Was ist Ontologie?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#31 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 00:56

Pluto hat geschrieben:"In Verbindung gebracht" ist ziemlich wenig.
Das ist absichtlich defensiv formuliert - es geht hier nicht um HP, sondern um die Bedeutungs-Grenzen von Aussagen.

Pluto hat geschrieben:Ich sprach von der Welt, nicht nur vom Dasein.
Was verstehst Du unter "Welt"?

Pluto hat geschrieben:Um darüber zu diskutieren, müsste man zunächst besser verstehen, was sich hinter dem Begriff des "transzendenten Seins" verbirgt?
Aus Sicht des Daseins ist es eine daseins-mäßig prinzipiell nicht nachweisbare Größe, für die es Gründe gibt, die von der Logik bis zu persönlichen Erfahrungen reichen. - Aus christlicher Sicht ist es das, woraus das Dasein kommt und in das es wieder geht. - Das Dasein ist in diesem Sinne eine Ableitung von diesem transzendenten Sein.

Pluto
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#32 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 01:09

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:"In Verbindung gebracht" ist ziemlich wenig.
Das ist absichtlich defensiv formuliert - es geht hier nicht um HP, sondern um die Bedeutungs-Grenzen von Aussagen.
Stimmt. Aber am Beispiel der HP sieht man, dass ein unspezifisches "in-Verbindung-gebracht" als Gegenargument gegen rationale Erkenntnisse nicht tauglich ist.

closs hat geschrieben:Was verstehst Du unter "Welt"?
Alles was wir rational erkennen können.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Um darüber zu diskutieren, müsste man zunächst besser verstehen, was sich hinter dem Begriff des "transzendenten Seins" verbirgt?
Aus Sicht des Daseins ist es eine daseins-mäßig prinzipiell nicht nachweisbare Größe, für die es Gründe gibt, die von der Logik bis zu persönlichen Erfahrungen reichen.
Welche Gründe gibt es denn?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#33 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 01:33

Pluto hat geschrieben: Aber am Beispiel der HP sieht man, dass ein unspezifisches "in-Verbindung-gebracht" als Gegenargument gegen rationale Erkenntnisse nicht tauglich ist.
Möglicherweise ist das auch nicht die Positionierung - Du erinnerst Dich vielleicht daran, dass sich HP-Ärzte schwer tun, mit klassischen Naturwissenschaftlern zu kommunizieren. - Die Positionierung ist vielmehr: "Ich habe einen Fall und einen Lösungs-Ansatz - aus Erfahrung weiss ich, dass eine Lösung (= Heilung) eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich ist".

Pluto hat geschrieben:Alles was wir rational erkennen können.
Das heisst also: Wenn Du Gott rational erkennen könntest, wäre er "Welt"?

Pluto hat geschrieben:Welche Gründe gibt es denn?
Persönliche Erfahrungen/Erkenntnisse - grundsätzliche Sinnfragen - Fragen nach dem Woher und Wohin - etc.

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#34 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 11:04

closs hat geschrieben:Die Positionierung ist vielmehr: "Ich habe einen Fall und einen Lösungs-Ansatz - aus Erfahrung weiss ich, dass eine Lösung (= Heilung) eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich ist".
Das tun Placebos auch. :)

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Alles was wir rational erkennen können.
Das heisst also: Wenn Du Gott rational erkennen könntest, wäre er "Welt"?
Dann wäre Er ein TEIL der Welt.

Pluto hat geschrieben:Welche Gründe gibt es denn?
Persönliche Erfahrungen/Erkenntnisse - grundsätzliche Sinnfragen - Fragen nach dem Woher und Wohin - etc.[/quote]

PS:
Warum ist es so, dass wenn es um Spiritualität geht, es immer an echten Belegen mangelt? Es sind die Dinge zwischen Wirklichkeit und Vision zieschen Dasein und Sein über die wir diskutieren, die die Ontologie in meinen Augen zum nicht ganz ernst genommenen "Himmelshaken" der Existenz machen. Dabei könnte man aus ihr, richtig angewendet, ein leistungsfähiges Werkzeug der Erkenntis machen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#35 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 11:25

Pluto hat geschrieben:Das tun Placebos auch.
Die Wirkung zählt. - Wirklichkeit ist Wirk-Lichlichkeit.

Pluto hat geschrieben:Dann wäre Er ein TEIL der Welt.
Du weisst aber schon, dass Du das Sein ("die Welt") danach definierst, ob und wie sie wahrnehmbar ist !?!?

Pluto hat geschrieben:Warum ist es so, dass wenn es um Spiritualität geht, es immer an echten Belegen mangelt?
Weil (in Deinen Worten) "echte" Belege immer nur Daseins-Belege sein können, das Transzendente/Meta-Physische aber genau nicht Dasein ist, wenn es auch ins Dasein hineinwirkt/hineinwirken kann.

"Echte Belege" wird damit gleichgesetzt mit Dingen, die man im eigenen Wahrnehmungs-Horizont objektivieren kann. - Da aber das Transzendente sui generis eben NICHT das Objektivierbare im eigenen Wahrnehmungs-Horizont sein KANN (sonst wäre es ja nicht Transzendenz, sondern Dasein), kann man es nur erschließen oder erfühlen.

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#36 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 11:54

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das tun Placebos auch.
Die Wirkung zählt. - Wirklichkeit ist Wirk-Lichlichkeit.
Genau darum geht es doch.
Die Placebo Wirkung von HP-Mitteln ist unangefochten.
Es geht nur um das was darüberhinaus behauptet wird.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dann wäre Er ein TEIL der Welt.
Du weisst aber schon, dass Du das Sein ("die Welt") danach definierst, ob und wie sie wahrnehmbar ist !?!?
Wie stellt man sonst fest, was es in der Welt gibt, außer mit unserer Warhnehmung? Doch wohl nicht mit Visionen, Tagträumen oder Illusionen?

closs hat geschrieben:Weil (in Deinen Worten) "echte" Belege immer nur Daseins-Belege sein können, das Transzendente/Meta-Physische aber genau nicht Dasein ist, wenn es auch ins Dasein hineinwirkt/hineinwirken kann.
Warum dieses Versteckspiel mit den Belegen? Warum sind sie nicht Jedermann zugänglich? Warum muss man vertrauen und glauben, anstatt sich zu überzeugen?

closs hat geschrieben:Da aber das Transzendente sui generis eben NICHT das Objektivierbare im eigenen Wahrnehmungs-Horizont sein KANN (sonst wäre es ja nicht Transzendenz, sondern Dasein), kann man es nur erschließen oder erfühlen.
Imer wieder dieselbe (unbeantwortbare) Frage: Wie stellt man fest, ob das was man "erfühlt" nicht Illusion ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#37 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 12:18

Pluto hat geschrieben:Wie stellt man sonst fest, was es in der Welt gibt, außer mit unserer Warhnehmung?
Ganz meine Meinung. - Aber wie kommst Du darauf, dass "das, was ist", abhängig von unserer Wahrnehmung sein sollte. - Meinst Du ernsthaft, dass "alles, was ist" für uns wahrnehmbar sein muss?

Pluto hat geschrieben: Warum sind sie nicht Jedermann zugänglich?
Weiss ich nicht - es scheint aber so zu sein.

Pluto hat geschrieben:Warum muss man vertrauen und glauben, anstatt sich zu überzeugen?
"Sich überzeugen" heisst in Deinem Jargon, etwas mindestens intersubjektiv nachweisen können. - Intersubjekt nachweisen kann man aber nur Dinge des Daseins. - Geistige Dinge kann man zwar intersubjektiv teilen (insofern ist es für Betroffene kein Problem), aber eben nicht nachweisen - denn: Wie willst Du etwas im Dasein/in der natürlichen Welt nachweisen, was nicht Teil derselben ist?

Im Grund läuft das auf einen Satz von Chr. M. Wieland raus, dessen Hauptfigur Demetrius in seinem (ungemein witzigem UND tiefem) Buch "Die Geschichte der Abderiden" gefragt (in meinen Worten) wird "Wie kann man Geist beweisen?" und antwortet "Geist kann man nicht beweisen, aber er erkennt sich gegenseitig". - Und wohlgemerkt: Wieland gilt als Aufklärer.

Diesen Geist hat potentiell jeder Mensch - aber dessen Aktivierung wird in Zeiten wie den unseren massiv dadurch behindert, dass man atomistisch denkt - die sogenannte "analytische Philosophie" ist diesbezüglich eine einzige Katastrophe.

Pluto hat geschrieben: Wie stellt man fest, ob das was man "erfühlt", nicht Illusion ist?
Objektiv kann man das NICHT feststellen. - Aber man bekommt mit der Zeit ein Händchen, was echt und was unecht ist. - Mit Spiritismus hat das übrigens gar nichts zu tun - Spiritualität steht zu Spiritismus wie eine Liebesbeziehung zu einem Puff. - In beiden Fällen macht man im Bett dasselbe und trotzdem ist es etwas ganz anderes.

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#38 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von Scrypt0n » Di 30. Sep 2014, 12:35

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Meinst Du ernsthaft, dass "alles, was ist" für uns wahrnehmbar sein muss?
Prinzipiell ja - es gibt keinen Grund zur Annahme, weshalb das nicht zutreffend sein sollte.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Warum sind sie nicht Jedermann zugänglich?
Weiss ich nicht - es scheint aber so zu sein
Es scheint so zu sein, dass Fantasien des einen für den anderen nicht zugänglich sind! :)

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Wie stellt man fest, ob das was man "erfühlt", nicht Illusion ist?
Objektiv kann man das NICHT feststellen. - Aber man bekommt mit der Zeit ein Händchen, was echt und was unecht ist.
Behauptest du - behauptet jeder, trotz gegenteiliger und widersprüchlicher Standpunkte.
Eine Behauptung als Ausrede, nichts weiter.

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#39 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von closs » Di 30. Sep 2014, 15:50

Scrypt0n hat geschrieben:Behauptest du
Reiner Erfahrungswert. - Worauf sonst sollte man sich beziehen, wenn es um Erkenntnis geht?

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#40 Re: Was ist Ontologie?

Beitrag von Pluto » Di 30. Sep 2014, 19:19

closs hat geschrieben:Meinst Du ernsthaft, dass "alles, was ist" für uns wahrnehmbar sein muss?
Ja, sicher!
Das muss sogar so sein, denn was wir nicht wahrnemen, können wir nicht von einer Illusion unterscheiden.

closs hat geschrieben:Geistige Dinge kann man zwar intersubjektiv teilen (insofern ist es für Betroffene kein Problem), aber eben nicht nachweisen - denn: Wie willst Du etwas im Dasein/in der natürlichen Welt nachweisen, was nicht Teil derselben ist?
Beispiel:
Wir betrachten einen Sonnenuntergang und finden ihn Beide schön. Du meinst, diese Schönheit lässt sich teilen.
Aber was das Empfinden von "schön" ist, muss nicht dasselbe sein. Die Tiefe die das Gefühl auslöst, bleibt unser ganz privates Empfinden, das Jeder für sich empfindet, und weder erklärbar noch teilbar ist.

Tja, der Teufel steckt im Detail...

Übrigens, fällt mir bei der Debatte über die Interpretation von Jesus' Haltug zur Parusie dasselbe auf — Jeder interpretiert die Worte von Jesus (und Paulus) nach seinem Gutdünken, weil es keinen objektiven Maßstab gibt.
http://4religion.de/viewtopic.php?p=93871#p93871

closs hat geschrieben:Und wohlgemerkt: Wieland gilt als Aufklärer.
Das ist mehr als 200 Jahre her. Gibt es denn keine zeithnahen Beispiele?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Wie stellt man fest, ob das was man "erfühlt", nicht Illusion ist?
Objektiv kann man das NICHT feststellen. - Aber man bekommt mit der Zeit ein Händchen, was echt und was unecht ist.
Und woher weiß man, dass diese "Händchen" nicht auch Illusion ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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