosophie und der Logik und ist auch vielfach künstlerisch und literarisch rezipiert und interpretiert worden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Was_ist_Wahrheit%3F

Manche wenden sich Jesus zu (um in ihm die Wahrheit zu finden und ihrerseits Zeugnis für die Wahrheit zu geben) und andere wenden sich (wie Pilatus) von ihm ab.

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#37 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Do 27. Okt 2016, 18:09

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Skeptizismus ist ein Reflex, der in der Wissenschaft angebracht sein mag, ihn aber auf das Leben zu übertragen, verhindert, dass die Liebe sich entfalten kann.
Für mich ist Skeptizismus eine Charaktereigenschaft die nichts mit Reflexen zu tun hat. Skeptiziesmus fördert das Hinterfragen von Ideen und Postulaten.
Aber wie sie verhhindern soll, dass sich die Liebe entfaltet, das müsstest du uns etwas genauer erklären


Zweifel bis zur Verzweiflung (also Zweifelsucht) führt nicht ins Leben, lieber Pluto. Weil sie das Vertrauen untergräbt, welches der Nährboden der Liebe ist. Hier könnten wir den Brief an die Korinther von Paulus nehmen:
„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte / und alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte; / wenn ich alle Glaubenskraft besäße / und Berge damit versetzen könnte, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte / und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, / hätte aber die Liebe nicht, / nützte es mir nichts.“ - was bringt Dir intelligenter Skeptizismus, was bringt Dir alle Gelehrsamkeit und Erkenntnis der Wissenschaft, so hoch sie sich auch türmen mag gen Himmel, ohne Liebe?
Dann ist alles null und nichtig.

Wie aber kann Liebe wachsen und gedeihen? Durch Vertrauen. Und was ist Vertrauen als Lebensform? Glaube. Das bedenke bitte, wenn Du den Glauben eines Menschen angreifst, denn dabei geht es um sehr viel mehr, als nur die besseren Argumente in einer Diskussion. Es geht um das Heilsein der menschlichen Seele.
Zuletzt geändert von Novas am Do 27. Okt 2016, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.

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#38 Re: Beweise

Beitrag von Rembremerding » Do 27. Okt 2016, 18:19

Pluto hat geschrieben: Aber wie sie verhhindern soll, dass sich die Liebe entfaltet, das müsstest du uns etwas genauer erklären.
Irgendwann muss jeder seinen Skeptizismus, sein Misstrauen, seine Motive für Scham überwinden, um wahre Liebe zu geben und empfangen zu können und um nicht verzweifelt sowie verbittert zu werden. Diese Motive sind: Sicherheit, Perfektionismus, emotionale Taubheit (Rückzug ins Ich)
Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:
Wahrheit und Freiheit sind ebenfalls schwammige Begriffe, die man nun mühselig Schritt für Schritt dokumentieren und plausibel erklären muss.
Nichts muss erklärt werden, das ist ein Betrug unseres Egos, das beides nur auf sich selbst beziehen will. Wir wissen und haben immer schon gewusst, was Freiheit und Wahrheit ist, sonst hätten wir nicht so effektiv dagegen handeln können.
Wieso meinst du wir würden dagegen handeln?
Weil es unfreie und in Lüge verstrickte Menschen gibt.

Es gibt da die alte Metapher vom Elefant und den blinden Männern, welche bereits im Jainismus, 500 Jahre vor Christus erzählt wurde.
Dazu gibt es sogar schon hier einen Thread, guckst Du:
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... it=elefant
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#39 Re: Beweise

Beitrag von Rembremerding » Do 27. Okt 2016, 18:20

Novalis hat geschrieben:
Wie aber kann Liebe wachsen und gedeihen? Durch Vertrauen. Und was ist Vertrauen als Lebensform? Glaube. Das bedenke bitte, wenn Du den Glauben eines Menschen angreifst, denn dabei geht es um sehr viel mehr, als nur die besseren Argumente in einer Diskussion. Es geht um das Heilsein der menschlichen Seele.
Oh, wie wahr, geschenkt aus Gnade durch den Heiland, der die Wahrheit ist.
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#40 Re: Beweise

Beitrag von Novas » Do 27. Okt 2016, 18:22

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Aber wie sie verhhindern soll, dass sich die Liebe entfaltet, das müsstest du uns etwas genauer erklären.
Irgendwann muss jeder seinen Skeptizismus, sein Misstrauen, seine Motive für Scham überwinden, um wahre Liebe zu geben und empfangen zu können und um nicht verzweifelt sowie verbittert zu werden. Diese Motive sind: Sicherheit, Perfektionismus, emotionale Taubheit (Rückzug ins Ich)

Ich bin immer wieder hoch erfreut, wenn ich Jesus in Dir begegne :wave:
Meistens kann ich deinen Beiträgen nur zustimmen.

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