Fügung vs. Freier Wille

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#31 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Pluto » Fr 2. Jan 2015, 22:17

JackSparrow hat geschrieben:Woran erkennt man, ob ein Wille wirklich frei ist oder ob man gerade einen semantischen Fehler begeht?
Analytisches Denken, mein Lieber Jack... ;)
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Pluto
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#32 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Pluto » Fr 2. Jan 2015, 22:18

Salome23 hat geschrieben:
Ein davon unabhängiger freier Wille wäre beispielsweise der spontane Einfall, dreimal in die Luft zu springen und dabei das Alphabet rückwärts aufzusagen.
Aber das ist ja wieder kein freier Wille, weil es von deinem Bedürfnis abhängt, das zu tun...
Sonst würdest du ja gar nicht springen und...
Eben...
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closs
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#33 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von closs » Fr 2. Jan 2015, 23:47

Man muss hier aus meiner Sicht nicht differenzieren.

Denn Wille ist in erster Linie der Versuch der Umsetzung eines Bedürfnisses. - Bedürfnis jedoch ist Folge einer Erkenntnis - ob diese Erkenntnis bewusst oder unbewusst ist, ist wurscht. - Und so erkennt man, dass man essen oder in die Oper gehen will - drückt man dieses Bedürfnis aus, ist es ein "Wille".

"Wille" ist eigentlich immer frei - die entscheidende Frage ist, ob man diesen Willen formulieren oder umsetzen darf.

Gäbe es wirklich einen unfreien Willen, dann wäre es einer, der Dinge wünscht, die ihm eingeredet werden, aber ungut sind - aber das ist hier ja nicht gemeint.

Pluto
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#34 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Pluto » Fr 2. Jan 2015, 23:54

closs hat geschrieben:Man muss hier aus meiner Sicht nicht differenzieren.

Denn Wille ist in erster Linie der Versuch der Umsetzung eines Bedürfnisses. - Bedürfnis jedoch ist Folge einer Erkenntnis - ob diese Erkenntnis bewusst oder unbewusst ist, ist wurscht. - Und so erkennt man, dass man essen oder in die Oper gehen will - drückt man dieses Bedürfnis aus, ist es ein "Wille".

"Wille" ist eigentlich immer frei - die entscheidende Frage ist, ob man diesen Willen formulieren oder umsetzen darf.
Dem will ich nicht widersprechen. Dennoch können wir nicht alles haben/erreichen, was wir gerne wollen/möchten, und schon gar nicht können wir wollen, was wir nicht kennen.

Der eigentliche Punkt ist ein anderer: Die Freiheit die wir haben, erlaubt es uns, die Fügung auszuhebeln, so dass freier Wille und Fügung unvereinbar sind. Entweder oder... aber nicht Beides, und schon gar nicht gleichzeitig.
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#35 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von closs » Sa 3. Jan 2015, 00:10

Pluto hat geschrieben: Entweder oder... aber nicht Beides, und schon gar nicht gleichzeitig.
Doch - das geht und genau so ist es auch.

Angenommen
a) Du würdest bis zu Deinem Lebensende frei entscheiden können, und
b) Du würdest zu Deinem Lebensende erfahren, dass all das, was Du jemals frei entschieden hast, schon immer gewusst war:
Was würde das an Deiner freien Entscheidung (innerhalb Deiner Wahlfreiheit - mehr geht ja eh nicht) rückwirkend ändern?

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#36 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Christof » Sa 3. Jan 2015, 00:10

Lieber Pluto,

wenn Du die "Fügung" nicht kennst, kannst Du sie auch nicht aushebeln. Für uns ist der Wille frei, letztlich kommt aber die Fügung raus.

In Liebe
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#37 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Pluto » Sa 3. Jan 2015, 00:33

closs hat geschrieben:Angenommen
a) Du würdest bis zu Deinem Lebensende frei entscheiden können, und
b) Du würdest zu Deinem Lebensende erfahren, dass all das, was Du jemals frei entschieden hast, schon immer gewusst war:
Was würde das an Deiner freien Entscheidung (innerhalb Deiner Wahlfreiheit - mehr geht ja eh nicht) rückwirkend ändern?
Das scheint mir ein "Schuss aus der Hüfte ins Blaue" zu sein.
Lies einfach das Newcomb Paradoxon. Dann wirst du erkennen, dass man mit menschlichem Verstand Strategien entwickeln kann, um ein angebliche Allwissenheit auszunutzen.
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#38 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von closs » Sa 3. Jan 2015, 00:39

Pluto hat geschrieben:Lies einfach das Newcomb Paradoxon.
. Der Fehler in der Voraus-Setzung (wie meistens) ist schnell gefunden. - Es wird argumentiert mit dem Satz "Wenn vorher bereits feststeht, wie gewählt wird, gibt es keine Willensfreiheit". - Genau dieser Satz ist falsch - und nur auf dieser falschen Voraus-Setzung entwickelt sich dieses Schein-Paradoxon. -Mit anderen Worten: Du kannst Newcomb knicken: Er hat falsche Voraus-Setzungen geschaffen.

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#39 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Salome23 » Sa 3. Jan 2015, 02:49

Pluto hat geschrieben: Dennoch können nicht alles wollen was wir gerne möchten, und schon gar nicht können wir nicht wollen, was wir nicht kennen.
Irgendwas stimmt an der Aussage nicht :) Lies sie nochmal genau...

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#40 Re: Fügung vs. Freier Wille

Beitrag von Pluto » Sa 3. Jan 2015, 11:10

Salome23 hat geschrieben:Irgendwas stimmt an der Aussage nicht :) Lies sie nochmal genau...
So besser:

Dennoch können wir nicht alles haben/erreichen, was wir gerne wollen/möchten, und schon gar nicht können wir wollen, was wir nicht kennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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