closs hat geschrieben:"Gewissheit" ist richtig - aber das ist eben NICHT Wissen (sonst könnte man auch "Wissen" sagen)
Gewissheit ist eine diplomatische Formulierung. Ich würde verschiedene Arten und Weisen des Wissens unterscheiden, wozu ich auch spirituelles Wissen zähle, wie es beispielsweise in der Herzensmystik von Augustinus sichtbar wird:
Kehret in euer Herz zurück! Durch Umherschweifen geht ihr in die Irre: kehret zurück! Wohin? Zum Herrn. Schnell! Zuerst kehre in dein Herz zurück. Ausgewandert von dir, schweifst du draußen umher; du kennst dich selbst nicht und fragst nach dem, von dem du geschaffen bist. Kehre zurück, kehre in dein Herz zurück, reiße dich los vom Leibe! Dein Leib ist deine Wohnung. Dein Herz nimmt auch durch deinen Leib wahr; aber dein Leib ist nicht, was deine Seele ist.
Kehre in dein Herz zurück! In deinem Leib fandest du anderswo die Augen, anderswo die Ohren; findest du dies etwa auch in deinem Herzen? Oder hast du in deinem Herzen keine Ohren? Welches sind also die, von denen der Herr sagte: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" (Lk 8,8)? Oder hast du in deinem Herzen keine Augen? Der Apostel spricht doch von "erleuchteten Augen eures Herzens" (Eph 1,18).
Kehre in dein Herz zurück! Sieh dort, was du etwa von Gott denkst, weil dort das Bild Gottes ist! Im inneren Menschen wohnt Christus, im inneren Menschen wirst du erneuert zum Bilde Gottes, in seinem Bilde erkenne dessen Urheber.
Aurelius Augustinus
Ich würde hier von einer inneren Wahrheit sprechen. Den christlichen Weg kann man beschreiben, als das Hinabsteigen vom Kopf zum Herzen, weshalb ich von einem Wissen des Herzens spreche. Das ist ein lebendiges Wissen, in welches man immer wieder neu und frisch Einsicht gewinnt.
Manchmal wird auch vom sensus fidelium („Glaubenssinn“) gesprochen, den die Menschen (von Herz zu Herz) miteinander teilen. Es gibt unsre persönliche innere Erfahrung und es gibt das Zusammenspiel mit der Überlieferung, die uns dabei helfen kann, diese Erfahrung zu deuten. Im Buddhismus gibt es das ebenso: die Übertragung des Dharma (Lehre) geschieht innerhalb der Sangha (spirituellen Gemeinschaft).
Gesprochen wird hier auch von der „Herz zu Herz Übertragung“.

Konfuzius unterschied drei Wege, um zu Weisheit zu gelangen:
* Durch Nachdenken, das ist der Edelste.
* Durch Nachahmen, das ist das Leichteste.
* Durch Erfahrung, das ist das Bitterste.
und ich würde noch hinzu fügen:
* Durch das Herz, das ist der vollkommene, weil alle Aspekte des Weges darin vereint sind und der ganze Mensch angesprochen, gemeint und herausgefordert.
Es mag schon sein, dass die eigene Erfahrung genügt - rein individualistisch und ohne Gemeinschaft - aber das kann ziemlich bitter sein und daraus kann eine frustrierende Ego-Tour werden, die nur an der Oberfläche bleibt; das Herz hingegen will sich verbinden und schafft Orte der Zugehörigkeit, wo Bewusstsein und Wissen geteilt wird und sich entfalten darf.
https://lebensraumpsalmen.wordpress.com ... a-psalmen/Die Seele der Dinge / läßt mich ahnen … // … Ich höre das Herz des Himmels / pochen / in meinem Herzen. Rose Ausländer.
* * *
Said: herr / begreife
ich will nicht unterworfen sein … // … und fürchte dich nicht vor meinem wort / denn es sucht dich mit mir zu verbinden